Bisher ist der Name Culimeta in der der Kanalsanierung eher unbekannt. „Das soll sich aber sehr bald ändern, denn wir beabsichtigen in diesem Markt Fuß zu fassen“, sagt Vincent Cuylits, der zusammen mit seinem Bruder Diederik die Geschäfte des 95 Jahre alten Familienunternehmens in dritter Generation führt. Seit 1958 ist Culimeta auf die Verarbeitung von Textilglas spezialisiert. Zu den Produkten gehörten anfangs Elektroisolationsmaterialen, später verschob sich der Schwerpunkt immer mehr zu Anwendungen in der thermischen Isolation. Ein Beispiel aus der jüngeren Zeit sind Materialien für die Automobilindustrie, um Bauteile im Abgastrakt, wie Katalysatoren oder Schalldämpfer, zu isolieren. Das Unternehmen mit Stammsitz im niedersächsischen Bersenbrück produziert international an 10 Standorten und erwirtschaftet mit seinen über 500 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 80 Millionen Euro. Dafür werden pro Jahr etwa 8000 Tonnen Glas verarbeitet.
Culimeta bringt Glasfaserliner für den Hausanschluss auf den Markt
Rundgestrickt, nahtlos, einlagig und aus Glasfasern: Mit dem Vitriliner will der Textilglasspezialist Culimeta im Segment der Hausanschlussliner zukünftig eine bedeutende Rolle spielen. | Foto: Culimeta

Um das Unternehmen auf eine breite Basis zu stellen, waren die Gebrüder Cuylits immer auf der Suche nach Anwendungen, bei denen sich die Kompetenz in der Textilglasverarbeitung mit neuen, zukunftsträchtigen Aufgabenfeldern kombinieren lässt. Da war es nur eine Frage der Zeit, wann die Themen Schlauchlining und Kanalsanierung in den Blick gerieten. „Dabei kamen wir zu dem Schluss, dass es aktuell im Hausanschlussbereich kein glasfaserbasiertes Produkt auf dem Markt gibt, das aus unserer Sicht den technologischen Anforderungen genügt“, so Vincent Cuylits. Eine Marktlücke, die es nach Einschätzung von Culimeta zu schließen galt.

Mit dem Fokus auf die Linerproduktion entstand in Bersenbrück auf der grünen Wiese ein neues Werk auf modernstem technischem Niveau. | Foto: Culimeta
Mit dem Fokus auf die Linerproduktion entstand in Bersenbrück auf der grünen Wiese ein neues Werk auf modernstem technischem Niveau. | Foto: Culimeta

Mehrjährige Entwicklung

Dies setzte eine mehrjährige Entwicklungsphase in Gang, an deren Ende ein komplettes System stehen sollte. Parallel dazu belieferte Culimeta in der Vergangenheit den Linerhersteller Saertex Multicom mit Trockenschläuchen für den Hausanschlussbereich. Diese Zusammenarbeit wurde jedoch vor etwa zwei Jahren beendet und Saertex Multicom hat sich bekanntermaßen mittlerweile komplett aus dem Segment Hausanschlussliner zurückgezogen. „Wir wollten nicht nur als Halbzeug-Hersteller auftreten, sondern mit einem Komplettsystem unserem Technologieanspruch gerecht werden, das war von Anfang an unser Ziel“, so Vincent Cuylits.

Produkte aus dem Bereich der glasfaserverstärkten Kunststoffe gehörten bis dato nicht zum Portfolio der Culimeta. Was die Verarbeitung des Glases von der Faser zum Zwirn und Garn zum Endprodukt und die Anwendungseigenschaften des Textilglases anging, konnte sich Culimeta auf eigene Kompetenz stützen. „Wir stricken Glasfasern schon seit Jahrzehnten und sehen uns in dieser Technologie als einer der führenden Hersteller“, so Vincent Cuylits. Hinsichtlich der Beschichtung eines Schlauches mit einem Coating und beim Thema Harze bestand Entwicklungsbedarf, der in interdisziplinärer Zusammenarbeit abgearbeitet und auf das Anwendungsfeld Kanalsanierung optimiert wurde. „Heute arbeiten wir mit eigenen Harzrezepturen, die beispielsweise hinsichtlich der Viskosität speziell auf die spezifischen Eigenschaften unseres Liners aus einem nahtlosen, einlagigen Glasfasergestrick abgestimmt sind“, so Entwicklungsleiter Dr. Florian Winter. Eine besondere Herausforderung in dem patentgeschützten Herstellungsprozess sei es, aus einem Glasgarn ein rundgestricktes Material in der erforderlichen Wandstärke herzustellen. „Dafür sind spezielle Strickmaschinen erforderlich, in denen sehr viel Know-how steckt“, bestätigt Vincent Cuylits.

In den Rundstrickmaschinen steckt sehr viel Know-how und Jahrzehnte lange Erfahrung im Stricken von Glasfasern. | Foto: B_I/zu Eulenburg
In den Rundstrickmaschinen steckt sehr viel Know-how und Jahrzehnte lange Erfahrung im Stricken von Glasfasern. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Neues Werk

Doch nicht nur in die Strickmaschinen wurde Geld und Know-how investiert. Mit Schwerpunkt auf die Linerproduktion entstand in Bersenbrück auf der grünen Wiese ein komplett neues Werk. „Hier konnten wir auf modernstem technischem Niveau von Grund auf optimierte Produktionsprozesse planen und umsetzen und gleichzeitig höchste Umweltstandards realisieren“, erklärt Vincent Cuylits. Rund 10 Millionen Euro investierte Culimeta in Entwicklung und Produktion, um den Hausanschlussliner auf den Markt zu bringen. „Wir sind gekommen, um zu bleiben, und unser Ziel ist es, bei den Glasfaserlinern im Hausanschluss die Nummer Eins zu werden“, unterstreicht Cuylits die Langzeitperspektive und die Ambitionen hinter dieser Investition.

Nun sind also die Hausaufgaben gemacht und das Produkt mit dem Namen Vitriliner ist marktreif. Für die in diesem Segment besonders wichtige DIBt-Zulassung sind die erforderlichen Prüfungen abgelegt und alle benötigten Unterlagen sind beim DIBt eingereicht. Mit der Erteilung der Zulassung wird in Kürze gerechnet.

Auf dieser Anlage werden die Schläuche auf der Außenseite mit einem Coating beschichtet. | Foto: B_I/zu Eulenburg
Auf dieser Anlage werden die Schläuche auf der Außenseite mit einem Coating beschichtet. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Imprägniert und konfektioniert auf die Baustelle

Der Vitriliner ist ein rundgestrickter, einlagiger und nahtloser Glasfaserliner, der werkseitig mit einem lichthärtenden, styrolfreien Vinylesther-Harz imprägniert wird. Der Kunde bekommt wie im Großprofilbereich ein vorkonfektioniertes, fertig einbaubares Produkt mit einer Lagerfähigkeit von bis zu drei Monaten auf die Baustelle geliefert. „Mit dem Entfallen der Imprägnierung vor Ort werden nicht nur Fehlerrisiken minimiert, sondern auch die Abläufe auf der Baustelle vereinfacht und beschleunigt. Der Umgang mit Harz auf der Baustelle mit dem entsprechenden Aufwand für Arbeitsschutz und der Entsorgung von Restmengen entfällt“, sagt Heinz Georg Kaiser, der nach 12 Jahren bei Saertex Multicom zu Culimeta wechselte, um hier die Schlauchliningsparte aufzubauen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Glasfaser als Trägermaterial in einem Segment, in dem Polyester nach wie vor dominiert. Als Vorteile nennt Kaiser die Dichtheit und die Beständigkeit eines Glasfaserliners.
Hier werden mit modernster Technik die Harzrezepturen hergestellt. | Foto: B_I/zu Eulenburg
Hier werden mit modernster Technik die Harzrezepturen hergestellt. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Der Vitriliner ist auf radiale Flexibilität bei geringer Längsdehnung ausgelegt. Er kann Dimensionssprünge von 50 Millimetern ausgleichen, ohne dabei die erforderliche Mindestwanddicke von drei Millimetern zu unterschreiten. Die gute Bogengängigkeit bei geringer Faltenbildung sowie das sichere Erreichen der angegebenen statischen Kennwerte unter Baustellenbedingungen hebt Heinz Georg Kaiser als weitere Linereigenschaften hervor.

Das Durchmesserspektrum der Liner mit der beantragten DIBt-Zulassung reicht von DN 100 mit einer möglichen Aufweitung auf DN 150, über DN 150 mit der Aufweitungsmöglichkeit auf DN 200 bis hin zu DN 200 und einer möglichen Aufweitung auf DN 250. Linerlängen auch über 100 Meter stellen produktionstechnisch kein Problem für die eigens hierfür konzipierte Imprägnieranlage dar.

Für die neu konzeptionierte Imprägnieranlage sind auch Linerlängen über 100 Meter kein Problem. | Foto: B_I/zu Eulenburg
Für die neu konzeptionierte Imprägnieranlage sind auch Linerlängen über 100 Meter kein Problem. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Bezüglich des Einbauequipments ist Culimeta anbieteroffen. „Wir haben unser System mit allen am Markt angebotenen Lichtanlagen getestet und es funktioniert mit allen LED und Gasentladelichtquellen“, sagt Heinz Georg Kaiser. „Im Verfahrenshandbuch wird es Tabellen geben, mit welchen Lichtanlagen welche Parameter einzuhalten sind“, ergänzt Dr. Florian Winter.

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Die gute Bogengängigkeit bei geringer Faltenbildung sowie das sichere Erreichen der angegebenen statischen Kennwerte unter Baustellenbedingungen sind wesentliche Eigenschaften des Vitriliner. | Foto: Culimeta
Die gute Bogengängigkeit bei geringer Faltenbildung sowie das sichere Erreichen der angegebenen statischen Kennwerte unter Baustellenbedingungen sind wesentliche Eigenschaften des Vitriliner. | Foto: Culimeta

Zulaufeinbindungen und Inhouse-Sanierung auf der Agenda

Mit dem Blick voraus denkt Culimeta vorerst nicht daran, das Durchmesserspektrum nach oben zu erweitern. „In diesem Bereich ist der Markt gut und dicht besetzt“, so Heinz Georg Kaiser. Möglich sei es eher, das Produkt kleiner zu entwickeln und damit in den Inhousebereich vorzustoßen. Ein weiteres interessantes Thema seien Hutprofile oder Zulaufeinbindungen. „Wir haben die Stricktechnik mit hochautomatisierten Maschinen im Hause, wir beschäftigen qualifizierte Textilingenieure und haben damit alle Voraussetzungen, um uns mit dieser Thematik zu beschäftigen und unser Portfolio zu erweitern“, so Dr. Winter. Man beobachte darüber hinaus sehr genau die Fortschritte bei der Entwicklung lichthärtender Epoxidharze und beschäftige sich mit der Option, einen verklebenden Liner auf den Markt zu bringen, gehen bei Culimeta bereits die Gedanken in die Zukunft.
Sie sind überzeugt vom langfristigen Erfolg des neuen Vitriliner: Diederik Cuylits, Entwicklungsleiter Dr. Florian Winter, Vincent Cuylits und Abteilungsleiter Relining Heinz Georg Kaiser (v.l.n.r.). | Foto: B_I/zu Eulenburg
Sie sind überzeugt vom langfristigen Erfolg des neuen Vitriliner: Diederik Cuylits, Entwicklungsleiter Dr. Florian Winter, Vincent Cuylits und Abteilungsleiter Relining Heinz Georg Kaiser (v.l.n.r.). | Foto: B_I/zu Eulenburg

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