SAL hat Straßenabläufe fest im Blick
Im Zusammenhang mit der Starkregenvorsorge hat man sich im Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen, SAL, besondere Gedanken über den Umgang mit den 12.000 Straßeneinläufen gemacht und nutzt zukünftig das Potenzial der Digitalisierung.
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Frage der Zuständigkeit
Bei der Auseinandersetzung mit diesem Problem stößt man vielerorts zunächst einmal auf die Zuständigkeitsfrage. Straßenabläufe sind funktional Bestandteil der Entwässerungsinfrastruktur. Sie sind aber auch und zunächst einmal Bestandteil der Straße. Die Zuständigkeit liegt, was die Planung und die Unterhaltung angeht, normalerweise – und so auch in Lünen – beim Straßenbaulastträger.
Vor dem Hintergrund vermehrt auftretender starker Niederschlagsereignisse kam man in Lünen zu dem Entschluss, sich intensiver mit den bestehenden Straßeneinläufen zu beschäftigen, insbesondere auch dort, wo es aufgrund der örtlichen Gegebenheiten in der Vergangenheit schon zu Problemen oder gar zu Schäden durch Überflutungen gekommen war. Daraus entwickelte sich ein Projekt mit dem Ziel, den Füllstand der Eimer (Verschmutzungsgrad) bei jeder Reinigung zu dokumentieren, den Zustand der Straßeneinläufe aufzunehmen und die Dokumentation im Büro effizienter und transparenter zu gestalten.
Strategiewechsel
Bisher werden die Straßenabläufe in Lünen standardmäßig zweimal pro Jahr gereinigt. Eine aussagekräftige und verlässliche Dokumentation über Zustand und Verschmutzungsgrad war damit in der Vergangenheit nicht verbunden. Die rudimentären Informationen wurden händisch in Excel-Tabellen eingegeben, um den Nachweis zu führen, dass der Ablauf in dem vorgesehenen Intervall gereinigt wurde.
Damit fehlten jedoch die Kriterien für eine Bewertung, ob der Aufwand für die Unterhaltung der Abläufe zu hoch, zu niedrig oder gerade richtig bemessen war. „Um von einer standardmäßigen zu einer bedarfsgerechten Reinigung zu kommen, sind Informationen über den Verschmutzungsgrad jedes einzelnen Ablaufes wichtig. Nur so kann gefolgert werden, welche Abläufe seltener und welche häufiger gereinigt werden müssen“, so Daniela Fiege.
So kam es zu der Idee, die Zustandsinformationen der einzelnen Straßenabläufe mit mobilen Endgeräten vor Ort digital zu erfassen und in die Kanaldatenbank zu übertragen.
Chancen der Digitalisierung nutzen
Aus dieser Vorgehensweise ergaben sich im mehrfacher Hinsicht Vorteile. Die Daten werden digital erfasst und müssen nicht mehr händisch eingepflegt werden. „Für uns ergibt sich daraus die Möglichkeit, unsere internen Prozesse zu verschlanken und so die Kapazitäten der Mitarbeiter in andere wichtige Aufgaben einzubinden“, sagt Daniela Fiege.
Darüber hinaus werden zusätzliche Informationen erfasst. Die Daten zum Füllstand und zum allgemeinen Zustand der Abläufe können direkt von den mobilen Endgeräten in die Kanaldatenbank eingelesen werden und stehen dort für Auswertungen direkt zur Verfügung. „Mit diesen Auswertungen können wir auf der Basis von gesicherten Erkenntnissen gegenüber der Stadt Lünen argumentieren, ob wir aufwandsbedingt mehr Budget brauchen oder ob wir mit bedarfsgerechter Unterhaltung eventuell Einspareffekte erzielen“, so Fiege weiter.
Mit der jetzt fertig gestellten Software sind die angestrebten Ziele nach Einfachheit und Effizienz in der Bedienung umgesetzt. Die Mitarbeiter auf dem Fahrzeug müssen auf dem mobilen Erfassungsgerät höchstens viermal klicken, um den Prozess der Erfassung abzuschließen.
Auf dem mobilen Endgerät sind zu Beginn alle Straßenabläufe Gelb markiert. Das Fahrzeug fährt einen Straßenablauf an, der Mitarbeiter kann über die GPS-Daten auf seinem mobilen Gerät genau erkennen, um welchen Ablauf es sich handelt. Mit dem ersten Klick wird bestätigt, ob eine Reinigung des Ablaufes überhaupt möglich ist. „Auf diese Weise stellen wir auch fest, ob es den Ablauf überhaupt noch gibt oder ob er inzwischen bei Straßenbauarbeiten entfernt, ohne dass dies in unseren Bestandsdaten angekommen ist“, erläutert Daniela Fiege.
Der nächste Klick bezieht sich auf den Füllgrad des Eimers, hier arbeitet der SAL mit einem Ampelsystem und schließlich fragt das System nach Mängeln am Ablauf, die gegebenenfalls mit Hilfe der im Mobilgerät integrierten Kamera mit einem Foto und/oder einer Skizze dokumentiert werden können. Am Ende der Prozesse entfällt die Gelbmarkierung und der Prozess beginnt von vorne am nächsten Ablauf (s. nachfolgende Bilder).
Erkenntnisgewinn und Argumente
„Wir können in Zukunft erkennen, wie schnell einzelne Straßenabläufe verschmutzen und darauf entsprechend reagieren“, sagt Daniela Fiege. Die Möglichkeiten des Systems gehen aber deutlich weiter. Die digital erfassten und in das Kanalinformationssystem eingelesenen Daten können zusammen mit bereits vorhanden Daten für komplexere Auswertungen als Grundlagen für Strategieentwicklung und für die Planung von Kanalbetrieb und von baulichen Veränderungen genutzt werden können. Diese Daten müssen nur einmal aufgenommen werden und danach nicht mehr händisch bearbeitet werden. „Das ist das Neue und Innovative an dieser Konzeption“, so Fiege.
Um das Ziel, Gefahrenschwerpunkte zu entschärfen, zu erreichen, sei die Kooperation mit dem Straßenbaulastträger besonders wichtig. Um hier die Bereitschaft für Veränderungen und neue Wege zu wecken, sind überzeugende Argumente auf der Basis von gesicherten Erkenntnissen notwendig. Auch für diese Diskussion über veränderte Straßenabläufe oder Rinnensysteme, um das Regenwasser von der Oberfläche in die Kanäle zu bekommen, liefert das System wichtige Informationen.
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Auf dem richtigen Weg
„Uns ist es wichtig, diesen Weg weiter zu verfolgen und wir suchen dabei auch den Austausch mit anderen Kommunen“, so Fiege. Lünen ist beispielsweise an einem Projekt mit der Universität Wuppertal zusammen mit den Technischen Betrieben Solingen, den Wirtschaftsbetrieben Hagen und der Stadtentwässerung Schwerte beteiligt, in die Einwirkung der Körbe im Zusammenspiel mit dem Abflussverhalten von Straßenabläufe genauer untersucht wird.
Inzwischen ist die erste Phase des Projektes rund um die Straßenabläufe in Lünen abgeschlossen. Die Programmierung ist so gut wie fertig und die Testphase hat begonnen. Es laufen die Absprachen mit dem Dienstleister, der die Reinigung der Straßenabläufe im Auftrag des SAL ausführt. „Vielleicht wird die Reinigung in Zukunft etwas teurer, weil der geringfügige Aufwand der Datenerfassung hinzukommt. Es liegt aber in unserem Interesse, dass die Mitarbeiter diese Arbeit sorgfältig und verlässlich machen, weil der gesamte nachfolgende Prozess auf diesen Daten fußt“, betont Daniela Fiege. Mit Beginn des nächsten Jahres wird dann die Technik eingeführt und mit der systematischen Datenerfassung begonnen. Mitte 2021 soll dann nach drei Reinigungszyklen mit der gezielten Auswertung der Daten begonnen werden. „Dann werden wir sehen, ob sich unsere Erwartungen in der Praxis bestätigen. Ich bin sehr optimistisch und überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, resümiert Daniela Fiege.
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