Grüne Lösungen für die Zukunft

Die Wiedersehensfreude war bei den Veitshöchheimer Landespflegetagen spürbar: Nach den beiden Corona-Jahren mit Online-Veranstaltungen ging die Fachtagung der grünen Branche nun wieder in Präsenz mit Vorträgen und Fachausstellung über die Bühne. Ob Klimawandel, Biodiversität oder Fachkräftemangel – es gab reichlich Diskussionsstoff.

Veitshöchheim: Lösungen in Zeiten des Klimawandels
Möglichkeiten der Klimamäßigung rund ums Rathaus: Institutsleiter Jürgen Eppel (rechts) schlüpfte auf der Fachtagung in Veitshöchheim in die Rolle eines ratsuchenden Bürgermeisters, der fachliche Tipps von LWG-Mitarbeiter Dr. Claus Prinz bekam. | Foto: Weltner/LWG

Jeweils knapp 660 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen am 28. Februar und 1. März in die Mainfrankensälen der unterfränkischen Gemeinde. Es war die 55. Auflage der Veitshöchheimer Landespflegetage, deren Veranstalter das Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern sowie der Verband ehemaliger Veitshöchheimer waren. Sie zeigten sich nach der Fachtagung zufrieden.

Das Motto lautete diesmal „Zukunft braucht Vielfalt“. Lutze von Wurmb, Präsident des Bundesverbands Garten,- Landschafts- und Sportplatzbau, verdeutlichte die Verbindung zwischen den beiden großen Herausforderungen der Branche – dem Fachkräftemangel einerseits und der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in Gärten und Städten andererseits. Der Frage, ob „Urban Gardening“ eine Chance für den Garten- und Landschaftsbau darstelle, widmete sich Florian Demling. Bei seinen bearbeiteten Projekten spielt die Beteiligung der Öffentlichkeit eine Rolle. „Der GaLaBau braucht sich bei der Umsetzung derartiger Initiativen nicht allein auf die Ausführung der baulichen Maßnahmen zu beschränken“, sagte der Gartenbauingenieur. Seine Empfehlung lautete, örtliche Gruppierungen einzubeziehen, ein Kommunikationskonzept zu erstellen und den Standort sorgfältig auszuwählen.

Gutes Klima im Rathaus

Mancher Vortrag glich geradezu einem kleinen Theaterstück – allerdings mit fachlichem Tiefgang: So schlüpfte Jürgen Eppel, Leiter des Instituts für Stadtgrün und Landschaftsbau, in die Rolle eines beratungsbedürftigen Bürgermeisters, der sich wegen der Erwärmung seines neu gebauten Sitzungssaales die Ratschläge von LWG-Mitarbeiter Dr. Claus Prinz erläutern ließ. Eine sehenswerte Inszenierung. In plakativen Simulationen verwandelten sich Rathaus und trister Vorplatz in eine üppig begrünte und mit allen Möglichkeiten der Klimamäßigung ausgestattete Oase. Übrigens sind ab 17. Mai viele der Vorschläge im „Klimawandel-Garten“ am Bayerischen Landwirtschaftsministerium in München zu sehen.
Worum es sich bei urbanen Waldgärten handelt, präsentierte Dr. Jennifer Schulz. Durch die Kombination von beispielsweise Obstbäumen, Beerensträuchern und krautigen Gemüsekulturen lässt sich eine Fläche in mehreren Ebenen nutzen, was nicht nur pflanzenbaulich eine Herausforderung darstellt. Wie neben der Nahrungsmittelerzeugung auch stadtklimatische, soziale und bildungspolitische Ziele verfolgt werden können, erforscht die Landschaftsplanerin als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Potsdam.

Jeweils knapp 660 Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten sich bei den Veitshöchheimer Landespflegetagen, die zwei Tage dauerten, in den Mainfrankensälen. | Foto: Menz/LWG
Jeweils knapp 660 Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten sich bei den Veitshöchheimer Landespflegetagen, die zwei Tage dauerten, in den Mainfrankensälen. | Foto: Menz/LWG

Pflanzen für mediterrane Gärten

Maria Sansoni wiederum sprach über mediterrane Gärten in Deutschland mit winterharten Pflanzen. Sie entwickelten sich zu einem Trend – als Reaktion auf die zunehmende Trockenheit. Allerdings warnte die Diplom-Ingenieurin davor, die Bepflanzung aus den südlichen Ländern zu kopieren. Trotz des Klimawandels seien vereinzelte Tiefsttemperaturen oder Spätfröste weiter möglich und für viele südländische Arten wie Hanfpalme, Oleander oder Olive tödlich. Die Empfehlungsliste der Gartenbauingenieurin enthält darum robuste Pflanzenarten, die das südländische Flair mit ausreichender Winterhärte kombinieren.
Ebenso war auf der Fachtagung die Betriebsführung ein Thema. Handwerksmeister Matthias Brack sieht das Potenzial der Digitalisierung in vier Handlungsfeldern: Kundenbeziehungen, neue Geschäftsmodelle, Fachkräfte und persönliche Beratung vor Ort. GaLaBau-Unternehmer Helmut Haas stellte Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung vor, darunter einen Intranet-Zugang für jeden Beschäftigten, über den sich die wichtigsten Prozesse per Handy abwickeln lassen – vom Urlaubsantrag über die Baumaterialbestellung bis zum Abruf der Baustelleneinteilung.

Baumschutz auf Baustellen

Professor Dr. Dirk Dujesiefken sprach über den Baumschutz auf Baustellen, der oft zu nachlässig ausfällt. Dabei seien die Umweltleistungen eines alten Baumes oft selbst durch hundert Neupflanzungen nicht vollständig zu ersetzen. Eine Lanze für die Umwelt-Baubegleitung (UBB) brachen Miriam Glanz und Julian Metz, die diese Tätigkeit im Auftrag verschiedener Bauherren ausüben. Um die Biodiversität im Stadtgrün drehte sich der Vortrag von Dr. Elena Krimmer. Ob sich Unterschiede in der Art und Dauer des Blütenangebots auf das Insektenvorkommen auswirken, hatte die Biologin anhand von neun Probeflächen untersucht. Ihre Empfehlung: „Durch die Kombination heimischer und ausgewählter nichtheimischer Arten lassen sich ausbalancierte, artenreiche und lange blühende Mischungen erzeugen.“
Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie des LWG präsentierte Lennart Dittmer. Sobald Straßenbegleitgrün seltener gemäht wird, um die Biodiversität zu fördern, könne man den Aufwuchs nicht mehr als Mulch auf den Flächen zurücklassen. Nach den Studien wird die Schadstoffproblematik jedoch oft überschätzt, zumal die relativ größten Mähgutmengen aufgrund ihres Anteils am Straßennetz entlang der wenig befahrenen Gemeindestraßen anfallen und die Belastung mit der Entfernung zur Fahrbahn rasch abnimmt.
Martin Degenbeck sprach über den Bayerischen Streuobstpakt – Herausforderungen und Chancen. Ein weiteres Thema war das Gebäudegrün, dem sich zwei Biologinnen widmeten. Dr. Leoni Mack stellte die Versuchsergebnisse zur Wirkung einer Bauwerksbegrünung auf die Biodiversität der Insektenfauna vor. Dr. Naja Stingl-Sinn will beim Projekt „U-Green“ in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Center for Applied Energy Research die Wirkung auf das Gebäudeklima über Kennwerte so quantifizieren, dass Gebäudeplaner diese aus einer Datenbank abrufbaren Zahlen für ihre Energiebilanzierungen nutzen können.

Pollenflug vom Nachbargrundstück

„Allergien sind kein neues Phänomen, aber der Klimawandel verschärft das Problem, da neue Arten einwandern oder als klimaresistente Alternativen gezielt angesiedelt werden“, sagte Frank Angermüller, der im Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau tätig ist. Die Wahl allergiearmer Pflanzen schafft nur begrenzt Abhilfe, weil der Pollenflug vom Nachbargrundstück laut Gerichtsentscheidungen als ortsüblich hinzunehmen ist. Eine gewisse Hilfe verspricht das elektronische Polleninformationsnetzwerk, das alle drei Stunden eine aktualisierte Pollenflugvorhersage liefert.
Fachvorträge zum Thema Bautechnik steuerten Klaus Werner Rose („Prüfung von Vorleistungen“), Wolf Meyer-Ricks („Der Fassadenanschluss“) und Michael Fuchs („SLG-Merkblatt Treppen und Stufenanlagen aus Betonbauteilen im Außenbereich“) bei. Der Termin für die 56. Veitshöchheimer Landespflegetage steht auch schon fest: 20. und 21. Februar 2024.

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