B_I umweltbau: Herr Lubberger, Michels Corporation ist eine familiengeführte Unternehmensgruppe mit langer Tradition. Welche Entwicklung nahm sie bis zur Fokussierung auf das Horizontalbohrverfahren und welche Firmen umfasst heute die Unternehmensgruppe?

Michael Lubberger: Michels wurde 1959 in Brownsville, Wisconsin, einer ländlichen Stadt im amerikanischen Kernland, gegründet. Ursprünglich als Gasverteilungsunternehmen gegründet, erweiterte Michels seine Dienstleistungen im Hinblick auf die Bedürfnisse der Kunden. Durch die Beherrschung der neuen Technologie des horizontalen Spülbohrverfahrens wurde Michels 1988 zu einem Pionier im grabenlosen Bauen. Michels führte nicht nur HDD-Arbeiten durch, sondern begann auch mit der Entwicklung eigener HDD-Ausrüstung in seinen Werkstätten und auf seinem Hof in Brownsville.

Michels etablierte sich schnell als ein Unternehmen, das die Fähigkeit, die Entschlossenheit und den Mut besaß, anspruchsvolle HDD-Projekte durchzuführen. 1995 verließ Michels zum ersten Mal die westliche Erdhalbkugel, um 536 Meter 28-Zoll-HDPE-Rohre in Guam mittels HDD zu verlegen. Weitere internationale Projekte folgten schnell. 1997 reagierte Michels auf die Nachfrage nach grabenlosen Baudienstleistungen in Kanada und gründete eine ständige Niederlassung als Michels Canada. Im Jahr 2022 wurden die Michels Trenchless GmbH in Europa und die Michels Trenchless Pty Ltd in Australien gegründet.

B_I umweltbau: Was genau gehört zum Leistungsspektrum des Unternehmens?

Lubberger: Im Rahmen der Michels-Unternehmensfamilie erbringt Michels Dienstleistungen in den Bereichen Energie und Infrastruktur. Die grabenlosen Arbeiten umfassen den Neubau und die Sanierung bestehender Versorgungsleitungen. In Europa führt Michels Trenchless derzeit HDD- und Direct Pipe-Bauarbeiten durch, um die europäischen Länder bei der laufenden Entwicklung der Energiewende und der traditionellen Energieerfassung und -versorgung zu unterstützen.

B_I umweltbau: Welche Strategie steckt(e) hinter der von Ihnen angesprochenen Gründung der Firma Michels Trenchless GmbH vor zwei Jahren?

Lubberger: Die Entscheidung von Michels, nach Europa zu expandieren und mit Deutschland zu beginnen, beruht auf vielen Faktoren, insbesondere auf der Möglichkeit, mit Kunden zusammenzuarbeiten, um fortschrittliche grabenlose Baudienstleistungen in Bereichen anzubieten, in denen sie benötigt werden. Michels hat sich insbesondere für den Schwarzwald entschieden, weil die Menschen dort und die Werte wie Genauigkeit, Innovation, Sicherheit und Engagement mit der Kultur von Michels übereinstimmen. Darüber hinaus haben wir erkannt, dass die Kunden einen Bedarf an einem grabenlosen Bauunternehmen haben, das auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken kann und sich für die Zukunft engagiert.

Unabhängig davon, wo Michels arbeitet, ist es unser Ziel, für ein besseres Morgen zu sorgen. Wie viele andere in Deutschland und Europa sehen wir in der grabenlosen Bauweise einen sicheren, umweltfreundlichen und effektiven Weg, um dieses Ziel zu verwirklichen. Die Fähigkeit, Projekte ohne Unterbrechung der Geschichte, des Fortschritts und des zukünftigen Entwicklungspotenzials durchzuführen, ist für Michels, unsere Mitarbeiter und unsere Kunden von entscheidender Bedeutung.

B_I umweltbau: Wo sehen Sie die besonderen Stärken von Michels im Vergleich zum deutschen und europäischen Wettbewerb?

Lubberger: Michels verfügt über umfangreiche Erfahrungen mit grabenlosen Bauverfahren, darunter auch einige äußerst anspruchsvolle Verfahren. Darüber hinaus verfügen wir über ein weltweites Netzwerk von internen technischen Experten, die unsere Mitarbeiter und Mannschaften an jedem Ort direkt unterstützen können. Wie unsere Mitbewerber wollen wir unseren Kunden dienen und Deutschland und Europa helfen, ihre Energieziele zu erreichen. Wir glauben, dass es für alle qualifizierten Auftragnehmer zahlreiche Möglichkeiten gibt, Projekte zu finden, die ihrer Kapazität, Ausrüstung und Erfahrung entsprechen.

B_I umweltbau: Wie ist die aktuelle Maschinenausstattung bei Michels in Deutschland? Und wie ist die personelle Situation?

Lubberger: Die Michels Trenchless GmbH verwendet sowohl eigene HDD-Ausrüstung als auch zugekaufte Ausrüstung von führenden Herstellern. Darüber hinaus haben wir speziell auf die Bedürfnisse des europäischen Marktes zugeschnittene Geräte beschafft, die uns in Bezug auf Sicherheit, Mobilisierung und Bohrzeit von anderen hervorheben. Die Michels-Unternehmensgruppe verfügt über mehr als 17.000 Baumaschinen. Durch unsere eigenen Anlagen und unsere Einkäufe in Europa haben wir Zugang zu einer großen Menge an grabenlosen Baumaschinen. Wir verfügen über mehr als ausreichende Mittel für den aktuellen und zukünftigen Bedarf.

Was das Personal betrifft, so haben wir ein starkes Führungsteam und operative Teams aufgebaut. Die Philosophie von Michels ist, Mitarbeiter zu rekrutieren und zu binden, die an einer langfristigen Karriere interessiert sind. Aus diesem Grund bauen wir unsere Teams mit einheimischen Mitarbeitern und US-amerikanischen/kanadischen Experten auf. Michels wird seine Besatzungen nach den besten Praktiken der Branche und den örtlichen Vorschriften ausbilden.

B_I umweltbau: Sie kooperieren in Deutschland mit der Firma Max Bögl. Wie sieht die Zusammenarbeit aus und was versprechen Sie sich davon?

Lubberger: Zusammen mit der Firma Max Bögl haben wir erste Verträge über den grabenlosen Ausbau von Energienetzen abgeschlossen. Die Zusammenarbeit mit Max Bögl war ein wichtiger Schritt für beide Partner, da wir unterschiedliche Stärken und Fachkenntnisse zusammenbringen, die für die anstehenden großen Energiewendeprojekte notwendig sind. Die Stärken beider Unternehmen sind ähnlich und beide Seiten erwarten eine produktive Zusammenarbeit bei zukünftigen Projekten im Zusammenhang mit dem Netzausbau und anderen energiebezogenen Projekten.

B_I umweltbau: Was sind Ihre kurz- und mittelfristigen Ziele in Deutschland und Europa?

Lubberger: Wir sehen viele Möglichkeiten für die Zukunft in Deutschland und Europa. Max Bögl und Michels Trenchless konzentrieren sich auf deutsche Energiewendeprojekte, zu denen auch die bekannten Projekte Südlink und Südostlink gehören. Die Teilnahme an diesen Projekten wäre ein kurzfristiges Ziel. Mittelfristig wollen wir uns auch mit anderen Branchen vertraut machen, z.B. mit dem Wasserstoff-Pipeline-Geschäft. Generell ist Michels Trenchless an speziellen Projekten interessiert, bei denen besondere Techniken und Erfahrungen erforderlich sind, um Grenzen zu verschieben und Herausforderungen zu meistern.