Papierfabrik setzt auf flexiblen Aramid-Liner
Für die oberirdische Rückführung ihrer gereinigten Abwässer in einen Fluss setzt eine Papierfabrik in Süddeutschland auf eine wiederverwendbare Lösung mit einem aramidverstärkten Liner.
Was ist Primus Line Overland Piping?
Primus Line Overland Piping ist eine wiederverwendbare Lösung, die speziell für oberirdisch verlegte Rohrleitungen entwickelt wurde, um selbst anspruchsvolle und potenziell gefährliche Medien wie industrielles Abwasser, Sole, Brauchwasser etc. sicher transportieren zu können. Das System besteht aus zwei Komponenten: einem aramidverstärkten Liner und speziell entwickelten Verbindern.
Die Verbinder stellen einen leckagefreien Anschluss sicher. Zur Verbindung der Rohrleitungen werden speziell entwickelte Hochdruck-Endstücke mit Flanschen oder spezielle Schnellkupplungen verwendet. Sie können auch an Pumpen oder andere Rohrleitungsanlagen angeschlossen werden.
Projektierung der Abwasserrückführung mit Primus Line
Als Ergebnis der Durchflussberechnungen wurde ein F-Liner mit einer Nennweite von DN 350 gewählt, der mit einer Druckstufe von PN 10 betrieben wird. Aufgrund des geringen Reibungskoeffizienten (k = 0,028 mm) können damit auch die Spitzen-Durchflussmengen bewältigt werden.
Eine Herausforderung im Rahmen der Projektierung war die Festlegung der Verlegeabschnitte. Der geschwungene Verlauf des Kanals sowie zu passierende Bauwerke wie eine Schleuse und ein Gebäude der betriebseigenen Wasserkraftanlage verhinderten eine Verlegung in einem Abschnitt. Außerdem mussten die Ingenieure von Primus Line bei der Platzierung der Zugwinden und Trommeln den laufenden Betrieb und den Verkehr auf dem Firmengelände berücksichtigen, der nicht gestört werden durfte. Final wurden drei Abschnitte mit einer Länge von 440, 200 und 50 Metern definiert.
Ausführung der Leitung im Flussbett
Nach intensiven Vorplanungen, der Sicherheitsunterweisung des Montageteams der Rädlinger primus line GmbH und der Einrichtung der Baustelle konnten die Arbeiten beginnen. Um den Liner sowohl bei der Installation als auch im späteren Betrieb sicher und stabil zu verlegen, entfernte das Primus Line-Montageteam zunächst das im Kanal befindliche Gehölz (Baumstämme und Äste). Für die Räumarbeiten nutzten sie ein Boot und eine Seilwinde.
Die Verlegung der Rohrleitung erfolgte ebenfalls mittels Boot und Seilwinde. Dazu legte das Team das Ende des Liners mit einem daran montierten Verbinder in das Boot und befestigte das Seilende der Winde am Verbinder. So konnte der Liner durch den Zug der Seilwinde nach und nach abgerollt und im Kanal platziert werden. Auf diese Weise verlegte Primus Line nacheinander die drei Abschnitte mit einer Länge von 200 Metern unter dem Wasserkraftwerk, mit 50 Metern im Bereich einer Schleuse und mit 440 Metern bis zur Abwassereinleitstelle.
Für den Anschluss und die Verbindung der Leitungen waren insgesamt sechs Verbinder erforderlich. Diese wurden zum Teil auf Pontons montiert und zum Teil vor der Linerverlegung vormontiert. Anschließend wurde der Liner mit Wasser beaufschlagt und so aufgestellt bzw. in seine runde Form gebracht. Dadurch senkte sich der Liner auch auf den Grund des Kanals ab. Nach einer abschließenden Druckprüfung konnte die Leitung nach drei Wochen Bauzeit in Betrieb genommen werden. Etwa die Hälfte der Bauzeit nahm die Entfernung des Gehölzes in Anspruch.
Vorteile gegenüber HDPE-Leitungen
Primus Line Overland Piping ist die konsequente Weiterentwicklung einer Technologie, die die Rädlinger primus line GmbH bereits seit über 20 Jahren für die grabenlose Sanierung von Druckrohrleitungen einsetzt. Inzwischen ist auch die oberirdische Lösung des bayerischen Unternehmens weltweit im Einsatz, so bei Maßnahmen in Frankreich, Kanada und Norwegen, um z.B. Sole, häusliche Abwässer und Brauchwasser zuverlässig zu transportieren.
Bei all diesen Projekten hat sich die flexible Rohrleitung auf Basis des aramidverstärkten Liners gegenüber oberirdisch verlegten HDPE-Leitungen durchgesetzt, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Entscheidende Vorteile liegen u.a. im Mobilisierungs- und Ausrüstungsbedarf. Der gewebeverstärkte Liner wird platzsparend auf Trommeln transportiert. Für die Installation werden ein Minibagger oder eine Seilwinde und nur einfache Handwerkzeuge benötigt. Geräte-, Personal- und Zeitaufwand für aufwendige Schweißarbeiten zur Verbindung entfallen vollständig. Entsprechend kürzer sind auch die Installations- und Demontagezeiten. In der Regel rechnet Primus Line mit etwa ein bis zwei Tagen für die Verlegung von sechs Kilometern seines Liners. Durch Längen von 1.000 Metern und mehr in einem Abschnitt werden Verbindungspunkte und Schwachstellen reduziert. An Unebenheiten der Oberfläche passt sich der Liner einfach an. Im Vergleich dazu dauert die Installation einer gleich langen HDPE-Leitung etwa 25 bis 30 Tage bei zusätzlich höherem Personalaufwand. Die Demontage der gleichen Strecke nimmt mit Primus Line Overland Piping durch das einfache Aufrollen des Liners ebenfalls nur etwa ein bis zwei Tage in Anspruch; beim HDPE-Verfahren etwa sieben bis zehn Tage. Der anschließende Lagerbedarf ist bei HDPE-Rohren bis zu zehnmal höher als bei Linern auf Trommeln. Neben den Lager- und Transportkosten sind auch die Betriebskosten aufgrund der minimalen Mobilisierungs- und Demobilisierungskosten und des geringen Personaleinsatzes im Durchschnitt geringer.
Neben Kosten und Effizienz trägt der geringere Maschineneinsatz auch zur Umweltfreundlichkeit des Overland Piping Systems bei. So ist auch eine Installation in sensiblen Umgebungen wie Schutzgebieten, Naturparks oder Flüssen ohne große Eingriffe in die Umgebung möglich. Dies vermeidet Emissionen und reduziert den CO2-Fußabdruck.
Für die Sicherheit der flexiblen Rohrleitung sorgt u.a. die mittlere Schicht des dreilagigen Primus Line Overland Piping-Systems: Diese besteht aus nahtlos gewebtem Kevlar. Diese synthetische Faser ist bis zu zehnmal stärker als Stahl und doppelt so stark wie Glasfaser oder Nylon. Deshalb hat die flexible Leitung einen sehr hohen Sicherheitsfaktor (FoS). Der Berstdruck liegt mindestens 2,5 Mal höher als der zulässige Betriebsdruck. Der gesamte Produktionsprozess wird gründlich überwacht. Sensoren und Kameras erfassen ständig Prozessparameter und bilden die Grundlage für umfassende Mechanismen zur Kontrolle von Wandstärke und Konsistenz. Darüber hinaus wird jeder produzierte Liner vor der Auslieferung zur Baustelle einer Druckprüfung im eigenen Haus unterzogen.
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Schnelle Leitung bei Notfällen
Auch bei Katastrophen wie Erdrutschen, Überschwemmungen oder Waldbränden, bei denen es zu Leitungsbeschädigungen oder Ausfällen kommt, bietet Primus Line Overland Piping eine Lösung. In einem einzigen Container können 2 bis 4 Kilometer flexibles Rohr mit den entsprechenden Verbindern gelagert werden. In Notsituationen kann die flexible, aufrollbare und oberirdisch verlegbare Primus Line-Leitung sofort und – je nach Umgebungsbedingungen – innerhalb eines sehr kurzen Zeitrahmens verlegt werden. Außerdem hat das Primus Line Overland Piping System – abhängig von der jeweiligen Einsatzart und den Umständen – eine sehr lange Lebensdauer.
Quelle: Rädlinger primus line