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Forschung zum Anfassen im Klimawandelgarten

Klima wandelt Städte: Es ist höchste Zeit darüber zu informieren, wie öffentliche Freiräume, Gewerbegrün und private Gartenbesitzer Beiträge zur Klimaanpassung leisten können. Antworten dazu, wie Begrünungen, Flächenentsiegelung, Versickerung, Speicherung und Nutzung von Wasser für Grün das Stadtklima mäßigen, liefert der Garten- und Landschaftsbau.

Was der Klimawandelgarten über die Zukunft verrät
Eröffnung des Klimawandelgartens in München: Gerhard Zäh (von links), Präsident des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern, LWG-Präsident Andreas Maier, Michaela Kaniber, Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Hermann Berchtenbreiter, Präsident des Bayerischen Gärtnerei-Verbandes, und Wolfram Vaitl, Präsident des Bayerischen Landesverbands für Gartenbau und Landespflege. | Foto: LWG

In der Stadt der Zukunft zählt jede Pflanze und jeder Tropfen Wasser. Klimawandel ist kein abstraktes Phänomen mehr, sondern hat die Menschen im Alltag längst eingeholt. Auch unser berufliches Wirken als Landschaftsgärtner und Freiraumplaner wird davon unmittelbar beeinflusst. Als Experten für Grün und Landschaft besteht zurecht der Anspruch, dass wir auch für diesen „Worst Case“ in der Gartenkultur angemessene grüne Lösungen parat haben, die den Umweltbedingungen zukünftig nicht nur trotzen, sondern auch einen Beitrag zur Mäßigung und Qualitätsverbesserung leisten.

Vernetzte grüne Infrastruktur

Wenn wir als grüne Branche dem Klimawandel begegnen, dann kann daraus nicht nur ein lukratives Geschäftsmodell entstehen, sondern auch die Akzeptanz von Grün in unterschiedlichen Facetten nachhaltig gestärkt werden. Vielleicht schaffen wir es damit dann endlich auch grüne Innovationen des vergangenen Jahrhunderts wie eine Dach- und Fassadenbegrünung als Selbstverständlichkeit im Werkzeugkasten der Hochbauplanung zu verankern. Und für die Menschen selbst, insbesondere im urbanen Bereich, gehören dann Stadtgrün und eine vernetzte grüne Infrastruktur längst zur elementaren Grundversorgung ihrer Bewohner, wie einst Wasser, Strom und Telekommunikation. Welche Grünelemente dabei eine zentrale Rolle spielen, erfahren die Besucher in einem von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim konzipierten Ausstellungsbeitrag mit dem Titel „Klimawandelgarten“.

Klimawandelgarten in München

Dieser Lageplan zeigt die einzelnen Stationen. | Foto: LWG
Dieser Lageplan zeigt die einzelnen Stationen. | Foto: LWG

Seit Anfang Mai 2023 können Interessierte im kostenfrei zugänglichen „Vorgarten“ des Landwirtschaftsministeriums an der Galeriestraße in München hautnah erleben, welche Klimawirkungen von grünen und blauen Infrastrukturmaßnahmen zu erwarten sind. Alle Themen, die vor Ort bespielt werden, haben einen direkten Bezug zur Klimaforschung des Freistaats Bayern. Insofern bietet die Ausstellung auch Gelegenheit, auf mehr als 50 Jahre Versuchstätigkeit für Landespflege und Landschaftsbau an der LWG Veitshöchheim zurückzublicken. Mit 29 Ausstellungsobjekten zu 14 ausgewählten Themenbereichen liefert der Klimawandelgarten beispielhafte Anregungen, wie mithilfe von Bauwerksbegrünung, Flächenentsiegelung, Regenwasserbewirtschaftung und Pflanzenverwendung dem Klimawandel auch im eigenen Garten begegnet werden kann. Als Zielgruppen werden sowohl Nutzer von wohnungsnahen öffentlichen Grünflächen als auch Besitzer von privat oder gewerblich genutzten Gärten angesprochen.

Kühlende Verdunstungswirkung selbst erfahren

Interaktive Tools, wie zum Beispiel Hochdruck-Vernebelung mit hygienisch aufbereitetem Wasser im Modul „Wasser in Bewegung“ machen kühlende Verdunstungswirkungen am eigenen Körper erfahrbar und informieren gleichzeitig über deren Energieeffizienz. Neben bewährten Klassikern wie Dach- und Fassadenbegrünungen – in angesagten Kombinationen mit Solartechnik, „Spacer“ und gedrosseltem Ablauf – werden auch Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte gewährt, deren Praxistauglichkeit derzeit noch erprobt wird. Dazu zählt das Modul „Blau-grüne Zapfstellen“, ein innovatives Bewässerungssystem für städtisches Grün. Dieses bevorratet Regenwasser und leitet es bei Trockenphasen über kapillarwirksame Dochte im Erdreich passiv zum Endverbraucher „Pflanze“. Ziel ist die Vernetzung von gespeichertem Regenwasser mit Grünelementen, ohne Einsatz von Pumpen- und Sensortechnik für eine klimaresiliente Infrastruktur. Jede Station informiert über den Benefit künftigen Tuns und bietet praktisches Anschauungsmaterial in Form ausgewählter Baustoffe und Bauweisen.

Leistungsfähig abgestimmte grün-blaue Infrastruktur

Grünplanung, Wasserwirtschaft, Hoch- und Tiefbau sind in Zukunft gemeinsam zum Erfolg verdammt. Eine leistungsfähig abgestimmte grün-blaue Infrastruktur ist aber nicht nur aus ökologischer und klimatologischer Sicht unverzichtbar. Hochwertige Grün- und Freiräume fördern die Gesundheitsvorsorge, indem sie Raum für Bewegung, Erholung und sozialen Zusammenhalt bieten. Das (Über-) Leben in der Stadt der Zukunft wird maßgeblich davon abhängen. Ob wir ausreichend dimensionierte und qualitativ hochwertige Grün- und Gewässerstrukturen vorhalten. Wir vom Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau als Aussteller freuen uns auf den Sommer in München und glauben fest an unser Motto „keep green – feel cool“. Sie hoffentlich auch!?

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Das ist die Station „blau-grüne Zapfstellen“, ein Forschungsprojekt zum kapillaren Wassertransport zur Versorgung von Grün. | Foto: LWG
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