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Baumpflege: Sicher Arbeiten – Interview mit Mark Bridge
Mark Bridge arbeitet seit 1990 in der Baumpflege und ist Baumpflegespezialist mit eidgenössisch anerkanntem Fachausweis. | Foto: Timothy Bridge

Warum sind sie Baumpfleger geworden?

Bridge: Das war 1990, damals war ich ein verwirrter Abiturient und bin rein zufällig auf die Baumpflege gestoßen. Zum Glück! Ich habe dann in einem Baumpflegebetrieb angefangen zu arbeiten.

Bringt der Beruf noch Spaß?

Bridge: Ja, nach wie vor – fast immer.

Und die Risiken in Ihrem Job – wie schätzen Sie die generelle Gefährdung bei Baumpflegearbeiten ein?

Bridge: Die Gefährdung bei jeglicher Tätigkeit hängt stark vom Kontext, dem Umfeld, der Person, der Risikowahrnehmung sowie dem Risikomanagement ab. Insofern habe ich Mühe, eine pauschale Aussage zu machen. Klar ist, dass die Arbeit in der Höhe ein inhärentes Risiko in sich birgt. Aber vielleicht sind genau das die Situationen, in denen die Wahrnehmung für sich verändernde Situationen geschärft ist – im Gegensatz zu Alltagssituationen. Aber klar, die Baumpflege bedeutet Arbeiten in der Höhe, am Seil, mit scharfem Werkzeug, das stellt definitiv hohe Anforderungen an die anwendende Person und an das Team. Und nicht alle Menschen sind hierfür gleichermaßen geeignet.

Gedeiht die grüne Branche?

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Haben Sie persönlich schon einmal eine gefährliche Situation bei der Arbeit erlebt?

Bridge: Ja, klar. Wobei hier differenziert werden muss: Potenziell gefährliche Situationen erlebe ich jeden Tag in diesem Beruf. Also eine Situation, in der ein falscher Handgriff oder ein falsch verstandenes Signal einschneidende Konsequenzen haben könnte. Tatsächlich gefährliche Situationen zum Glück relativ wenige in den 35 Jahren, in denen ich Baumpflege mache. Vielleicht eine Handvoll. Und die sind zum Glück (fast) alle glimpflich ausgegangen.

Was haben Sie daraus gelernt, und hat sich Ihre Einstellung zur Sicherheit im Laufe Ihres Berufslebens verändert?

Bridge: Ich bin ein großer Verfechter des Konzeptes von „life long learning“, dass man nie aufhört zu lernen – sofern man oder frau dafür offen ist. Es gab tatsächlich Momente, in denen wir eine Ballung von Beinahe-Unfällen identifiziert haben, die eine Anpassung von Prozessen zur Folge hatte. Natürlich hat sich meine Sicht auf die Sicherheit im Laufe meines Berufslebens verändert. So wurde ich jung Vater, wurde Firmeninhaber, wurde Ausbilder. Diese Tätigkeiten führen zwangsläufig Verantwortung, aber auch Einsicht mit sich: Ein Leben ist fragil, daher muss dafür Sorge getragen werden. Das zum einen und zum anderen ist es für mich die allerschlimmste Vorstellung, dass jemandem in meinem Team oder nahen Umfeld etwas zustoßen könnte. Die Kollateralschäden in solchen Situationen sind weitläufig und tief. Es gilt daher, alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen, um dies zu vermeiden. Und selbst dann hat man keine hundertprozentige Sicherheit, aber immerhin managt man das Risiko aktiv.

Zur Person

Mark Bridge lebt in der Schweiz in Basel. Er arbeitet seit 1990 in der Baumpflege und ist Baumpflegespezialist mit eidgenössisch anerkanntem Fachausweis. Im Jahr 2000 machte er sich selbständig. 2020 gründet er seine heutige Firma Ninja Baumpflege Bridge. Er ist zudem Mitinhaber einer Ausbildungsfirma im Bereich Seilklettertechnik (Baumklettern Schweiz) sowie der Baumpflege-Produktentwicklungsfirma Treemagineers Ltd. Schon früh beschäftigte ihn, wie sich Einsätze sicherer und ergonomischer ausführen lassen. Bridge leitet bei den Deutschen Baumpflegetagen in Augsburg das Kletterforum, wo er seit über 20 Jahren auch als Referent tätig ist.

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptursachen für Unfälle bei der Baumpflege?

Bridge: Ein Unfall ist ein Systemversagen und hat niemals eine einzige, isolierte Ursache, sondern stellt immer das Ende einer Verkettung von Faktoren dar. Diese Verkettung kann zum Beispiel beim Offerieren von Arbeiten anfangen. Dass der mögliche Ablauf der Arbeiten zu optimistisch gesehen wurde und daher zu wenig Geld für die Arbeit zur Verfügung steht.

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Geben Sie uns ein Beispiel.

Bridge: Das Team verlässt den Werkhof mit diesem finanziellen Druck im Nacken, zudem vielleicht noch mit einer dürftigen Arbeitsbeschreibung ohne Gefährdungsermittlung, um dann vor Ort festzustellen, dass entscheidendes Material nicht vor Ort ist und sich daher gezwungen sieht, anzufangen zu improvisieren. So gesehen ist die Person, die dann tatsächlich den Unfall hat, nur das letzte Glied in ebendieser Verkettung. Des Weiteren spielen Selbstüberschätzung, mangelnde Konzentration oder nicht ausreichende Ausbildung eine wichtige Rolle. Ebenso Fehlbedienung von Maschinen oder Ausrüstung, zum Beispiel die einhändige Bedienung von Top Handle-Sägen.

Spielen Materialfehler oder menschliches Versagen eine größere Rolle?

Bridge: Reine Materialfehler, sofern Ausrüstung im Fachhandel und nicht bei Temu online gekauft wird, sind ausgesprochen selten. Menschliches Versagen und mangelnde Ausbildung hingegen spielen in der Ereigniskette hin zum Systemversagen eine wichtige, wenn nicht sogar zentrale Rolle.

Gibt es Arbeitsbereiche oder Baumarten, bei denen das Unfallrisiko höher ist?

Bridge: Sturmschäden und abgestorbene Bäume bergen Risiken infolge von Spannungen im Holz und reduzierter Belastbarkeit. Auch kann Arbeit im Akkord ein Risiko darstellen. Also Arbeiten, bei denen einerseits Tempo gefordert wird, die aber gleichzeitig monoton sind. Witterungsextreme, extreme Hitze oder Kälte können auch einen negativen Effekt auf Leistung und Konzentration haben. Hier gilt es, sich selbst zu beobachten, allenfalls Maßnahmen zu treffen – Hydrieren, UV-Schutz und angemessene Bekleidung – sowie mittels Buddy-Checks gegenseitig die Sicherheit im Team zu gewährleisten. Nicht zuletzt sind Pausen kein Luxus, sondern wichtige Momente, um dem Körper und Geist einen Moment zu geben, wieder zu Kräften zu kommen und den Fokus wieder zu erlangen.

Welche Sicherheitsstandards und -vorschriften sind bei der Arbeit unbedingt zu beachten?

Bridge: Nie ungesichert in die Höhe. Nie allein arbeiten. Nie Arbeiten ausführen, für die man oder frau sich nicht ausreichend ausgebildet fühlt oder die einen überfordern. Ein Briefing vor Arbeitsbeginn und eine Gefährdungsermittlung sind wichtige Werkzeuge, um Klarheiten zu schaffen und Verantwortlichkeiten und Rollen zu definieren.

Bridge leitet bei den Deutschen Baumpflegetagen in Augsburg das Kletterforum, wo er seit über 20 Jahren auch als Referent tätig ist. | Foto: Forum Baumpflege
Bridge leitet bei den Deutschen Baumpflegetagen in Augsburg das Kletterforum, wo er seit über 20 Jahren auch als Referent tätig ist. | Foto: Forum Baumpflege

Welche Rolle spielt die persönliche Schutzausrüstung (PSA) bei der Unfallprävention?

Bridge: Die PSA ist zentral für das sichere Arbeiten in der Höhe. Dabei muss die Ausrüstung an den Anwender oder die Anwenderin angepasst sein, muss den rechtlichen Anforderungen entsprechen sowie intakt, gewartet und funktionstüchtig sein. Die Elemente der PSA müssen aufeinander abgestimmt und mit benachbarten Elementen kompatibel sein. Defekte Ausrüstung muss entsprechend gekennzeichnet sein und entsorgt werden.

Gibt es Ausrüstungsteile, die Ihrer Meinung nach besonders wichtig sind?

Bridge: Es gibt sicherlich Ausrüstungsteile der PSA, die man besonders intensiv und unmittelbar wahrnimmt, so zum Beispiel das Kletterseil, den Klettergurt, den Helm – aber letztendlich müssen alle Elemente gut zusammenspielen, denn das ist es, was Sicherheit gibt. Insofern ist das Gesamtpaket wichtig.

Gibt es neue Entwicklungen oder Technologien, die zur Erhöhung der Sicherheit beitragen?

Bridge: Moderne Kunstfasern ermöglichen heute Seilkonstruktionen mit sehr (anwendungs-)spezifischen Eigenschaften wie zum Beispiel sehr hoher Abriebfestigkeit, Hitzeresistenz oder Bruchlast. Sinnvoll eingesetzt können diese Materialien unsere Ausrüstung leichter und funktioneller machen. Das Heißschmieden von Aluminium erlaubt es, Werkzeuge mit besonders seilfreundlichen Beschaffenheiten zu fertigen. Moderne Akkutechnologie erlaubt es, Motorsägen zu betreiben oder mithilfe von motorisierten Aufstiegsgeräten in die Baumkrone einzusteigen. Insgesamt gesehen steht einer kletternden Person in der Baumpflege heute eine viel größere Bandbreite von Werkzeugen und Techniken zur Auswahl als je zuvor. Bei allen Neuerungen bleibt es jedoch dabei, dass die Kompetenzen und Fähigkeiten der kletternden Person ausschlaggebend sind, wie gut er oder sie die Werkzeuge einsetzen kann. Es gehört ein Verständnis dazu, wo die Stärken und Schwächen, wo die Grenzen des Werkzeuges liegen, um es dann korrekt einsetzen zu können.

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Was würden Sie jungen oder unerfahrenen Baumpflegern raten?

Bridge: Tauche so tief wie möglich in die Tätigkeit ein, sei neugierig und wissbegierig. Rede mit anderen Menschen in der Praxis, wie und warum sie so arbeiten. Besuche Fachtagungen und Klettermeisterschaften. Sei interessiert und werde so gut, wie du es nur sein kannst.

Herr Bridge, vielen Dank für das Gespräch.

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