Weltweiter Fitness-Check für die grünen Lungen

Spaziergänge in Parks oder Wäldern stehen gerade seit der Corona-Pandemie hoch im Kurs. Über wie viele Grünflächen eine Stadt verfügt, zeigen Satellitenbilddaten. Das Wissen soll Kommunen weltweit dabei helfen, ihr Potenzial für mehr Bäume und Biodiversität zu erkennen. Das niederländische Breda will gar „Stadt in einem Park“ werden.

Husqvarna liefert Daten zu städtischen Grünflächen
Lauschige Parks steigern die Lebensqualität in den Städten. Wo noch unentdecktes Potenzial für urbanes Grün schlummert, soll das Hugsi-Projekt von Husqvarna mithilfe von analysierten Satellitenbildern erkennen. | Foto: Pixabay
Grünflächen gelten als Lungen der Kommunen. Ein Mangel an Parks & Co. wirkt sich schlecht auf Lebensqualität, Umwelt und Immobilienpreise aus. Um Herausforderungen, Chancen und Lösungen, die grüne Städte der Zukunft voranbringen können, ging es jetzt beim internationalen „Living City“-Event mit Experten aus der Branche. Gastgeber der digitalen Veranstaltung war Husqvarna, Hersteller von Forst- und Gartengeräten. „Städte werden tatsächlich grüner“, stellte Erik Swan von der schwedischen Unternehmensgruppe in einer kleinen Talkrunde im niederländischen Breda fest. Allerdings nicht von selbst. So setze sich nicht die Natur durch, vielmehr bedürfe es entschlossenen Handelns von Stadtverwaltungen.

Vegetationszustand der Städte erforschen

Weniger Lärm und Hitzestress, bessere Handhabung von überschüssigem Regenwasser und bessere Luftqualität: Dass grünere Städte durchaus Vorteile zu bieten haben, liegt auf der Hand. Um weltweit den kommunalen Vegetationszustand zu erforschen, wurde das Hugsi-Projekt (Husqvarna Urban Green Space Index) gestartet. Dabei handelt es sich laut Husqvarna um einen Monitor für das Stadtgrün. Swan hatte an der Einführung der Plattform mitgewirkt, sprach von einer Art „Fitness-App“ – nur eben nicht für Sportler. Dies solle ein Beitrag zur Erreichung der Klimaziele sein. Es geht darum, die Entwicklung des urbanen Grüns zu beobachten und Vergleiche mit anderen Städten anzustellen.

Die erforderlichen Satellitenbilddaten bezieht Hugsi aus dem „Copernicus“-Projekt, einem Erdbeobachtungsprogramm der europäischen Union (EU). Laut Husqvarna wurden im Jahr 2020 insgesamt 177 Städte in 60 Ländern nach einer Reihe von Indikatoren bewertet - wie etwa Grünflächen- und Baumanteil, Vegetationsgesundheit, Verteilung urbaner Grünflächen und auch städtische Grünfläche pro Kopf in der jeweiligen Kommune. Die Auswertung der Hugsi-Daten aus den vergangenen fünf Jahren birgt eine erfreuliche Nachricht: Laut Husqvarna sind die analysierten Städte umweltfreundlicher geworden. Im Durchschnitt machen demnach Grünflächen in europäischen Städten etwa 47 Prozent des Stadtgebietes aus, weltweit sind es durchschnittlich 41 Prozent. Dabei sollen die jüngsten Hugsi-Daten nicht nur ein Mehr an Grünflächen identifiziert haben. Von 2016 bis 2020 seien urbane Grünflächen auch um zehn Prozent gesünder geworden.

Ziel: „Erste Stadt in einem Park“

Eine starke Zunahme der Grünflächen bescheinigt Hugsi der niederländischen Stadt Breda. „Großartig“, lobte Swan. Immerhin liege der „Grün“-Anteil dort bei überdurchschnittlichen 49 Prozent. Beim digitalen „Living City“-Kongress war daher Tom Rozendal, Projektleiter aus Breda, dabei. Die Hugsi-Daten dienten quasi als Info-Material für die Politik, die über Investitionen entscheidet. Auch wenn es um öffentliche Grünflächen gehe, brauche es eine Argumentationshilfe. Rozendal erwähnte ein ambitioniertes Ziel: So wolle Breda in einigen Jahren die erste Stadt in einem Park in Europa sein, also noch grüner werden. Dazu solle die Teilnahme an dem Wettbewerb „Green City Challenge“ beitragen, den wiederum das Architektur- und Ingenieurbüro Sweco zusammen mit dem Gartenbauer NLGreenlabel und Hugsi-Daten organisiert.

Wie Joeri Meliefste von Sweco beim „Living City“-Kongress berichtete, gehöre Breda somit zu gut 100 Kommunen in den Niederlanden, die sich an der Aktion beteiligten. Alle wollten einen Einblick bekommen, wie grün ihre Stadt bereits ist – und welches Potenzial noch vor Ort schlummert. Herausforderung bei der Ökologisierung? Laut Meliefste gibt es in Städten noch zu viel unnötig versiegelte Flächen. Es müssten noch viel mehr Bäume gepflanzt werden. Diese Idee sollte seines Erachtens noch stärker ins Bewusstsein von Gesellschaft und Politik gelangen. Zwar wollten Städte gern grüner werden, doch bei der Planung reiche das Budget häufig nicht aus.

Baumpfleger fordert mehr biologische Vielfalt in Städten

Was bei der städtischen Baumpflege zu beachten ist, erläuterte der selbstständige Baumpfleger Peter Vergote. Seines Erachtens sollten unter den Bäumen nicht immer so viele Blätter entfernt werden, weil es sich dabei um den eigenen organischen Dünger handele. Zudem dürfe dort gern Gras wachsen, denn Rasenmäher verursachten häufig Schäden an Stamm und Wurzeln. Und: „Die Bäume in den Städten sind zu sauber und steril“, so Vergote weiter. Das liege daran, dass oft jedes Stück Totholz entfernt werde. Sein Fazit: Für biologische Vielfalt in den Städten brauche es wirklich alte Bäume.

Dass sich sogar deren Wert für die Natur ermitteln lasse, berichtete unterdessen Ian Hanoe vom Beratungs- und Softwareunternehmen Planit Geo beim Digital-Kongress. Wer eine Software mit entsprechenden Baumdaten füttert, erhält Infos unter anderem über dessen Beitrag zur CO2-Bindung oder zum Regenwassermanagement. Wollen Städte grüner werden, sollten diese Aspekte bei Budgetplanungen berücksichtigt werden. Solche digitalen Werkzeuge dienten Kommunen als Grundlage für ihr Baummanagement.

Die besondere Bedeutung von Bäumen in Kommunen und deren Pflege kam beim digitalen „Living City“-Event von Husqvarna zur Sprache. | Foto: Pixabay
Die besondere Bedeutung von Bäumen in Kommunen und deren Pflege kam beim digitalen „Living City“-Event von Husqvarna zur Sprache. | Foto: Pixabay

Pflege von Grünflächen mit Roboter

Ebenso war beim „Living City“-Event die Pflege von Grünflächen ein Thema. An Ideen, wie sich diese Arbeit erleichtern lasse, feile das Unternehmen Idverde, Anbieter für Dienstleistungen im Bereich Garten- und Landschaftsbau. Auch Roboter-Lösungen spielten dabei eine Rolle, so Angus Lindsay. Sie könnten Arbeiten rund um die Uhr erledigen, wodurch Kommunalmitarbeitern mehr Zeit für gärtnerische Aufgaben bleibe. Allerdings gehe es bei der Pflege von Grünflächen längst nicht nur ums Rasenmähen, so der Idverde-Mitarbeiter, denn einige Flächen sollten wild belassen werden: „Damit erhalten Insekten und kleine Säugetiere einen besseren Lebensraum.“

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Unterdessen zieht es immer mehr Menschen in die Städte, die sich verdichten und wachsen. Viele Kommunen reagieren darauf mit einem grünen Plan. Die US-Großstadt Charlotte hat sich laut Husqvarna das Ziel gesetzt, im Jahr 2050 eine Baumkronenabdeckung von 50 Prozent zu erreichen. Viele Hände packten bereits mit an, eine Organisation pflanze dort jährlich tausende Bäume.

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