InfraSPREE: Neues Format mit breiter Unterstützung

Corona-bedingt um ein Jahr verschoben startet am 29./30. September 2021 die InfraSPREE in Berlin als neuer Fachkongress für Wasserwirtschaft und technische Infrastruktur. Zu den Besonderheiten zählt die breite Unterstützung von über 20 Verbänden und Institutionen und die Kombination aus Vortragsprogramm und Baustellenbesuchen.

Das Aus der Wasser Berlin war das Initial für InfraSPREE. Die Idee, aus Erfolgen und Fehlern der Wasser Berlin zu lernen, neue Elemente aufzugreifen, weiterzuentwickeln und in ein tragendes Konzept zu integrieren, stießen auf positive Resonanz: Mehr als 20 Verbände und Institutionen unterstützten die Idee, engagierten sich und entwickelten mit InfraSPREE als Fachkongress für Wasserwirtschaft und technische Infrastruktur ein neues Veranstaltungsformat, das am 29. und 30. September 2021 im Kosmos Berlin seine Premiere haben wird. Über Inhalte, Ambitionen und Erwartungen sprachen wir mit

  • Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe,
  • Maik Wortmeier, Vorsitzender der Geschäftsführung der NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG und Vorsitzender der DVGW-Landesgruppe Berlin/Brandenburg
  • Manfred Vogelbacher, Vizepräsident des Rohrleitungsbauverbandes rbv und Vorsitzender der Landesgruppe Berlin/Brandenburg,
  • Ralf Wittmann, Geschäftsführer der DVGW-Landesgruppe Berlin/Brandenburg,
  • Dirk Pritsch, Geschäftsführer der Aquanet Berlin Brandenburg und Veranstalter der InfraSPREE
Interview: InfraSPREE: Neues Format mit breiter Unterstützung
Sie wollen mit ihrem Engagement der InfraSPREE zum Erfolg verhelfen (v.l.): Ralf Wittmann, Maik Wortmeier, Jörg Simon, Dirk Pritsch und Manfred Vogelbacher. | Foto: Aquanet / Birte Zellentin

B_I umweltbau: Die InfraSPREE tritt an, um mit einer neuen Veranstaltung in einem neuen Format eine Lücke zu schließen, die die Wasser Berlin hinterlassen hat. Wo sehen Sie diese Lücke?

Jörg Simon: Grundsätzlich glauben wir, dass in Berlin das Thema Wasser sowohl auf der operativen Seite als auch beim Bauen eine große Bedeutung hat. Deshalb waren wir auch immer Befürworter einer großen Messe hier in Berlin und entsprechend traurig, dass die Wasser Berlin nicht weitergeführt worden ist. Aber ich finde, wir haben jetzt zusammen mit den Verbänden ein sehr gutes Format gefunden, das von unserer Seite mit Heiko Bohnhorst, unserem Leiter Planung und Bau bei den Berliner Wasserbetrieben, engagiert unterstützt wird.

Ralf Wittmann: Für mich ist es zu einem wesentlichen Teil die Praxisorientierung, sprich der „Schaustellentag“ mit dem Besichtigen von Baustellen und Infrastrukturanlagen. Das findet man in der hier praktizierten Form nirgendwo anders und wir haben dafür die besten Voraussetzungen. Damit hatten wir in der Vergangenheit ein Alleinstellungsmerkmal, das fehlt. Um den Baustellentag herum waren die Fachthemen in einem internationalen Symposium abgebildet. Diesen Kern aus praktischem Erleben vor Ort und dem theoretischen Untersetzen dessen, was man auf den Baustellen gesehen hat, den wollten wir gern erhalten.

Als wir den Gedanken geäußert haben, kam es zu einer für uns sehr erfreulichen Entwicklung. Immer mehr der Akteure, die im Umfeld der Wasser Berlin tätig waren, haben sich mit uns zusammengesetzt. Schließlich waren es mehr als 20 Institutionen, die sich dafür einsetzen wollen, dass für die Region eine neue Plattform geschaffen wird, auf der wir diese Idee fortführen und weiterentwickeln können. Und so hat es sich aus unserer Sicht relativ schnell gefügt und unter dem Namen InfraSPREE Gestalt angenommen. Wir wollten bewusst keinen Schnellschuss abgeben, denn uns waren natürlich die Probleme der Wasser Berlin bewusst. Deshalb haben wir uns die Zeit genommen, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, in dessen Mittelpunkt der Kongress mit Praxisteil stehen soll.

B_I umweltbau: Wo liegen die inhaltlichen Schwerpunkte der InfraSPREE?

Manfred Vogelbacher: Die InfraSPREE beschäftigt sich mit der Infrastruktur für die Ver- und Entsorgung. Das ist thematisch bewusst sehr breit angelegt. Wir wollen die unterschiedlichen Aspekte in ihrer Ganzheit aufgreifen und beziehen alle wichtigen Elemente wie zum Beispiel Wissenschaft, Forschung und Entwicklung, Verfahren und die Planung in unser Programm mit ein. Dazu gehören aber auch Produkte und Vertrieb und deshalb wird es auch eine Ausstellung geben.

Die Aspekte Bildung und Ausbildung sind wichtiger Bestandteil des Konzeptes. Wir werden in Zukunft Personal brauchen. Das geht nicht nur unserer Branche so, hier stehen wir im Wettbewerb um die jungen Menschen. Hier wollen wir ein Bewusstsein schaffen für die gesellschaftliche Bedeutung der Infrastruktur, an der wir arbeiten. Und wir wollen deutlich machen, dass wir attraktive, anspruchsvolle Arbeitsplätze mit einer hervorragenden Perspektive bieten.

Berlin war in der Vergangenheit immer Vorreiter für besondere Bauverfahren wie für die grabenlosen Technologien. Wir haben mit der Technischen Universität Berlin eine der größten Universitäten Europas in unserem Verbund dabei. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir hochinteressante Themen abbilden können, die nicht nur das Interesse wecken, sondern das Interesse auch zufrieden stellen.

Jörg Simon: „Ich finde, wir haben jetzt zusammen mit den Verbänden ein sehr gutes Format gefunden, das von unserer Seite engagiert unterstützt wird.“ | Foto: Aquanet / Birte Zellentin
Jörg Simon: „Ich finde, wir haben jetzt zusammen mit den Verbänden ein sehr gutes Format gefunden, das von unserer Seite engagiert unterstützt wird.“ | Foto: Aquanet / Birte Zellentin

Dirk Pritsch: Ein Stichwort in diesem Zusammenhang ist die Digitalisierung. Hierzu gehört das Vernetzen unterschiedlicher Disziplinen und Gewerke. Infrastrukturbereiche, die in der Vergangenheit im Wesentlichen auf sich selbst geschaut haben, werden in Zukunft gefordert sein, stärker miteinander zu kooperieren. Auch diesen Ansatz soll die InfraSPREE aufgreifen und stellt sich mit Themen zum Regenwasser, Siedlungswassermanagement über den Rohrleitungsbau, die Rohrleitungssanierung bis hin zu übergreifenden Infrastrukturthemen entsprechend breit auf.

Manfred Vogelbacher: Stichwort Kooperation: Wenn wir als Verbandsvertreter mit Entscheidungsträgern in der Politik sprechen, dann wird immer wieder bemängelt, dass wir eine Vielzahl von Interessenvertretern unterschiedlicher Verbände und Institutionen haben, die unterschiedliche Aussagen tätigen. Deshalb spielt bei der InfraSPREE der Kooperationsgedanke eine wichtige Rolle. Hier wollen wir zeigen, dass wir bei aller Vielfältigkeit im Bereich unserer Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen kooperieren und in den zentralen Fragen mit einer Stimme sprechen. Und ich denke, da haben wir mit der breiten Basis der Unterstützer ein positives Zeichen gesetzt.

B_I umweltbau: Wo liegt denn das Interesse der Netzbetreiber, sich für die InfraSPREE zu engagieren?

Maik Wortmeier: Wir als NBB sind froh, eine solche Plattform in Berlin und Brandenburg zu bekommen. Sie bietet uns die Möglichkeiten Vorträge zu entwickeln, neue Impulse zu geben und sowohl die Infrastruktur als auch die Entwicklung des Energiemarktes zu beleuchten. Wir können damit auch Außenwirkung mit Blick auf fehlende Fachkräfte, Berufsbildung und Sensibilität der Öffentlichkeit schaffen. Und wenn dies an einem so zentralen Standort mit einem großen Einzugsbereich stattfinden kann, dann finde ich das ideal.

Jörg Simon: Wichtig ist für uns der Austausch. Wir werden von Informationen über aktuelle Entwicklungen profitieren und uns dafür mit unseren Themen und Blicken hinter unsere Kulissen revanchieren. Der Know-how-Austausch ist groß und für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergibt sich die Gelegenheit, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Und Berlin kann sich gut präsentieren.

B_I umweltbau: Zum Präsentieren gehören auch die Baustellenbesuche. Werden sich die Berliner Wasserbetriebe in ähnlichem Umfang wie auf der Wasser Berlin engagieren?

Jörg Simon: Unsere Planungen laufen noch, daher kann ich heute noch keine Details verraten. Aber unser Interesse ist, dass wir auf einem anspruchsvollen Niveau zeigen, was bei uns passiert. Hier stimmen wir uns mit den Bauunternehmen ab, auch was die Kosten angeht.

Für die Bereiche Trink-, Schmutz- und Regenwasser erarbeiten wir immer Innovationen. Unsere Fachleute sind offen für Neues und wollen gern auch zeigen, was sie können. Auch für uns ist natürlich Öffentlichkeit und Akzeptanz ein wichtiges Thema. Wir bauen viel im öffentlichen Raum. Das ist einerseits gut für die Stadt und auf der anderen Seite will es keiner haben, weil es stört. Je mehr man öffentlich vermitteln kann, was da eigentlich passiert, desto größer ist das Verständnis. Nehmen Sie etwa den Austausch einer großen Abwasserdruckleitung. So eine Baustelle ist bestens geeignet, um zu zeigen, wie Infrastruktur eigentlich funktioniert, weil wir ja nicht nur unser großes Rohr tauschen, sondern dafür begleitend und für die Baufreiheit eine Menge anderer Medien anfassen müssen. Und beim Thema Regenwasser, das in Berlin seit einigen Jahren auch politisch eine deutliche Aufwertung erfahren hat, haben die Menschen registriert, dass da etwas auf sie zukommt und sie wollen gerne wissen, wie die Stadt damit umgeht, welche Mechanismen da ablaufen und was diejenigen tun, bei denen dieses Thema angesiedelt ist. Im Trockensommer 2018 war es ähnlich: Wir hatten noch nie so viele Besuche in unseren Wasserwerken, Journalisten wollten wissen, wie Uferfiltration funktioniert und so weiter. Deshalb haben wir auch ein großes Interesse daran, dass das Thema in der Bevölkerung ankommt und wir zeigen können, was wir dafür tun, damit Infrastruktur funktioniert.

Maik Wortmeier: „Wir als NBB sind froh, eine solche Plattform in Berlin und Brandenburg zu bekommen.“ | Foto: Aquanet / Birte Zellentin
Maik Wortmeier: „Wir als NBB sind froh, eine solche Plattform in Berlin und Brandenburg zu bekommen.“ | Foto: Aquanet / Birte Zellentin
Manfred Vogelbacher: Der Baustellentag ist noch in der Planungsphase und wir nehmen hier auch noch Ideen auf. Richtig ist: Wir wollen auch mit Praxis locken. Das große Interesse in der Vergangenheit kam von Planern, die über ihre eigenen Baustellen hinaus kaum Gelegenheit hatten, sich die Anwendung von bestimmten Bauverfahren in der Praxis anzuschauen. Es kam von Seiten der Ausbildung im technisch-wissenschaftlichen Bereich und es kam von Netzbetreibern von nah und fern, die hier in Berlin die Chance hatten, sich über moderne Bauverfahren im praktischen Einsatz und die Erfahrungen zu informieren, die ihre Kollegen hier in Berlin mit solchen Technologien gesammelt haben. Deshalb ein klares Ja, wir wollen die Idee des Baustellentages der Wasser Berlin als Alleinstellungsmerkmal aufgreifen und wir wollen diese Idee weiterentwickeln, verfeinern und verbessern.

B_I umweltbau: Werden auch die NBB mit Baustellen am Praxisteil beteiligt sein?

Maik Wortmeier: Ja, auch wir als NBB werden uns aktiv einbringen und unseren Teil zum Baustellenprogramm beitragen und bieten neben der Besichtigung einer Baustelle auch den Blick in unser Technisches Sicherheitszentrum an. Darüber hinaus wird es mit der infrest - Infrastruktur eStrasse GmbH, einer Tochtergesellschaft der NBB, auch einen Stand zum Baustellenatlas und ihren erweiterten Dienstleistungen geben.

B_I umweltbau: Zum Konzept gehört die zunächst regionale Ausrichtung und der jährliche Wechsel zwischen den Schwerpunkten Berlin und Brandenburg. Wo liegen die Gründe für diese Ausrichtung?

Manfred Vogelbacher: In Brandenburg gibt es ca. 90 verschiedene Zweckverbände, die Wasserversorgung betreiben. Wenn wir einmal berücksichtigen, welches Know-how im Vergleich zu den Berliner Wasserbetrieben als größtem Versorger Europas gegeben ist, dann stellt sich die Frage, wie bekommen wir die Informationen und das Fachwissen in diese zum Teil sehr kleinen, ländlichen Zweckverbände. Da sehen wir, dass für Brandenburg einiges getan werden muss. Und so kam die Überlegung, auch für diese Zielgruppe mit der InfraSPREE eine geeignete Plattform zu schaffen, die sich dann alle zwei Jahre auch mit den spezifischen Fragestellungen aus dem Berliner Umland auseinandersetzt.

Jörg Simon: Es ist auch im Sinne einer guten Kooperation, dass man dies ausgeglichen gestaltet, zumal die Initiative zur InfraSPREE auch von den Brandenburger Verbänden ausging, mit der Idee, Kräfte zu bündeln, verstärkt zu kooperieren und Know-how auszutauschen. Wir als Berliner Wasserbetriebe sind ja auch mit den Umlandverbänden an vielen Themen gemeinsam dran und ich glaube, eine gewisse Ausgewogenheit ist im Sinne aller Beteiligten und wird von unserer Seite voll unterstützt.

Manfred Vogelbacher: „Ja, wir wollen die Idee des Baustellentages der Wasser Berlin als Alleinstellungsmerkmal aufgreifen und wir wollen diese Idee weiterentwickeln, verfeinern und verbessern.“ | Foto: Aquanet / Birte Zellentin
Manfred Vogelbacher: „Ja, wir wollen die Idee des Baustellentages der Wasser Berlin als Alleinstellungsmerkmal aufgreifen und wir wollen diese Idee weiterentwickeln, verfeinern und verbessern.“ | Foto: Aquanet / Birte Zellentin

B_I umweltbau: Und wie sehen Sie die Perspektive der InfraSPREE?

Manfred Vogelbacher: Die InfraSPREE ist als regionale Veranstaltung geplant. Unsere Ambition ist jedoch, den Kongress so hochwertig anzusiedeln, dass das Interesse sich über die Region hinaus verbreitet und perspektivisch auch internationale Beachtung erfährt – nicht als zwingende Zielvorgabe, aber als Ansporn. Dabei geht es uns nicht um Profit und um Geldverdienen, sondern wir wollen aus der Branche für die Branche etwas tun. Und ich denke, wir haben mit Aquanet einen guten Partner gefunden, der diese Aktivitäten koordiniert und steuert.

Maik Wortmeier: Wir sind überzeugt davon, dass es uns gelingt, in Vorträgen und mit Informationen zu aktuellen Themen, wie Energiewende, CO2-Neutralität, Wasserstoff oder der Frage, wie wir in Zukunft mit den Gasen umgehen, eine fachlich kompetente Plattform für die Region Berlin-Brandenburg zu schaffen. Wir werden mit diesem Format schnell auch über unsere Region hinaus auf Interesse bei der Industrie und in der Fachwelt stoßen. Mit der Kombination aus hochkarätigen Vorträgen und der Praxis auf den Baustellen bietet Berlin dafür beste Voraussetzungen.

Jörg Simon: Ich glaube, dass dieses Format von seinen thematischen Inhalten her im Zusammenspiel mit den Exkursionsbaustellen hier auf regionaler Ebene eine hohe Akzeptanz finden kann und gute Möglichkeiten für die Zukunft bietet. Ich sehe eine große Bereitschaft aller Beteiligten, dieses Thema voranzubringen und wir als Unternehmen stehen ebenfalls dazu.

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