Was tun, wenn die Ratte grüßt?
Rattenbefall ist der Albtraum vieler Hauseigentümer. Wer die Nager auf dem eigenen Grundstück entdeckt, dem geht es meistens nur um eins: Die Ratte soll weg. Was zu tun ist, wo häufige Fehler passieren und worauf im Voraus schon zu achten ist, erfahren Sie in unserem Überblick.
Wenn Verdacht auf Rattenbefall besteht, wollen Hauseigentümer das Problem verständlicherweise so schnell wie möglich aus der Welt haben. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Lebendfallen, Gifte und Hausmittel gibt es in allen Ausführungen, Schädlingsbekämpfer sind im Internet schnell zu finden. Doch welcher Weg ist der Richtige?
Sichtbarer und unsichtbarer Schaden
Wo Menschen leben, finden sich in der Regel auch Ratten. Eine einzelne Ratte muss noch lange kein Anzeichen für ein ernstes Problem sein, doch wenn eine Rattenpopulation sich auf einem Grundstück häuslich einrichtet, können ernste Schäden entstehen.
Zunächst einmal sind Ratten Krankheitsträger. Sie können Ratten gefährliche Infektionskrankheiten auf Menschen und Haustiere übertragen und gelten zudem als Vorratsschädlinge, die Nahrungsmittel anfressen und mit Kot und Urin verschmutzen.
Außerdem können Sachschäden entstehen. Hierbei kommt es u.a. auf die Art von verbauten Rohren ab. Abwasserrohre aus Beton, Steinzeug, SML-Rohre und Gussrohre sind allesamt recht robust und nicht besonders anfällig für Nageschäden. Diese Rohre sind häufig in unterirdischen Kanalnetzen und Industrie im Einsatz. Anders sieht es bei Privatgrundstücken aus:
"Da in diesen Gebäuden häufig Abwasserrohre aus Kunststoff verbaut sind, fällt es den Ratten nicht besonders schwer, diese zu durchnagen", sagt Rainer Neuber. "Infolge dieser Nageschäden kann es dann zu sehr kostspieligen Abwasserschäden in den Gebäuden kommen. Für viele Menschen ist diese Situation im ersten Moment kaum vorstellbar, insbesondere wenn sie in den oberen Etagen wohnen. Für die ausgezeichneten Kletterer ist dies eine bei weitem nicht so schwierige Herausforderung wie vielleicht gedacht."
Habe ich wirklich Ratten?
Ratten können sich unterirdisch über die Kanalisation sowie überirdisch ausbreiten. "Die oberirdische Verbreitung von Ratten findet nach unserer Einschätzung deutlich häufiger statt und ist oft an Wühltätigkeiten der Tiere auf dem Grundstück zu erkennen", so Neuber. Laufwege von Ratten und Nagespuren z.B. an Mülltonnen sind weitere Anzeichen.
Allerdings: Schädlinge und wildlebende Nager gibt es viele. Nicht alles, was für den Laien auf den ersten Blick nach einer Rattenpopulation aussieht, ist auch eine. Bärbel Holl, 1. Vorsitzende des Vereins zur Förderung der ökologischen Schädlingsbekämpfung, wünscht sich auch daher mehr Beratungsbereitschaft. Das ist zwar nicht kostenfrei, spart aber Zeit, Nerven und das Geld, das in den Kauf möglicherweise nutzloser Fallen und Gifte geflossen wäre. Verhindert werden soll die unnötige Ausstreuung von Gift aber auch aus zuliebe der Umwelt. "Die Analyse muss gemacht werden, damit nur da gearbeitet wird, wo es auch Sinn macht", erklärt Holl.
Rattenbekämpfung: Was funktioniert und was darf ich?
Rodentizide mit Antikoagulanzien der 1. Generation, die aufgrund ihrer Einstufung und Kennzeichnung als reproduktionstoxisch gelten, dürfen nach Angaben von Friesen allerdings nicht durch die breite Öffentlichkeit verwendet werden (gemäß Artikel 19 Absatz 4 der Biozidverordnung). Ob ein Rodentizid als reproduktionstoxisch eingestuft ist und für welche Verwender es zugelassen ist, stehe auf dem Etikett des jeweiligen Produkts und hänge von den im Produkt enthaltenen Wirkstoffkonzentrationen ab.
"Rodentizide mit Antikoagulanzien der 2. Generation (Brodifacoum, Bromadiolon, Difenacoum, Difethialon und Flocoumafen) dürfen dagegen grundsätzlich nur von berufsmäßigen Verwendern mit Sachkunde angewandt werden", so Friesen weiter.
Spezielle Gifte dürfen also auch von Privatanwendern eingesetzt werden. "Hier gibt es allerdings zu beachten, dass die Wirksamkeit der frei erhältlichen Gifte begrenzt ist und schlimmstenfalls die Ratten nicht tötet, sondern zur Immunität gegen stärkere Gifte beiträgt", so erklärt Rainer Neuber.
Neben Giften gibt es noch eine Auswahl verschiedener Tot- und Lebendfallen. Auch bei diesen ist allerdings Vorsicht geboten, denn: Die Gefährdung von Menschen und anderen Tieren muss bei der Aufstellung solcher Fallen ausgeschlossen sein. Zudem gibt es auch hier das Tierschutzgesetz zu beachten. Neuber empfiehlt an dieser Stelle professionelle Fallenboxen.
Ratten sind in Deutschland vielerorts bekämpfungspflichtig. Hierzu ist es sinnvoll, bei Verdacht auf Rattenbefall zu prüfen, ob das eigene Bundesland oder die Kommune eine Rattenbekämpfungsverordnung erlassen hat. Die Bekämpfungspflicht bedeutet allerdings nicht, dass jede einzelne Ratte, die gesichtet wird, auch bekämpft werden muss. "Wir brechen mit der Schädlingsbekämpfung immer nur die Spitze des Eisbergs weg", so Bärbel Holl. Eine komplette Ausrottung der Art kann (und soll) nicht das Ziel sein.
Was qualifiziert mich zur Nagerbekämpfung?
Neben Schädlingsbekämpfern können auch z.B. Hausmeister qualifiziert sein, Rodentizide mit Antikoagulanzien der 2. Generation anzuwenden, so lange sie entsprechende Schulungen besucht haben. Ohne die berufliche Relevanz qualifizieren auch die Schulungen nicht zur Verwendung dieser Gifte.
"Die Schulungen zur Sachkunde für die Verwendung von antikoagulanten Rodentiziden richten sich dabei an berufsmäßige Verwender, die eine Nagetierbekämpfung mit Antikoagulanzien im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit bei Dritten durchführen, zum Beispiel im Gebäudemanagement, der Gebäudereinigung oder im Bereich der Abwasserentsorgung", erklärt Anton Friesen. "Anbieter von Sachkundeschulungen im Bereich der Nagetierbekämpfung finden Sie im Internet. Die DEULA, der TÜV Rheinland, IPMPro, FHT sind einige der Schulungsträger in dem Bereich."
Anruf beim Schädlingsbekämpfer: Das gibt es zu beachten
Leider gibt es im Bereich der Schädlingsbekämpfung eine hohe Anzahl an Trickbetrügern. Ähnlich wie bei Schlüsseldiensten ist hier Vorsicht geboten, insbesondere bei Unternehmen, die 24-Stunden-Service anbieten.
Zuständige Verbände sind hier zuverlässige Informationsquellen. Auf den Webseiten des Vereins zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfer (VFöS e.V.) und des Deutschen Schädlingsbekämpfer Verbands (DSV e.V.) gibt es die Möglichkeit, ortsgebunden seriöse Schädlingsbekämpfer zu finden. Alles, was dafür benötigt wird, ist die eigene Postleitzahl.
Vorbeugen ist besser als Gift streuen
Im besten Fall werden Ratten auf Ihrem Grundstück gar nicht erst zum Problem. Um sicherzustellen, dass es auch so bleibt, gibt es einige mögliche Vorbeugemaßnahmen. Am Anfang steht dabei die Frage: Wie attraktiv ist mein Grundstück für Ratten? Zu achten ist hierbei laut Quellen wie z.B. dem DSV vor allem auf mögliche Verstecke und Nahrungsquellen, zu denen Ratten sich hingezogen fühlen.
Beliebte Anlaufstellen für Ratten an der Oberfläche sind z.B. Kompost, Gartenteich und Mülleimer. Wer Futter für Vögel bereitstellt, füttert evtl. auch die Ratten mit, warnt Bärbel Holl.
"Die Fütterung von Vögeln, Igeln und Katzen sind in unserer Praxis eine der häufigeren Ursachen für einen Rattenbefall. Auch durch die Haltung von Kleintieren (Hühnern, Kaninchen, etc.) können Ratten immer wieder angelockt werden", sagt auch Rainer Neuber. Es lohnt sich also, ein Auge auf solche Futterstellen zu haben. Der DSV warnt zusätzlich auf seiner Website davor, Essensreste auf dem Komposthaufen oder in der Toilette zu entsorgen. Auch abwasser- und Regenwasserrevisionsschächte auf dem eigenen Grundstück können auf Kotspuren überprüft werden.
Rohrpost abonnieren!
Wir graben für Sie nach Neuigkeiten. Die Ergebnisse gibt es bei uns im Newsletter.
Jetzt anmelden!
"Ein allseits dichtes Gebäude bietet kaum Schwachstellen, durch die die Tiere eindringen können", so Neuber weiter. "Ein aufgeräumtes und übersichtliches Grundstück bietet weniger Entwicklungsmöglichkeiten für eine Rattenpopulation. Mit regelmäßigen Grundstücks- und Gebäudekontrollen kann ein entstehender Befall schnell und frühzeitig entdeckt werden. Größere Schäden werden somit verhindert.
Fazit: Kein Grund zur Panik
Der erste Schreck bei einer Rattensichtung auf dem eigenen Grundstück sitzt oft tief in den Knochen. Die oberste Devise laut Bärbel Holl lautet trotzdem zunächst: "Ruhe bewahren." Denn bei der Schädlingsbekämpfung gibt es Stolperfallen, die schnell teuer werden können und Nerven kosten. Diese lassen sich jedoch vermeiden, wenn früh ein Profi aus einem seriösen Unternehmen zu Rate gezogen wird.
Weiterlesen:
Neueste Beiträge:
Meistgelesene Artikel
Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?
Bauleistungen
Dienstleistungen
Lieferleistungen
Verwandte Bau-Themen:
Top Bau-Themen:
Aktuelle Termine für unterirdische Infrastruktur
Alle wichtigen Termine für unterirdische Infrastruktur
Jetzt zum Newsletter anmelden:
Leitungsbau, Kanalsanierung, Abwasser – erfahren Sie das wichtigste rund ums Thema unterirdische Infrastruktur.