Mikroben minimieren Geruchsbelästigung aus dem Kanal
Immer wieder kam es im Umfeld eines Teilabschnittes des Entwässerungsnetzes der Gemeinde Alpen zu Anwohnerbeschwerden über Geruchsblästigung aus dem Kanal. Der Einsatz von Mikroben hat dieses Problem offenbar nachhaltig gelöst.
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Die Gemeinde Alpen am Niederrhein mit ihren 13.000 Einwohnern betreibt ein Kanalnetz von rund 80 Kilometern Länge. „Wir sind eine flächige Kommune, und um auch die entfernteren Ortsteile an das zentrale Entwässerungsnetz anzubinden, kommen auch Druckentwässerungssysteme zum Einsatz“, erläutert Andre Enge. Er ist in Alpen für den Kanalbetrieb zuständig. Die von ihm beschriebene Situation trifft auch auf den Ortsteil Bönninghardt zu.
Druck- und Freispiegelleitungen im Wechsel
Dort wird das Schmutzwasser von den Grundstücken zunächst im Freigefälle zur Pumpstation 1 geleitet und in einer Druckleitung weiter transportiert, an die weitere Grundstücke mit 32 Hauspumpwerken angeschlossen sind. Nach etwa einem Kilometer folgen ein Übergabeschacht und ein etwa 700 Meter langer Freigefällekanal bis zum Pumpwerk 2. Von dort geht es erneut über einen Kilometer in einer weiteren Druckleitung bis in den Ort Alpen, wo das Abwasser im Freigefälle zu einer Übergabe-Pumpstation gelangt, die für den Weitertransport zum Klärwerk sorgt.
Wenig Erfolg mit Kompressoren
Es bestand also trotz der installierten Technik Handlungsbedarf. Der Einsatz von chemischen Zusätzen, die mit technischem Aufwand dem Abwasser permanent zudosiert werden müssen, war mit hohen Kosten verbunden, und auch am Markt angebotene, in die Schachtöffnungen zu integrierende Geruchsfilter konnten in Alpen nicht überzeugen.
Ein System ohne Chemie
Zuleitungen bringen größeren Erfolg
Der Weg zu den optimalen Einsatzbedingungen im Kanalnetz war für die Firma Adler auch ein Lernprozess. Anfangs wurden die Mikroben direkt in die Pumpenschächte gegeben. Dies führte jedoch in einigen Fällen nicht zu dem gewünschten Erfolg. Inzwischen ist das Unternehmen dazu übergegangen, die Kulturen bereits in die Zuleitungen zu den Pumpenschächten einzusetzen, also möglichst dicht an dem Ort, an dem das Abwasser anfällt. Seitdem ist die Erfolgsquote noch einmal deutlich gestiegen.
Einfache Anwendung
Auf der Kläranlage seien nach dem Einsatz von Lipolyt 2000 keinerlei negative Effekte festgestellt worden, berichtet Wolfgang Adler. Auch bei der Kanalreinigung gebe es keine Einschränkungen. Zwar würde bei einer Hochdruckspülung sicher ein großer Teil des Besatzes ausgeschwemmt, aufgrund der hohen Vermehrungsrate erhole sich die Population im Kanal in der Regel jedoch schnell.
Die Anwendung von Lipolyt 2000 ist so einfach, dass sie Netzbetreiber nach einer kurzen Einweisung auch selbst durchführen können. „Dadurch sind wir in der Lage, unser Preis-Leistungsverhältnis so attraktiv halten zu können“, sagt Wolfgang Adler.
Überzeugende Ergebnisse mit Langzeitwirkung
In Alpen wollte man das System ausprobieren, und Wolfgang Adler erstellte anhand der Planunterlagen für das Pumpwerk 1 und die dazugehörige Peripherie ein Angebot. Dieses Angebot umfasste die Dosierung von 32 Hauspumpwerken und den zugehörigen etwa 1.000 Metern Freispiegelleitungen. „Wir haben für solche Ausarbeitungen inzwischen ein Computerprogramm entwickelt, das anhand der örtlichen Randbedingungen die erforderlichen Mengen ermittelt und einen genauen Dosierungsplan erstellt“, so Adler.
Im Frühjahr 2015 wurden die Entwässerungsleitungen von Mitarbeitern des Bauhofes der Gemeinde Alpen mit Lipolyt 2000 im Wert von 9.100 Euro „geimpft“. Dosiert wurde in die Hauspumpwerke, in die Schächte im Freispiegelbereich und in das Hauptpumpwerk.
Die Erfahrungen bis heute fallen aus der Perspektive des Kanalnetzbetreibers rundum positiv aus. Die ausgeführte Maßnahme betraf den Abschnitt 1 dieses von Geruchsbelästigung betroffenen Netzabschnittes. Hier sind die Probleme behoben. „Für die Abschnitte 2 und 3 hatten wir uns von der Firma Adler bereits Angebote geben lassen. Wir haben sie aber bisher nicht beauftragt, weil die Belästigung im weiteren Leitungsverlauf so weit reduziert ist, dass bisher kein weiterer akuter Handlungsbedarf besteht“, erklärt Andre Enge. Als weiteren Erfolg der Maßnahme nennt Enge den deutlich verringerten Verschmutzungsgrad der Pumpwerke. Die Wirkung dieser einmaligen Dosierung hält in Alpen nun seit mehr als anderthalb Jahren an, bestätigt Enge.
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„Diese immer wieder zu beobachtende Langzeitwirkung ist inzwischen für uns ein starkes Argument“, ergänzt Adler. Dies habe maßgeblich dazu beigetragen, dass sich das rein biologische Verfahren bei immer mehr Kanalnetzbetreibern etabliert habe. Auch für Andre Enge ist Lipolyt 2000 nach den gesammelten Erfahrungen ein bewährtes Verfahren, dessen Einsatz an anderer Stelle im Entwässerungsnetz Alpens mit ähnlicher Problemstellung bereits fest eingeplant ist.
Diesen Bericht finden Sie auch in unserer aktuellen Ausgabe (1/17) der B_I umweltbau.
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