Grenzen erweitern – nachhaltig sanieren

Eine angespannte Wettbewerbssituation und ausufernde Preissteigerungen am Rohstoffmarkt dürfen nicht dazu führen, dass ein qualitätsorientiertes und nachhaltiges Bauen aus dem Fokus der Kanalsanierung gerät. So lautete eine Kernbotschaft des 21. Deutschen Schlauchlinertages und des 12. Deutschen Reparaturtages, die in diesem Jahr am 19. und 20. September – diesmal wieder als reine Präsenzveranstaltung – in Düsseldorf stattfanden.

Schlauchliner-/Reparaturtag: Grenzen erweitern, nachhaltig sanieren
Knapp 400 Teilnehmer sind in diesem Jahr zum Deutschen Schlauchlinertag und Deutschen Reparaturtag in das CCD Congress Center nach Düsseldorf gekommen, um sich über Neuigkeiten und Entwicklungspotenziale bei Schlauchliner- und Reparaturverfahren zu informieren. | Foto: B_I/Valdix

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„Wir wollen uns gemeinsam weiterentwickeln, denn Stillstand ist für unsere Branche keine Option!“ Mit seinem Eingangsstatement unterstrich Dr.-Ing. Igor Borovsky, Vorsitzender der Technischen Akademie Hannover (TAH) und Geschäftsführer des Verbandes zertifizierter Sanierungs-Berater für Entwässerungssysteme (VSB), zum Auftakt in Düsseldorf eine wesentliche Zielsetzung des bewährten Veranstaltungsduos. „Wenn die Erfahrung der vergangenen Jahre uns eines gelehrt hat, dann doch die Tatsache, dass wir alle – Netzbetreiber, Planer und Industrie – auf Augenhöhe kommunizieren und gemeinsam an einem Strang ziehen müssen, um Schwachpunkte zu benennen und Innovationspfade zu identifizieren, die unsere Branche immer besser machen“, betonte Borovsky den Markenkern des bewährten Branchentreffens.

Persönliches Networking

Während die beiden vorangegangenen Veranstaltungen coronabedingt noch in einer hybriden Online-/Präsenzvariante durchgeführt wurden, stand der etablierte Branchentreff in diesem Jahr für die knapp 400 Teilnehmer wieder als reine Präsenzveranstaltung ganz im Zeichen der intensiven persönlichen Kontaktpflege. „Man hat sehr deutlich gemerkt, dass alle Teilnehmer begeistert waren, sich endlich wieder ausschließlich von Angesicht zu Angesicht über ihre Erfahrungen auszutauschen“, freute sich VSB-Vorstandsvorsitzender Michael Hippe über die vollständige Rückkehr zur Präsenzform an beiden Veranstaltungstagen.

Etabliertes Schlauchlining richtig anwenden

Die Teilnehmer der ersten Podiumsdiskussion (v.l.): Dipl.-Ing. Roland Wacker (Ingenieurbüro Wacker), B.Sc. Michelle Peeck (Siebert+Knipschild), Dipl.-Ing. Christoph Bretschneider, Moderator Artur zu Eulenburg, M.Eng. Markus Dohmann (Stadt Backnang), Daniel Will (Impreg), Dipl.-Ing. Volker Neubert (Aarsleff) | Foto: B_I/Valdix
Die Teilnehmer der ersten Podiumsdiskussion (v.l.): Dipl.-Ing. Roland Wacker (Ingenieurbüro Wacker), B.Sc. Michelle Peeck (Siebert+Knipschild), Dipl.-Ing. Christoph Bretschneider, Moderator Artur zu Eulenburg, M.Eng. Markus Dohmann (Stadt Backnang), Daniel Will (Impreg), Dipl.-Ing. Volker Neubert (Aarsleff) | Foto: B_I/Valdix

Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr bildete das vom langjährigen Chefredakteur der B_I umweltbau, Artur zu Eulenburg, moderierte Talkformat auch den Auftakt des 21. Deutschen Schlauchlinertages. „Sind wir mit dem Schlauchlining auf dem richtigen Weg?“, „Geht der aktuelle Preiskampf auf Kosten der Qualität?“ und „Was können wir für die Zukunft noch erwarten?“, lauteten einige Leitgedanken der Diskussionsrunde. Dass das Schlauchlining längst eine unersetzliche Technologieoption sei, daran bestehe – so die einhellige Meinung der teilnehmenden kommunalen Netzbetreiber, Planer, Vertreter bauausführender Unternehmen sowie Anbieter von Produkten und Verfahren – nicht der geringste Zweifel. Schlauchlining sei ein zentrales Instrument im Werkzeugkasten der Netzbetreiber. Nun sei es die Aufgabe aller Beteiligten, es als ein gutes und sicheres Verfahren kontinuierlich gemeinsam weiterzuentwickeln, lautete der Konsens in der Diskussion. Dabei gelte es aber stets im Hinterkopf zu behalten, dass alle Linersysteme situationsbezogen über Vor- und Nachteile verfügen. Deshalb sei es notwendig, die Einsatzgrenzen jedes Systems zu kennen und in Planung und Ausschreibung zu berücksichtigen. Bei der Regelwerkstechnik, laut Dipl.-Ing. Roland Wacker momentan "ein zahnloser Tiger", gebe es viele Widersprüche und damit reichlich Verbesserungspotenzial.

Wie in den Vorjahren wurden der 21. Deutsche Schlauchlinertag und der 12. Deutsche Reparaturtag wieder von begleitenden Fachausstellungen flankiert. | Foto: B_I/Valdix
Wie in den Vorjahren wurden der 21. Deutsche Schlauchlinertag und der 12. Deutsche Reparaturtag wieder von begleitenden Fachausstellungen flankiert. | Foto: B_I/Valdix

Meilensteine der Branchen-Roadmap

Im Anschluss an die angeregte Podiumsdiskussion bestimmten weitere relevante Aspekte der Qualitätssicherung, der technischen Entwicklungen und Innovationen das Veranstaltungsgeschehen in der NRW-Landeshauptstadt. Hinzu kamen praxisrelevante Ansätze eines juristischen Umgangs mit auffälligen Angeboten und der Blick auf „Schlauchlinerzulassungskriterien im Spannungsfeld der internationalen Standards“. Und natürlich haben auch das allgegenwärtige Thema „künstliche Intelligenz“ und der Einsatz intelligenter Sensorik längst Einzug in die Welt der Kanalsanierung gehalten. Hier entstehen u.a. durch den Einsatz hochfrequenter elektromagnetischer Felder sukzessive neue Überwachungsmöglichkeiten, die den Vernetzungsfortschritt von Kunststoffen bei der UV-Härtung von Schlauchlinern mittels einer berührungslosen Sensorik ermitteln. Zudem durfte ein weiterer Megatrend der (Tief-)Baubranche auf der Agenda des Schlauchlinertages nicht fehlen: das Thema Nachhaltigkeit und die Auswirkungen des Schlauchlinings auf die Umwelt. Die Zusammenarbeit zwischen Interessenvertretern der Industrie, Forschern und Aufsichtsbehörden sei entscheidend für die Optimierung des Energieverbrauchs und die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks des Schlauchliners.
„Der Blick auf die Schadensbilder und deren Ursachen ist entscheidend“, so Markus Dohmann, Große Kreisstadt Backnang, in seinem Vortrag. | Foto: TAH
„Der Blick auf die Schadensbilder und deren Ursachen ist entscheidend“, so Markus Dohmann, Große Kreisstadt Backnang, in seinem Vortrag. | Foto: TAH

Die Planung ist das entscheidende Moment

„Wann ist eine Sanierung im Schlauchlining-Verfahren sinnvoll, zielführend und wirtschaftlich?“, lautete die Frage von Markus Dohmann, M. Eng., Große Kreisstadt Backnang. „Der Blick auf die Schadensbilder ist entscheidend“, so eine These des Referenten. Dies allein reiche aber für eine fundierte Entscheidungsfindung nicht aus. Zudem sei es notwendig, auch auf die Ursachen der Schäden und auf alle vorhandenen Randbedingungen zu blicken und diese in eine valide Sanierungsplanung mit einzubeziehen.

Diesen Fokus auf die Planung als entscheidende Grundlage einer erfolgreichen Kanalsanierung unterstrich auch Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, Markus Vogel – Beratung, Kappelrodeck, in seinem Vortrag. „Kanalsanierung ohne Planung ist nicht möglich“, so Vogel. „Es gibt keine Standardsanierungslösung. Vor jeder Ausschreibung steht eine komplexe Entscheidungsfindung, um aus der Vielzahl der vorhandenen Techniken die situativ passende und damit die beste auszuwählen. Qualität und Dauerhaftigkeit einer Kanalsanierung werden in der Planungsphase geschaffen“, so Vogel.

Bekannte Bausteine wie die moderierten Außenvorführungen… | Foto: B_I/Valdix
Bekannte Bausteine wie die moderierten Außenvorführungen… | Foto: B_I/Valdix

Die Grenzen des Machbaren erweitern

„Bei den Druckrohrleitungen rücken grabenlose Sanierungsverfahren ebenfalls zunehmend in den Vordergrund“, erläuterte Dr.-Ing. Susanne Leddig-Bahls, IQS Engineering AG. Aufgrund einer mancherorts erschwerten Zugänglichkeit der Leitungsabschnitte hätten in der Vergangenheit teilweise keine geeigneten Sanierungsverfahren im Druckrohrbereich zur Verfügung gestanden. „Die Herstellung vor Ort, die Material- und Prozessvielfalt sowie insbesondere die Flexibilität bieten gerade im Druckrohrbereich wesentliche Einsatzvorteile“, so Leddig-Bahls.

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Von diesen Einsatzvorteilen können noch weitere Bauwerke in zunehmendem Maße profitieren. Denn auch Schächte waren bis dato mit Schlauchlinern kaum effizient zu sanieren. Mit dem Einsatz flexibler, an Dimensionssprünge und verschiedene Schachtgeometrien hoch anpassungsfähiger Liner gehöre auch das der Vergangenheit an, so Stefan Blenke, Brandenburger Liner GmbH & Co. KG. Und last but not least ist mit CarboSeal auch in den Bereich der Fernwärmeleitungen Bewegung in puncto Schlauchlining gekommen.

Der erste Veranstaltungstag habe deutlich gezeigt, so Moderator Franz Hoppe zum Abschluss des 21. Deutschen Schlauchlinertages, dass sich die Anwendungsbereiche des Schlauchlinings vergrößern. Diese Form der Grenzerweiterung berge viele Chancen, bedeute aber auch, dass das Wissen der Branche erheblich erweitert werden müsse, um Fehler zu vermeiden.

…waren Teil des Eventangebots an beiden Tagen. | Foto: B_I/Valdix
…waren Teil des Eventangebots an beiden Tagen. | Foto: B_I/Valdix

Nachhaltig reparieren

Der zweite Veranstaltungstag oder genauer der 12. Deutsche Reparaturtag stand ganz im Zeichen des nachhaltigen Bauens. Zwar sei es, unterstrich Hippe bei der Begrüßung der Teilnehmer, schwer zu beantworten, wie nachhaltig eine Reparatur tatsächlich sei. Denn einerseits sei die Reparatur zumindest in geschlossener Bauweise mit einem ausgesprochen geringen Ressourcenverbrauch verbunden. „Andererseits aber verbleiben Schäden geringerer Dringlichkeit oder aber potenzielle Undichtigkeiten an alten Rohrverbindungen mit entsprechender Boden- und Grundwasserverunreinigung“, definierte Hippe das komplexe Spannungsfeld der Gesamtthematik. „Verlagern wir unzulässigerweise erforderliche Investitionen auf die nächste Generation?“, sei eine Frage, die ebenfalls in diesem Jahr in Düsseldorf zu erörtern sei. Gleichwohl stehe aber zweifellos fest, dass eine qualitätsgerecht ausgeführte Reparatur eindeutig nachhaltiger sei als eine unsachgemäß ausgeführte, welche in absehbarer Zeit wiederholt werden müsse.

Strategisch handeln in der Praxis

Ralph Zwafink bei seinem Vortrag | Foto: TAH
Ralph Zwafink bei seinem Vortrag | Foto: TAH

Die „Wahl der richtigen Reparaturstrategie“ und „Reparaturverfahren in der Praxis“ stellten auch in diesem Jahr wesentliche inhaltliche Aspekte des Veranstaltungsprogramms dar. Mit einem exemplarischen Blick auf das rund 2.300 km lange Kanalnetz der Hansestadt Bremen zeigte Ralph Zwafink, Hansewasser Bremen, dass eine effektive Reparaturstrategie ein wichtiger Bestandteil des Funktions- und Werterhalts eines Netzes sein kann. Weitere Insights auf die Kanalnetze von Köln und Düsseldorf boten die Vorträge von Dipl.-Ing. (FH) Karl Elis, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, und Roland Baum, Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf. Während Elis die „Fachgerechte Zulaufanbindung im Spachtel- und Verpressverfahren“ mit besonderem Fokus auf die Arbeitsvorbereitung und die einzelnen Ausführungsschritte in das Zentrum seines Vortrags stellte, beschrieb Baum mit dem sogenannten Düsseldorfer Modell die aufwändige Fugensanierung an Düsseldorfer Mauerwerkskanälen.

Das Düsseldorfer Modell: Roland Baum, Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf, präsentierte in seinem Vortrag die in Düsseldorf praktizierte Fugensanierung von Mauerwerkskanälen. | Foto: TAH
Das Düsseldorfer Modell: Roland Baum, Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf, präsentierte in seinem Vortrag die in Düsseldorf praktizierte Fugensanierung von Mauerwerkskanälen. | Foto: TAH
In weiteren Vorträgen ging es um den „Reparaturerfolg bei Kurzlinern“, um eine „Erfolgreiche Schachtreparatur“ sowie um das „Handlaminat in der Praxis“ und – in einem interessanten Grundsatzbeitrag – um die individuellen Spezifika von Kunststoff und den richtigen Umgang mit diesem Material. Grundsätzliche „Risiken und Chancen einer Reparatur“ stellte Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert in das Zentrum seiner Ausführungen. Eine dezidierte Risikobewertung und Risikoreduktion einzelner Reparaturverfahren, wie sie aktuell vom VSB in seiner Empfehlung abgebildet sei, könne zu längeren Nutzungsdauern führen und sei ein wertvolles Instrument für Ingenieurbüros, die in der Planung und Bauüberwachung tätig seien.

Was ist nachhaltig?

In der abschließenden Diskussionsrunde wurden viele Fäden des umfassenden Informationsangebots des 12. Deutschen Reparaturtages erneut zusammengeführt. „Was ist nachhaltiger? Die konsequente Reparatur zum Werterhalt oder die vorausschauende Investition zum Substanzerhalt?“, lautete das Leitthema, dem sich die Vertreter von Netzbetreibern, Ingenieurbüros und Sanierungsfirmen annahmen.

Abschließende Podiumsdiskussion beim Deutschen Reparaturtag mit (v.l.) Dipl.-Ing. Christoph Pöllmann (Sachverständiger bei Aquasenat), Michael Kommer (GFK-Pro), Steffen Roll (Pipetronics), Moderator Dipl.-Ing. Michael Hippe, Roland Baum (Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf), Ralph Zwafink (Hansewasser) | Foto: TAH
Abschließende Podiumsdiskussion beim Deutschen Reparaturtag mit (v.l.) Dipl.-Ing. Christoph Pöllmann (Sachverständiger bei Aquasenat), Michael Kommer (GFK-Pro), Steffen Roll (Pipetronics), Moderator Dipl.-Ing. Michael Hippe, Roland Baum (Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf), Ralph Zwafink (Hansewasser) | Foto: TAH

In der Diskussion wurde deutlich, dass diese Frage nicht pauschal, sondern stets mit einem differenzierten Blick auf die individuelle Netzsituation beantwortet werden muss. Klar wurde auch, dass das Thema Nachhaltigkeit unfassbar viele Implikationen birgt. Gleichwohl herrschte bei den Diskussionsteilnehmern ein deutlicher Konsens darüber, dass ein qualitätsorientiertes, technologieoffenes und generationengerechtes Bauen, welches sich nicht ausschließlich dem Diktat des Preises unterwirft, die Basis eines erfolgreichen Netzmanagements sei. Hinzu komme ein respektvoller und von einer gegenseitigen Wertschätzung geprägter Umgang aller Akteure miteinander, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Quelle: TAH


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