Grenzen erweitern – nachhaltig sanieren
Eine angespannte Wettbewerbssituation und ausufernde Preissteigerungen am Rohstoffmarkt dürfen nicht dazu führen, dass ein qualitätsorientiertes und nachhaltiges Bauen aus dem Fokus der Kanalsanierung gerät. So lautete eine Kernbotschaft des 21. Deutschen Schlauchlinertages und des 12. Deutschen Reparaturtages, die in diesem Jahr am 19. und 20. September – diesmal wieder als reine Präsenzveranstaltung – in Düsseldorf stattfanden.
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Persönliches Networking
Während die beiden vorangegangenen Veranstaltungen coronabedingt noch in einer hybriden Online-/Präsenzvariante durchgeführt wurden, stand der etablierte Branchentreff in diesem Jahr für die knapp 400 Teilnehmer wieder als reine Präsenzveranstaltung ganz im Zeichen der intensiven persönlichen Kontaktpflege. „Man hat sehr deutlich gemerkt, dass alle Teilnehmer begeistert waren, sich endlich wieder ausschließlich von Angesicht zu Angesicht über ihre Erfahrungen auszutauschen“, freute sich VSB-Vorstandsvorsitzender Michael Hippe über die vollständige Rückkehr zur Präsenzform an beiden Veranstaltungstagen.
Etabliertes Schlauchlining richtig anwenden
Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr bildete das vom langjährigen Chefredakteur der B_I umweltbau, Artur zu Eulenburg, moderierte Talkformat auch den Auftakt des 21. Deutschen Schlauchlinertages. „Sind wir mit dem Schlauchlining auf dem richtigen Weg?“, „Geht der aktuelle Preiskampf auf Kosten der Qualität?“ und „Was können wir für die Zukunft noch erwarten?“, lauteten einige Leitgedanken der Diskussionsrunde. Dass das Schlauchlining längst eine unersetzliche Technologieoption sei, daran bestehe – so die einhellige Meinung der teilnehmenden kommunalen Netzbetreiber, Planer, Vertreter bauausführender Unternehmen sowie Anbieter von Produkten und Verfahren – nicht der geringste Zweifel. Schlauchlining sei ein zentrales Instrument im Werkzeugkasten der Netzbetreiber. Nun sei es die Aufgabe aller Beteiligten, es als ein gutes und sicheres Verfahren kontinuierlich gemeinsam weiterzuentwickeln, lautete der Konsens in der Diskussion. Dabei gelte es aber stets im Hinterkopf zu behalten, dass alle Linersysteme situationsbezogen über Vor- und Nachteile verfügen. Deshalb sei es notwendig, die Einsatzgrenzen jedes Systems zu kennen und in Planung und Ausschreibung zu berücksichtigen. Bei der Regelwerkstechnik, laut Dipl.-Ing. Roland Wacker momentan "ein zahnloser Tiger", gebe es viele Widersprüche und damit reichlich Verbesserungspotenzial.
Meilensteine der Branchen-Roadmap
Die Planung ist das entscheidende Moment
„Wann ist eine Sanierung im Schlauchlining-Verfahren sinnvoll, zielführend und wirtschaftlich?“, lautete die Frage von Markus Dohmann, M. Eng., Große Kreisstadt Backnang. „Der Blick auf die Schadensbilder ist entscheidend“, so eine These des Referenten. Dies allein reiche aber für eine fundierte Entscheidungsfindung nicht aus. Zudem sei es notwendig, auch auf die Ursachen der Schäden und auf alle vorhandenen Randbedingungen zu blicken und diese in eine valide Sanierungsplanung mit einzubeziehen.
Diesen Fokus auf die Planung als entscheidende Grundlage einer erfolgreichen Kanalsanierung unterstrich auch Dipl.-Ing. (FH) Markus Vogel, Markus Vogel – Beratung, Kappelrodeck, in seinem Vortrag. „Kanalsanierung ohne Planung ist nicht möglich“, so Vogel. „Es gibt keine Standardsanierungslösung. Vor jeder Ausschreibung steht eine komplexe Entscheidungsfindung, um aus der Vielzahl der vorhandenen Techniken die situativ passende und damit die beste auszuwählen. Qualität und Dauerhaftigkeit einer Kanalsanierung werden in der Planungsphase geschaffen“, so Vogel.
Die Grenzen des Machbaren erweitern
„Bei den Druckrohrleitungen rücken grabenlose Sanierungsverfahren ebenfalls zunehmend in den Vordergrund“, erläuterte Dr.-Ing. Susanne Leddig-Bahls, IQS Engineering AG. Aufgrund einer mancherorts erschwerten Zugänglichkeit der Leitungsabschnitte hätten in der Vergangenheit teilweise keine geeigneten Sanierungsverfahren im Druckrohrbereich zur Verfügung gestanden. „Die Herstellung vor Ort, die Material- und Prozessvielfalt sowie insbesondere die Flexibilität bieten gerade im Druckrohrbereich wesentliche Einsatzvorteile“, so Leddig-Bahls.
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Von diesen Einsatzvorteilen können noch weitere Bauwerke in zunehmendem Maße profitieren. Denn auch Schächte waren bis dato mit Schlauchlinern kaum effizient zu sanieren. Mit dem Einsatz flexibler, an Dimensionssprünge und verschiedene Schachtgeometrien hoch anpassungsfähiger Liner gehöre auch das der Vergangenheit an, so Stefan Blenke, Brandenburger Liner GmbH & Co. KG. Und last but not least ist mit CarboSeal auch in den Bereich der Fernwärmeleitungen Bewegung in puncto Schlauchlining gekommen.
Der erste Veranstaltungstag habe deutlich gezeigt, so Moderator Franz Hoppe zum Abschluss des 21. Deutschen Schlauchlinertages, dass sich die Anwendungsbereiche des Schlauchlinings vergrößern. Diese Form der Grenzerweiterung berge viele Chancen, bedeute aber auch, dass das Wissen der Branche erheblich erweitert werden müsse, um Fehler zu vermeiden.
Nachhaltig reparieren
Strategisch handeln in der Praxis
Die „Wahl der richtigen Reparaturstrategie“ und „Reparaturverfahren in der Praxis“ stellten auch in diesem Jahr wesentliche inhaltliche Aspekte des Veranstaltungsprogramms dar. Mit einem exemplarischen Blick auf das rund 2.300 km lange Kanalnetz der Hansestadt Bremen zeigte Ralph Zwafink, Hansewasser Bremen, dass eine effektive Reparaturstrategie ein wichtiger Bestandteil des Funktions- und Werterhalts eines Netzes sein kann. Weitere Insights auf die Kanalnetze von Köln und Düsseldorf boten die Vorträge von Dipl.-Ing. (FH) Karl Elis, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, und Roland Baum, Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf. Während Elis die „Fachgerechte Zulaufanbindung im Spachtel- und Verpressverfahren“ mit besonderem Fokus auf die Arbeitsvorbereitung und die einzelnen Ausführungsschritte in das Zentrum seines Vortrags stellte, beschrieb Baum mit dem sogenannten Düsseldorfer Modell die aufwändige Fugensanierung an Düsseldorfer Mauerwerkskanälen.
Was ist nachhaltig?
In der abschließenden Diskussionsrunde wurden viele Fäden des umfassenden Informationsangebots des 12. Deutschen Reparaturtages erneut zusammengeführt. „Was ist nachhaltiger? Die konsequente Reparatur zum Werterhalt oder die vorausschauende Investition zum Substanzerhalt?“, lautete das Leitthema, dem sich die Vertreter von Netzbetreibern, Ingenieurbüros und Sanierungsfirmen annahmen.