(Fehlende) Baugrundinformationen in den Wäldern Litauens
Die Ostsee-Anrainerstaaten Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen sind im Begriff, unabhängig von der Gasversorgung durch den russischen Staat zu werden. Dafür für wird eine DN700-Pipeline von Polen nach Finnland durch die drei baltischen Staaten gelegt. In Litauen hielten die Topografie und insbesondere der Baugrund einige Überraschungen parat.
Regenwassermanagement auf Bahnhöfen macht Stationen fit für die Zukunft
Hauraton hat spezialisierte Lösungen, die bei der Neugestaltung von Bahnhöfen für ganzheitlichen Regenwassermanagement eingesetzt werden.
Die Planungen für dieses Projekt gehen bis in das Jahr 2013 zurück. Als die LMR Drilling GmbH zu dieser Zeit in Klaipėda tätig war, gab es erste technische Anfragen zu Sonderlösungen und deren Machbarkeit mit dem HDD-Verfahren durch lokale Ingenieurbüros. 2018 fand eine Ausschreibung für den Bau der Pipeline in mehreren Abschnitten statt, die schließlich 2019 von der UAB Alvora für den Abschnitt gewonnen wurde, in dem LMR Drilling dann an zwei Lokationen in Summe drei Bohrungen durchgeführt hat.
Vor diesem Hintergrund gab es im Sommer 2019 finale Verhandlungen mit der UAB Alvora, die zur Beauftragung von LMR Drilling für die Ausführung der Horizontalbohrarbeiten führten. Zunächst sollte die Neris über eine Länge von 525 m gekreuzt und dann zur Memel (litauisch „Nemunas“) umgesetzt werden; dort sollten dann zwei parallele Bohrungen mit jeweils 723 m Länge durchgeführt werden.
Durch verschiedene Optimierungsansätze konnte die LMR Drilling GmbH die technischen Risiken und auch die Kosten zu reduzieren, so dass sie den Zuschlag für den Auftrag erhielt. Jedoch konnten zunächst diese Ansätze nicht umgesetzt werden, da Naturschutzbelange in dieser Hinsicht als vorrangig betrachtet wurden (beide Baustellen lagen in nicht begehbaren „Urwäldern“ in Naturschutzgebieten, dicht am Rand von Flusstälern). Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie führte dazu, dass sich der Start der Bohrarbeiten von dem April 2020 in den Juni 2020 verschob.
Querung der Neris mit Überraschungen
Mit dem Eintreffen im Juni auf der Neris-Baustelle zeigte sich, dass die Zufahrt durch das Naturschutzgebiet nicht frei von Herausforderungen war. Hier angelangt, musste die gesamte angelieferte Ausrüstung umgeladen werden. Enge Kurven und steile Rampen, hinab in das Flusstal ermöglichten die Zufahrt zur Baustelle nur mit Allradfahrzeugen. Die Lkw mit Bohrausrüstung mussten mit Hilfe von 40-to-Kettenbaggern gesichert, gezogen und geschleppt werden.
Beim Aufbau stellte sich dann heraus, dass zum einen die Topografie im Startbereich der Bohrung in der Realität grob von der Planung abwich, das Geländeprofil entlang der Bohrlinie, unmittelbar nach dem Eintrittspunkt, fiel steil ab nach unten. Eine Durchführung der Bohrung vom geplanten Eintrittspunkt hätte dazu geführt, dass die Bohrung nach 75 m wieder aus der Böschung ausgetreten wäre. Zusätzlich wurde eine Gerölllage bei Suchschachtungen in 3-5 m Tiefe auf der Ein- und Austrittsseite angetroffen.
Ein diesem Sachverhalt folgendes Gespräch mit der Bauherrenschaft hatte dann zur Folge, dass der Bohrplatz kurzfristig komplett umgeplant wurde. Dabei wurde der Eintrittspunkt um ca. 50 m nach hinten verschoben und die Gerölle wurden über großzügige Gruben aus dem Bereich der Bohrlinie entfernt. Eine weitere Verschiebung des Eintrittspunktes der Bohrung wäre besser gewesen, aber die örtlichen topografischen Gegebenheiten und Naturschutzauflagen ließen keinen Platz dafür.
Nachdem diese Punkte umgesetzt waren, konnten die Bohrarbeiten für die Kreuzung der Neris ohne weitere nennenswerte Probleme aufgenommen und durchgeführt werden.
Der Höhenunterschied zwischen dem Eintrittspunkt der Bohrung, der 8 m tiefer als der Austrittspunkt war, verursachte trotz der überwiegend oberflächennahen sandigen Formation keine Probleme, wie zum Beispiel Geländeeinbrüche.
Der Abbau, der dem Rohreinzug folgte, verlief nach Plan. Das Umsetzen bzw. der Abtransport der Bohrausrüstung zur Folgebaustelle für die Nemunas(Memel)-Kreuzungen stellte sich auch vor dem Hintergrund einer Schlechtwetterphase als schwierig dar. Der beherzte Einsatz der großen Bagger beim Rausziehen der Lkw von der Baustelle – die Rampen runter und hoch – und der Mut und weitsichtige Einsatz speziell ausgebildeter der Lkw-Fahrer führten aber zum Erfolg dieser Operation.
Querung der Memel (Nemunas) mit Überraschungen
Die Zufahrt dieser Baustelle war deutlich weniger spektakulär im Vergleich zur Querung der Neris. Umso überraschender war aber die Erkenntnis, dass mit Eintreffen der Bohrausrüstung auf der Baustelle erneut eine Umplanung des Bohrplatzes vorgenommen werden musste, da Einbindepunkte auf dem Bohrplatz ohne Rücksprache umgeplant worden waren. Somit mussten die Eintrittspunkte von HDD1 sowie HDD2 um ca. 15 m auf der Bohrlinie nach hinten verlegt werden.
Die Umplanung der Einbindepunkte wurde mit dem späteren Bau einer Pumpstation begründet, die mit einem Keller nach der HDD-Maßnahme installiert werden sollte. Als Konsequenz wurde eine ca. 100 x 80 m2 große und ca. 6 m tiefe Baugrube ausgehoben. Erschwerend hinzu kam, dass ein Baugrundgutachten eine Schicht aus Kies und Geröll bis 8 m Unterkante Gelände im HDD-Eintrittsbereich prognostizierte. Erste Baggerarbeiten konnten dies nicht bestätigen.
Während die Umplanung des Bohrplatzes rasch erledigt wurde, gestaltete sich eine kurzfristige Lösung für eine Baugrund- bzw. Bohrlochsicherung mit einem Schutzrohr DN 1200 als nicht ganz so einfach. Nach einigen Recherchen konnte aber ein lokales Unternehmen gefunden werden, dem es in einer gemeinschaftlichen Aktion des Hauptunternehmers UAB Alvora und LMR gelang, die Schutzrohre mit dem Bohrpressverfahren auf beiden Bohrungen über die erforderliche Länge abzuteufen.
Beim Einbau der Schutzrohre konnten die Bohrschnecken das Material nur mit erheblichem Aufwand herausfördern: Durch Kies und Geröll verklemmten regelmäßig die Bohrschnecken. Dieses Problem konnte erfolgreich gelöst werden, indem eine Bentonitspülung in das Schutzrohr gepumpt wurde und dadurch ein positiver Schmiereffekt entstand. Um die Einbindetiefe des DN1200-Schutzrohrs in die erwartete Tonschicht feststellen zu können, wurde eine vertikale Testbohrung zwischen den zwei Schutzrohrbohrlinien bis auf die Tiefe des ersten Schutzrohrfußes abgeteuft.
Durch die optische Analyse des erbohrten Materials ließ sich auf die jeweilige Bodenschicht in der erbohrten Tiefe schließen. Das Bohrgut bestätigte die Einbindung des Schutzrohres in die Tonschicht. Um sicher zu sein, dass das eingebaute Schutzrohr vor Beginn der Bohrarbeiten komplett frei von Material bzw. Geröll ist, wurde dieses, nach der Verlängerung bis kurz vor den HDD-Eintrittspunkt, mit einem 40“-Felsbohrwerkzeug durch die Bohranlage befahren und durch Bentonitspülung gesäubert.
Der gesamte Einbau gelang zufriedenstellend, jedoch wurden während der Bohrpressarbeiten wiederholt in verschiedenen Tiefenlagen Steine und Schichten von stark wechselhafter und nachteilhafter Zusammensetzung (Steine/Gerölle) angetroffen. Nach dem erfolgreichen Einbau des ersten DN1200-Schutzrohrs auf HDD1 über eine Länge von 30 m konnten die HDD-Bohrarbeiten für LMR Drilling beginnen. Parallel zu den Bohrarbeiten wurde auf der Lokation der HDD2 ein weiteres Schutzrohr DN 1200 mittels Bohrpressverfahren und dem gleichen Support durch LMR Drilling eingebaut.
Durch den stark wechselhaften Boden kamen auf der ersten Pilotbohrung drei verschiedene Bohrgarnituren zum Einsatz: Jetting Assembly, Bohrmotor sowie ein Bohrmotor mit „Verlängerung“, um schärfer steuern zu können. Das schärfere Steuern war nötig, um gut in den harten sowie weicheren Bodenschichten Abweichungen zu korrigieren. Schließlich wurde entsprechend den Vorgaben der Zielpunkt auf der Pipesite getroffen.
Das Bohrloch wurden in zwei Schritten von 14 3/4“ Pilot auf 28“ und dann final auf 38“ mittels Felsbohrwerkzeugen aufgeweitet. Hierbei wurden erneut Steinhindernisse angetroffen, so dass das Bohrwerkzeug nur noch komplett verschlissen geborgen werden konnte und instandgesetzt werden musste. Dieser starke Verschleiß war den wechselnden Bodenverhältnissen sowie harten und kompakten Sandschichten unter dem Gewässer geschuldet. Mit einem Steinfängerwerkzeug sollte das Bohrloch abschließend vor dem Rohreinzug befahren werden. Dieser Versuch musste jedoch nach 50 m aufgegeben werden, da das Bohrloch eingestürzt war.
Der Austrittspunkt der Bohrung lag 18 m oberhalb des Eintrittspunktes. Es ergab sich eine ca. 110 m lange Strecke im Bohrloch zur Austrittsseite hin, die – aufgrund des Prinzips kommunizierender Röhren – nach der Pilotbohrung nicht mehr durch Bohrspülung abgestützt werden konnte. Der Steinfänger wurde gegen ein anderes modifiziertes Bohrwerkzeug ausgetauscht. Anschließend konnte ein kombinierter Check- und Steinfängerlauf mit Erfolg durchgeführt werden. Dieser Lauf zeigte allerdings, dass sich der Zustand des Bohrlochs eher verschlechtert als verbessert hatte. Daher wurden in Rücksprache mit den Bauherren die letzten 200 m des Bohrloches noch einmal befahren. Diese Befahrung zeigte eine weitere Verschlechterung des Zustands des Bohrloches. Vor diesem Hintergrund wurde dann gemeinsam entschieden dennoch den Versuch zu unternehmen, das erste Rohr einzuziehen: Dies gelang erfolgreich zur großen Erleichterung aller Beteiligten.
Fazit
In internationalen Projekten muss man oft in internationalen Teams arbeiten. Dabei ist es immer wieder herausfordernd, aber eben auch interessant, vielfältige Mentalitäten und Kulturen zu berücksichtigen. Das vorgestellte Projekt hat gezeigt, dass mit gutem Teamgeist und dem Willen zum Erfolg auch schwierige Projekte realisiert werden können.
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Als Auftragnehmer nehmen wir folgende Punkte mit aus diesem Projekt mit:
- Die Weitergabe von Informationen über anstehende Baugründe muss vollständig und klar dokumentiert sein.
- Besonders wichtig ist es, dass die Bohrkerne vollständig vorliegen und sich dem Bodengutachten zuordnen lassen.
- Außerdem ist es für den Auftragnehmer sehr hilfreich, Probeschürfungen auf der Baustelle durchzuführen, um erste Eindrücke der anstehenden Bodenschichten zu erhalten.
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