Neuer Hauptkanal und Stauraumkanal für den Dresdner Norden

Vor allem wegen großer Industrie-Ansiedlungen im Dresdner Norden sind die Abwassermengen in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Daher startete Ende Juli der Bau von Dresdens drittem großen Hauptkanal, dem sogenannten Industriesammler Nord. Zur Entlastung des Dresdner Abwassernetzes wird im Stadtteil Klotzsche derzeit ein weiteres Großprojekt umgesetzt.

Mehr Industrie, mehr Abwasser: Dresden baut Kanäle
Symbolischer erster Spatenstich 200 Meter vor der Kläranlage Dresden-Kaditz mit (v.l.) Torsten Seiler (Leiter Investitionen SEDD), Gunda Röstel (Kaufmännische Geschäftsführerin SEDD), Eva Jähnigen (Dresdner Umweltbürgermeisterin) und Ralf Strothteicher (Technischer Geschäftsführer SEDD) | Foto: Sven Ellger für Stadtentwässerung Dresden GmbH

2018 leitete die Industrie noch knapp 7 Millionen Kubikmeter Abwasser ein. „Im vergangenen Jahr waren es bereits 10,2 Millionen Kubikmeter, das entspricht einem Fünftel des Dresdner Abwassers, das wir in Kaditz behandeln“, erklärt Ralf Strothteicher, Technischer Geschäftsführer der Stadtentwässerung Dresden (SEDD).

Und die Halbleiter-Industrie wächst weiter. Allein die Werke von Globalfoundries, Infineon, Bosch und X-Fab leiten schon jetzt 93 Prozent der Dresdner Industrie-Abwässer ein. Zum Vergleich: Die Abwassermenge aus der Chipindustrie entspricht dem von 250.000 Einwohnern. Seit diesem Jahr baut Infineon mit seinen bisher rund 3.200 Beschäftigten noch seinen Dresdner Standort an der Königsbrücker Straße kräftig aus. Und der taiwanesische Chiphersteller TSMC will noch ein Werk im Rähnitzer Gewerbegebiet bauen, in dem 2.000 Jobs entstehen.

Infineon baut ein neues Werk an der Königsbrücker Straße. | Foto: Peter Hilbert für SEDD
Infineon baut ein neues Werk an der Königsbrücker Straße. | Foto: Peter Hilbert für SEDD

Leistungsfähiger dritter Hauptkanal kommt

„Damit wäre das vorhandene Kanalnetz überlastet“, erläutert Strothteicher. Deshalb baut die Stadtentwässerung den rund 10 Kilometer langen Industriesammler Nord. Mit dem rund 70 Millionen Euro teuren Großprojekt sollen das rechtselbische Kanalnetz entlastet und die Möglichkeiten für die weitere industrielle Entwicklung geschaffen werden.

Künftig wird das Abwasser direkt von den Gewerbegebieten zur Kläranlage geleitet. „Damit entsteht neben dem Altstädter und Neustädter ein dritter großer Abfangkanal in Dresden“. Bisher fließen diese Abwässer zum Neustädter Abfangkanal und dann zum Kaditzer Klärwerk. Der neue Kanal soll im Gewerbegebiet von Infineon an der Königsbrücker Straße beginnen, dann über den Heller bis zum A4-Anschluss Wilder Mann führen. In dem Bereich ist der Anschluss aus dem Gewerbegebiet Wilschdorf mit Gobalfoundries geplant. Der neue Industriesammler soll dann weiter entlang der Autobahn bis zum Klärwerk Kaditz verlaufen.

Hydraulikpressen drücken Rohre durch die Erde

Der Industriesammler wird jeweils zur Hälfte in offener und geschlossener Bauweise hergestellt. Im geschlossenen Verfahren werden die bis zu 1,6 Meter starken und 2 Meter langen Stahlbetonröhren mit Hydraulikpressen durch die Erde gedrückt. Die Bauabschnitte in dieser geschlossenen Bauweise sind zwischen 300 und 700 Meter lang. Sichtbar sind nur die bis zu 14 Meter tiefen Start- und Zielgruben für den Rohrvortrieb. Die tonnenschweren Rohrteile werden per Kran in die Startgruben gehoben, wo dann die Hydraulikpressen zum Zuge kommen. Mit 2,5 Kilometern ist der Abschnitt in der Dresdner Heide zwischen Radeburger und Königsbrücker Straße die längste Strecke mit unterirdischem Rohrvortrieb.

Nur an der Neuländer Straße, am anschließenden Diebweg hinter dem ehemaligen Standort des Druck- und Verlagshauses am Heller und im Bereich von Infineon an der Königsbrücker Straße, wo eine 80 Zentimeter starke Röhre geplant ist, muss der Untergrund beim Kanalbau aufgebaggert werden. „Spätestens 2027 wollen wir unseren neuen Industriesammler fertigstellen“, sagt Strothteicher.

Stauraumkanal entlastet Kanalnetz

Projektleiter Rainer Aurin ist froh, dass der Klotzscher Stauraumkanal pünktlich fertig wird. Hier schaut er sich in der 600 Meter langen Röhre noch einmal einige Fugen an. | Foto: Stadtentwässerung Dresden
Projektleiter Rainer Aurin ist froh, dass der Klotzscher Stauraumkanal pünktlich fertig wird. Hier schaut er sich in der 600 Meter langen Röhre noch einmal einige Fugen an. | Foto: Stadtentwässerung Dresden
Damit das Dresdner Kanalnetz viel besser mit den großen Abwassermengen umgehen kann, ist kürzlich in Dresden-Klotzsche ein knapp 600 Meter langer, bogenförmiger Stauraumkanal – eine Art unterirdisches Speicherbecken – gebaut worden. Die ersten Arbeiten hatten Anfang dieses Jahres begonnen. In dem 2 Meter hohen Kanal, der hinter der Königsbrücker Landstraße beginnt und direkt neben der Eisenbahnstrecke verläuft, können beispielsweise bei Starkregen bis zu 1.800 Kubikmeter Abwasser zurückgehalten werden. So wird in solchen Fällen das Kanalnetz nicht überlastet, erklärt Projektleiter Rainer Aurin von der Stadtentwässerung. Am unteren Ende ist kurz vor der Bahnunterführung an der Langebrücker Straße in einem Steuerbauwerk ein großer Schieber installiert worden. Der kann ganz oder teilweise geschlossen werden, wird automatisch gesteuert und in der Kaditzer Leitwarte überwacht.

Zum Auftakt wurde Ende letzten Jahres neben dem alten Kanal eine 80 Zentimeter hohe Abwasser-Ersatzleitung gebaut. So konnte der alte Kanal dort, wo er den Bau des neuen Kanals behindert, beseitigt werden. Die Ersatzleitung kann abgebaut werden, wenn der neue Staukanal in Betrieb geht. Seit Anfang März sind für den Stauraumkanal 200, jeweils 3 Meter lange und 10 Tonnen schwere Stahlbetonrohre mit dem Kettenbagger eingehoben worden. Mittlerweile ist der neue Kanal fertig, noch fließt allerdings kein Abwasser hindurch.

Die 600 Meter lange Röhre funktioniert wie eine Art unterirdisches Speicherbecken. Hier können bei Starkregen bis zu 1.800 Kubikmeter Abwasser zurückgehalten werden. | Foto: Stadtentwässerung Dresden
Die 600 Meter lange Röhre funktioniert wie eine Art unterirdisches Speicherbecken. Hier können bei Starkregen bis zu 1.800 Kubikmeter Abwasser zurückgehalten werden. | Foto: Stadtentwässerung Dresden

„Derzeit wird noch der Anschluss an das bestehende Kanalnetz vorbereitet“, erklärt der Projektleiter. „Spätestens im Oktober wird Abwasser durch den neuen Stauraumkanal fließen.“ Da in ihm bei Starkregen Abwasser eine Weile zurückgehalten werden kann, profitiert auch das in Richtung Zentrum führende Kanalnetz. So mündet nach gut 2 Kilometern der Infineon-Anschluss ins Kanalnetz ein. Ohne den Staukanal bestände die Gefahr, dass die Kanäle später im Stadtgebiet bei starken Regenfällen überlaufen könnten.

Der Stauraumkanal ist ein Teil eines Großprojekts, das am Abzweig zur Klotzscher Flugzeugwerft beginnt. Durch den alten Kanal unter der Grenzstraße fließt bisher das Abwasser vom Flughafen und der Flugzeugwerft zur Königsbrücker Landstraße. Das ist nicht wenig. Allein beim Enteisen der Flugzeuge im Winter fallen täglich Hunderte Kubikmeter an. Zusätzlich sind dort Betriebe und Einrichtungen der Mikroelektronik angeschlossen, darunter das Werk X-FAB und das Fraunhofer-Institut. Die Kanäle müssen erneuert werden, da sie zu klein und baufällig sind.

Das ist der Ablauf am Ende des Stauraumkanals mit dem Schieber, der ganz oder teilweise geschlossen werden kann. | Foto: Stadtentwässerung Dresden
Das ist der Ablauf am Ende des Stauraumkanals mit dem Schieber, der ganz oder teilweise geschlossen werden kann. | Foto: Stadtentwässerung Dresden

In der Grenzstraße haben die Arbeiten zum Jahresauftakt begonnen. Auf 400 Metern werden seitdem die alten Rohre ausgebaut und durch größere ersetzt. „Wir haben bereits rund 80 Prozent der Arbeiten geschafft“, sagt Projektleiter Aurin. Im Anschluss wird ab Jahresende auf 200 Metern von der Königsbrücker Landstraße bis zum neuen Staukanal der 90 Zentimeter hohe Kanal mittels Schlauchlining saniert.

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Daran schließt sich der Stauraumkanal bis zur Langebrücker Straße an. Für diesen investiert die Stadtentwässerung rund 2,3 Millionen Euro. Für das gesamte Großprojekt bis zur Grenzstraße sind 4,6 Millionen Euro geplant.

Quelle: Stadtentwässerung Dresden


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