Fortbildung gemäß GW 329 und HDD-Schulung für Auftraggeber
Anfang Dezember 2024 fanden im Schlosshotel in Kassel zwei Veranstaltungen vom brbv unter Beteiligung des DCA statt: die Fortbildungsveranstaltung nach DVGW Arbeitsblatt GW 329, gefolgt von der HDD-Schulung für Auftraggeber.
Fortbildung gemäß DVGW Arbeitsblatt GW 329
Nach der Eröffnung der Veranstaltung und Begrüßung durch Christoph Kreutz (brbv) folgte der erste Fachbeitrag von Benedikt Haider, Geschäftsführer der GHS Separationstechnik GmbH. Vom Konzept zum Standard bei der Separationstechnik im HDD war hier das Thema. Im Jahr 2015 veränderten sich die Rahmenbedingungen für die Spülbohrfirmen mit einem niedersächsischen Erlass und der Betonung der juristischen Tatsache, dass es sich bei Bohrklein und Bohrspülung um Abfall handelt. Hieraus wuchsen zahlreiche technische Konzepte die Bohrspülung in situ im Kreislauf zu verwenden und somit Entsorgungsmengen erheblich zu reduzieren. Im Prinzip traten Lösungen mit Hydrozyklonen gegen Lösungen mit Zentrifugen gegeneinander an und tun dies noch heute. Nach dem Vortrag wurde diskutiert, was sich denn in den letzten Jahren an der Technik wesentlich verändert hatte. Mögliche Schallschutzmaßnahmen des Herstellers wurden besprochen und auch die Automatisierung wurde angesprochen. Von einem Teilnehmer kam hier der Wunsch, solche Anlagen nicht vollumfänglich zu automatisieren, damit der Mensch als Bediener noch hinreichenden Einfluss nehmen kann und die Möglichkeit hat, auf der Baustelle Reparaturen und Wartungen vorzunehmen.
Anschließend referierte Magnus Jahn vom Bohrservice Rhein-Main Gesellschaft für Horizontalbohrtechnik über ein spannendes HDD-Projekt, welches mit einer 45-t-Bohranlage ausgeführt wurde. Auf einer Länge von 560 m wurde ein Schutzrohr für ein Mittelspannungssystem verlegt; in einem Hang mit 110 Metern Höhenunterschied zwischen Ein- und Austritt der Bohrung und felsigem Baugrund. Zum späteren Verdämmen des Ringraumes wurden auch einige PE-Rohre DA 50 miteingezogen. Besonders herausfordernd war die aufzufahrende Raumkurve, welche mit Walk-Over-Messtechnik und Mud-Motor in nur 5,5 Tagen gut gebohrt werden konnte. In dem Vortrag wurden diese Schwierigkeiten von Magnus Jahn hervorragend grafisch veranschaulicht und demonstriert. Herausfordernd war auch die sehr schmale Fläche, die für die Baustelleneinrichtung zur Verfügung stand. Eine sehr gute partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen AG und AN führte bei diesem sehr anspruchsvollen Projekt zum Erfolg. Die Ausführung der gesamten Strecke im HDD brachte viele Vorteile mit sich: Wirtschaftlichkeit, Schonung der Umwelt und geringe Bauzeit.
Es folgte nach der Mittagspause der Vortrag von Jarno von Dompselaar, Sharewell HDD BV, in dem eine Kreiselkompass-Lösung für die Kleinbohrtechnik vorgestellt wurde. In felsigem Untergrund war der Einsatz von Gyros im Fels bei Bohranlagen kleiner 400 kN Zugkraft (Kleinbohrtechnik) vor einigen Jahren praktisch nicht möglich gewesen, weil die Gyros für einzusetzendes Felswerkzeug schlichtweg zu groß waren. Durch die Entwicklung kleinerer Gyro-Systeme wurde dies nun möglich. Jarno von Dompselaar zeigte viele Praxisbeispiele und Baustellen, bei denen diese kleiner-dimensionierten Gyros sehr erfolgreich zum Einsatz gekommen waren. In dem Vortrag wurde auch Vor- und Nachteile von Walkover-Messverfahren im Vergleich zu Wireline-Messverfahren aufgeführt. Letzteres ist genauer, weniger störanfällig und nicht in der Tiefe begrenzt, natürlich auch aufwendiger zu bedienen und deutlich teurer.
Für die äußerst zahlreichen HDD-Bohrungen in den Höchstspannungsprojekten und den hier geforderten Lagegenauigkeiten ist es notwendig, dass auch Bohranlagen aus der Kleinbohrtechnik Kreiselkompass-Messverfahren einsetzen können.
Der folgenden Fachbeitrag von Dipl.-Ing. Klaus Goldemund befasste sich mit Schall. Warum man sich hiermit befassen sollte, liegt auf der Hand! Lärmemissionen sind Themen des Gesundheitsschutzes und hierzu gibt es hohe Anforderungen in den Ausschreibungen. Geräuscharme Baumaschinen können einen Wettbewerbsvorteil bedeuten. Zu hohe Lärmimmissionen können zu Schwierigkeiten bis zur Einstellung der Baumaßnahmen führen. Zunächst wurden die physikalischen Grundlagen zum Thema Schall vorgetragen. Schalldruckpegel und Schalleistungspegel stellen hier für den Bereich Baulärm die wichtigsten Begriffe dar. Der Schallleistungspegel gibt an, wie groß der Schallpegel direkt an der Geräuschquelle ist; der Schalldruckpegel, wie hoch die Lärmbelastung an einem gewissen Abstand zur Geräuschquelle noch ist. Klaus Goldemund zeigte viele Beispiele von untersuchten HDD-Baustellen und wie sich dieselbetriebene Bohranlagen von vollelektrischen Bohranlagen in Bezug auf Lärmemissionen unterscheiden. Es sind allerdings teilweise andere Baugeräte einer Baustelle, die mehr Lärmemissionen verursachen als die HDD-Anlage. Um Immissionsprognosen zu machen sind umfangreiche Berechnungen und Betrachtungen anzustellen, in die alle Baugeräte einzubeziehen sind.
Im letzten Vortrag von Dipl.-Ing. Ernst Fengler, Geschäftsführer LMR Drilling GmbH, ging es um eine Hangbohrung in den Weinbergen des Moseltals. Mit einem Höhenunterschied von 270 Metern bei einer Gesamtbohrlänge von ca. 900 Metern war dies eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Vom ersten Ausführungskonzept bis zur Vergabe dauerte es ca. 15 Monate. Die beiden ursprünglich geplanten Bohrungen mit < 500 m Bohrlänge wurden wegen mangelnden Zufahrtsmöglichkeiten in die Weinberge verworfen und es wurde dann eine lange Bohrung geplant. Welche Bohrrichtung sollte man wählen? Abwärtsbohren oder aufwärtsbohren – beides hat Vor- und Nachteile. Man entschied sich für eine Aufwärtsbohrung. Ernst Fengler präsentierte in Kurzform noch weitere Hangbohrungen, welche LMR in der Vergangenheit ausgeführt hatte. Ein großer Höhenunterschied zwischen Start und Ziel der Bohrung, ein Hangrutsch, Frost, Schnee sowie eine Überschwemmung, massive Wasserzuflüsse und Nachfallereignisse ins Bohrloch erschwerten die Bohrarbeiten erheblich. Eine motivierte Bohrmannschaft und der partnerschaftliche, offene Austausch zwischen AN und AG führten letztlich trotz der widrigen Umstände zum erfolgreichen Rohreinzug.
HDD-Schulung für Auftraggeber
Am 11.12.2024 fand in Kassel eine Neuauflage einer HDD-Schulung für Auftraggeber und Planer statt. Eine ähnliche Veranstaltungsreihe hat es in der Vergangenheit schon einmal gegeben. Mit neuem Konzept und vor dem Hintergrund eines deutlich aktiveren HDD-Marktes haben der DCA und der rbv dieses Tagesseminar wiederbelebt.
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Nicht nur durch die Energiewende ist der Bedarf für Leistungen zur grabenlosen Rohrverlegung (insbesondere auch Kabelschutzrohre) auf einem hohen Niveau. Das HDD-Verfahren hat sich als umweltschonendes und ökonomisch vorteilhaftes Bauverfahren etabliert. Im Rahmen der Schulung wurden Grundkenntnisse über die Anwendbarkeit und Voraussetzungen des HDD-Verfahrens sowie die wesentlichen Aspekte der Planung, Ausschreibung und Ausführung vermittelt.
Nach der Begrüßung durch Christoph Kreutz, Bereichsleiter Personalentwicklung beim rbv) führte DCA-Vizepräsident Marc Schnau, x-plan schnau engineering GmbH & Co. KG, durch das Programm und hielt die ersten beiden Vortragsblöcke zur HDD-Verfahrenstechnologie und zu Aspekten der Machbarkeitsbewertung. Philipp Dick von der Moll-prd GmbH & Co. KG folgte als Vortragender mit den Themenblöcken Planung und Ausführung. Zwischengeschaltet war ein Vortrag von Jan Feldhaus von der DVGW Cert GmbH zu Zertifizierungsverfahren im Zusammenhang mit der Horizontalbohrtechnik. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit zwei interessanten Projektvorstellungen aus der Praxis. Magnus Jahn von der Fa. Bohrservice Rhein-Main GmbH stellte eine herausfordernde Hangbohrung mit einer 45-t-Bohranlage vor. Ernst Fengler, LMR Drilling, berichtete ebenfalls über eine Bohrung hangaufwärts mit einem Höhenunterschied >270 m.
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DCA und rbv konnten als Veranstalter bei dieser Pilot-Veranstaltung stolze 36 Teilnehmer begrüßen. Anwesend waren u.a. Vertreter von Stadtwerken, Ingenieurbüros und Übertragungsnetzbetreiber. DCA und rbv wollen diese Schulung jährlich im Dezember in Kassel, jeweils in Verbindung mit der seit langem etablierten HDD-Fachaufsichtsfortbildung, wiederholen. Die Inhalte der Grundlagenschulung werden dabei wiederkehrend sein und mit wechselnden Vorträgen zum aktuellen Praxisgeschehen ergänzt werden. Bei entsprechender Nachfrage ist nicht ausgeschlossen, dass auch Zusatztermine angeboten werden können.
Quelle: DCA
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