Nothilfe in Überschwemmungsgebieten

Bundesweit riefen die Bilder der Zerstörung durch die Flutkatastrophe vom Juli 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen viel Betroffenheit, aber auch eine Welle der Solidarität hervor. Unter den zahlreichen Helfern vor Ort waren viele Mitgliedsunternehmen des rbv. Der Verband hatte einen Hilfeaufruf unter seinen Mitgliedern gestartet und ist als Koordinationsstelle zwischen Unternehmen, Krisenstäben und Versorgern tätig geworden.

rbv-Mitglieder leisten Hilfe nach Überschwemmungen
Mitarbeiter der Lang GmbH Bauunternehmen seit 1891 halfen in einem Weingut in Heppingen. Dort setzten sie Traktoren und Maschinen wieder instand und legten elektrische Anlagen trocken. | Foto: Lang GmbH Bauunternehmen seit 1891

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Noch Wochen und Monate nach dem verheerenden Starkregen vom 14. und 15. Juli, der insbesondere in Teilen von NRW und Rheinland-Pfalz starke Zerstörungen angerichtet hatte, war in den betroffenen Regionen jede helfende Hand gefragt. Bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden hatten Brücken, Straßen und Häuser zerstört und vielerorts die Gas-, Strom- und Wasserversorgung gekappt.

Die Mitglieder des Rohrleitungsbauverbandes e.V. (rbv) leisteten vielfältige Hilfe. „Einige Unternehmen wollten Gas-, Elektro- oder Wassermonteure in die Regionen entsenden, andere boten den Einsatz von Großgeräten oder Baumaterialien an“, beschreibt Dieter Hesselmann, Hauptgeschäftsführer des rbv.

Aus ganz Deutschland kamen rbv-Mitglieder in die Flutgebiete. Hier: die RAC-Rohrleitungsbau Altchemnitz GmbH aus Chemnitz, die im Großraum Euskirchen im Rohrleitungsbau tätig wurde. | Foto: Coswiger Tief- und Rohrleitungsbau GmbH (CTR)
Aus ganz Deutschland kamen rbv-Mitglieder in die Flutgebiete. Hier: die RAC-Rohrleitungsbau Altchemnitz GmbH aus Chemnitz, die im Großraum Euskirchen im Rohrleitungsbau tätig wurde. | Foto: Coswiger Tief- und Rohrleitungsbau GmbH (CTR)

Neu geplant, um helfen zu können

Bei der Graf Rohrleitungs- und Tiefbau GmbH, Mülheim/Ruhr, führte der rbv-Aufruf dazu, dass sich die Beschäftigten organisatorisch neu aufstellten. „Im Normalbetrieb sind wir schon voll ausgelastet. Es war hilfreich, dass unsere Kunden Verständnis dafür hatten, dass wir bei ihnen etwas kürzertreten und eine Mannschaft in die Krisengenbiete entsenden wollten“, sagt Prokurist Uwe Neubner. Knapp 90 Gashausanschlüsse stellten seine Mitarbeiter für die e-regio in Alfter und Bornheim zwischen September 2021 und Anfang März 2022 her.

„Es lief alles reibungslos“, sagt Neubner. „Sowohl, was die Abstimmung mit anderen Firmen vor Ort anbelangte, als auch bei den Aufbruchgenehmigungen, die gleich für ganze Straßenzüge erteilt wurden, sowie mit Blick auf pauschalisierte Abrechnungen. Während Mitarbeiter von Westnetz uns Adressen für Übernachtungsmöglichkeiten gaben, vermittelte uns e-regio auf einem Sportplatz einen Container, den wir als Büro nutzten.“

Die Anwohner seien sichtlich dankbar gewesen für die Hilfe. „Für die Anschlüsse mussten wir teilweise in die Keller der Häuser gehen. Es war berührend, an den Wänden die Spuren des Wasserstands zu sehen“, so Neubner.

Von der Pohl-Gruppe, Hohenwestedt, waren von September bis Ende November 2021 im Schnitt fünf Mitarbeiter in der Gemeinde Rheinbach im Einsatz, um von der Gashauptversorgungsleitung mittels Erdraketen Verbindungen zu den Häuser herzustellen. „Angesichts des nahenden Winters bestand ein hoher zeitlicher Druck. Schließlich sollten die Menschen im Krisengebiet nicht frieren“, sagt Geschäftsführer Hannes Pohl.

Viele Haushalte in den Flutgebieten beantragten nach dem Hochwasser Gas-Netzanschlüsse – hier wird an einer Gasleitung in der Bahnhofstraße in Kall gearbeitet. | Foto: Coswiger Tief- und Rohrleitungsbau GmbH (CTR)
Viele Haushalte in den Flutgebieten beantragten nach dem Hochwasser Gas-Netzanschlüsse – hier wird an einer Gasleitung in der Bahnhofstraße in Kall gearbeitet. | Foto: Coswiger Tief- und Rohrleitungsbau GmbH (CTR)

Vor Wintereinbruch „Gas geben“

Viele Gasanschlüsse wurden neu eingerichtet. Die bis dato in den Krisengebieten weit verbreiteten Ölheizungen wurden vielerorts abgeschafft – eine Reaktion auf die Umwelt- und Gebäudeschäden, die bei der Flut durch leckgeschlagene Öltanks entstanden waren, aber auch als Antwort auf das Hochwasserschutzgesetz II, das von Besitzern einer bestehenden Ölheizung in einem Überschwemmungsgebiet ohnehin verlangt, die Anlage bis Januar 2023 hochwasserfest zu machen.

33 Gashausanschlüsse richtete auch die Robert Plängsken GmbH, Neukirchen-Vluyn, neu ein. Bevor die Tiefbauer in Zülpich aktiv wurden, hatte das Unternehmen zunächst Brunnenbauer nach Mayschoß entsandt.

Auch Wochen nach dem Hochwasser lässt sich noch immer das Ausmaß der Überschwemmung erahnen. | Foto: Lang GmbH Bauunternehmen seit 1891
Auch Wochen nach dem Hochwasser lässt sich noch immer das Ausmaß der Überschwemmung erahnen. | Foto: Lang GmbH Bauunternehmen seit 1891

Sächsische Gemeinschaftsleistung

Der Vorsitzende der rbv-Landesgruppe Sachsen, Jörg Werner, hatte bei den rbv-Mitgliedern seines Bundeslandes gefragt, wer Personal für die Flutgebiete freimachen könne. Entstanden ist daraus eine Gruppe von vier Unternehmen, die unternehmensübergreifend Kolonnen im Raum Euskirchen einsetzte.

„Wir haben jede Woche neu abgestimmt, wer wie viele Mitarbeiter entsenden konnte. Denn die eigene Arbeit vor Ort muss schließlich auch weitergeführt werden“, so Jörg Werner, Geschäftsführer der Coswiger Tief- und Rohrleitungsbau GmbH (CTR), Coswig, die zusammen mit der Gunter Hüttner + Co. GmbH Bauunternehmung, Chemnitz, Ludwig Pfeiffer, Dresden, und der RAC-Rohrleitungsbau Altchemnitz GmbH, Chemnitz, zwischen September und November im Überschwemmungsgebiet aktiv war. Besonders Stahlschweißarbeiten waren gefragt. „Die Schweißer waren an vielen Einsatzorten. Von der e-regio hatten wir einen Raum als Büro zur Verfügung gestellt bekommen. So konnten wir auf kurzem Weg abstimmen, wo es als Nächstes mit dem Montagefahrzeug und dem Schweißaggregat hingehen sollte.“ Für Werner und die drei weiteren beteiligten Unternehmen war der Einsatz im Hochwassergebiet Ehrensache: „2002 hatten wir bei uns in Sachsen Hochwasser. Daher konnten wir uns gut in die Notlage der betroffenen Menschen hineinversetzen. Wir haben damals viel Hilfe erhalten und konnten nun etwas zurückgeben“, erklärt Werner.

Ganz in der Nähe, in Weilerswist, kamen Mitarbeiter der kölnischen Zweigniederlassung von Ludwig Freytag GmbH & Co. KG zum Einsatz, die zwischen August 2021 und Januar 2022 rund 160 neue Erdgas-Hausanschlüsse im Ortsteil Metternich herstellten.

Spuren an den Hausfassaden zeigen deutlich, wie hoch das Wasser gestanden hat. | Foto: Lang GmbH Bauunternehmen seit 1891
Spuren an den Hausfassaden zeigen deutlich, wie hoch das Wasser gestanden hat. | Foto: Lang GmbH Bauunternehmen seit 1891

Hochdruckleitung entlang der Weinberge

Im Ahrtal trugen rbv-Mitglieder dazu bei, dass die Erdgasversorgung für die Menschen in Bad Neuenahr-Ahrweiler deutlich schneller wieder komplett hergestellt werden konnte als befürchtet. „Der Löwenanteil der Arbeiten wurde durch die Unternehmen Rohrbau Herrmann und Hubert Niederländer getragen. Sie waren ab Juli im Einsatz und haben andere Baustellen zugunsten des Ahrtals vorübergehend hintenangestellt“, sagt Marcelo Peerenboom, Fachbereichsleiter Kommunikation und Pressesprecher bei der Energieversorgung Mittelrhein (evm). Angesichts des Schadensausmaßes hatte sich die evm dazu entschieden, zwischen Heppingen und der Ringener Straße eine provisorische, 2 Kilometer lange PE-Hochdruckleitung entlang der Weinberge bauen zu lassen. „Diese Leitung war weit genug entfernt vom Hochwasser. Dadurch konnten wir schnell Meter machen“, so Peerenboom.

Aktuell sind noch immer Mitarbeiter der Firmengruppe Herrmann, Koblenz, im Ahrtal im Einsatz. Geschäftsführer Mathias Herrmann gibt einen Einblick in die Tätigkeiten: „Unter anderem haben wir alle Ahr-Düker saniert. Um die Bad Neuenahr/ Ahrweiler Innenstadt gasseitig wieder zu ertüchtigen, haben wir insgesamt rund 100 Kopflöcher gegraben. Außerdem haben unsere Mitarbeiter 150 Tiny-Häuser mit Wasserleitungen angeschlossen. Sie wurden auf fünf verschiedenen Flächen bis runter nach Sinzig aufgestellt und dienen Menschen heute noch immer vorübergehend als Behausung.“

Im Ahrtal waren zwischenzeitlich rund 64.400 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. Das rbv-Mitglied Ernst Petershagen GmbH & Co. KG, Delmenhorst, kümmerte sich im Grenzgebiet zwischen NRW und Rheinland-Pfalz darum, Stromnetze für die RWE wieder provisorisch in Betrieb zu nehmen und Verteilerschränke zu reparieren bzw. zu reinigen.

Beim Bau der 2 km langen, provisorischen Hochdruckleitung entlang der Weinberge zwischen Heppingen und der Ringener Straße verrichteten rbv-Mitglieder den Löwenanteil der Arbeiten. | Foto: Energieversorgung Mittelrhein AG
Beim Bau der 2 km langen, provisorischen Hochdruckleitung entlang der Weinberge zwischen Heppingen und der Ringener Straße verrichteten rbv-Mitglieder den Löwenanteil der Arbeiten. | Foto: Energieversorgung Mittelrhein AG

Fahrzeuge und Know-how

Mitarbeiter der Lang GmbH Bauunternehmen seit 1891, Bodenheim, packten in ihrer Freizeit bei Aufräumarbeiten in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit an. Ihr Arbeitgeber stellte hierfür Fahrzeuge und Werkzeug bereit und übernahm Übernachtungs- und Verpflegungskosten. „Für Holzspenden an die Ahr haben wir außerdem an mehreren Wochenenden unseren Vierachser-LKW zur Verfügung gestellt und die Dieselkosten getragen. Zudem half unser Werkstattpersonal unentgeltlich mit unserem mobilen Werkstatt-LKW in einem Weingut in Heppingen, wo es Traktoren und Maschinen instand setzte und elektrische Anlagen trockenlegte“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter und rbv-Präsident Fritz Eckard Lang. Darüber hinaus spendete sein Unternehmen insgesamt 12.500 Euro. 7.500 Euro davon kamen Karnevalsvereinen im Ahrtal zugute. „Die Vereine haben durch die Flut große Teile ihrer Ausstattung verloren, darunter Wagen und Dekoration. Mit der Spende wollen wir ihnen helfen, dass sie Heiterkeit und Frohsinn ins Ahrtal zurückbringen können“, so Lang.

Der Dank der Karnevalsvereine hat jedenfalls schon so manchen Mitarbeiter der Lang GmbH Bauunternehmen seit 1891 zum Schmunzeln gebracht: Jeder Helfer bekam von ihnen den eigens geschaffenen Karnevalsflutorden „Ahrlaaf“ überreicht.

Zum Einsatz der rbv-Mitglieder sagte Daniel Ludwig, Abteilungsleiter Netzplanung Gas-, Wasser- und Stromwirtschaft bei e-regio: „Dass wir den Menschen in den betroffenen Katastrophengebieten so schnell helfen konnten, lag nicht zuletzt an dem Engagement des rbv, der uns bei der Bewältigung der Flutkatastrophe in unserem Netzgebiet sehr geholfen hat.“

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Quelle: rbv


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