Reger Austausch zu innovativen Ansätzen
Urlaubsatmosphäre und Vortragsprogramm – dass das gut zusammenpasst, hat die Firma IBAK zum 14. Mal mit dem Seminar „Rund ums Rohr“ auf der Color Line zwischen Kiel und Oslo bewiesen. Mit im Reisegepäck: eine bunte Mischung aus aktuellen, für die Branche interessanten Sanierungs- und Inspektionsthemen, die auf hoher See unter den Teilnehmern für einen lebhaften Austausch sorgten. Insgesamt knapp 180 Fachkundige waren mit an Bord – absolute Rekordbeteiligung!
Regenwassermanagement auf Bahnhöfen macht Stationen fit für die Zukunft
Hauraton hat spezialisierte Lösungen, die bei der Neugestaltung von Bahnhöfen für ganzheitlichen Regenwassermanagement eingesetzt werden.
An die Anwender gerichtet, betonte Jugel: „Wir verstehen uns als Werkzeuganbieter und stellen Ihnen mit ArtIST ein Instrument zur Verfügung. Wie bieten nicht den TV-Inspektionsservice mit Zustandserfassung – das ist Ihre abrechenbare Dienstleistung.“ Schließlich gab Arno Jugel noch ein Ausblick auf das, was IBAK in Sachen KI nun fest im Blick hat: Verbesserung der WebServices, Ausweitung der KI auf Schächte, Geometrievermessung aus 3D-Rekonstruktionen sowie das intelligente Bedienkonzept für die Inspektion via „Autopilot“ (aiControl).
Wie gelingt die Energiewende auch auf Baustellen?
„Man fragt sich, was das soll“, monierte Brunecker. „Wir brauchen Anreize für die Entwicklung, die Anschaffung und den Betrieb von energieeffizienten Baumaschinen. Der Ausschluss mobiler Geräte muss gestrichen oder ein eigenes Förderprogramm aufgelegt werden.“ Wichtig ist Brunecker ferner, dass die Energiewende alle angehe, die mit Bauen zu tun haben. Auch Bauherren könnten Flagge zeigen, etwa indem sie nicht nur wirtschaftliche, sondern auch umweltbezogene Zuschlagskriterien in der Ausschreibung festlegen.
Kommunikation und Regel-Dickicht
Um Hausanschlussinspektionen und in diesem Zusammenhang die Einbeziehung der Anwohner ging es im Vortrag von Christoph Baumgarth, Bauleiter bei der Horst Drzysga GmbH. Seine Erfahrungen: Die Kommunikation mit Anwohnern sei oft relevanter als erwartet, etwa bei der Zuordnung von Grundleitungen und angeschlossenen Entwässerungsgegenständen. In bestimmten Situationen, z.B. bei Änderung von Anschlüssen durch Umbauten, sei die Anwesenheit aller Anwohner sogar unumgänglich.
Für den richtigen Durchblick im Regelwerk-Dschungel sorgte Andreas Haacker, RSV-Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer von Siebert + Knipschild. Was genau ist Stand der Technik? Und was sind allgemein anerkannte Regeln der Technik? Letztere müssen sich „über einen ausreichend langen Zeitraum bewährt haben“. In der Kanalsanierung findet man etwa DIN-Normen, internationale Normen, DWA-Regelwerke, RSV-Merkblätter, VSB-Empfehlungen und GSTT-Informationen. Haacker wies darauf hin, dass es viele alte DIN-Normen gebe, die nicht mehr Stand der Technik seien. Des Weiteren empfahl er, die Prüfung von Schlauchlinern mit in die Ausschreibung aufnehmen und gab hierzu Beispiele.
Eindrucksvolle Praxisbeispiele
Von einer anderen interessanten Maßnahme berichtete Timo Heidbrink von der Firma Frisch & Faust. Er zeigte auf, wie die Rohrverlaufs- und Profilmessung die Sanierung einer Freigefälle-Druckleitung DN 700 in Magdeburg erheblich erleichterte. Die Sanierung der Grauguss-Leitung sollte im Swagelining-Verfahren erfolgen; der Leitungsverlauf war anfangs nicht genau bekannt. Zunächst wurde mit IBAKs Dreh- und Schwenkkopfkamera Orpheus 2 eine kontinuierliche, lasergestützte Profilmaßbestimmung über die gesamte Leitungslänge vorgenommen. Die Verlaufsmessung erfolgte über einen in die Kamera integrierten 3D-Sensor. Hierbei wurde ein leichter Bogen von 14° festgestellt. Die Profilmaßbestimmung gab Aufschluss über den maximalen und minimalen Leitungsdurchmesser, der generierte Lageplan war die Grundlage für die Entscheidung, in wie viel Bauabschnitte das Einzugsverfahren unterteilt werden musste.
Sanierung von AZ-Rohren und stark beschädigten Rohren
Wie saniert man Asbestfaserzement-Rohre? Erlaubt ist die Sanierung mit emissionsarmen Verfahren i.s.v. Nr. 2.9 TRGS 519. Der RSV setze sich für die Anerkennung des Schlauchlinings als emissionsarmes Verfahren in Deutschland ein, so Reinhild Haacker. In anderen Ländern wie Österreich, Italien oder der Schweiz sei die Sanierung von AZ-Rohren mit Schlauchlinern bereits gängige Praxis. Weitere geeignete Sanierungsverfahren sind aus Sicht des RSV das TIP-Verfahren sowie das Lining mit eingezogenen Schläuchen. Außerdem komme eine Passivierung von AZ-Rohren als mittelfristige Lösung in Betracht, die auch nicht gegen die REACH-Verordnung verstoße.
Und wie sieht es mit der Sanierung bzw. Erneuerung schwer beschädigter Abwasserkanäle aus? Dass man hierbei auch ohne Bagger oder Schlauch auskommen kann, zeigte Marcel Horn von der Sanierungstechnik Dommel GmbH. Hier eignen sich beispielsweise die grabenlosen Verfahren Berstlining und Tight-In-Pipe (TIP). Bei jedem Projekt sei abzuwägen, welches Verfahren und welches Rohr im Einzelfall das beste ist.
Und so endete ein aufschlussreiches, facettenreiches „Rund ums Rohr“-Event. Die Teilnehmer nahmen einige wertvolle Erkenntnisse und Anregungen mit an Land. Für Moderator Prof. Jens Hölterhoff waren es „zwei sehr bereichernde Tage. Die Vorträge waren in vielen Bereichen inspirierend und es gab keine bloßen Monologe seitens der Referenten, sondern rege Diskussionen. Eine rundum gelungene Veranstaltung also“, so sein abschließendes Fazit. Und wie zu hören war, war er mit dieser Einschätzung nicht alleine.
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