50 Jahre Ditch Witch in Deutschland
In diesem Jahr ist Ditch Witch seit 50 Jahren auf dem deutschen Markt präsent. Grund genug und Anlass für einen Rückblick.
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Im Frühsommer des Jahres 1957 reiste Jürg Schaefer als Geschäftsführer der Firma Spanner Baumaschinen GmbH, Frankfurt am Main, nach Mexiko, um für einen Schweizer Geschäftsfreund einen Lizenz-Partner für die Fertigung von dessen Klein-Dumpern zu finden. Diese Mission war erfolgreich, gesucht wurde danach nur ein geeigneter, preisgünstiger Antriebs-Motor. Er stieß auf die Otto-Motoren der US-amerikanischen Firma Wisconsin, welche in Mexiko eine Fertigung ihrer kleinen Einzylinder-Motoren unterhielt.
Zufallsbekanntschaft
Schaefer kannte dieses Fabrikat nicht, wollte einen Motor im Einsatz sehen und wurde auf eine Baustelle aufmerksam gemacht, auf der eine Maschine mit einem solchen betrieben wurde: eine Grabenfräse von Ditch Witch – wohl eines der ersten M-Modelle.
Der Motorenlieferant für Mexiko war gefunden, aber wichtiger als dies, ein neuer Lieferant für ein völlig neues Produkt in Aussicht genommen. Die Rückreise nach Deutschland wurde umgebucht, eine Visite in den USA bei Ditch Witch eingeschoben: der Kontakt war erfolgreich, die ersten drei Ditch Witch-Grabenfräsen sollten nach Deutschland geliefert werden – aber da gab es noch ein Problem: Mrs. Bertha Malzahn, Ed Malzahn’s Mutter, wachte über die Finanzen, und sie wollte „cash“ sehen! So wurde eine Export-/Import-Firma in Houston gefunden, die Bezahlung über eine Schweizer Bank sichergestellt (die DM war noch nicht frei konvertierbar), und die Lieferung erfolgte noch im gleichen Jahr 1957.
Damit begann für den Hersteller der Ditch Witch-Grabenfräsen, die Firma „The Charles Machine Works, Inc.“ in Perry/Oklahoma, eine Geschäftsverbindung, die verlässlich über nun fünf Jahrzehnte währt. In diesem Zeitraum gab es viel Licht, aber auch einige Schatten.
Erfolgreicher Start
Importiert wurden zunächst die M-Modelle, dann auch die K1, K2 und K3 von Ditch Witch. Der Markt in Deutschland für diese überschaubare Auswahl an Grabenfräsen war sehr gut, denn die Deutsche Bundespost als Telefon-Monopolist begann zu dieser Zeit mit einem umfangreichen Ausbau-Programm für das Telefon-Netz. Insbesondere im Ortsnetz wurde damals fast ausschließlich in Handschachtung der Grabenaushub vorgenommen. Viele der in den so genannten Fernmeldebau-Bezirken tätigen Unternehmen konnten als Kunden gewonnen werden.
Gab es auf dem deutschen Markt für Grabenfräsen zunächst keinen Wettbewerb, so änderte sich dies um 1960: mit dem Arps-Grabenteufel und den Davis-Raupenfräsen kamen neue Importeure auf den Markt, Hoes aus Wardenburg im Oldenburg’schen brachte die sehr erfolgreiche Unimog-Anbaufräse, die Pflug-Fabrik Eberhard aus Ulm stellte ihre neuen, seitenversetzbaren Raupenfräsen GFP mit Schwerpunkt Signalbau der deutschen Bundesbahn vor, der unvergessene Gert Mau offerierte seinen Grabenmeister, italienische, holländische und britische Hersteller zeigten mit mehr oder weniger Erfolg ihre Produkte auf den Fach-Messen.
Das Ditch Witch-Ersatzteillager war immer eine Stärke von „Spanner-Baumaschinen“, und dazu gehörte auch, dass man sich um die Motoren-Teile kümmerte – schließlich verwendete Ditch Witch ausschließlich Wisconsin. Das führte dazu, dass nicht nur die Konkurrenz Ersatzteile nachfragte, sondern auch die Importeure anderer Geräte.
In dieser Situation gründeten Walter Kaempfert und Jürg Schaefer die RICONA Motorenvertriebs GmbH für den Bereich Wisconsin-Motor, das Lager übernahmen mit dem Ehepaar Antonio und Berta Gimenez vertraute Mitarbeiter, die Walter Kaempfert bereits 1950 zur A.C. Spanner GmbH geholt hatte. Bis zu ihrer Pensionierung 1992 waren die beiden so etwas wie das Herz der neu gegründeten Firma, seit 1973 dann auch Gesellschafter.
Die erste Krise
1967 wollte sich Walter Kaempfert, mittlerweile 66 Jahre alt, aus dem aktiven Geschäftsleben zurückziehen, ebenso fand Jürg Schaefer nur noch wenig Zeit neben der Vielzahl seiner Verpflichtungen im geschäftlichen, aber auch ehrenamtlichen Bereich sich intensiv um RICONA zu kümmern. In Helmut Mataré, einem jüngeren Bekannten aus dem gemeinsamen Hockey-Sport-Bereich, fand er einen engagierten Mitarbeiter für das Unternehmen, dem nach kurzer Einarbeitung Einzel-Prokura erteilt wurde.
Im gleichen Zeitraum entschloss sich Ditch Witch, der Firma B.T.A. pvba aus Antwerpen in Belgien die Generalvertretung für den EWG-Raum zu übertragen. Dem Inhaber dieses Unternehmens, Bill Arnauts und seinem Mitarbeiter Charly Wouters, gelang es, gemeinsam mit Ed Maldonado vom Ditch Witch-Werk in Perry, einige Fachfirmen als Händler in Frankreich, Dänemark, Schweden und Dänemark zu gewinnen. Die Benelux-Länder wurden zunächst von B.T.A. bearbeitet, später auch ein Händler in Holland eingesetzt. Nicht so in Deutschland, diverse Handelsunternehmen wurden erfolglos kontaktiert. Danach auch die mittlerweile unter RICONA GmbH firmierende Unternehmung in Frankfurt. Nur hier stieß man auf ein gewisses Interesse.
Zu diesem Zeitpunkt ergaben sich für den Motoren-Vertrieb für Wisconsin keine positiven Aspekte: der Einbaumotoren-Markt für den europäischen, vorderasiatischen und afrikanischen Raum zeigte eine eindeutige Präferenz für luftgekühlte Diesel gegenüber Otto-Motoren. Die deutschen Erstausrüster begannen, ihre Maschinen-Exporte nach den USA und Kanada mit für den Einbau amerikanischer Otto-Motoren vorbereiteten Geräten durchzuführen und die Motoren dann dort aufzubauen. Damit war der Weg luftgekühlter Wisconsin-Motoren vorgezeichnet und es hieß, nach Alternativen zu suchen.
Neuer Start
In dieser Situation stand für Helmut Mataré fest: eine berufliche Zukunft bei RICONA gab es nur, wenn eine aussichtsreiche Vertretung gefunden werden könnte. Könnten die Grabenfräsen von Ditch Witch eine Möglichkeit sein?
Das Produkt war Helmut Mataré zwar völlig unbekannt, mit Jürg Schaefer und dem Ehepaar Gimenez aber zumindest drei Leute in der kleinen Organisation, die Erfahrung damit hatten. Also noch einmal Ditch Witch, trotz des Beschlusses der Gesellschafter 1965, niemals mehr in das Geschäft mit Baumaschinen einzutreten? Nach einigem Zögern stimmten sie zu, sie sollten es nicht bereuen: das Geschäft entwickelte sich solide, schon Ende 1969 beteiligten sie Helmut Mataré an der Gesellschaft und bestellten ihn zum alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführer, danach wurde die Firma in RICONA Helmut Mataré GmbH umbenannt.
Weiterentwickelte Technik
In den folgenden Jahren erweiterte der Hersteller das Lieferprogramm mit neuen und verbesserten Modellen, wie der mit Lenkrad steuerbaren Aufsitzfräse J20B, danach den völlig neu konzipierten R-Modellen im Leistungsbereich von 30 bis 65 PS, die Anwendungsmöglichkeiten. Insbesondere das Konzept „Modularmatic“ mit den unterschiedlichen Heckteilen für mittige, seitliche oder mittig und seitliche Fräse, sowie Vibrations-Pflug bedienten die unterschiedlichsten Anforderungen der Kunden.
1975 endete die Zusammenarbeit zwischen Ditch Witch USA und dem Importeur BTA, es folgte eine direkte Handelspartnerschaft mit den Firmen RICONA und Tramann & Sohn für den deutschen Markt. Die wichtigste Neuerung für alle europäischen Märkte dürfte die Einführung luftgekühlter Deutz-Diesel-Motoren gewesen sein, die von Jim K. Smith, dem Export-Leiter von Ditch Witch zu dieser Zeit, massiv unterstützt worden war.
Weitere Impulse gingen im Hinblick auf die Gerätesicherheit nach den TBG-Vorschriften von den deutschen Händlern aus, was spätere US-Regelungen nach OSHA in beachtlichem Umfang zum Vorteil des Produzenten vorwegnahm. Nach der Bauma 1980 richtet RICONA in Ulm ein Verkaufsbüro ein, um den Märkten in Württemberg und den südlichen Teilen Bayerns näher zu sein. Dietmar Tramann ging im gleichen Jahr eine Vertriebspartnerschaft mit Kubota ein – diese wurde zu einer einzigen Erfolgs-Geschichte!
Für die Händler in Deutschland waren die 70- und 80-iger Jahre, bei kleinen Schwankungen der Umsatzvolumen, eine erfolgreiche Zeit. Die Aufsitzfräsen der Mittelklasse 2200 und 2300 fanden viel Anklang, mit den R-100 Fräsen und Pflügen in der 100 PS-Klasse konnten neue Bereiche in der Fernverkabelung erfolgreich angesprochen werden.
Ein neues Kapitel: Steuerbares Bohren
1988 wurde auf der Demo-Expo in Louisville/Kentucky eine absolute Weltneuheit vorgestellt: das steuerbare Bohrsystem „True Trac“, eine Entwicklung gemeinsam mit dem GRI, den Gas Research Institute der Vereinigten Staaten. Helmut Mataré führte eine kleine Gruppe von Interessenten dorthin, vier Systeme wurden in Auftrag gegeben, zur Lieferung im Frühjahr 1989.
Im März kamen zu einer praxisnahen einwöchigen Demonstration des „True Trac“ in Frankfurt-Niederursel bei Ruhrgas circa 300 Interessenten aus Europa – ein neues Kapitel der Kabel- und Rohrverlegung war eingeleitet!
Der Herbst 1989 mit dem Zusammenbruch der DDR und der Auflösung des Sowjet-Systems sollte die 90-iger Jahre prägen, und damit auch die Geschäftsentwicklung aller Unternehmen, die in irgendeiner Form international tätig waren.
Die deutschen Ditch Witch-Händler wurden sofort aktiv, Tramann & Sohn gründete Niederlassungen in Domsühl und Spreenhagen im Norden der ehemaligen DDR, Ricona eine Beteiligungsgesellschaft unter dem Namen RICONA Maschinenvertrieb Erfurt GmbH, Teilhaber wurde Jens Gerth, der eine handwerkliche Ausbildung als Signalbauer bei der DDR-Reichsbahn genossen hatte. Es gelang Jens Gerth und seiner Frau Katja, im Norden Erfurts in Alperstedt ein Grundstück zu erwerben und eine Betriebsstätte für den jungen Betrieb zu errichten. Die 90-iger Jahre im Kabelbau waren in Deutschland geprägt vom furiosen Ausbau der Netze in der ehemaligen DDR, dann aber sehr schnell nach diesen Groß-Investitionen der Versorger von einem ebenso starken Schrumpfen des Auftragsvolumens. Die Verkaufszahlen für Grabenfräsen und Kabelpflüge brachen ein.
Im Jahre 1996 stieß Ditch Witch mit Vorstellung der Trägergeräte RT- und HT 150 (später ersetzt durch RT- und HT 185) für Fräsen-, Vibrations-Kabelpflug oder Felsrad-Heckteile in die Leistungsklasse bis 200PS vor, die sich im Fernkabelbau rasch einen guten Namen machten.
Die rasante Entwicklung der steuerbaren Horizontal-Bohrtechnik erforderte von Lieferanten, Händlern und Anwendern höchste Aufmerksamkeit: diese absolut neuen Systeme und Techniken forderten nicht nur Konzentration und Lernbereitschaft, sondern auch hohe Investitionsbereitschaft für Vorführ-Anlagen nebst LKW mit Sonderaufbauten. Hinzu kamen Schulung in das eigene Personal für Demonstration und Service, dann auch die Schulung der Kunden und ihrer Mitarbeiter. Diese Entwicklungen überlagerten die Rückgänge im konventionellen Kabelbau, die oben beschrieben wurden.
Aufbauend auf die Patente für das True-Trac wurde das flüssigkeitsgestützte Bohr-Verfahren von Ditch Witch mit der Bezeichnung „Jet Trac“ vorgestellt, bei Ditch Witch speziell hierfür eine eigene Überwachungs- und Steuerungs-Elektronik unter dem Namen „Subsite“ entwickelt. Die Entwicklung dieser neuen Verlegetechnik, die heute allgemein als HDD = „horizontal directional drilling“ bezeichnet wird, war rasant und in dieser Form nicht vorhersehbar. Immer neue Verbesserungen wurden vorgestellt, es gab Veränderungen bei jedem der Anbieter von Monat zu Monat, Woche zu Woche…..Atemberaubend, und dazu die Hybris der IT-Technologien und des Ausbaus der Glasfaser-Netze weltweit, zu Lande und zur See…..
Einbruch des Marktes
Der Wettlauf der traditionellen Netzbetreiber und neuer, aggressiver Kapital-Gesellschaften wurde verglichen mit dem der Bahnbauer im 19. Jahrhundert, und dieser Vergleich sollte sich von einem Tag zum anderen als zutreffend erweisen: nahezu ohne Vorankündigung brachen im Frühsommer 2001 zunächst der Markt in USA, Tage später in Europa zusammen. Fernkabelbaustellen wurden innerhalb Stunden eingestellt, Bohrungen abgebrochen, selbst neugebaute Kabel-Verlegeschiffe in ihre Heimathäfen zurückbeordert.
Eine Ausnahme am Markt der HDD-Technik bildeten die für die Felsbohrung geeigneten Jet-Trac-Systeme, von Ditch Witch unter der Bezeichnung „All Terrain“ angeboten: es war der einzige Gerätebereich, welcher nur geringe Absatzeinbußen hinnehmen musste. Wieder kam es in der Folge dieser Rezession zu Firmen-Zusammenbrüchen im Kabel- und Leitungsbau weltweit, von großen Anbietern mit weltweiter Ausstrahlung, Geräte- und System-Herstellern bis zu ihren Handels- und Vertretungsfirmen, vor allem aber von relativ jungen Firmen, die neu gegründet sich ausschließlich auf die neuen Techniken konzentriert hatten. 2003 musste auch die RICONA Helmut Mataré GmbH Insolvenz anmelden, ein Umsatzeinbruch nahe 80% gegenüber 2001 war nicht zu verkraften.
Weiter Deutschland verankert
Glücklicherweise konnte die RICONA Maschinenvertrieb Erfurt GmbH in Alperstedt/Thüringen aus dieser Situation entkommen und mit gefälliger Unterstützung durch Tramman & Sohn den Betrieb erfolgreich weiterführen. Bedient werden Thüringen, Sachsen und Teile von Sachsen-Anhalt sowie Nord-Bayern. In Frankfurt gründeten die ehemaligen RICONA-Mitarbeiter Mario Arauzo und Horst Laubach die A.L.S. Baumaschinen GmbH, die sich in ebenfalls guter Zusammenarbeit mit Tramann & Sohn um die Ditch Witch-Geschäfte in Süddeutschland kümmert. Vorführ-Fahrzeuge und Servicewagen stehen zur Verfügung, das Ersatzteillager und Werkstatt haben den Zuspruch der langjährigen Ditch Witch-Kunden gefunden. Das traditionsreiche Unternehmen „The Charles Machine Works Inc.“ aus Perry/Oklahoma, wird in Deutschland seit nun 50 Jahren repräsentiert. Das Unternehmen mit heute über 1.000 Mitarbeitern geht zurück auf eine Schmiede, die von Charles F. Malzahn, dem Großvater des heutigen Seniors der Familie im Jahre 1902 in Perry gegründet worden war.
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Somit kann auch eine 105-jährige ungebrochene unternehmerische Tradition dieser aus Deutschland stammenden Familie gewürdigt werden. Die Leitung des Hauses Ditch Witch wurde von Ed Malzahn im Jahre 2003 an seine Enkel-Tochter Tiffany Howard-Sewell übertragen.
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