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Statt allein zu Haus: Abwasserbetriebe bilden Netzwerk

Allein gelassen: So kommt sich so mancher in seinem Abwasserbetrieb vor. Ein Berg voll Arbeit, aber ständig Neues und ständig mehr. Updates bei Verordnungen und Normen, Techniken, Starkregen, Klimaanpassung und nie genug Zeit. Die Lösung: sich gegenseitig helfen und unterstützen im Kommunalen Netzwerk der Abwasserbetriebe.

15 Jahre KomNetAbwasser: Netzwerk für Abwasserbetriebe feiert Jubiläum
Am Rande des "Tages der Kanalreinigung" in Bochum sprachen wir mit Mitgliedern des KomNetAbwasser und mit IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek. | Foto: IKT

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Bei so mancher Frage, bei so manchem Problem würde man gerne wissen, wie die Kollegen in anderen Städten damit umgehen. Welche Erfahrungen haben sie gemacht und welche Lösungen haben sie gefunden? Aber mit wem kann man sich beraten, wer hilft einem mit gutem Rat?

Genau zu diesem Zweck hat sich vor 15 Jahren das Kommunale Netzwerk der Abwasserbetriebe gegründet, kurz KomNetAbwasser. Was zunächst mit dem Thema Grundstücksentwässerung begann, hat sich inzwischen thematisch stark erweitert: von Bau, Betrieb, Sanierung, Kanalreinigung bis hin zu Starkregen und Klimafolgenanpassung reicht das vielfältige Themenspektrum. Auch interne und externe Kommunikation sowie Mitarbeiterschulung gehören dazu. Alle Arbeits- und Verantwortungsbereiche von Stadtentwässerungen sind abgedeckt.

Mehr als 120 Stadtentwässerungen aus ganz Deutschland sind mittlerweile dabei – vom Ruhrgebiet bis in den Großraum Berlin, von Schleswig-Holstein bis zum Starnberger See. Mit allen ihren Fragen können sich die Mitglieder jederzeit unbürokratisch an das Netzwerk wenden. Das Schwarm-Wissen bringt immer schnell eine Lösung zutage – selbst für schwierige und ungewöhnliche Probleme. Ins Leben gerufen hat das Netzwerk das neutrale und unabhängige IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur.

Patrick Litz (Stadt Altena): „Ich habe das Abwassernetzwerk schätzen gelernt, weil man auf kurzem, schnellen Weg wertvolle Informationen zu aktuellen Themen beschaffen kann.“ Wichtig für ihn: die Abwassersprechstunde an jedem Freitag und das für Mitglieder kostenlose Weiterbildungsangebot des IKT. | Foto: IKT
Patrick Litz (Stadt Altena): „Ich habe das Abwassernetzwerk schätzen gelernt, weil man auf kurzem, schnellen Weg wertvolle Informationen zu aktuellen Themen beschaffen kann.“ Wichtig für ihn: die Abwassersprechstunde an jedem Freitag und das für Mitglieder kostenlose Weiterbildungsangebot des IKT. | Foto: IKT

Abwassersprechstunde online

Was macht das KomNetAbwasser für seine Mitglieder so attraktiv? Zunächst ist hier ein großer Pool an Wissen und Erfahrung zu Technik, Organisation und Betrieb seitens der Mitglieder gebündelt. Dieser Wissenspool wird sehr professionell und effizient von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des IKT unter der Leitung von Marco Schlüter betreut, organisiert und koordiniert. „Ich habe das Abwassernetzwerk schätzen gelernt, weil man auf kurzem schnellem Weg wertvolle Informationen zu aktuellen Themen beschaffen kann,“ sagt Patrick Litz vom Abwasserwerk der Stadt Altena und weist in diesem Zusammenhang auf die Abwassersprechstunde hin.

Jeden Freitag werden von 11 bis 12 Uhr online Themen aus dem gesamten Spektrum der für Abwasserbetriebe relevanten Fragen aktuell und zeitnah aufgegriffen. Chantal Westphal vom Abwasserwerk Altena nennt als Beispiel den Umgang mit dem Urteil des OVG Münster zur Gebührenkalkulation. „Hier hatten wir die Möglichkeit zu besprechen, wie die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben mit dieser Problematik umgehen.“ So gehe es mit vielen Themen, die neu auftauchen. In der Abwassersprechstunde werden sie in ungezwungener und offener Atmosphäre schnell aufgegriffen und tragen so dazu bei, immer auf dem aktuellen Stand der Dinge zu bleiben.

Die Themen haben einen großen Praxisbezug. Die Erfahrungen und Antworten von den Kollegen aus anderen Betrieben sind oftmals in wichtigen Teilen auf andere Kommunen übertragbar, beschreibt Scharuch Hessam, Prokurist bei der Stadtentwässerung Schwerte und weist auf die Möglichkeit hin, auch selbst mit konkreten Fragen über das IKT den Wissens- und Erfahrungspool des Netzwerkes zu nutzen. „Das ist für uns ein Mehrwert mit großem Alltagsnutzen.“

Ludger Wördemann (Stadt Rheda-Wiedenbrück): „Für uns ist die ‚Flatrate‘ im Bereich der Fort- und Weiterbildung des IKT ein wichtiges Argument, weil wir dadurch viele unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im IKT schulen lassen können.“ Wichtig für ihn: Abwassersprechstunde und die Schulungsangebote für das „Team Orange“. | Foto: IKT
Ludger Wördemann (Stadt Rheda-Wiedenbrück): „Für uns ist die ‚Flatrate‘ im Bereich der Fort- und Weiterbildung des IKT ein wichtiges Argument, weil wir dadurch viele unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im IKT schulen lassen können.“ Wichtig für ihn: Abwassersprechstunde und die Schulungsangebote für das „Team Orange“. | Foto: IKT
Aus den in der Abwassersprechstunde diskutierten Fragestellungen erkennt das IKT immer wieder den Bedarf seitens der Kommunen, tiefer in bestimmte Themen einzusteigen und entwickelt daraus vertiefende Schulungen, Seminare bis hin zu Warentests und Forschungsprojekten. So kommen aus der kommunalen Praxis auch wichtige Impulse für die wissenschaftliche Arbeit des IKT. Für Ludger Wördemann, Kanalbetriebsleiter bei der Stadt Rheda-Wiedenbrück, ist das IKT darüber hinaus eine wichtige Schnitt- und Kontaktstelle zu Behörden und Umweltministerien. „So kommt auch bei den politischen Entscheidungsträgern an, was die Profis vor Ort aus dem Netzwerk zu sagen haben.“

Fortbildung – auch für „Team Orange“

Chantal Westphal weist auf die Breite des Schulungs- und Bildungsangebotes hin, das für die KomNet-Mitglieder kostenlos zur Verfügung steht. Das richtet sich nicht nur an die Zielgruppe der Ingenieure und Techniker. Das IKT habe Angebote für alle Ebenen innerhalb eines Abwasserbetriebes. „Ich habe beispielsweise an einer Schulung mit dem Thema 'Moderne Führung innerhalb kommunaler Strukturen' teilgenommen.“

Für Ludger Wördemann ist in diesem Zusammenhang die Schulungsreihe für das „Team Orange“ von besonderer Bedeutung. Dieses praxisbezogene Angebot richtet sich an die Beschäftigten aus dem Kanalbetrieb.

Melina Sonnenschein (Stadt Emmerich am Rhein): „Da man im alltäglichen Betrieb schon sehr eingespannt ist, ist es für mich sehr nützlich, die im Netzwerk entwickelten und sehr gut aufbereiteten Handreichungen auf Papier oder im Internet nutzen zu können.“ Wichtig für sie: das Angebot für „Team Orange“. | Foto: IKT
Melina Sonnenschein (Stadt Emmerich am Rhein): „Da man im alltäglichen Betrieb schon sehr eingespannt ist, ist es für mich sehr nützlich, die im Netzwerk entwickelten und sehr gut aufbereiteten Handreichungen auf Papier oder im Internet nutzen zu können.“ Wichtig für sie: das Angebot für „Team Orange“. | Foto: IKT

„Dahinter steckt die Erkenntnis, dass die Mitarbeiter vor Ort besser qualifiziert werden müssen, weil in diesem Bereich auch viele Quereinsteiger ohne fachspezifische Ausbildung arbeiten“, so Wördemann. In einer komplexer werdenden Branche werde mit anspruchsvollen Techniken gearbeitet. Hier seien Qualifizierungsangebote dringend erforderlich. „Das versuchen wir in Schulungen und Workshops in kleinen Gruppen zu vermitteln und so auch dem Mangel an technischem Personal entgegenzuwirken.“ Auf Ingenieurebene und Technikerebene werde viel Fortbildung angeboten, aber für das gewerbliche Personal gebe es bisher zu wenig.

Dieses Angebot sei von Praktikern für Praktiker gestaltet, ergänzt Melina Sonnenschein, Leiterin Kanalbetrieb und Kanalinstandhaltung bei den Technischen Werken der Stadt Emmerich am Rhein.„Das macht es für die Kollegen umso ansprechender.“ Dieses Angebot biete darüber hinaus auch den gewerblichen Mitarbeitern die Möglichkeit des Austausches untereinander, wozu sie sonst kaum Gelegenheit hätten.

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels seien die Abwasserbetriebe zunehmend darauf angewiesen, auch Quereinsteiger zu beschäftigen, so Karl Wilhelm Krebbing,Technischer Leiter bei den Technischen Werken Emmerich. „Bei der notwendigen Qualifizierung leistet das IKT mit seinen Schulungen und Fortbildungen für die Mitglieder des KomNet wertvolle Arbeit, mit der ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereiten kann.“

Karl Wilhelm Krebbing (Stadt Emmerich am Rhein): „Für mich ist der Austausch wichtig, damit nicht jede Kommune neu Lösungen für Probleme suchen muss, für die vielleicht an anderer Stelle schon funktionierende Antworten entwickelt, umgesetzt und erprobt wurden.“ Wichtig für ihn: das Netzwerken, um schnelle Antworten auf aktuelle Fragen zu bekommen. | Foto: IKT
Karl Wilhelm Krebbing (Stadt Emmerich am Rhein): „Für mich ist der Austausch wichtig, damit nicht jede Kommune neu Lösungen für Probleme suchen muss, für die vielleicht an anderer Stelle schon funktionierende Antworten entwickelt, umgesetzt und erprobt wurden.“ Wichtig für ihn: das Netzwerken, um schnelle Antworten auf aktuelle Fragen zu bekommen. | Foto: IKT

Konkrete Unterstützung

Ein wichtiger Punkt sei die Unterstützung der Kommunen bei der Bürgerberatung, betont IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek. Dazu gehören im KomNet gemeinsam entwickelte und professionell aufbereitete Materialien und Kommunikationsstrategien. So wurden Filme für die Öffentlichkeitsarbeit, beispielsweise ein Erklärfilm für die Bürgerberatung zum Thema Baustellen oder ein Imagefilm für die Nachwuchswerbung gedreht. Für eine Einzelkommune sei so etwas finanziell und organisatorisch kaum zu bewerkstelligen. „Im Netzwerk können wir gemeinsam lösen, was allein nicht zu schaffen wäre“, so Waniek.

Wie konkrete Hilfe des KomNet mit der aktiven koordinierenden und gestaltenden Rolle des IKT aussehen kann, dafür nennt Ludger Wördemann die Flutkatastrophe im Ahrtal als Beispiel. In dieser Notsituation reagierte das Netzwerk sehr schnell. Vom IKT aus wurden die Fäden zu anderen Netzwerkern gesponnen, es wurde ermittelt, wo welche Hilfe gebraucht wurde und wer in welcher Weise in der Lage war, zu helfen. Im vom Hochwasser betroffenen Altena standen so innerhalb von fünf Tagen vier Fahrzeuge aus dem KomNetAbwasser zur Verfügung, die über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen geholfen haben, das Abwassernetz wieder in Ordnung zu bringen, berichtet Patrick Litz aus eigener Erfahrung.

Chantal Westphal (Stadt Altena): „Für mich ist es auch für meine Tätigkeit in der Verwaltung wichtig, über die Informationen und gezielte Fortbildungsveranstaltungen Hintergrund- und Praxiswissen zu erlangen.“ Wichtig für sie: über den Austausch mit anderen erfahren, wie man anderenorts mit aktuellen Fragestellungen umgeht. | Foto: IKT
Chantal Westphal (Stadt Altena): „Für mich ist es auch für meine Tätigkeit in der Verwaltung wichtig, über die Informationen und gezielte Fortbildungsveranstaltungen Hintergrund- und Praxiswissen zu erlangen.“ Wichtig für sie: über den Austausch mit anderen erfahren, wie man anderenorts mit aktuellen Fragestellungen umgeht. | Foto: IKT

Zukunft mit wachsenden Herausforderungen

„Die Abwasserbranche steht vor einer dramatischen Erhöhung der Komplexität ihrer Aufgaben“, ist sich Roland W. Waniek sicher. Der Umgang mit künstlicher Intelligenz, mit Starkregen und Klimafolgenanpassung, dringend notwendige Querverbindungen zu anderen Aufgabengebieten wie Straßen, Grünflächen, Feuerwehren und Katastrophenschutz stellen die Beteiligten in den Abwasserbetrieben vor große Herausforderungen. Das KomNet könne einen wichtigen Beitrag dazu leisten, diese Komplexität ein Stück weit aufzulösen und nicht nur technische, sondern auch strategische Lösungswege entwickeln und aufzeigen. „Je mehr dabei sind, desto größer wird der Wissenspool und der Nutzen für alle“, so der IKT-Geschäftsführer. Vor diesem Hintergrund wünscht sich Scharuch Hessam für die Zukunft ein weiteres bundesweites Wachsen des Netzwerkes, um auf diese Weise noch mehr Impulse zu generieren und den Erfahrungshorizont im KomNet noch weiter zu spannen.

Die Teilnahme am KomNetAbwasser ist offen für alle Stadtentwässerungen. Das Teilnahmeentgelt richtet sich nach der Einwohnergröße. Es ist abwassergebührenfähig, weil man dafür Ingenieurleistungen im Sinne der Abwasserbeseitigungspflicht erhält und nicht etwa Mitglied in einem Verein wird.

Scharuch Hessam (Stadtentwässerung Schwerte): „Im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft, sei es Grundstücksentwässerung, Inspektion, Kanalreinigung oder Sanierung, gibt es immer Themen, die wir im Netzwerk behandeln und bei denen uns die Fachleute im IKT mit den angebotenen Schulungen und Seminaren weiterbringen.“ Wichtig für ihn: Aktuelle Fragestellungen im Netzwerk aufgreifen und mit fachlicher und wissenschaftlicher Unterstützung durch das IKT vertiefen. | Foto: IKT
Scharuch Hessam (Stadtentwässerung Schwerte): „Im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft, sei es Grundstücksentwässerung, Inspektion, Kanalreinigung oder Sanierung, gibt es immer Themen, die wir im Netzwerk behandeln und bei denen uns die Fachleute im IKT mit den angebotenen Schulungen und Seminaren weiterbringen.“ Wichtig für ihn: Aktuelle Fragestellungen im Netzwerk aufgreifen und mit fachlicher und wissenschaftlicher Unterstützung durch das IKT vertiefen. | Foto: IKT

Am 25. und 26. Oktober veranstaltet das IKT erstmals den „Tag der Kommunalen Abwasserbetriebe“, zu dem sich auch der nordrhein-westfälische Umweltminister Oliver Krischer angesagt hat. Denn bei all den heute nutzbaren Möglichkeiten der Onlinekommunikation sei das persönliche Kennenlernen, der Austausch in Präsenz nach wie vor ein wichtiges Merkmal des KomNet. „Eingeladen sind neben den Mitgliedern auch alle, die sich für die sich für die Inhalte der Veranstaltung interessieren und die in das Netzwerk einmal hineinschnuppern möchten“, so Waniek.

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