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Regenwasserreinigung in Schwergewichten

Seit 2013 ist der Regionalflughafen Kassel Airport in Betrieb. Rund um das Flughafengelände ist ein florierender Industrie- und Luftfahrtstandort entstanden, an dem sich bereits mehr als 35 Unternehmen angesiedelt haben. Ab Ende 2022 wird hier der ehemalige Verkehrslandeplatz „Kassel-Calden“ in einen Gewerbepark umgewandelt. Besonderes Augenmerk legten die Planer dabei auf die Regenwasserbehandlung – mit einem komplexen Bauwerk aus Betonfertigteilen und integrierten Abscheidern.

Gewerbepark Kassel Airport erhält Regenwasserbehandlungsanlage
Seit Ende 2022 wird der ehemalige Verkehrslandeplatz „Kassel Calden“ zu einem Gewerbepark umgewidmet. | Foto: 3P Technik Filtersysteme
Nach Abschluss der Erschließungsarbeiten wird das Gelände des Gewerbeparks einmal ca. 22 ha umfassen. Die Planung sieht eine Entwässerung im Trennsystem vor. Das anfallende Schmutzwasser wird über eine neue Verbindungsleitung direkt der Kläranlage Calden zugeführt. Das Niederschlagswasser wird über entsprechende Behandlungsanlagen in die nächstgelegenen Vorfluter eingeleitet. Natürlicher Vorfluter für das betrachtete Gebiet im Norden ist der „Schachter Grund“, der ursprünglich im Zuge des Baus des gleichnamigen Regenrückhaltebeckens (RRB) am Kreisverkehrsplatz der B7 überbaut wurde. Das Problem: Der Abfluss aus dem natürlichen Einzugsgebiet wurde bisher durch dieses RRB geleitet und mit potenziell belastetem Niederschlagswasser von den Verkehrsanlagen der B7 vermischt. Um dies in Zukunft zu vermeiden, forderte die Genehmigungsbehörde eine Verlegung des Gewässers um das RRB herum und eine Zusammenführung des Abflusses aus dem natürlichen Einzugsgebiet mit dem Abfluss der geplanten „Niederschlagswasserbehandlung Nord“.

Bis zu 37 Tonnen schwere Betonelemente

Im Vergleich zu traditionellen Anlagen verfügt diese Lösung bei großer hydraulischer Leistungsfähigkeit über eine sehr kompakte Bauweise. | Foto: Finger Baustoffe
Im Vergleich zu traditionellen Anlagen verfügt diese Lösung bei großer hydraulischer Leistungsfähigkeit über eine sehr kompakte Bauweise. | Foto: Finger Baustoffe
In unmittelbarer Nähe zum bestehenden Knotenverkehrspunkt der B7 und im Entwässerungstiefpunkt des nördlichen Entwässerungsabschnittes wurde daher die Regenwasserbehandlungsanlage Nord von der Oppermann GmbH – Ingenieurbüro Beratende Ingenieure – aus dem ortsansässigen Vellmar geplant. Realisiert wurde sie als Bauwerk aus Betonfertigteilen von der Finger-Beton Unternehmensgruppe. Sie besteht aus vier U-Profilen (als Unterteile) und vier Deckenplatten zusammen. Die Außenabmessungen betragen 10,50 x 7,10 x 4,10 m. Die einzelnen Elemente wiegen bis zu 37 Tonnen. Im Inneren verrichten vier eingebaute hydrodynamische Abscheider des Systems Hydroshark 3000 des Filterspezialisten 3P aus Bad Überkingen ihren Dienst. In der Mitte befindet sich ein Verteilerschacht zur gleichmäßigen Verteilung des ankommenden Wassers auf die vier Abscheider.
Bis zu 37 Tonnen wiegt ein einzelnes Betonelement. | Foto: Finger Baustoffe
Bis zu 37 Tonnen wiegt ein einzelnes Betonelement. | Foto: Finger Baustoffe

Hydrodynamischer Abscheider

Mario Reidelbach von der Bickhardt Bau SE erläutert die Maßnahme: „Das im Einzugsgebiet anfallende Niederschlagswasser wird der Anlage kanalisiert zugeführt. Das Trennbauwerk drosselt den Zulauf zur Behandlungsanlage auf das wasserwirtschaftlich notwendige Maß. Die Geometrie sorgt für strömungsgünstige Abflussverhältnisse vor dem Trennbauwerk, um turbulente Verhältnisse im Bereich der Trennschwelle zu reduzieren. Überschüssiges Wasser, welches nicht behandlungsbedürftig ist, wird über einen Kanal um die Behandlungsanlage direkt in das nachgeschaltete Regenrückhaltebecken geleitet. Der gedrosselte Volumenstrom wird im Verteilerbauwerk auf die vier Sedimentationsschächte aufgeteilt. Das Verteilerbauwerk sorgt dafür, dass jedem Hydroshark möglichst die gleiche Wassermenge zugeführt wird. Am Ablauf der Behandlungsanlage befindet sich ein Schieber, der zu Wartungszwecken abgesperrt werden kann“, so Reidelbach.
Im Inneren des Bauwerks verrichten vier eingebaute hydrodynamische Abscheider Hydroshark 3000 ihren Dienst. | Foto: 3P Technik Filtersysteme
Im Inneren des Bauwerks verrichten vier eingebaute hydrodynamische Abscheider Hydroshark 3000 ihren Dienst. | Foto: 3P Technik Filtersysteme

Sedimentationsanlagen werden über Pumpen entleert

Nach Regenereignissen werden die Sedimentationsanlagen regelmäßig automatisch in den Schmutzwasserkanal entleert. Die Philosophie dieser Anlagen folgt dabei dem Ansatz, dass bereits abgesetzte Sedimente durch „First-Flush-Effekte“ nachfolgender Regenabflüsse nicht remobilisiert werden sollen, um die Behandlungsanlage nicht zu überlasten, denn eine Austragung von Schmutzstoffen zum Gewässer sollte nicht erfolgen. Die Entleerung der Behälter erfolgt schließlich über Pumpen, die in Abhängigkeit von der zeitlichen Abfolge der Regenfälle, deren Gesamtintensität und dem Füllstand des Sedimentationsbehälters gesteuert werden. In einem separaten hinteren Teil des Beckens wird ein Teil des behandelten Wassers zwischengespeichert. Einige Zeit nach der Entleerung des Beckens über die Pumpenanlage, wird eine Spülklappe, welche in der Trennwand eingebaut ist, zeitlich gesteuert geöffnet, um den Boden des geleerten Beckens mit einem Spülschwall zu reinigen. Im weiteren Verlauf werden der Beckenablauf und eventuell anfallendes Überlaufwasser zusammengeführt und kanalisiert durch den Straßendamm der Bundesstraße B7 und weiter über das Gelände des bestehenden Rückhaltebeckens „Schachter Grund“ geleitet.
Die Montage der Behandlungsanlage nahm nur zwei Tage in Anspruch, da die Anlage komplett vormontiert auf die Baustelle geliefert wurde. | Foto: Finger Baustoffe
Die Montage der Behandlungsanlage nahm nur zwei Tage in Anspruch, da die Anlage komplett vormontiert auf die Baustelle geliefert wurde. | Foto: Finger Baustoffe

Neben den Bauwerken aus Betonfertigteilen wurden im Rahmen dieser Maßnahme über 1.000 m Stahlbetonrohre in den Dimensionen DN 300 bis DN 1200, Einlaufbauwerke sowie Auslaufsteine in verschiedenen Dimensionen (DN 600 - DN 1200) der Finger-Beton Unternehmensgruppe verbaut. Die Montage der Behandlungsanlage dauerte nur zwei Tage, da die Anlage komplett vormontiert auf die Baustelle geliefert wurde. Mario Reidelbach zeigt sich zufrieden: „Diese Lösung bietet eine sehr kompakte Bauweise bei hoher hydraulischer Leistung. Dadurch hält sich der Aufwand für Erdarbeiten und Baustellenlogistik in Grenzen. Auch die Reinigungsleistung der Anlage ist wesentlich besser als bei herkömmlichen Anlagen.“

Quelle: Finger-Beton

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