Neue Regeln, progressive Lösungen
Daten, Regeln, neue Technologien und Fachkräftemangel waren die bestimmenden Themen des hochkarätig besetzten und vielseits gelobten Symposiums am 14./15. September anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Firma Rausch am Stammsitz in Weißensberg.
Regenwassermanagement auf Bahnhöfen macht Stationen fit für die Zukunft
Hauraton hat spezialisierte Lösungen, die bei der Neugestaltung von Bahnhöfen für ganzheitlichen Regenwassermanagement eingesetzt werden.
Wie die automatisierte Zustandserfassung mittels Bildanalysesoftware von Pallon in der Praxis funktioniert, zeigte Andreas Benstem von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg. Nach zwei Testläufen und einem Pilotprojekt stand fest: Die KI funktionierte größtenteils sehr zufriedenstellend. Fehler wurden ins System zurückgegeben. Benstem sieht die Chancen der KI vor allem im ermüdungsfreien Arbeiten, in der höheren Inspektionsrate (und damit Kostenreduktion) sowie dem Wegfall monotoner Arbeiten für den Inspekteur. Im Publikum wurde im Anschluss kontrovers diskutiert, ob denn überhaupt jeder noch so kleine Schaden kodiert werden müsse oder ob man nicht lieber „Datenfriedhöfe“ vermeiden sollte.
Gute Investition spart Geld
Die Anforderungen an den Erhalt unserer Infrastruktur steigen dramatisch, etwa durch die Veränderung der Siedlungsentwässerung, schwierige Genehmigungsverfahren und den Fachkräftemangel. Ein Ziel, das Dr. Robert Stein, Stein Ingenieure, in seinem Vortrag ausgab, ist der Erhalt des Substanzwertes und die Minimierung von Abschreibungsverlusten. Für die Ableitung des Substanzwertes sei die Substanzklasse essenziell. „Gute Investition spart am Ende Geld und führt zu einem Substanzwertzuwachs“, so Dr. Stein, „nichts tun kostet hingegen Geld.“ Die (optimierte) Substanz-Strategie sei der „Game-Changer“.
Neue Regelungen
Nicht zuletzt auch durch den Einbezug von künstlicher Intelligenz wird das Regelwerk in Deutschland immer umfangreicher. Jonas Schmitt (DWA) und Jörg Otterbach (Wasserverband Eifel-Rur) sprachen die bisherigen und derzeitigen Überarbeitungen in DWA-M 149 und DIN EN 13508-2 an. In 149-10 „Sanierungsstrategien“ etwa soll ein einheitliches Verständnis für die Substanzklassifizierung und Entwicklung einer standardisierten Methodik geschaffen werden. Bei der DIN 13508 sind Teil 3 und 4 in der Planung. Hier soll u.a. eine standardisierte Dokumentation auch für die Kanalreinigung aufgenommen werden.
Neu veröffentlicht wurde kürzlich auch das Arbeitsblatt DWA-A 190 für Arbeiten an Grundstücksentwässerungsanlagen. Es legt einheitliche Anforderungen zur Feststellung der Qualität von Unternehmen fest, die im Bereich Grundstücksentwässerung tätig sind. Die Voraussetzungen der fachlichen Eignung nannte Dirk Bellinghausen, Güteschutz Grundstücksentwässerung.
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Und wie ist der Stand bei Asbestfaserzement-Rohren? In Bayern ist vor Kurzem ein Infoblatt für die Sanierung solcher Rohrleitungen erschienen, das etwa das Schlauchlining als mögliches Verfahren vorsieht, wie Reinhild Haacker vom Rohrleitungssanierungsverband (RSV) berichtete. Der RSV hatte für das vor Ort härtende Schlauchlining beim Institut für Arbeitsschutz (IFA) einen Antrag auf Anerkennung als emissionsarmes Verfahren nach TRGS 519 gestellt; die Unterlagen wurden auch anerkannt, allerdings bestehen noch Unsicherheiten wegen möglicher Änderungen der Gefahrstoffverordnung, deren Neufassung sich derzeit im Referentenentwurf befindet.
So kann man dem Fachkräftemangel begegnen
Wie es gehen kann, zeigt die Firma ISAS. „Wir müssen bei uns selbst anfangen“, so Alexander Jung. In seinem Ingenieurbüro hat er ein Arbeitsumfeld geschaffen, in dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Veränderungen solle man zulassen, neue Wege gehen. Flexibilität am Arbeitsplatz ermöglichen, Erfahrungen älterer Mitarbeiter nutzen, alte Denkmuster aus den Köpfen kriegen, lautet sein Rat.
Auch bei der Ausbildung tut sich (endlich) etwas. Dank des Engagements mehrerer Verbände und weiterer Organisationen. Voraussichtlich im August 2024 startet die Ausbildung zur/zum Umwelttechnologin/Umwelttechnologen, und zwar für Abwasserbewirtschaftung, für Wasserversorgung, für Kreislauf- und Abfallwirtschaft oder für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen. Der Begriff steht, kann also schon jetzt in Stellenausschreibungen genannt werden. Die Ausbildung dauert weiterhin drei Jahre, nun aber mit einem gemeinsamen Jahr und zwei Jahre für die jeweilige fachliche Qualifikation. Auch die Lehrinhalte wurden neu strukturiert.
„Noch lange nicht am Ende“
Ein Thema, das in Zeiten der Energiewende wieder mehr in den Fokus gerückt ist, ist die Nutzung von Abwasserwärme. „28 Prozent der Wärme, die wir im Gebäudebereich brauchen, können mit Abwärme bereitgestellt werden“, verdeutlichte Prof. Dr. Karsten Körkemeyer das enorme Potenzial. Abwasser sei der ideale Wärmeträger und zudem besser geeignet für Wärmepumpen als die Medien Luft und Erdwärme. Nicht überall, aber in vielen Fällen biete sich die Nutzung von Abwasser- und industrieller Abwärme an.
Insgesamt bot das Symposium zum Rausch-Jubiläum, das auch eine Fachausstellung und eine Sonderausstellung zur 30-jährigen Kooperation mit der Firma Uhrig umfasste, eine Menge aktueller, interessanter Themen, zu denen lebhaft diskutiert wurde. Überwachung der UV-Härtung in Echtzeit, KI, Full-HD als Standard in Ausschreibungen, Cloudlösungen, effizientes Datenmanagement – es hat sich einiges getan in den letzten Jahren. „Wir sind aber noch lange nicht am Ende“, meint Stefan Rausch. „Es kommen immer neue Ideen dazu und die nächsten 40 Jahre werden weiter sehr spannend.“
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