Der Schwerkraft zum Trotz

Wasser fließt nach unten. Fallweise soll es aber nach oben. Pumpstationen sind im Einsatz, wo sich Wässer gegen die Schwerkraft bewegen. Oft braucht es dabei ergänzende Komponenten, etwa um Rückstauhavarien auszuschließen, Leitungen intakt zu halten, Volumina zu messen oder zu drosseln.

Pumpstationen für jeden Bedarf
Bezaubernd, wenn in der Natur Wasser fällt. Richtungswechsel hingegen braucht kluge Technik. | Foto: Mall

Bei der Abwasserentsorgung im häuslichen, gewerblichen und kommunalen Bereich verhindert die örtliche Topografie bisweilen den Fluss im freien Gefälle. Dass Pumpen ran müssen, wenn es um die Entwässerung von Gebäuden unter Kanalniveau geht, ist offensichtlich. Aber auch ein hoher Grundwasserspiegel oder ungünstige Bodenbeschaffenheiten können einer herkömmlichen Abwasserführung im Weg stehen und die technische Entwässerungslösung mittels Pumpstation erzwingen. Weitere Einsatzbereiche von Pumpstationen ergeben sich bei der Niederschlagsentwässerung, im Fall einer Druckentwässerung und in Industrieanlagen.

Aus der Vielfalt von Einsatzbereichen und situativen Bedingungen resultiert die Vielfalt des Angebots, das die Firma Mall (Donaueschingen) als Systemanbieter von Pumpstationen ins Spiel bringt. Die Variationsbreite reicht von vorausgerüsteten Kompaktsystemen, die anschlussfertig geliefert werden, bis zu Einzellösungen mit exaktem Zuschnitt auf die gegebenen Verhältnisse. Das Lieferspektrum umfasst Anlagen von klein bis groß, Pumpentechnik für gering bis stark verschmutzte Wässer, Sonderausrüstungen für den Fall höherer Korrosionsbeanspruchung sowie zahlreiche ergänzende Komponenten. Frei von einer Bindung an einzelne Zulieferer orientiert Mall die Wahl der Pumpen an der jeweiligen Aufgabenstellung oder am Wunsch des Kunden, falls dieser einen bestimmten Pumpenhersteller bevorzugt.

LevaPur, LevaPol und LevaFlow: Kompaktes für viele Fälle

Oft liegt eine Standardsituation vor, die rationellerweise nach einer Standardlösung verlangt. Dann sind die drei Kompaktsysteme LevaPur, LevaPol und LevaFlow das Richtige. LevaPur fördert Grauwasser, Abwässer also ohne fäkale Verschmutzung, sowie auch die Wässer aus Drainagen, Niederschlagsentwässerungen und Abscheideranlagen. Bei LevaPol ist die Pumpe mit einem Schneidwerk ausgestattet, das mitgeführte Feststoffe zerkleinert. Damit ist LevaPol die Kompaktpumpstation für fäkalienhaltiges Abwasser, das sogenannte Schwarzwasser. LevaPol ist für eine maximale Förderhöhe von 32 m ausgelegt; die Pumpleistung von LevaPur überwindet einen Niveauunterschied von bis zu 14 m. Beide sind als Einzel- und Doppelpumpwerke lieferbar. LevaFlow schließlich ist jene unter den Kompakten, die für wiederkehrende Anwendungsfälle vorkonfektioniert ist. Auch sie gibt es in Einzel- und Doppelvariante und jeweils in mehreren Ausführungen für unterschiedliche Leistungsanforderungen zwischen 10 und 25 l/s über bis zu 7 m Förderhöhe. Zum Einsatz kommt LevaFlow typischerweise nach Fett- und Leichtflüssigkeitsabscheidern, bei der Niederschlagsentwässerung von Grundstücken oder zur Förderung von Grauwasser.

Kompaktes Design: Werkseitig komplett vorausgerüstet erreichen die Pumpstationen vom Typ LevaPur, LevaPol und LevaPact ihren Bestimmungsort. Der Einbau ist dann ein Werk weniger Stunden. | Foto: Mall
Kompaktes Design: Werkseitig komplett vorausgerüstet erreichen die Pumpstationen vom Typ LevaPur, LevaPol und LevaPact ihren Bestimmungsort. Der Einbau ist dann ein Werk weniger Stunden. | Foto: Mall

Alle drei Anlagen bestehen aus monolithisch gegossenen und damit fugenfreien Stahlbetonschächten, die bereits im Werk mit allen technischen Komponenten und Anschlüssen ausgerüstet werden. Am jeweiligen Einsatzort wird die komplette Pumpstation vom Ladekran des Lieferfahrzeugs direkt in die Baugrube gehoben. Nur die Anschlüsse sind jetzt noch auszuführen. Danach, meist schon am gleichen Tag, können das Verfüllen der Baugrube und die Einbindung der Schachtabdeckung in die Oberflächengestaltung beginnen.

Förderleistung für Hochschule

Ganz im Gegensatz zur Standardlösung war ein einzelfallorientiertes und komplexes Unikat im Fall der Hochschule für angewandte Wissenschaften im oberfränkischen Coburg gefordert. Für die expandierende Uni waren im Rahmen eines zweistufigen Ausbauprogramms neue Studienplatzkapazitäten entstanden. Bis Ende 2021 wurde auf dem Campus gebaut – u.a. auch ein neues Parkdeck, das auf vier Etagen 535 Parkplätze zur Verfügung stellt. Dessen Entwässerung passiert zunächst einen Abscheider, der die im Regenabfluss mitgeführten Leichtflüssigkeitsanteile abtrennt. Da aber die Basis des Entwässerungssystems unter dem Niveau der bestehenden Campus-Kanalisation liegt, musste hinter den Ablauf des Abscheiders eine Hebeanlage platziert werden. Sie hat die Aufgabe, den Abwasserstrom über den gegebenen Höhenunterschied von knapp 4 m zu fördern.

Kubischer Doppelpack: Die zur Hochschule Coburg gelieferte Pumpstation fördert Abwässer aus einem Gebäudekomplex, einem Prüfstand für Kraftstoffe sowie dem neuen Parkdeck zum höher gelegenen Kanal. | Foto: Mall
Kubischer Doppelpack: Die zur Hochschule Coburg gelieferte Pumpstation fördert Abwässer aus einem Gebäudekomplex, einem Prüfstand für Kraftstoffe sowie dem neuen Parkdeck zum höher gelegenen Kanal. | Foto: Mall
Die von Mall gelieferte Doppelhebeanlage ist als rechteckiges Pumpbauwerk ausgelegt. Eine Trennwand unterteilt den Betonkubus in einen Saugraum und eine Trockenkammer. In der Trockenkammer sind zwei Mischwasserpumpen des Herstellers KSB in horizontaler Anordnung untergebracht. Jedes dieser beiden Aggregate hat eine Leistungsaufnahme von 12,5 kW und fördert bis zu 12 l/s. Durch die gewählte Trockenaufstellung vereinfachen sich spätere Wartungsarbeiten an den Pumpen und Armaturen, denn anders als bei Verwendung von Tauchmotorpumpen muss der Pumpenraum nicht vor jedem Monteureinsatz gereinigt werden. Um kleinere Abwassermengen aufzunehmen, die beispielsweise beim Wechsel von Armaturen anfallen können, befindet sich im Boden der Trockenkammer ein Pumpensumpf. Dessen Inhalt befördert eine Kellerentwässerungspumpe zurück in die Saugkammer. Da Pumpentechnik und Verrohrungen werkseitig bereits vormontiert waren, hatte der Einbau des Fertigteilbauwerks nur kurze Zeit in Anspruch genommen.

Für den reibungslosen Betrieb der Anlage sorgt eine Pumpensteuerung mit Stern/Dreieck-Anlauf, die in einem Edelstahlfreiluftschrank untergebracht ist. Sie reguliert über eine hydrostatische Drucksonde vollautomatisch die Laufzeiten der Pumpen und verfügt über ein autarkes Notsystem, das die Pumpen bei Ausfall der Drucksonde selbsttätig einschaltet. Ein zusätzlich integriertes GSM-Störmodul verständigt außerdem den Betreiber der Anlage via SMS über jeden Störfall. Schlussendlich wird die Pumpstation von einer vollelektronischen Klimatisierung überwacht. Sie stellt in der Pumpenkammer ein für die Maschinentechnik ideales Raumklima her, wodurch unter anderem Korrosion an Pumpen und Armaturen aufgrund zu hoher Luftfeuchtigkeit vermieden wird.

Druckluft für saubere Leitung

An das skizzierte Entwässerungssystem sind neben dem Parkdeck auch das neue IT- und Medienzentrum sowie ein Laborprüfstand des benachbarten Zentrums für Mobilität und Energie angeschlossen. Auf dem Prüfstand werden mit unterschiedlichen Additiven versetzte Kraftstoffe in Verbrennungsmotoren getestet. Abwässer aus diesem Forschungsbereich können Anteile der untersuchten Kraftstoffgemische enthalten und werden deshalb ebenfalls über den Abscheider und die nachgeordnete Pumpstation geleitet. Im IT- und Medienzentrum – es gilt als das neue Herzstück des Campus – sind neben Bibliothek und Rechenzentrum auch Lern- und Arbeitsbereiche für Studenten, IT-Arbeitsplätze und Seminarräume untergebracht. Abwässer, die hier vor allem aus Toiletten anfallen, gelangen direkt in die Hebeanlage, und sie sind es, die dort wegen ihres Fäkalanteils den Einsatz von Mischwasserpumpen erforderlich machen.

Für ein Neubaugebiet im südhessischen Groß-Umstadt war der vorhandene Kanal zu klein. Deshalb sammeln zwei Rückhaltebecken den Regen und geben ihn über ein Drosselbauwerk dosiert ab. | Foto: Mall
Für ein Neubaugebiet im südhessischen Groß-Umstadt war der vorhandene Kanal zu klein. Deshalb sammeln zwei Rückhaltebecken den Regen und geben ihn über ein Drosselbauwerk dosiert ab. | Foto: Mall
So weit, so gut. Doch damit nicht genug. Denn wenngleich der universitäre Abwasserstrom im laufenden Semester zwar reichlich fließt, kommt er während der Semesterferien weitgehend zum Erliegen. Dann erhält das Entwässerungssystem kaum Nachschub und in seiner Druckleitung entsteht Stagnation. In der Folge bilden sich Ablagerungen, die bis zum Leitungsverschluss anwachsen können, sowie Fäulnisprozesse mit Leitungskorrosion und erhöhter Geruchsbelästigung als Auswirkungen. Damit es nicht zum Rohrinfarkt kommt, hat Mall das Pumpwerk um eine Kompressorstation vom Typ LevaFlush ergänzt. Sie spült regelmäßig Luft durch die Druckleitung und stellt so deren Durchgängigkeit sicher. Dabei sind die Spülstöße nach Intervall und Dauer frei wählbar. Untergebracht ist die Anlage in einer Waschbetonbox.

Neues für die Pumpenperipherie

In Ergänzung zu dieser Kompressorstation LevaFlush bietet Mall den Druckentspannungsschacht LevaDrop an. Dieser nach ATV-Merkblatt A157 vorzusehende Übergabeschacht zwischen Ende der Druckleitung und Freispiegelkanal ist besonders sorgfältig gegen Korrosion zu schützen; Turbulenzen sollten wegen der hier auftretenden anaeroben Verhältnisse minimiert und eine gute Entlüftung des Gasraumes sichergestellt sein. Hierzu wird der LevaDrop-Zulauf unter Wasser eingeführt und er ist konstruktiv so ausgebildet, dass Verwirbelungen weitgehend vermieden werden. Eine spezielle Innenbeschichtung gegen biogene Schwefelsäurekorrosion gewährleistet die Langlebigkeit des Schachtbauwerks.

Wegen der Zunahme von Starkregenereignissen sehen sich Betreiber von Entwässerungsanlagen immer häufiger damit konfrontiert, dass die wasserrechtliche Genehmigung zur Einleitung von Regenabläufen mit der Auflage einer Mengenbegrenzung verbunden ist. Ziel ist, eine Überlastung der Kanalisation zu vermeiden. In solchen Fällen eignet sich der Mengenmessschacht LevaCheck sowohl zum Monitoring eingeleiteter Mengen wie auch zu deren Drosselung. Im Normalfall schwankt die im Kanal ankommende Abwassermenge in Abhängigkeit von den hydraulischen Verhältnissen im Schacht, da sich die Pumpenleistung je nach Abwasserniveau im Schacht verändert. Zur Drosselung der abgegebenen Abwassermenge misst ein magnetisch-induktiver Messaufnehmer die Veränderungen im Volumenstrom, gibt diese Ergebnisse an einen Frequenzumrichter weiter und der wiederum regelt die Pumpenleistung über die Anpassung der Netzfrequenz. Die regulierte Abwasserabgabe über den Mengenmessschacht LevaCheck besticht mit drei Pluspunkten: Sie spart Stromkosten, weil die Pumpen zu jedem Zeitpunkt nur mit der gerade benötigten Leistung laufen. Sie kommt ohne den bei anderen Lösungen erforderlichen Bypass aus, da sich über eine Hochwasser-Alarmmeldung die volle Pumpenleistung freischalten lässt. Und ihr Anwendungsspektrum umfasst neben Regenwasser auch alle anderen Abwasserarten.

Schleife für Rückstauschutz

Vor Überflutung aus dem Kanal schützt die Rückstauschleife LevaStop einen Abscheider mit Pumpstation bei der Luka GmbH. | Foto: Mall
Vor Überflutung aus dem Kanal schützt die Rückstauschleife LevaStop einen Abscheider mit Pumpstation bei der Luka GmbH. | Foto: Mall

Aus wirtschaftlichen Gründen ist es nicht möglich, das hydraulische Leistungsvermögen von Kanalisationen so auszulegen, dass sie jeden außergewöhnlich starken Niederschlag aufnehmen können. Die fallweise Überlastung des Kanals ist also eingeplant und Rückstauereignisse damit ebenso. Ohne Rückstauschutz käme es dann zwangsläufig zur Überflutung von Räumen und Anlagen, die sich unterhalb der Rückstauebene befinden. Generell liegt es in der Verantwortung des Grundstückseigentümers, betroffene Bereiche gegen Rückstau zu schützen. Beim Einbau von Leichtflüssigkeitsabscheidern und Fettabscheidern unterhalb der Rückstauebene gibt es jedoch Anforderungen seitens der maßgeblichen DIN EN 1999-100 bzw. DIN EN 4040-100. Die Normen verlangen die Entwässerung durch eine Doppelhebeanlage mit nachgeschalteter Rückstauschleife.

Eine entsprechende Situation lag vor, als die Luka GmbH in Ludwigshafen auf ihrem Betriebsgelände einen öffentlichen SB-Waschplatz baute. Neben dem hierfür erforderlichen Ölabscheider waren aufgrund der örtlichen Gegebenheiten auch der Einbau einer nachgeschalteten Pumpstation sowie einer Rückstauschleife mit der Genehmigung verbunden. Den Zuschlag hatte die von Mall angebotene Komplettlösung mit den Hauptkomponenten NeutraPro-Abscheider, Kompaktpumpstation LevaPur und Rückstauschleife LevaStop erhalten. Letztere ist in einem separaten Freiluftschrank untergebracht und mittels selbstbegrenzendem Heizband sowie Dämmung frostsicher ausgeführt. Dabei ist ein energieeffizienter Betrieb gewährleistet, weil der Selbstbegrenzungseffekt die Wärmezufuhr bedarfsgenau reguliert. Zugleich schließt er eine Selbstüberhitzung aus.

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Wie in diesem Fall beginnt der Weg zu einer betriebssicheren Einzelfalllösung bei der Beratung des Kunden mit seiner jeweiligen Aufgabenstellung. Bei Mall gehört das mit gleicher Selbstverständlichkeit zum Alles-aus-einer-Hand-Paket, wie umfassende Planungsleistungen, eine bedarfsweise individuelle Herstellung von Anlagenkomponenten, Lieferung, Montage, Inbetriebnahme, Einweisung des Auftraggeber-Personals sowie auch Wartung und Service. Der Erfahrungsschatz der Mall-Gruppe – in mehr als sechs Jahrzehnten gewachsen und heute an acht Produktionsstandorten umgesetzt – resultiert in hoher Produktgüte sowie konsequenter Serviceorientierung. Europaweit gilt das Unternehmen als Marktführer in den Bereichen Pumpen- und Anlagentechnik, Abscheider, Regenwasserbewirtschaftung, Kläranlagen sowie Behälterbau.


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