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Um auf die Bedingungen vor Ort zu reagieren und die Fließgeschwindigkeit im Düsseldorfer Kanalsystem zu erhöhen, ist eine Trockenwetterrinne aus mobilen Betonelementen eingebaut worden.

Mobile Trockenwetterrinne zur Erhöhung der hydraulischen Leistungsfähigkeit
Der Transport der Betonelemente zum Einbauort erfolgt ohne großen Aufwand. Die Bauteile passen in jeden normalen Kanalschacht und können mit geringem Personalaufwand einfach und schnell verlegt werden. | Foto: Berding Beton

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Steigendes Umweltbewusstsein, der Wunsch nach Energieeinsparung und Ressourcenschonung führen dazu, dass immer mehr Menschen bewusst Wasser einsparen. Gleichzeitig treten vielerorts vermehrt längere Trockenperioden auf, sodass viele Kanalnetze an die damit einhergehenden hydraulischen Anforderungen angepasst werden müssen. Denn die verringerten Schmutzwassermengen wirken sich auf das Transportverhalten der mitgeführten Schmutzpartikel aus, die unerwünschte Ablagerungen begünstigen. Innerhalb kürzester Zeit kann durch das schlechter ablaufende Abwasser eine erhebliche Schmutzfracht-Sedimentation entstehen. Nicht nur Geruchsbelästigung durch entstehende Fäulnis, sondern auch Korrosion der Baustoffe sind die Folgen. Es kommt zu zeitaufwendigen Reinigungen und langfristig zu kostenintensiver Instandsetzung der Kanäle.

Auch in Düsseldorf waren aufgrund des abnehmenden Wasserverbrauchs nachträgliche Anpassungen zur Erhöhung der Fließgeschwindigkeit im bestehenden Kanalsystem notwendig. Erreicht werden sollte sie durch reduzierte Fließquerschnitte im Sohlbereich. Durch Einengung der Sohle (Trockenwetterquerschnitt) kommt es auch bei weniger Wasserzufluss zu einer ausreichenden Grenztiefe, die den Schmutztransport gewährleistet. Gleichzeitig ist bei sich ändernden hydraulischen Anforderungen mit großen Abflussmengen – Stichwort Starkregenereignisse – dennoch die maximal mögliche Wasserableitung ohne Rückstau gewährleistet.

Kanalsohlsteine als Trockenwetterrinne

Bei der Optimierungsmaßnahme setzte der Stadtentwässerungsbetrieb der Landeshauptstadt Düsseldorf (SEBD) als Bauherr auf mobile Betonelemente, sogenannte Kanalsohlsteine. Dabei handelt es sich um massive Beton-Verbundelemente, die einfach und kostengünstig auf die Sohle gelegt und so als Trockenwetterrinne in einen bestehenden Kanal eingebaut werden können, um dort die Abflussgeschwindigkeit zu erhöhen und Ablagerungen zu vermeiden.

Einbau der mobilen Trockenwetterrinne | Foto: Berding Beton
Einbau der mobilen Trockenwetterrinne | Foto: Berding Beton

Als Entwicklungspartner für die Kanalsohlsteine und Lieferant wurde Berding Beton mit seinem Werk DW Nievenheim gefunden. Das Unternehmen ist für seine maßgeschneiderten Produktlösungen bekannt. So wurde auch in diesem Fall entsprechend dem Kundenwunsch die Idee des Kanalbetriebes SEBD gemeinsam erörtert, um in Bezug auf Konstruktion und Entwicklung der mobilen Bauteile zum verbesserten Schmutzwassertransport die beste Lösung zu finden.

Die Grundidee: Die Abmessungen der Kanalsohlsteine sind so konstruiert, dass sie mobil und einfach durch die normative Schachtöffnung (Durchmesser 62,5 cm) eingebaut werden können. Es ist daher weder eine klassische Baustelle mit Baugrube noch das Öffnen des Kanals erforderlich, wodurch störende Beeinträchtigungen im städtischen Verkehrsnetz entfallen.

Außerdem punkten die speziellen Verbund-Elemente mit ihrer hohen Flexibilität. Sie können während des laufenden Betriebes eingebaut werden, so dass keine Wasserhaltung oder Wasserregelung notwendig ist. Der große Unterschied zu herkömmlichen fest verbauten Trockenwetterrinnen: Es handelt sich nicht um Festeinbauten, sondern um ein mobiles System, welches bei sich ändernden hydraulischen Anforderungen modifiziert oder problemlos wieder komplett über den Schacht entfernt werden kann. Durch ihr hohes Eigengewicht und den sicheren Verbund untereinander ist gewährleistet, dass die Betonfertigteile sich auf der Kanalsohle weder bewegen noch verschieben. Die Konstruktion als Baukastensystem ermöglicht die Realisierung jeder beliebigen Länge der gewünschten Trockenwetterrinne.

Abgerundete Betonelemente

Nach guten Erfahrungen mit dem Einsatz von Kanalsohlsteinen als T-förmige Betonelemente in Sammlern mit Rechteckprofil entstand seitens des SEBD der Wunsch nach Kanalsohlsteinen, die auch in runden Kanalquerschnitten eingesetzt werden können. Ein Novum, das aufgrund des Profilwechsels von waagerechter Sohle auf kreisrunden Querschnitt einiges an Kreativität und Know-how bei der Konstruktion erforderte. Denn auch bei einer Anordnung auf runder Kanalsohle sollten alle oben genannten Vorteile gewährleistet bleiben, beispielsweise dass ein Herauslösen einzelner Verbundelemente selbst bei großen Abflussmengen und der damit verbundenen Krafteinwirkung auf die Bauteile ausgeschlossen ist. Die Produktentwicklung erfolgte erneut in Gemeinschaftsarbeit des Stadtentwässerungsbetriebes Düsseldorf mit Berding Beton.

Der mit einer mobilen Trockenwetterrinne ausgestattete Kanal ist direkt nach der Verlegung sogar für technische Geräte befahrbar und für Inspektions- und Wartungsarbeiten leicht und sicher zu begehen. | Foto: Berding Beton
Der mit einer mobilen Trockenwetterrinne ausgestattete Kanal ist direkt nach der Verlegung sogar für technische Geräte befahrbar und für Inspektions- und Wartungsarbeiten leicht und sicher zu begehen. | Foto: Berding Beton
Erste Musterbauteile wurden zunächst unter realen Betriebsbedingungen in einem Pilotprojekt intensiv mit allen abflussbedingten Wasserständen und Fließgeschwindigkeiten in situ geprüft. Nach erfolgreichem Abschluss erfolgte im Herbst 2020 der erste Einsatz der Betonfertigteile für runde Querschnitte im Düsseldorfer Kanalnetz. 200 abgerundete Kanalsohlsteine mit einer Einzellänge von 916 mm, einer Breite von 285 mm, einer Höhe von 400 mm sowie einem Einzelgewicht von 180 Kilo, wurden in ein rundes Querschnittsprofil DN 2500, das unter anderem einen Kurvenverlauf mit einem Radius von 35 m aufweist, was jedoch keinerlei Schwierigkeiten bereitete, eingebaut. Alle Steine wurden auf einem Lagesicherungssystem montiert. Die Arbeiten erfolgten im Bestand und unter vollem Betrieb.

Vorteile der Fertigteil-Trockenwetterrinnen

Neben den bereits genannten Vorzügen der Kanalsohlsteine, wie hohe Flexibilität in der Handhabung im Vergleich zu festeingebauten Sonderquerschnitten und vor allem die Möglichkeit des nachträglichen Einbaus inklusive Schubsicherung zwischen den Fertigteilen, bietet auch das Material wesentliche Vorteile. Fertigteile aus Stahlbeton besitzen eine gleichmäßig dichte und glatte Oberfläche für die Sicherstellung der erforderlichen Fließgeschwindigkeit sowie eine hohe Qualität und Maßgenauigkeit. Das bedeutet, mithilfe von Kanalsohlsteinen für runde Querschnitte können Fertigteil-Trockenwetterrinnen schnell, einfach sowie in wirtschaftlicher und hochwertiger Weise die hydraulische Leistungsfähigkeit von Kanalleitungen erhöhen.

Hohe Flexibilität ist auch beim Einbau gegeben: Witterungsbedingt können die Arbeiten jederzeit unterbrochen und anschließend ohne weitere Vorbereitungen problemlos fortgesetzt werden. Von großem Vorteil ist außerdem, dass die innovativen Kanalsohlsteine in nahezu jeden bestehenden als auch neu geplanten Kanal eingebaut werden können, da Berding Beton neben Standardformaten eine individuelle Formengestaltung der Betonfertigteile anbietet. Ihr hohes Eigengewicht und der sichere Verbund gewährleisten eine zuverlässige und unverrückbare Fixierung der Kanalsohlsteine. Es ist ausschließlich ein wandgeführtes Lagesicherungssystem erforderlich. Der Einbau erfolgt bei laufendem Betrieb.

Fertig eingebaute Rinne | Foto: Berding Beton
Fertig eingebaute Rinne | Foto: Berding Beton

„Sie leisten Enormes!“

Im November 2020 überzeugten wir uns bei einer gemeinsamen Kanalbegehung mit Hans-Georg Müller und Gregor Jarosch vom Werk Berding Beton Nievenheim persönlich vom Ergebnis. „Uns ist es wichtig, auch nach Abschluss eines Projektes zu schauen, ob alles in der Praxis so funktioniert wie geplant und ob noch Verbesserungspotenzial an einzelnen Stellen besteht. Davon bekommt man natürlich vor Ort den besten Eindruck“, waren sich die Herren einig, die von der Umsetzung durch die Fachkräfte sehr beeindruckt waren. „Sie leisten hier im Kanal unter diesen besonderen Bedingungen Enormes!“

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Autoren:
Michael Schoppen (Abteilungsleitung Kanalbetrieb) und Peter Albrecht (Sachgebietsleitung Netz)
Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf (SEBD)
Tel.: 0211/89-92265
E-Mail: michael.schoppen@duesseldorf.de; peter.albrecht@duesseldorf.de
https://www.duesseldorf.de/kanal/


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