Newsletter abonnieren

Für Sie bauen wir unseren Newsletter mit den relevantesten Neuigkeiten aus der Branche.

Für Sie bauen wir unseren Newsletter mit den relevantesten Neuigkeiten aus der Branche.

Newsletter Anmeldung

Warum der Bund beim Bauen neue Wege geht

Die Integrierte Projektabwicklung (IPA) ist ein noch junges Vertragsmodell für komplexe Bauvorhaben, das auf Kooperation aller Beteiligten beruht. Noch wird es in Deutschland selten verwendet, aber das wird sich ändern. Prominentes Beispiel für die Umsetzung eines Projekts im IPA-Modell ist der neue Campus DOK der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg.

Campus DOK Hamburg: Warum der Bund beim Bauen das IPA-Modell verwendet
Der Campus DOK in Hamburg: Auf einer Fläche von 205.000 m² werden Neubauten, Infrastruktur und Bestandssanierung im IPA-Modell realisiert. | Foto: h4a Gessert + Randecker

Anzeige
GEDA macht auf der bauma 2025 das Motto zum Programm

GEDA macht auf der bauma 2025 das Motto zum Programm

Bau- und Industrieaufzughersteller GEDA stellt auf der Weltleitmesse der Branche neueste Innovationen ganz nach dem Motto „UNLIMITED SOLUTIONS“ vor.


Vor wenigen Jahren tauchte der Begriff Integrierte Projektabwicklung (IPA) zum ersten Mal in der deutschen Baubranche auf. Ein Vorreiter ist der Netzbetreiber Amprion, der seit 2022 zum ersten Mal ein Netzausbauprojekt über eine IPA realisiert. In Australien und den USA gibt es das Modell schon länger, dort heißt es „Projektallianz“ beziehungsweise „Integrated Project Delivery“. Solche partnerschaftlichen Modelle zielen darauf ab, die Projektziele durch neue Vergabe- und Vertragskonzepte sowie Anreizstrukturen besser zu erreichen und somit Kostensteigerungen und Terminverzögerungen bei anspruchsvollen Bauvorhaben zu minimieren. Das ist besonders bei öffentlichen Bauprojekten von großem Interesse. Wie etwa beim Campus DOK der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, den die Bundeswehr und der Bundesbau für eine Milliarde Euro realisieren wollen. Es ist eines der größten Bauvorhaben in der Bundesrepublik.

IPA in Hamburg: Vorreiterrolle im öffentlichen Bauen

"Das IPA-Modell eröffnet Raum für Innovationen und erlaubt durch die integrale Planung einen reibungsloseren Ablauf, da die sonst üblichen Brüche zwischen Planung und Ausführung vermieden werden." Donald Appel, Leiter der Bundesbauabteilung Hamburg | Foto: D.A.
"Das IPA-Modell eröffnet Raum für Innovationen und erlaubt durch die integrale Planung einen reibungsloseren Ablauf, da die sonst üblichen Brüche zwischen Planung und Ausführung vermieden werden." Donald Appel, Leiter der Bundesbauabteilung Hamburg | Foto: D.A.

Was das Besondere an der IPA ist und warum die Verantwortlichen sich für dieses neue Modell entschieden haben, wollten wir von Donald Appel, Leiter der Bundesbauabteilung Hamburg, wissen.

B_I baumagazin: Herr Appel, warum haben Sie sich für das IPA-Modell entschieden, und welche Vorteile erhoffen Sie sich davon?

Donald Appel: Mit der Integrierten Projektabwicklung (IPA) arbeiten Planende, Ausführende sowie die Bauherrenvertretung von Beginn an partnerschaftlich zusammen. Alle Partner einigen sich auf gemeinsame Ziele für den Projekterfolg. Daraus ergibt sich eine enorme Kompetenzsteigerung im Projekt und eine bessere Handlungsfähigkeit. Außerdem können wir durch die Allianz die Kommunikationswege verkürzen und Missverständnisse reduzieren. Das bedeutet auch, dass die Umsetzung schneller erfolgen kann als bei herkömmlichen Abwicklungsmethoden. Damit passt die Abwicklungsart IPA perfekt zu unserem hochkomplexen Projekt und zum Bauumfang – das hat ein IPA-Check bestätigt. Wir sehen sehr große Potentiale in dieser Abwicklungsmethode.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Umsetzung von IPA in einem so großen und komplexen Bauvorhaben?

D. Appel: Gerade weil dieses Bauprojekt so groß und komplex ist, haben wir die IPA-Methode gewählt. Denn wie bereits erwähnt, hoffen wir so den zeitlichen Umfang der Planungs- und Baumaßnahme verkürzen zu können. Aus diesem Grunde bringen wir das IPA-Verfahren mit einer gleichberechtigten Allianz auf den Weg.

Nach welchen Kriterien werden die Allianzpartner ausgewählt? Welche Rolle spielt dabei der Preis im Vergleich zur Erfahrung und Kompetenz?

D. Appel: Es handelt sich in diesem Fall um ein klassisches Vergabeverfahren mit Mindest- und Auswahlkriterien, abgestimmt auf das jeweilige Leistungspaket. Ein Gesamtpreis für das Bauprojekt wird im Bieterverfahren allerdings noch nicht abgegeben, dieser wird gemeinsam in der Allianz erarbeitet und in den Zielkosten definiert. Ausschlaggebend beim Vergabeverfahren sind somit die Erfahrungen und Kompetenzen im fachlichen Bereich und der Digitalisierung (BIM/LEAN), die wir über definierte Kriterien und eingereichte Referenzen prüfen. Zusätzlich durchlaufen die Bewerber ein Assessment-Center, das die kollaborative Zusammenarbeit auf den Prüfstand stellt.

Welche Erwartungen haben Sie an die künftigen Baupartner, und was müssen diese mitbringen, um erfolgreich Teil der Allianz zu werden?

D. Appel: Besonders wichtig ist uns neben den bereits genannten Kriterien ein gemeinsames Projektverständnis mit dem Ziel des gemeinsamen Projekterfolgs. Außerdem sollten die Bewerber ausreichend Motivation zur Zusammenarbeit von Projektbeginn an mitbringen.

Wie wird sichergestellt, dass alle Allianzpartner gleichberechtigt agieren und nicht einzelne Interessen überwiegen?

D. Appel: Es wird im Rahmen der IPA einen Mehrparteienvertrag geben, der für alle Allianzpartner identisch ist und von allen Parteien unterzeichnet wird. Die Art der Zusammenarbeit wird über die Projektgovernance geregelt, sämtliche Beschlüsse werden im Konsens getroffen. Wir streben somit eine kollaborative Arbeitsweise an, verstärkt durch ein gemeinschaftliches Vergütungsmodell mit einem geteilten Chancen- und Risikopool.

Gibt es bereits Erfahrungen mit IPA in Deutschland, die als Vorbild für dieses Projekt dienen?

D. Appel:Bisher wurde das innovative Verfahren in Deutschland nur selten angewendet. Aber es gibt viele positive Beispiele aus dem Ausland und so werden auch hier immer mehr Projekte mit dem IPA-Verfahren auf den Weg gebracht. Die Campusentwicklung DOK der Helmut-Schmidt-Universität des Bundesbaus ist eines davon. Weitere bekannte fertiggestellte Projekte dieser Art sind das ITZ Bund (Informationstechnikzentrum des Bundes) oder der Bau der neuen Kattwykbrücke in Hamburg. Auch bei aktuell laufenden Projekten sehen wir große Erfolge.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den bisherigen Planungspartnern, und gibt es bereits erste Erkenntnisse aus der Praxis?

D. Appel: Aktuell laufen die Vergabeverfahren, die Projektpartner werden also noch gesucht. Je früher Planende und Ausführende gemeinsam an einem Tisch sitzen, desto besser können sie die Arbeitsweise und Bedürfnisse des jeweils anderen verstehen. Die Planung wird dadurch von Beginn an konsistenter. Aus den Rückmeldungen anderer IPA-Projekte wissen wir, dass dieses Vorgehen der Integration den Erfolgsfaktor der Termin- und Kostenstabilität stärkt.

"Je früher Planende und Ausführende gemeinsam an einem Tisch sitzen, desto besser können sie die Arbeitsweise und Bedürfnisse des jeweils anderen verstehen."

- Donald Appel

Gibt es Mechanismen innerhalb der Allianz, um Kostenüberschreitungen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern?

D. Appel: In der ersten Planungsphase der Allianz ermitteln und schärfen alle Partner gemeinsam durch schrittweise Iterationen die sogenannten Zielkosten und das Bau-Soll. Es werden auch die Chancen und Risiken bewertet und entsprechend bepreist. Wir starten also mit fixen Zielkosten in die Ausführungsphase. Der gemeinsam geteilte Gewinn aller Partner ist dann vom Projekterfolg abhängig (sogenannter incentive share).

Welche langfristigen Effekte erwarten Sie durch den Einsatz von IPA – könnte das Modell Schule machen für weitere Großbauprojekte in Deutschland?

D. Appel: Entscheidend ist für uns das gemeinsame Projektverständnis aller Projektbeteiligten von Beginn an und damit die Möglichkeit, Planung und Ausführung zu beschleunigen. Darüber hinaus wickelt das Allianz-Team hochkomplexe Bauaufgaben kooperativ ab und arbeitet nach dem „Best for project“-Prinzip. Durch ein faires Miteinander wird nicht nur eine positive Arbeitskultur und höhere Zufriedenheit geschaffen, sondern es führt ebenso dazu, dass das Team besser und schneller auf Veränderungen und unterwartete Herausforderungen reagieren kann. Daraus ergibt sich eine höhere Planungssicherheit mit der Aussicht darauf, Kosten und Termine einzuhalten. Dies wird verstärkt durch die geteilten Chancen und Risiken und das damit verbundene Interesse, die benannten Zielkosten einzuhalten. Gerade für hochkomplexe Bauaufgaben bietet IPA also eine Reihe von Vorteilen und ich nehme an, dass das Projekt vor diesem Hintergrund bei Erfolg ein Vorbild für zukünftige Bauprojekte in ganz Deutschland sein kann.

Im Bau kennen wir uns aus!

Für Sie bauen wir unseren Newsletter mit den relevantesten Neuigkeiten aus der Branche.

Gleich abonnieren!

Ich akzeptiere die Datenschutz-Bestimmungen.
Newsletter Anmeldung
Newsletter Anmeldung

"Durch ein faires Miteinander wird nicht nur eine positive Arbeitskultur und höhere Zufriedenheit geschaffen, es führt auch dazu, dass das Team besser und schneller auf unterwartete Herausforderungen reagieren kann."

- Donald Appel

Gibt es "lessons learned" aus der bisherigen Planungsphase, die Sie anderen Bauherren mit auf den Weg geben würden?

D. Appel: Dadurch, dass wir noch auf der Suche nach Allianzpartnern sind, ist dieser Punkt noch offen. Es gibt allerdings einen umfangreichen Erfahrungsaustausch mit anderen IPA-Projekten sowie IPA-Interessierten aus dem Bundesbau und der öffentlichen Hand. Auch innerhalb des Bundesbaus tauschen wir uns deutschlandweit zu diesem Thema aus. Wir wissen also, dass das IPA-System in den frühen Phasen viele Möglichkeiten bietet: Es ist sehr anpassungsfähig, lässt Spielräume und lebt von den Zielen und Chancen bei der Erfüllung. Genauso eröffnet es Raum für Innovationen und erlaubt durch die integrale Planung einen reibungsloseren Ablauf, da die sonst üblichen Brüche zwischen Planung und Ausführung vermieden werden. All diese positiven Energien wollen wir für das Projekt nutzen und damit das gemeinsame Miteinander stärken. Damit dies gelingt, setzen wir auf die Projektcharta, in der sich alle Beteiligten gemeinsamen Werten verpflichten und diese positive Kultur verfestigt wird. Wir freuen uns, mit diesem neuen Abwicklungsmodell eine Vorreiterrolle im öffentlichen Bauen übernommen zu haben und das Bauen nachhaltig zu verändern.

Der Campus DOK ist eines der größten Bauprojekte Deutschlands. | Foto: h4a Gessert + Randecker
Der Campus DOK ist eines der größten Bauprojekte Deutschlands. | Foto: h4a Gessert + Randecker

Mehr zum Thema:


Neueste Beiträge:

Weitere Beiträge

1
2
3

Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?

Bauleistungen
Bauleistungen

Bau­leistungen

Dienstleistungen
Dienstleistungen

Dienst­leistungen

Lieferleistungen
Lieferleistungen

Liefer­leistungen

Wo suchen Sie Aufträge?

Ausschreibungs-Radar
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen

Verwandte Bau-Themen:

Jetzt zum Newsletter anmelden:

Lesen Sie Nachrichten zu Bauwirtschaft und Baupolitik aus erster Hand. Plus: Hoch-, Tief- und Straßenbau.