Pflicht und Chance für den Rohrleitungsbau
Rohrleitungsbauprojekte sichern die Infrastruktur und bringen gleichzeitig Herausforderungen mit sich. Eine davon: Bohrschlamm. Diese Mischung aus Bentonit, Wasser und Bodenmaterial ist kein gewöhnlicher Abfall. Sie unterliegt strengen Vorschriften. Wer sie falsch entsorgt, riskiert hohe Bußgelder, Baustopps und Umweltschäden.

Die Mudcon GmbH aus Lüneburg, eine Tochter der Seier Gruppe, geht einen innovativen Weg: Kreislaufwirtschaft statt Entsorgung, Wiederverwertung statt Deponie. Ihr Verfahren gewinnt Rohstoffe zurück, reduziert Abfall und sorgt für eine gesetzeskonforme Lösung – direkt am Puls der Branche.
Warum Bauunternehmen Bohrschlämme nicht unterschätzen dürfen
Städte wachsen, erneuerbare Energien boomen, die Infrastruktur muss mithalten. Ob Gasleitungen, Glasfasernetze oder Stromtrassen: Der Untergrund ist oft die einzige Option für neue Infrastruktur. Auch bestehende und marode Infrastruktur muss regelmäßig instandgesetzt und erneuert werden. Immer mehr Versorgungsleitungen verlaufen unter Straßen, Flüssen und Naturschutzgebieten. Moderne Bohrtechniken wie das Horizontalspülbohrverfahren (HDD) sind daher unverzichtbar. Doch oft wird übersehen: Sie erzeugen große Mengen an Bohrschlamm, der fachgerecht entsorgt werden muss.
„Viele Auftraggeber unterschätzen das Problem“, sagt Carsten Weiß, Geschäftsführer der Mudcon GmbH. „Bohrschlamm ist Abfall und muss entsprechend behandelt werden. Die Verantwortung für eine fachgerechte Entsorgung liegt bei ihnen als Abfallerzeuger.“
Deshalb arbeiten Weiß und seine Mitarbeitenden daran, die Branche für das Thema zu sensibilisieren. Die enge Verbindung zum Schwesterunternehmen Kuhlmann Leitungsbau GmbH & Co. KG erleichtert es dabei, das Bewusstsein der Kunden aus dem öffentlichen und privaten Sektor zu fördern. Zu diesem Zweck hat die Seier Gruppe außerdem im Tochterunternehmen ibv Hamburg GmbH & Co. KG einen eigenen Bereich Umwelt- und Geotechnik aufgebaut und Spezialisten für Abfallrecht und Bodenschutz/Altlasten eingestellt. Das Ziel der Gruppe ist es dabei, einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt und entstehenden Abfällen zu fördern – speziell auf den eigenen Baustellen.
Der Gedanke zur Gründung der Mudcon entstand bei den Verantwortlichen der Seier Gruppe 2018, nachdem ein Erlass des Landes Niedersachsen 2015 Bohrschlamm als Abfall eingestuft hatte und dieser nicht mehr als Dünge- oder Bodenverbesserungsmittel eingesetzt werden durfte. Diese Änderung stellte die Bauwirtschaft vor eine große Herausforderung. Doch die Seier Gruppe machte aus der Herausforderung eine Chance und rief die Mudcon GmbH ins Leben, um die Branche wieder handlungsfähig zu machen. Eine weise Entscheidung, auch langfristig: Denn im August 2023 trat die „Verordnung zur Einführung einer Ersatzbaustoffverordnung, zur Neufassung der Bundes-Bodenschutz und Altlastenverordnung und zur Änderung der Deponieverordnung und der Gewerbeabfallverordnung“ in Kraft, die sogenannte „Mantelverordnung“. Sie regelt die Anforderung an Recyclingbaustoffe aus Bau- und Abbruchabfällen. Damit rückt die Verwertung von Abfällen bundesweit in den Praxisalltag.
Technische Lösungen für nachhaltige Entsorgung
Bohrschlämme müssen nicht nur fachgerecht entsorgt, sondern auch verwertet werden. Seit 2019 verarbeitet die Mudcon in ihrer eigenen Anlage in Vastorf Bohrschlamm zu verwertbaren Materialien: Das aufbereitete Wasser wird der Kläranlage zugeführt, während die mineralischen Rückstände in Bau- und Umweltprojekte. sowie in die fachgerechte und nachhaltige Rekultivierung angrenzender ehemaliger Kiesabbaugruben einfließen.
13.000 Tonnen Bohrschlamm können pro Jahr in der Anlage verarbeitet werden. Die MUDCON führt dabei auch eine Bodenanalyse gemäß den Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) durch. Dadurch wird eine spätere Untersuchung des Bohrkleins obsolet. Kleinmengen bis 15 Kubikmeter können zudem ohne vorherige Analyse angeliefert und direkt vor Ort beprobt werden, um Zeit zu sparen.

Rechtliche Sicherheit für Auftraggeber und Bauunternehmen
Die Anforderungen an nachhaltige Entsorgung steigt, auch getrieben durch die EU-weiten Vorgaben zur Kreislaufwirtschaft. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) regelt klar, dass der Abfallerzeuger – also der Grundstückseigentümer oder der Bauherr. für die Entsorgung verantwortlich ist. Ein beauftragtes Unternehmen dient dabei lediglich als technischer Gehilfe. Die Mudcon GmbH bietet ihren Kunden Sicherheit, indem sie alle rechtlichen Anforderungen erfüllt und lückenlos dokumentiert.
Wichtige rechtliche Aspekte sind dabei:
- Die Einstufung:Bohrschlämme gehören in AVV-Gruppe 01 05 (Bohrabfälle), nicht in 17 05 04 (Boden und Steine).
- Die Wiederverwertung:Die Ersatzbaustoffverordnung (EBV) regelt, welche Materialien wiederverwendet werden dürfen.
- Die Dokumentation:Auftraggeber müssen die Entsorgung lückenlos nachweisen.
„Jede Bohrung ist anders und deshalb arbeiten wir mit Weitblick“, betont Weiß. „Wer nachhaltige Entsorgung schon in der Planungsphase mitdenkt, vermeidet spätere teure Überraschungen.“ Um alle diese Anforderungen erfüllen zu können, hebt sich die Mudcon als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb (EFB) mit ISO 9001, ISO 14001, SCC*- und SCL-Zertifizierungen deutlich vom Branchendurchschnitt ab. Ein weiterer Fokus: Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess. „Wir stehen in engem Austausch mit Anlagenherstellern, experimentieren mit neuer Maschinentechnik und fördern den kreativen Austausch zwischen Betriebsleitung, Anlagenführern und Kolonnenführern. Als agiles Unternehmen können wir schnell gemeinsam Entscheidungen treffen und innovative Lösungen entwickeln“, so Weiß.
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Nachhaltigkeit als Branchenstandard
Großprojekte wie der SuedOstLink und sensible Bauvorhaben in Trinkwasserschutzgebieten zeigen: Ohne nachhaltige Entsorgung kann der Netzausbau leicht ins Stocken geraten. Mudcon setzt deshalb auf flexible Disposition, um Schwankungen im Abfallaufkommen auszugleichen. Um höchste Umweltstandards einzuhalten, sind die Mitarbeitenden außerdem in der Probennahme nach LAGA PN98 geschult. Ein spezialisierter Fuhrpark und 200 Flüssigkeitscontainer sorgen nicht zuletzt für eine sichere Logistik. „Energiewende, Netzausbau, Versorgungssicherheit – das funktioniert nur mit durchdachter Abfallentsorgung“, so Weiß. „Wir liefern die Lösungen, die Bauunternehmen brauchen.“
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass Nachhaltigkeit im Rohrleitungsbau kein Bonus mehr ist. Sie wird zur Voraussetzung. Die Ersatzbaustoffverordnung wird verschärft, die digitale Nachweispflicht für Abfälle kommt. Wer jetzt handelt, sichert sich einen Wettbewerbsvorteil.
„Nachhaltige Abfallentsorgung ist keine Option – sie ist eine Notwendigkeit“, sagt Weiß. „Wer mit uns arbeitet, gewinnt Planbarkeit, Rechtssicherheit und einen entscheidenden Vorsprung.“ Nachhaltige Entsorgung ist längst keine Zukunftsvision mehr. Sie gehört zum modernen Rohrleitungsbau.
Quelle: Seier
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