Schlauchlining quer durch den Rhododendron-Park
Die Dimension der Schlauchliner und die örtlichen Randbedingungen machten eine Kanalsanierungsmaßnahme in einem beliebten Park Bremens zu einem Projekt mit besonderen Anforderungen für den Netzbetreiber Hansewasser Bremen GmbH und für Aarsleff als ausführendes Unternehmen.
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Der Mischwassersammler ist eine der Hauptschlagadern des Bremer Entwässerungsnetzes. Das gemauerte Eiprofil aus dem Jahr 1957 mit einem Durchmesser von 1000/1500 mm und einer Abflussleistung bis zu 650 l/s hat als Haupttransportleitung wenige Seitenzuläufe und seine Trasse führt auf einer Länge von etwa 800 m quer durch einen der beliebtesten Parks der Hansestadt: den Rhododendron-Park.
Die Inspektion förderte den dringenden Sanierungsbedarf zu Tage. „Optisch sieht der Sammler gar nicht schlecht aus“, beschreibt Frank Blanke, der seitens Hansewasser diese Maßnahme als Projektleiter betreut. Es sind keine Risse oder Fehlstellen im Mauerwerk vorhanden. Ausschlaggebend für die jetzt durchgeführte Sanierung war der massive Fremdwassereintritt durch die korrodierten Mauerwerksfugen.
Sensible Randbedingungen
Bei der Suche nach einem geeigneten Sanierungsverfahren war zu berücksichtigen, dass der Rhododendron-Park durch die Sanierungsarbeiten nicht in Mitleidenschaft gezogen werden durfte. Eine Zugänglichkeit für schwereres Gerät innerhalb des Parks war ausgeschlossen. Die hydraulischen Randbedingungen ließen nur eine möglichst geringfügige Querschnittsverengung des Sammlers zu. Erschwerend kam hinzu, dass der Kanal nicht gradlinig verläuft, sondern auch Bögen aufweist. Einziger möglicher Zugangspunkt mit Kleingerät innerhalb des sensiblen Geländes ist ein Schacht auf dem Betriebshof der botanischen Anlage.
Mit Nebenangebot erfolgreich
Den Zuschlag für das Projekt mit einer Auftragssumme von rund 2 Millionen Euro erhielt die Aarsleff Rohrsanierung GmbH auf ein Nebenangebot. Es beinhaltete, die beiden Linerstrecken innerhalb des Parks um jeweils etwa 100 m bis zum Betriebshof zu verlängern. Dadurch konnte die Bauzeit verkürzt, die Querschnittsverluste und in der Folge die erheblichen Kosten für die aufwändige Abflusslenkung deutlich reduziert werden.
In den drei Sanierungsabschnitten mit Längen von 398, 138 und 409 m kamen warmwasserhärtende Polyesternadelfilzliner zum Einsatz, die im Inversionsverfahren eingebaut wurden.
Schwierige Vorarbeiten
Das Nebenangebot erforderte eine intensive technische und logistische Vorarbeit. „Es waren die Linergewichte zu berechnen und darauf ausgerichtet die Produktions- und Transportlogistik zu konzipieren“, beschreibt Jürgen Zinnecker. Außerdem mussten die Örtlichkeiten mit den verfügbaren Platzverhältnissen und Einschränkungen genau überprüft werden.
Die statische Berechnung mit einem zugrunde gelegten Grundwasserstand von 3,50 m ergab eine Rohwanddicke des Liners von 34,5 mm. Bei einem Linerumfang von etwa 3940 mm lag das errechnete Transportgewicht der beiden langen Schläuche bei jeweils knapp 110 Tonnen, die vom Werk im thüringischen Geschwenda nach Bremen auf die Baustelle transportiert werden mussten.
Mit dem Imprägnieren von Linern mit so außergewöhnlichen Längen und Gewichten stößt auch das Werk in Thüringen in technische und logistische Grenzbereiche vor. „Die Imprägnierung der beiden langen Liner hat jeweils 26 Stunden gedauert“, beschreibt Zinnecker. Die hierfür erforderlichen 56 Tonnen Harz für den kontinuierlichen Imprägniervorgang zur Verfügung zu haben, ist ein weiterer Aspekt der logistischen Herausforderung.
Transport mit Hindernissen
Der imprägnierte Schlauch wurde direkt aus der Imprägnieranlage auf einen Sattelzug verladen und mit Eis gekühlt. Bei einem solchen Spezialtransport mit einer Länge von 37 m sind die Wege und Zeiten (in der Regel nachts) von den Genehmigungsbehörden genau vorgegeben. In Bremen wurden die Transporte schließlich mit Polizeibegleitung ins Stadtgebiet eskortiert, nachdem im Vorfeld entlang der Strecke Halteverbote ausgeschildert und eventuelle Hindernisse abgebaut wurden.
Dass dies nicht immer problemlos abläuft, zeigte der Transport des ersten, 398 m langen Liners: Vor Bremen angekommen wurde dem Lkw die nächtliche Einfahrt nach Bremen verweigert. Erst in der folgenden Nacht konnte die Polizei den Transport zur Baustelle begleiten, was letztlich den Einbau um einen Tag verzögerte. Da sich die Genehmigung für die Ausfahrt des Sattelzuges aus der Stadt um weitere drei Tage verzögerte, drohte das Transportkonzept für die ausstehenden Liner durcheinander zu geraten. Durch das Bereitstellen eines zusätzlichen Schwerlastzuges mit den erforderlichen Eigenschaften und eine flexible Baustellenorganisation gelang es, den weiteren Zeitplan einzuhalten.
Problemloser Einbau
Der eigentliche Einbau von Linern dieser Dimension ist für Aarsleff mittlerweile Routine und verlief auch in diesem Fall ohne weitere Probleme. Auch der Auftraggeber ist mit dem Ablauf des Projektes – bis auf die Schwierigkeiten beim Antransport des ersten Liners – sehr zufrieden. „In der akribischen und umfassenden Vorbereitung, der Qualität des Fachpersonals und der Qualität der Produkte liegt der Schlüssel zum Erfolg“, so Jürgen Zinnecker. „Ein Hineinstolpern in so eine Maßnahme kann man sich nicht leisten!“
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