Baugewerbe Schleswig-Holstein folgt Tarifempfehlung

Der Baugewerbeverband Schleswig-Holstein hat dem Vorschlag der Spitzenverbände zugestimmt, freiwillig 5 Prozent mehr Lohn und Gehalt zu zahlen. Dabei beurteilen rund die Hälfte der Bauunternehmer im Land ihre Geschäftslage als schlecht. Der Arbeitskampf ist unvermeidbar gewesen, meint Hauptgeschäftsführer Georg Schareck.

Tarifkonflikt am Bau: Baugewerbe Schleswig-Holstein folgt Tarifempfehlung
Demonstration in Kiel: Rund 100 Teilnehmer folgten dem Streik-Aufruf der IG Bau. Vor der Geschäftsstelle des Bauindustrieverbandes Hamburg Schleswig-Holstein sprach Hauptgeschäftsführerin Manja Biel mit den Streikenden. | Foto: Bauindustrieverband Hamburg Schleswig-Holstein

Der Streik der IG Bau hat auch den Norden erreicht. Am Donnerstag versammelten sich rund 100 streikende Bauarbeiter vor der Kieler Geschäftsstelle des Bauindustrieverbandes Hamburg Schleswig-Holstein und zogen im Anschluss zum Sitz des Baugewerbeverbandes Schleswig-Holstein. Er habe für den Verband ein „erstes faires Gespräch mit den Verantwortlichen und den Streikenden geführt“, sagt Georg Schareck, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbeverbandes. Es sei richtig gewesen, ins Gespräch zu kommen und sich einmal von beiden Seiten auszutauschen.

Baugewerbe Schleswig-Holstein für freiwillige Lohnerhöhung

„Der Arbeitskampf ist mit Blick auf die unglückliche Schlichtung unvermeidbar gewesen“, so Schareck. Aber der Streik sei „unglücklich eingesteuert worden und koste jeden Betrieb und die Arbeitnehmer unnötig viel Geld“. Denn die Arbeitgeber halten laut Schareck eine Lohnerhöhung für notwendig und sinnvoll. Noch vor Beginn der ersten Arbeitskampfmaßnahmen haben die Arbeitgeber-Spitzenverbände, der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), den Bauunternehmen freiwillige Anhebungen der Löhne und Gehälter empfohlen. Dem ist der Baugewerbeverband Schleswig-Holstein jetzt gefolgt. Er habe „dem bundesweiten Arbeitgebervorschlag zugestimmt, bereits jetzt und als Basis für kommende Gespräche freiwillig 5 Prozent mehr Lohn und Gehalt zu zahlen, anstatt auf ein noch nicht absehbares Streikende zu warten“, so Schareck. „Alles weitere werden die irgendwann mit den Funktionären der IG Bau startenden neuen Verhandlungen zeigen.“

Tarifvertrag darf sich nicht an oberen Lohnwünschen orientieren

Den Funktionären der Gewerkschaft warf er „überzogene Forderungen und Erwartungen“ vor. „Die bundesweit als Flächentarifverträge geltenden Verträge müssen alle mitnehmen und dürfen sich nicht an oberen Lohnwünschen orientieren“, so der Verbandschef. Die Forderungen der IG Bau seien für die überwiegend kleinen und mittleren Betriebe insbesondere im Hochbau in Schleswig-Holstein „sehr bedenklich“. Zurzeit sei die Situation, verursacht durch die schlechte Lage im Wohnungsbau für viele Betriebe schwierig. Bei einem zu hohen Tarifabschluss käme es schnell zu einer „Abstimmung mit den Füßen“, sprich: den Tarifpartnern würden die Mitglieder weglaufen. Deshalb wolle der Verband mit Lohnerhöhungen nicht auf das Ende des Streiks warten.

Tarifkonflikt trifft auf schlechte Geschäftslage der Wohnungsbaubetriebe

Für die Bauwirtschaft kommen die Tarifauseinandersetzungen zur Unzeit: Die Geschäftslage der Wohnungsbauunternehmen ist kritisch, die Aussichten nicht gut. Nach einer Erhebung des ZDB beurteilen50 Prozent der im Wohnungsbau tätigen Betrieben aus Schleswig-Holstein ihre Geschäftslage als schlecht. 47 Prozent erwarten in den nächsten sechs Monaten eine schlechtere Geschäftsentwicklung, 41,7 Prozent erwarten keine Veränderung. Ihre Auftragsbestände beurteilen 52,8 Prozent der Betriebe als zu klein, die Reichweite der Aufträge reicht bei 31,4 Prozent nur bis sechs Wochen, bei 20 Prozent bis zwei Monate. Über 66 Prozent erwarten in diesem Jahr einen geringeren oder deutlich geringeren Umsatz. Mehr als ein Viertel der Betriebe plant, die Zahl der Beschäftigten zu verringern.

Bauindustrie fordert Rückkehr an den Verhandlungstisch

„Es ist unbestreitbar, dass unsere Arbeitnehmer aufgrund der hohen Belastungen eine angemessene Gehaltserhöhung benötigen,“ sagte dazu Manja Biel, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes Hamburg Schleswig-Holstein. Die Baubranche sei jedoch in einer kritischen Situation. Nicht nur der Wohnungsbau sei in der Krise, die aktuellen Steuerschätzungen ließen befürchten, dass der Infrastrukturbau ebenfalls ins Stocken gerate. Dennoch hätten 72 Prozent der Mitglieder des Bauindustrieverbandes Hamburg und Schleswig-Holstein freiwillig die Löhne und Gehälter ab dem 1. Mai 2024 angehoben, so Biel. Sie appellierte an die Tarifparteien, den Konflikt im Dialog zu lösen: „Ziel muss es sein, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen und sich aktiv für eine positive Entwicklung in der Bauwirtschaft einzusetzen. Unterm Strich verlieren alle Beteiligten durch Streiks.“

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