Unfällen mit Fällmitteln wirksam vorbeugen

Quasi als Grundgesetz zum Schutz aquatischer Systeme formuliert das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) die basalen Anforderungen. Nachgeordnete Bestimmungen regulieren die Details – unter anderem den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen. Auch der Betrieb von Kläranlagen ist von diesem Normierungsbereich betroffen.

Umsicht beim Flocken auf Kläranlagen: Unfällen mit Fällmitteln wirksam vorbeugen
Mit der dritten Reinigungsstufe gelingt Kläranlagen die Nährstoffelimination. Dabei helfen Fällmittel gegen die Phosphatfracht. | Foto: Mall

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Schockszenerie: schäumende Flüsse, sterbende Fische, die Nordsee im Rotalgenfieber, Badespaß als Gesundheitsrisiko. So war es in den 1970ern. Und die ungenügende Nährstoffelimination damaliger Kläranlagen war die Ursache. Mit ihrer zweistufigen Auslegung auf einen mechanisch-biologischen Reinigungsprozess mussten sie vor dem anschwellenden Nährstoffschub im Abwasser kapitulieren. Stickstoff und Phosphat – neben menschlichen Stoffwechselprodukten durch rasant steigenden Gebrauch von Wasch- und Reinigungsmitteln eingetragen – passierten die Klärwerke, landeten in den Gewässern und ließen sie eutrophieren. Abwasserprofis traten dem ökologischen Desaster entgegen und ersannen die dritte Reinigungsstufe. Mit Beginn der 1980er wurde sie implementiert, Zug um Zug vereinheitlicht im Regelwerk der sich konsolidierenden EU und heute ist die Nährstoffelimination längst Stand der Technik.

Während die Stickstofffracht mit klugem Design der biologischen Stufe gepackt wird, erfolgt die Phosphatentfernung vielfach durch Einsatz von Hilfsstoffen in einem chemisch-physikalischen Prozess: Ein dem Abwasserstrom zudosiertes Fällmittel reagiert mit den Phosphaten und bildet mit ihnen eine Flockenstruktur. In dieser wasserunlöslichen Form fixiert, können dann beide – Fällmittel und Phosphate – auf einfache Weise physikalisch abgetrennt werden. Bei korrekter Prozessführung verbleibt kein Fällmittel im Abwasser, was von hoher Relevanz ist, denn die auf Kläranlagen verwendeten Fällmittel sind als wassergefährdende Stoffe klassifiziert. Ihre Anlieferung und Lagerung unterliegt deshalb strengen Sicherheitsbestimmungen.

Info

Riskante Helfer?
Fällmittel assistieren im Prozess der Abwasserreinigung bei der Phosphatentfernung. Gleichzeitig zählen sie zu den wassergefährdenden Stoffen. Der scheinbare Widerspruch löst sich auf, wenn Lieferung und Lagerung der Substanzen risikofrei abgesichert sind. Bei der Anwendung dann verlieren sie ihren Gefährdungscharakter durch die chemisch reaktive Einbindung in das anschließend abtrennbare Flockengerüst. Als Klassiker unter den Fällmitteln sind Kalkmilch und Eisenchloride im Einsatz. Aber auch Eisenchloridsulfat, Grünsalz, Aluminiumsulfat, Polyaluminiumchlorid oder Natriumaluminate werden verwendet.

Der Blick ins Sicherheitsauffangbecken NeutraSab zeigt Durchverrohrung, Absperrklappe mit Schwenkantrieb und Überlaufstutzen. | Foto: Mall
Der Blick ins Sicherheitsauffangbecken NeutraSab zeigt Durchverrohrung, Absperrklappe mit Schwenkantrieb und Überlaufstutzen. | Foto: Mall

Schutz von Boden und Grundwasser: Regelwerk fordert höchste Sicherheit

Maßgeblich sind vor allem die Anlagenverordnung wassergefährdender Stoffe (AwSV) sowie die technischen Regeln wassergefährdender Stoffe (TRwS). Sie legen fest, mittels welcher Vorkehrungen der Schutz von Boden und Grundwasser erreicht wird. Gegebenenfalls erforderliche Maßnahmen erstrecken sich von der flüssigkeitsdichten Gestaltung betroffener Betriebsflächen bis hin zu Umlenk- und Rückhalteeinrichtungen mit ausreichend dimensionierten Auffangvolumina. Die hierbei eingesetzten Bauteile müssen den hohen Sicherheitsanforderungen des Regelwerks genügen.

Ein Produkt für die Rückhaltung wassergefährdender Flüssigkeiten in Anlagen zum Lagern, Abfüllen und Umschlagen (LAU-Anlagen) ist das Sicherheitsauffangbecken NeutraSab. Es besteht aus einem erdversetzten Stahlbetonbehälter, der je nach wassergefährdender Flüssigkeit eine hierzu passende Konfiguration der verwendeten Bauteile erhält, um die chemische Beständigkeit zu gewährleisten. Integriert sind eine Durchverrohrung mit Überlaufstutzen sowie eine Absperrklappe mit Schwenkantrieb. Sie verschließt vor einem Abfüll- oder Umschlagvorgang das Durchlaufrohr, damit die wassergefährdende Flüssigkeit im Havariefall via Überlaufstutzen in das Auffangbecken fließt. Im Regelbetrieb dagegen – bei offener Absperrklappe – fließt Regenwasser, soweit es auf der Lager-, Abfüll- oder Umschlagfläche anfällt, ungehindert in den Schmutzwasserkanal.

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Die Kläranlage Trierweiler, eine der 14 Anlagen des Abwasserwerks Trier-Land, hatte Anfang 2022 ein solches Sicherheitsauffangbecken erhalten. Polyaluminiumchlorid ist in Trierweiler das Fällmittel der Wahl. Nach anfänglicher Anlieferung in kleinen Gebinden wurde dann jedoch ein oberirdischer Lagertank für die Bevorratung größerer Mengen errichtet. Und zur Absicherung des Umfüllvorgangs musste für das Tankfahrzeug eine flüssigkeitsdichte Stellfläche erstellt werden, deren Ablauf in ein Becken vom Typ NeutraSab führt. Das Auffangbecken ist unmittelbar neben der Abfüllfläche erdeingebaut.

Klärwerk Trierweiler: der Fällmitteltank, davor die Stellfläche fürs Tankfahrzeug und erdeingebaut daneben NeutraSab. | Foto: Mall
Klärwerk Trierweiler: der Fällmitteltank, davor die Stellfläche fürs Tankfahrzeug und erdeingebaut daneben NeutraSab. | Foto: Mall

Baukastenprinzip bedient jeden Bedarf bei Abwasserbehandlung

Weitere Produkte können das WHG-konforme Fällmittel-Handling unterstützen. Während NeutraSab für offene Betriebsbereiche mit Regenwasseranfall konzipiert ist, dient das abflusslose Auffangbecken NeutraHav dem gleichen Zweck in vollständig überdachten Bereichen. Auch NeutraHav besteht aus einem erdversetzten Stahlbetonbehälter mit einer dem Risikomedium angepassten Ausstattung. Unter Umständen kann es im Abfüll- und Umschlagbereich notwendig sein, unterschiedlich belastete Abwasser- oder Flüssigkeitsströme zu verschiedenen Behandlungsanlagen, Auffangbecken oder auch zur Kanalisation zu leiten. Diese Aufgabe erfüllt der Umlenkschacht NeutraSwitch. Und wenn es darum geht, die Rohrleitung zur Kanalisation im Gefährdungsfall schnell sperren zu können, ermöglicht der Absperrschacht NeutraBloc eine sofortige Reaktion mittels dreier Ausführungsvarianten: elektrischer oder pneumatischer Schwenkantrieb sowie elektrischer Drehantrieb. Die Ausführung mit pneumatischem Schwenkantrieb schließt stromlos, bietet somit Sicherheit auch bei Stromausfall, und punktet mit einer Verschlusszeit von unter einer Sekunde.

Die baukastenartige Kombinierbarkeit all dieser Komponenten ermöglicht die exakt situations- und bedarfsgerechte Ausgestaltung eines WHG-konformen Systems für das Fällmittel-Handling auf Kläranlagen. Dazu gehört am Ende auch die Option, den Fällmittelspeicher unterirdisch anzuordnen, wenn oberirdisch der Platz fehlt. Hierfür eignet sich der Lagerbehälter NeutraLag. Zusammen mit dem Sicherheitsauffangbecken verschwindet er im Boden, und unmittelbar darüber ließe sich mit dem flüssigkeitsdichten Ableitflächensystem NeutraDens der Anlieferbereich für das Tankfahrzeug gestalten. So geht sicherer Betrieb entlang der Regeln auf wenig Platz.

Zur Gestaltung flüssigkeitsdichter Flächen bietet NeutraDens 20 verschiedenen Platten-, Rinnen-, Ablauf- und Bordsteinelemente. | Foto: Mall
Zur Gestaltung flüssigkeitsdichter Flächen bietet NeutraDens 20 verschiedenen Platten-, Rinnen-, Ablauf- und Bordsteinelemente. | Foto: Mall

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