Bau einer Meerwasserentnahmestelle für "Grömitzer Welle"
Im schleswig-holsteinischen Grömitz am Nordwestrand der Lübecker Bucht ist eine neue Meerwasserentnahmestelle samt Transportleitung in der Ostsee gebaut worden. Die abwechslungsreiche, aber anspruchsvolle Maßnahme dient zur zuverlässigen Zuleitung von Meerwasser in die „Grömitzer Welle“.
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Seit 1813 wird Grömitz als Seebad betrieben. Jedes Jahr kommen rund 260.000 Übernachtungs- und etwa 550.000 Tagesgäste hierher. Der 8 km lange Strand mit romantischen Dünenlandschaften, zwei Vogelschutzgebieten sowie einer 3,5 km langen Kur- und Strandpromenade mit Kurpark und 398 m langer Seebrücke sorgen für erholsame, unbekümmerte Urlaubstage. Als besonderes Highlight an der Kurpromenade erfreut sich das Spaßbad „Grömitzer Welle“ großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Alle Becken und Wasserattraktionen werden mit reinem Ostseewasser betrieben; insgesamt werden in der Grömitzer Welle ca. 1,1 Mio. l Meerwasser bewegt.
Minimalinvasiv
Um weiterhin getreu der Aufschrift am Spaßbad das „Meer erleben, mehr genießen“ zu können, musste zu Beginn des Frühjahrs 2020 eine neue Meerwasserentnahmestelle mit einer entsprechend rund 400 m langen Transportleitung in der Ostsee gebaut werden. Der Tourismus Service Grömitz als Betreiber des Bades beauftragte das Ingenieurbüro Wald und Kunath aus Stockelsdorf mit der Planung der Baumaßnahme. Es galt hierin auf das Genaueste zu berücksichtigen, dass im Rahmen der Ausschreibung und der örtlichen Bauüberwachung zwingend auf die Einhaltung der Vorgaben des Naturschutzes geachtet werden musste.
Damit war von vornherein klar, dass diese Maßnahme nur minimalinvasiv sein durfte: schonend, naturbewusst und möglichst zerstörungsfrei. Gerade die Gebiete wie die Dünenlandschaften, die naturbelassenen Strandabschnitte, die Vogelparadiese und die Kur- und Strandpromenade reagieren höchst sensibel auf grobe Eingriffe, die tiefe Spuren hinterlassen und Emissionen von Lärm, CO2 und Feinstaub mit sich bringen. Und somit entschieden die Verantwortlichen sehr schnell, dass der Bau der Transportleitung von der Entnahmestelle zum Umbindungspunkt in die Bestandsleitung am Strand an der Grömitzer Welle im HDD-Spülbohrverfahren erfolgen sollte.
Profi-Crew, Profi-Equipment
Nach der beschränkten Ausschreibung für dieses spezielle Bauvorhaben erhielt die Paasch Rohrleitungsbau GmbH & Co. KG aus Damendorf (Schleswig-Holstein) den Zuschlag für dieses Projekt. Das Unternehmen bietet alle Voraussetzungen, um eine Baumaßnahme à la Grömitz zu realisieren: passendes Equipment, umfassendes Know-how, ausgeklügelte Logistik und langjährige Erfahrung im Leitungsbau – mit Bohrtrassen über und unter Wasser, im Wattenmeer und in Naturschutzgebieten sowie mit den entsprechenden, anspruchsvollen Unterwasserarbeiten, wie sie auch hier gefordert waren.
Für die Montage der neuen Meerwasserentnahmestelle in 3,80 m Wassertiefe und den Bau der rund 400 m langen Transportrohrleitung im HDD-Spülbohrverfahren galt es nun, die Baustelle mit ihrem gesamten Equipment einzurichten. Dazu hob das Team eine Startbaugrube am Strand direkt vor der Grömitzer Welle aus, installierte unmittelbar davor in einem eingezäunten Bereich die Spülbohranlage, einen Grundodrill 28N plus, positionierte Arbeitsschiff und Ponton für die verschiedensten Unterwasserarbeiten nahe der Zielposition auf der Ostsee und ließ das Boot für die Mess- und Richtungskontrolle der Bohrung zu Wasser.
Die Wahl der Grundodrill-Spülbohranlage begründete Paasch-Bauleiter Guido Röhlich so: „Aufgrund der Länge der Bohrung von rund 400 m haben wir uns für ein HDD-Bohrgerät der 28-Tonnen-Klasse von Tracto-Technik entschieden, das bis zu 28 t Schub- und Zugkraft hat. Damit können wir auch, wenn es unterwegs mal eng wird, Hindernisse überwinden.“ Und die waren zu erwarten in dem zwar sandigen, aber mit großen Steinen durchzogenen Meeresuntergrund.
Auch die Wahl der Bohrwerkzeuge und die Zusammensetzung der Bohrspülung wurden im Vorfeld festgelegt: Für die Pilotbohrung wurde ein Hard Drill Head Typ 1 für TD 82 – Durchmesser 130 mm gewählt, für die Bohrspülung eine auf dieses Bauvorhaben genau abgestimmte Mischung der Phrikolat Drilling Specialties GmbH. Sie ist bei Paasch-Projekten langjähriger beratender Partner in Sachen Spülung. Zur Aufweitung der Bohrung stand ein Stufenräumer mit 320 mm Durchmesser zur Verfügung. Für eine präzise Ortungstechnik auf dem Wasser wurde das DigiTrak Falcon F5 Richtbohr-Ortungssystem eingesetzt. Und last but not least wurde vom Schiff aus am Kran hängend und auf dem Wasser schwimmend der einzuziehende Rohrstrang (PE-HD DA 160 SDR 11), die neue Meerwasserrohrleitung, vorgehalten.
Vom Strand schnurstracks in die Ostsee
Die Pilotbohrung mit einem Durchmesser von 130 mm startete vom Strand in Richtung Ostsee reibungslos in den feinen Sand. Das Signal des in der Bohrlanze integrierten Senders wurde alle 3 m beim Gestängewechsel eingemessen, um Höhe, Neigung, Verrollung etc. festzustellen, damit die Richtung der Bohrtrasse auch eingehalten werden konnte. Entlang der Bohrtrasse auf dem Wasser spannten die Mitarbeiter ein Seil und fuhren mit dem Boot das Messsystem zur Kontrolle und Korrektur hin und her. Bei glatter See lief das alles ohne jegliche Probleme.
Auf den ersten Bohrmetern wurde es mehrfach notwendig, aufgrund der Einlagerung großer Gesteinsbrocken im Sand, die Bohrung zurückzuziehen und das Bohrwerkzeug dementsprechend anzupassen. Danach arbeitete der Grundodrill 28Nplus wie ein Uhrwerk: in 2,50 m unterhalb der Geländeoberkante des Meeresbodens schritt die Pilotbohrung mit einem Drehmoment zwischen 2.000 und 4.000 Nm und einer durchschnittlichen Schub-/Zugkraft von bis zu 70 kN Meter für Meter voran; der durchschnittliche Verbrauch der Bohrspülung betrug dabei rund 200 l/min. Hier machte es sich bezahlt, dass diese Spülbohranlage mit dem TD 82-Bohrgestänge eingesetzt wurde, da sowohl die Spülungsmenge als auch der Spülungsdruck bei der langen Bohrung gewährleistet werden konnte.
Unter Wasser: Ankunft, Weitung, Einzug
Sozusagen ganz nebenbei montierten die Taucher natürlich auch die aus Edelstahl mit Sieb und Molchschleuse bestehende Meerwasserentnahmestelle in 3,80 m Tiefe, die schließlich die neue Leitung für die „Grömitzer Welle“ speist.
Gut gemacht – für alle
Die reine Pilotbohrung und Rohreinzug waren in knapp 3 Tagen erledigt – eine beachtliche Zeit, v.a. verglichen mit der offenen Bauweise. Allerdings mussten aufgrund eines Schlechtwetter-Intermezzos die Arbeiten mittendrin für einen Tag unterbrochen werden, denn die hohen Wellen verhinderten die Positionierung des Arbeitspontons an der Zielstelle in der Ostsee.
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Mit dem Ergebnis können nicht nur die Baubeteiligten zufrieden sein, sondern auch der Tourismus Service Grömitz, der dank der auch wirtschaftlich überzeugenden grabenlosen Lösung in kürzester Zeit eine neue Meerwasserentnahmestelle mit Zuleitung für seine Grömitzer Welle bekommen hat – ohne nennenswerte Einschränkungen für Mensch und Natur.
Das Projekt ist in Ausschnitten bei YouTube zu sehen („HDD Bohrung für Grömitzer Welle“):
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