Segen und Herausforderung auf Golfplätzen
Könnten Golfplätze einen Beitrag leisten im Umgang mit Trockenperioden als auch Starkregen und anhaltenden Schlechtwetterperioden? Dieser Beitrag soll zur Diskussion anregen – über die Entwicklungsmöglichkeit und künftige Ausrichtung von Golfplätzen, wenn es um den Umgang mit und den Einsatz von Niederschlagswasser geht. Wie steht es mit ihrer Nutzung und Bedeutung?
Niederschlag! Gibt es zu wenig davon, ist es nichts und ist es zu viel, ist es auch nichts. An dieser Erkenntnis hat sich bekanntlich nichts geändert. Sie begleitet mich in Verbindung mit Golfplätzen als begeisterter Spieler seit 1988. Mit damaligen Starts in Verbandsturnieren verschiedener Bundesländer, aber auch als Platzwart innerhalb eines Golfclub-Vorstands hat sich meine Sicht auf dieses Thema im Laufe der Jahre um weitere Blickwinkel ergänzt.
Und auch die letzten Jahre machen wieder einmal deutlich, dass sich die Anforderungen an Golfplatzanlagen aus vielschichtigen Aspekten zusammensetzen und fortwährend entwickeln. Mit Blick auf eingetretene als auch bevorstehende Klima- und damit Witterungsprogosen bedeutet dies vereinfacht, dass die Auswirkungen auf Golfplätze weiter zunehmend extremer werden. Das heißt: Trockenphasen können noch trockener ausfallen – also mit noch längeren örtlichen absoluten Trockenphasen wie zum Beispiel bereits in den Sommern 2019/20 regional geschehen. Ähnlich verhält es sich mit der Situation zum Niederschlag – also noch nasser im Hinblick auf zeitliche Dauer und/oder Menge der Niederschlagsgabe.
Daraus ergeben sich die bereits im Untertitel entworfenen und gemeinsam zu betrachtenden Fragen: Welche Antworten können Golfplätze auf die zunehmenden Phasen unter extremer Witterung geben, und können Golfplätze dabei einen übergeordnet nützlichen Beitrag in solchen Situationen leisten?
Umgang mit Niederschlagsextremen
Mit Blick auf Niederschlagsextreme, also sowohl kurzzeitige Starkregenereignisse als auch Perioden wiederkehrender überdurchschnittlicher Regenfälle, sollte es um einen effizienten und den Veränderungen angepassten Eigenschutz der Anlage gehen. Dabei können Situationen von Wasserüberschuss gleichzeitig Chancen eröffnen, Vorbereitungen für das entgegengesetzte Witterungsextrem zu treffen. Dies bedeutet zum Beispiel für die Konzeption derartiger verbesserter Schutz-Maßnahmen, dass die Umsetzung von Einzelmaßnahmen in ein übergeordnetes Rahmenkonzept für das gesamte Areal eingebunden sein soll, zum Beispiel in Form eines Masterplanes.
Erosion und Wasseransammlung: Konzept für den Golfplatz
Erfahrungsgemäß wird das schrittweise aufbauende Zusammenfügen des Rahmenkonzeptes in Verbindung mit möglichen Sachzwängen oder Dringlichkeitsstufen einzelner Teilbereiche die Reihenfolge zur Realisierung der Maßnahmen festlegen. Das heißt: Je größer das Beeinträchtigungspotenzial für den Spielbetrieb oder Betrieb der Anlage ist, desto dringender sind die erforderlichen Anpassungen auf dem Gelände anzugehen. Hierbei lassen sich die Maßnahmen in zwei Aufgabenfelder unterteilen: Schutz vor Erosion und Prävention von oberflächlichen Wasseransammlungen über längere Zeitspannen (als 48 Stunden) in Bereichen mit Schnitthöhen unterhalb Semi-Rough als auch Verbindungswege oder Sandbunker.
So identifizieren Greenkeeper kritische Zonen
Der vorhandenen Orts- und Detailkenntnis des Greenkeeping-Teams kommt in aller Regel besondere Bedeutung zu für die Identifikation zukünftiger oder bereits schlummernder kritischer Bereiche für Handlungsbedarf. Wo bisher schon Wasseransammlungen nach Niederschlägen festzustellen waren, werden sich diese Ansammlungen steigern aufgrund des absehbar extremeren Verhaltens der Niederschlagsereignisse. Daher sind für Erfassung und Kartierung jene Zonen mit mindestens einer der folgenden Eigenschaften in Zusammenhang mit Niederschlagsereignissen wichtig:
- Auf der Oberfläche abfließendes Wasser
- Ansammlungen von Wasser an Quer-Riegeln wie zum Beispiel Böschungen oder Wegen, die bereits vereinzelt überflossen werden
- Ansammlungen von Wasser in Senken
- Staunasse Bereiche
Kommt Wasser in fließende Bewegung, kann es feste Partikel mitnehmen und weiter transportieren. Hierbei gilt automatisch: je höher die Schicht des fließenden Wassers, umso größer die Fließgeschwindigkeit, und diese wiederum bestimmt, bis zu welcher Größe die Partikel transportfähig sind.
Sammelt sich andernorts Wasser oder kommt zur Ruhe, lagern sich zuvor transportierte Partikel entsprechend der Fließgeschwindigkeit ab. Damit nimmt zum Beispiel die Dränfähigkeit an den Bodenoberflächen in solchen Bereichen Schritt für Schritt ab und Staunässe kann zunehmen.
Der Autor
Maximilian Colditz ist Landschaftsarchitekt, Lehrbeauftragter an der Hochschule Osnabrück, Schwimmteich-Experte und leitet die OASE-Academy. Er ist Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer (DGfnB) und Vizepräsident der International Organisation for natural bathing waters (IOB). Die OASE-Gruppe ist einer der führenden international agierenden Spezialisten für die Inszenierung und Behandlung von Wasser im privaten und öffentlichen Bereich. Das Unternehmen mit Stammsitz im nordrhein-westfälischen Hörstel ist in den Bereichen Wasser im Garten, Aquaristik, Fountain und Water Technology aktiv. Auf der Fachmesse GaLaBau 2024 in Nürnberg ist OASE hier zu finden: Halle 2, Stand 2-203.
Wasserüberschuss? Mögliche Bodenverbesserung prüfen
Das heißt, je frühzeitiger und flächiger auf dem Boden die Aufnahme von Überschüssen erfolgen kann, desto geringer ist die Aussicht auf Resultate wie Erosionsrinnen oder -kehlen samt nachfolgenden Ablagerungen von Sedimenten am anderen Ort. An vorderster Stelle zur Aufnahme von Überschüssen sollten Prüfungen zur möglichen direkten Bodenverbesserung stehen in Form der Vergrößerung der Wasseraufnahmeleistung und Durchlass des Wassers in den Boden zur unmittelbaren Speicherung beziehungsweise Grundwasserneubildung.
Sind Möglichkeiten hierfür begrenzt oder ausgeschöpft, wird es notwendig, Überschüsse zunächst wegzuleiten, um die oben genannten Risiken für Erosion zu minimieren. Auch dabei sollen erwartbare Transportvolumen und -geschwindigkeiten im Einklang mit der Wandauskleidung des Sammlers stehen, zum Beispiel in Form von Bachlauf, Gerinne oder Entwässerungsleitung und passenden Gesteins- beziehungsweise Korngrößen zwecks Vermeidung von Erosionseffekten.
Aktive Regenwasserhaltung für Golfanlagen
Bevor die zusammengeführten Wasserüberschüsse das Areal einer Golfanlage verlassen, ist es in Teilen bereits erforderliche und gelebte Praxis, das Wasser zur späteren Verwendung zurückzuhalten. Jedoch sollten sich hier weitere Potenziale eröffnen. Zumal „besonders bei Anlagen der 1990er und 2000er Jahre oft der Fokus auf der raschen Ableitung anfallender Wasserüberschüsse” bis zur Vorflut lag, sagt Headgreenkeeper Georg Hormanns vom GC Velbert Gut Kuhlendahl und langjähriger Vorstand im Greenkeeper Verband Nordrhein-Westfalen. Wie groß der Anteil unter den derzeit insgesamt 725 Golfanlagen mit aktiver Regenwasserhaltung ist, lässt sich zurzeit nur schätzen.
Und ist dies nicht der Fall, sollten heutzutage im Sinne des Hochwasserschutzes fast schon als selbstverständliche Überlegungen nachgelagerte Einrichtungen stattfinden, die vorübergehende Rückhalte-Funktionen innerhalb eines Masterplanes vorsehen und einen weitergehenden Beitrag leisten für den allgemeinen öffentlichen Überflutungsschutz. Hier könnten sich insbesondere Zonen außerhalb des hauptsächlichen Spielbereiches anbieten oder mittels Profilierung vorbereiten lassen. Ebenso könnten sowohl wasserbevorratende Einrichtungen als auch Wasserhindernisse im Rahmen allfälliger Sanierungsmaßnahmen erweitert werden zur Aufnahme von Wasserüberschüssen in gesteigertem Umfang gegenüber dem jetzigen Stand. Vielleicht sollten dabei bewusst in passenden Bereichen Schwankungen im Wasserspiegel für jede Spielerin und jeden Spieler sicht- und erfahrbar sein? Neben verringerten Aufwänden zur konstanten Wasserstandhaltung kann dies jeder Betrachterin und jedem Betrachter einen aktuellen Eindruck zum Stand des örtlichen Wasserhaushaltes vermitteln – natürlich sofern der Blick mal vom Fokus auf Spiel und Golfball abschweift. Im Hinblick auf Spiel- und Turnierbetrieb kann dies möglicherweise bedeuten, dass zum Beispiel Betretungsverbote für vorübergehend brachliegende Uferzonen oder auch angepasste Einrichtungen zur Selbstrettung bei Wasserstandschwankungen erforderlich werden können. Hilfreich kann eine verlängerte abgedeckte Ausführung des Uferbereiches sein zum Schutz der jeweiligen Abdichtung aber auch zur Schaffung von Rückzugsnischen für Lebewesen und Organismen bei tieferem Wasserstand – entsprechend dem Leitbild natürlich entstandener Gewässer.
Über den Rückhalt von Wasser für ausschließliche Beregnungszwecke hinaus kann mittels vernetzender Konzeption zusammen mit dem Umfeld des Wasserkörpers weiterer Nutzen entstehen. Dies kann die Themenfelder Kühlung und Reduktion von Verdunstungsverlusten (aus dem Wasserkörper) als auch vergrößerter Besiedlungsraum für Uferfauna und -flora betreffen.
Wassertemperatur und Wasserbeschaffenheit
Wenn auch meist etwas zeitverzögert, folgt die Wassertemperatur in Teichen der jahreszeitlichen Temperaturkurve im abgepufferten Bereich. Unterhalb der obersten Wasserschicht(en) kann sich dabei die Schwankungsbreite zwischen vier und 25 Grad Celsius bewegen. Im Gegensatz dazu weist Grundwasser recht konstante Temperaturen auf, oft in Bereichen um die sieben Grad Celsius. Das heißt, gerade im Sommer besteht bei Grundwasserberegnung der größte Unterschied in der Temperatur, und der damit verbundene Stress für die Rasengräser während trockener Zeiten vergrößert sich. Ergänzend bestätigt oft die Praxis, dass Wasser sich mithilfe natürlicher Prozesse im Speicherteich nützlich für die spätere Wasseraufnahme in Boden und Pflanze entwickelt und mögliche Missverhältnisse der zugeführten Wasserbeschaffenheit mildert. In der Folge kann dies zu verbesserter Aufnahme von Beregnungszusätzen wie zum Beispiel Dünger führen. Zum Gelingen gehört je nach örtlichen Gegebenheiten die angepasste Ausstattung aus verbauten Materialien und Wasserpflanzen als auch ein Unterhaltungskonzept des Wasserkörpers.
Überlegungen zur Dimensionierung
„Spare im Guten" ist der Leitsatz von Headgreenkeeper Matthias Pielke vom Golfclub Tecklenburger Land. In Anbetracht der extremeren Witterungsbedingungen sollte sich die Frage zur Bemessung des Wasservorrates unter geänderten Vorzeichen stellen. Das heißt, ist Bevorratung mit Blick auf jährliche Wasserbedarfe ausreichend oder sollte die gelebte Praxis vielmehr mindestens zwei niederschlagsarme Jahre (Sommer und Winter) berücksichtigen? Und ließe sich dies bei passenden örtlichen Gegebenheiten über einen oder mehrere dezentrale aber miteinander verbundene Wasserkörper herstellen?
Wasserführung während solcher Niederschlagsereignisse
Bei der Ableitung überschüssigen Wassers zum Schutz der jeweiligen Fläche und ihrer Funktion kann sich eine verzweigte oder vernetzte Wasserführung als hilfreich erweisen. Sind die maximalen Wasserstandhöhen in jedem Teilbereich passend aufeinander abgestimmt, können sich ankommende Wassermengen bestmöglich im gesamten System aufteilen. Darüber hinaus kann eine Prüfung erfolgen, inwieweit auch die dafür genutzten Gräben oder Rinnen selbst als Rückstauzonen nutz- oder erweiterbar sind mithilfe passend abgestimmter Stauwehre oder Ähnlichem.
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Wasser effizient nutzen
Beginnend mit der Nutzung als vorgehaltenes Wasser in Teichen können sich bereits an vielen bestehenden Anlagen mit der nächsten Sanierung Verlusteffekte reduzieren lassen. Dabei kommt einerseits der Randgestaltung besonderes Augenmerk zu und andererseits der Windexposition.
Bei Teichen mit künstlicher Abdichtung wie Folie führt der Bodenschluss zwischen Umgebung und Wasserkörper zu Sogverlusten über den kapillaren Aufstieg. In der Praxis oft leicht zu erkennen durch matschiges oder in Trockenphasen auffällig sattgrünes Blattwerk außerhalb der Abdichtung. Auch im Fall von Wurzelwerk, das sich aus der Umgebung in Richtung Wasserspiegel entwickelt, kommt diese Sogwirkung zustande. Die Randausbildungen sollten vor diesem Hintergrund gut zugänglich und regelmäßig auf ihre sogbrechende Funktion prüfbar sein als fester Bestandteil der Rahmenplanung zu Reparaturen auf dem Golfplatz.
Pflanzungen als Windbremsen
Je stärker die Windexposition einer Wasserfläche, umso wahrscheinlicher sind je nach Witterung die Wasserverluste als auch der Verlust der kühlenden Wirkung. Möglichst stabile und stehende Luftschichten über der Wasserfläche sind notwendig zum Schutz. Zur Verbesserung dieses Zustands können sich Pflanzungen in passender Höhe und Abstand als Windbremsen anbieten. Andererseits kann dies auch stehende Luftschichten über Teilen von Spielflächen nach sich ziehen, sodass die Notwendigkeit für besonders pilzresistente Rasensorten in Teilbereichen damit einher gehen kann.
Fazit
Zusammengefasst sollten sich Chancen für Golfplätze bieten, ihren Beitrag im Umgang mit den Wetterextremen Trockenheit und Starkregen auszuweiten. Dafür lassen sich mithilfe maßgeschneiderter Rahmenkonzepte Einzelmaßnahmen identifizieren und bedarfsbezogen oder im Zuge allfälliger Sanierungen umsetzen und schrittweise dem Idealzustand annähern. Die ganzheitliche und vernetzte Betrachtung einzelner begrenzter Detailmaßnahmen sollte dabei der Leitgedanke sein: Im Kleinen handeln und den Beitrag zum großen Ganzen im Auge behalten!
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