„Der Wunsch nach Perfektion kann Gutes gefährden“
In der B_I umweltbau 4/25 wurde vom 26. VSB-Beratertag berichtet und einem Vortrag, dessen Erkenntnisse und Folgerungen mindestens fraglich sind.

Dort heißt es: Die „Höher, weiter, schneller“-Innovationen der UV-Liner seien in diesem Maße nicht im Sinne und zum Nutzen der Kommunen – dem muss ich ausdrücklich widersprechen. Und die Handbuchkonformität ist schwierig einzuhalten, wenn die Anforderungen der DIBt-Zulassung selbst nicht mehr handbuchkonform sind. Final genüge das Regelwerk aktuell nicht den Erwartungen der kommunalen Endkunden.
Ich bin überzeugt, auch Herr Vogel verfolgt das gemeinsame Ziel einer nachhaltig funktionstüchtigen Abwasserentsorgung. Aber viele der im Bericht getätigten Aussagen wirken auf mich recht demagogisch und plakativ. Wir sollten jedoch das Thema mit mehr Augenmaß betrachten und die Konsequenzen gewisser Maßnahmen genau abwägen. Das Rad auf Verbandsebene neu zu erfinden, teile ich in jedem Fall nicht. Hier gibt es technisch und juristisch belastbarere Instanzen. Ferner würden alle Beteiligten den Regelwerksdschungel sicher gern etwas lichten.
Aber schauen wir bei all der Aufregung doch zunächst mal etwas über den eigenen Tellerrand. Man stellt dann schnell fest, dass insbesondere in Deutschland alle Planer über schlechte Betriebsdaten klagen. Die Baufirmen beklagen die mangelhafte Ausführungsreife der Planungen. Und die DWA agiert noch heute mit Zustandsdaten aus dem Jahre 2018. Eventuell erhält genau deshalb die Instandhaltung unserer unterirdischen Infrastruktur ein unzureichendes Investitionsvolumen.
Viele Akteure unserer Branche versuchen hier Abhilfe zu schaffen. Aber wenn die im Bericht besagte „Kooperative“ nun seit über sieben Jahren u.a. an der Präzisierung der Einsatzvoraussetzungen für Planungsentscheidungen arbeitet, frage ich mich, ob das zielführend ist. Zumal hier mehr oder weniger unter Ausschluss der Material- und Gerätehersteller und der ausführenden Firmen agiert wurde.
Herr Vogel spricht von Verbesserungspotenzial – in diesem Fall ist m.E. das Gute der Feind des Besseren! Denn der Wunsch nach Perfektion kann dazu führen, dass man das Gute gefährdet. All die Ideen und Entwürfe der „Kooperative“ liegen mir bislang konkret nicht vor und sie werden nun über die Printmedien und auf den Podien scheibchenweise lanciert. Diese Vorgehensweise ist der Sache unangemessen. Daher habe ich eine gewisse Vorahnung und die Befürchtung, dass man hier fehlgeleitet agiert.
Zudem ist das UV-härtende Schlauchlining deutlich besser, als es manche von ihren Podien berichten. Viele Auftraggeber, Planer, Hersteller und Baufirmen machen rund um das Produkt einen hervorragenden Job. Aber aus welchem Antrieb heraus auch immer die Kooperative agiert – sie verkennt, dass der in Deutschland produzierte UV-härtende Liner mit höchster Akzeptanz in die Welt exportiert wird. Ein hochqualitativer Exportschlager, welcher der ausländischen Filzliner-Industrie ein böser Dorn im Auge ist. Dieser Industriezweig hat schon vor einigen Jahren die SDR135-Forderung lanciert – sie wurde jedoch im ISO-Gremium aus guten Gründen verworfen.
Ich empfehle daher ausdrücklich, elitäre nationale Alleingänge zu vermeiden und mit allen Protagonisten gemeinsam zu agieren. Deutschland ist mit diversen Fachleuten aus der Planung, Industrie, den Instituten und den Verbänden in den ISO-Gremien sehr gut vertreten – jeder kann hier mitmachen und es lassen sich die gut gemeinten Vorschläge einwandfrei platzieren. Es wird auch nicht sieben Jahre dauern. Wir haben exzellente Regelwerke, lasst sie uns bündeln und bitte gemeinsam im Sinne der Sache verbessern.
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