„Wichtig ist, dass man konzentriert bleibt“
Ihr Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen: Forstwirtin und Baumkletterin Kimberley Both liebt die anspruchsvolle Arbeit in schwindelerregender Höhe. B_I galabau sprach mit der Luxemburger Powerfrau über Risiken im Arbeitsalltag, den schlechten Zustand vieler Bäume und Anforderungen an den Pflegeschnitt.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Baumkletterin beziehungsweise Forstwirtin zu werden?
Und Ihr Rekord: Wie hoch war der höchste Baum, auf den Sie jemals geklettert sind und was war dort Ihre Aufgabe?
Both: Der höchste Baum war ein Mammutbaum. Der Baum hatte 55 Meter. In diesem waren durch einen Sturm einige Äste gebrochen, die wir dann rausnehmen sollten. War ein tolles Erlebnis, ich war auch zuvor noch nie mit so vielen Kletterern im gleichen Baum.
Mussten Sie sich als Berufsstarterin erst an die schwindelerregende Höhe gewöhnen oder war das bisher nie ein Problem?
Both: Die Höhe selbst war nie ein Problem. Etwas speziell war, dass man dem ganzen Equipment vertrauen musste, dass man nur an einem Seil hängt, das an einem Ast befestigt ist. Aber daran hat man sich dann doch recht schnell gewöhnt.
Hier arbeitet Forstwirtin Kimberley Both
Kimberley Both ist hauptberuflich in einem Garten- und Naturpflegebetrieb angestellt, der Menschen ohne Job auf den normalen Arbeitsmarkt vorbereitet. „In Summe sind wir 25 Teams mit jeweils einem Vorarbeiter und drei bis fünf Arbeitern“, erläutert die Forstwirtin. „Darunter sind zwei Kletterteams, die sich um die Baumpflege kümmern.“ In einem dieser beiden ist Both Vorarbeiterin. So gibt sie in der Wiedereingliederungsmaßnahme ihr Know-how weiter. „Mein Team und ich erledigen alle Arbeiten, die auch ein herkömmlicher Baumpflege-Betrieb erledigt – Spezialbaumfällungen, teils Forstarbeiten, Baumpflege“, erläutert die Luxemburgerin.
Welche Situationen in Ihrem Job sind besonders kniffelig oder gar heikel?
Both: Jede Situation kann heikel sein, wenn man diese falsch einschätzt. Wichtig ist, dass man konzentriert bleibt. Besonders angespannt ist man natürlich, wenn man großen Schaden anrichten würde, wenn etwas schiefgeht. Aber bisher wurde ich Gott sei Dank davon verschont. Und tote Bäume sind auch immer sehr speziell, weil man diese nicht gut einschätzen kann.
Ihr gefährlichster Einsatz?
Both: Schwer zu definieren, da man immer versucht, den Job so zu lösen, dass keinem etwas passiert. Aber wie ich schon in der Antwort davor angedeutet habe, sind tote Bäume immer ein Risiko.
Welche sind die größten Herausforderungen in Ihrem Beruf oder Ihrer Branche?
Both: Den Kunden und den Bäumen gleichzeitig gerecht zu werden. Manche Kunden haben zum Beispiel sehr spezielle Anforderungen an den Pflegeschnitt. Dies kann schon mal sehr heikel werden. Man kann immer nur mündlich erklären, was man machen wird. Und die Kunden können sich nicht immer etwas darunter vorstellen und dann entspricht das Ergebnis manchmal nicht den Erwartungen. In dem Fall versucht man dann, im Nachhinein den besten Kompromiss zu finden.
Worauf legen Sie bei Ihrer Arbeitsausstattung wert?
Both: Die Arbeitsausstattung soll ich so anpassen können, dass sie meine Bedürfnisse erfüllt. Sie soll robust und langlebig sein. Ich will mich auf einer Baustelle nicht ärgern müssen, weil wieder unnötig etwas nicht funktioniert, wie es soll – das ist Energie, die man besser für die Arbeit an sich nutzen kann.
Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf bei der Ausrüstung für Forstarbeiter?
Both: Konkret fällt mir kein Beispiel ein. Ich finde, dass sich die letzten Jahre schon sehr viel getan hat, und dass viele gute Produkte auf den Markt gekommen sind, die einem das Arbeiten erleichtern.
Ihre Hobbys und das Engagement im H-Team
In ihrer Freizeit widmet sich Kimberley Both die meiste Zeit dem Motorsport, Motocross und Motorradfahren. „Ich verbringe viel Zeit in der Werkstatt, wo ich an meinen Autos und Motorrädern schraube“, verrät die Powerfrau. Außerdem treibt sie regelmäßig Kraftsport, um fit zu bleiben. Zudem ist Kimberley Both auch Markenbotschafterin von Husqvarna, Hersteller von Motorgeräten für die Forstwirtschaft sowie die Garten- und Landschaftspflege. Sie gehört dem sogenannten H-Team an, eine Gruppe ausgewählter Forstarbeiter, Baumpfleger und Schnitzer. Sie verfügen über einen großen professionellen Erfahrungsschatz auf den Gebieten Forst-, Park- oder Gartenpflege – viele von ihnen nehmen regelmäßig an internationalen Meisterschaften teil.
Was fällt Ihnen im Arbeitsalltag im Wald oder Park besonders auf?
Both: Der Zustand vieler Bäume ist sehr schlecht. Leider sehe ich bei Kunden immer wieder Bäume, die nicht fachgerecht geschnitten wurden und dadurch ein ewiger Pflegefall sind. Im Wald sind natürlich die vielen Borkenkäfer-Bäume auffällig, und auch sonst Baumarten, die wegen der Trockenheit in den letzten Jahren ziemlich gelitten haben.
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Wie lange kann man als Baumkletterin überhaupt arbeiten – und wie lange wollen Sie persönlich Ihrem Beruf treu bleiben?
Both: Das kann man so pauschal nicht sagen. Jeder Körper ist anders, einige können auch im hohen Alter noch klettern, andere schaffen es körperlich nicht mehr. Ich hoffe, dass ich so lange wie möglich den Beruf ausüben kann. Wenn dies aber einmal nicht mehr möglich sein sollte, habe ich genügend Ausweichmöglichkeiten, Ausbilder zum Beispiel werden immer gesucht.
Frau Both, vielen Dank für das Gespräch.
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