Ökologische Aufwertung von extensiven Rasenflächen auf Golfplätzen

Besonders gräserbetonte Hardrough-Flächen lassen sich auf Golfanlagen auf einfache Art und Weise ökologisch aufwerten. Doch auf das „Wie“ kommt es an.

Golfanlagen mit Blühwiesen ökologisch aufwerten
Elf Jahre nach Einsaat zeigt sich die Blumenwiese auf dem Golfplatz Wörthsee Anfang Juni mit Wiesensalbei in Vollblüte. | Foto: Claudia Ruhdorfer

Die Flächen von einem Golfplatz bestehen nur zu etwa 30 % aus Spielflächen, zu 60 % aber aus extensiven Flächen. Ein Teil dieser extensiven Flächen eignet sich bestens für eine ökologische Aufwertung. Das heißt: Umgestaltung von Rough zu Blühwiesen mit vielfältigen Kräutern. Wie das gelingen kann? Entscheidend dafür sind vier Faktoren:

1. Faktor: Der Standort

Optimal sind trockene, sonnige, nach Süden geneigte Flächen, möglichst nährstoffarm. Kräuter können sich auf nährstoffarmen Böden besser gegenüber raschwüchsigen, konkurrenzstarken Gräsern durchsetzen. Ein Abmagern von Flächen durch das Abschieben des Oberbodens oder durch Eintragen von Kies ist sehr kostenintensiv und in der Regel auch nicht notwendig.

Schon Ende Mai blühen Glockenblume und Margerite auf der acht Jahre alten Wiese am Abschlag von Bahn 6 auf dem Golfplatz Wörthsee. | Foto: Claudia Ruhdorfer
Schon Ende Mai blühen Glockenblume und Margerite auf der acht Jahre alten Wiese am Abschlag von Bahn 6 auf dem Golfplatz Wörthsee. | Foto: Claudia Ruhdorfer

2. Faktor: Das Saatgut

Es sollten nur mehrjährige Mischungen aus regionaler Herkunft verwendet werden, mit geringem Gräser-Anteil oder sogar ganz ohne Gräser, weil diese ja im Ausgangsbestand reichlich vorhanden sind. Einjährige Mischungen bringen nur kurzfristig bunte Aspekte und sind ökologisch von deutlich geringerem Wert. Wenn vorhanden, ist auch eine Mähgutübertragung von ökologisch wertvollen Flächen in der näheren Umgebung möglich und wünschenswert.

Zur Vorbereitung der Blumenwiese wird das Schnittgut abgemäht, entfernt und der Boden dann scharf vertikutiert. | Foto: Ruhdorfer
Zur Vorbereitung der Blumenwiese wird das Schnittgut abgemäht, entfernt und der Boden dann scharf vertikutiert. | Foto: Ruhdorfer

3. Faktor: Die Bodenbearbeitung

Sie hat einen großen Einfluss auf das Gelingen. Der Altbestand wird möglichst tief (ca. 2 cm) abgemäht, das Schnittgut entfernt. Nun wird scharf vertikutiert, ggf. sogar kreuzweise. Dadurch wird einerseits der Altbestand geschwächt, andererseits erhalten die Keimlinge genügend Platz für ihre Entwicklung. Das Saatgut wird zur gleichmäßigeren Verteilung mit Maisschrot oder Ähnlichem gestreckt und in einer Menge von 1-2 g/m² ausgebracht. Es sollten keinesfalls mehr als 2 g/m² ausgesät werden, da die Samen sehr fein und leicht sind. Nun wird mit einem Gliedernetz eingerieben oder angewalzt, damit das Saatgut Bodenkontakt bekommt. Bester Ansaatzeitpunkt ist Ende August bis Ende September.
Gemäht wird mit Balken- oder Kreiselmähwerk. | Foto: Ruhdorfer
Gemäht wird mit Balken- oder Kreiselmähwerk. | Foto: Ruhdorfer

4. Faktor: Die Pflege

Der Schnitt – Zeitpunkt und Häufigkeit – ist von erheblichem Einfluss auf den Erfolg. Im Jahr nach der Ansaat darf der Altbestand die zarten, jungen Kräuter nicht überwuchern. Daher ist unter Umständen ein Schröpfschnitt erforderlich. Im weiteren Verlauf wird auf mageren Standorten bei geringem Aufwuchs ein Mal im Jahr gemäht, im Allgemeinen jedoch zwei Mal, je nach Entwicklung im späten Juni und im September.

Gemäht wird mit Balken- oder Kreiselmähwerk nur bei trockenem Bestand und Wärme. Mit Rücksicht auf die Insekten ist langsames Fahren wichtig, damit die Insekten genügend Zeit haben davonzufliegen. Einige Streifen (10-20%) werden wechselweise als Nahrungsquelle und Rückzugsort – auch über den Winter - stehen gelassen.

Das Mähgut wird erst nach ca. einer Woche abgeräumt, damit es trocknet und die Samen ausfallen können.

Der Autor, Dipl.-Ing. Agr. Hans Ruhdorfer, ist ehemaliger Head-Greenkeeper beim Golfclub Wörthsee und war von 2007 bis 2015 erster Vorsitzender beim Greenkeeper Verband Bayern. Aktuell ist er noch im Prüfungsausschuss Fachagrarwirt Greenkeeper und Fachagrarwirt Headgreenkeeper tätig. E-Mail Kontakt: ruhdorfer.golf@icloud.com | Foto: Ruhdorfer
Der Autor, Dipl.-Ing. Agr. Hans Ruhdorfer, ist ehemaliger Head-Greenkeeper beim Golfclub Wörthsee und war von 2007 bis 2015 erster Vorsitzender beim Greenkeeper Verband Bayern. Aktuell ist er noch im Prüfungsausschuss Fachagrarwirt Greenkeeper und Fachagrarwirt Headgreenkeeper tätig. E-Mail Kontakt: ruhdorfer.golf@icloud.com | Foto: Ruhdorfer

Blühwiese steigert Biodiversität

Die Anlage und Pflege einer Kräuterwiese durch Übersaat erfordert gewisses Fingerspitzengefühl, ist aber technisch leicht machbar. Jede Fläche entwickelt im Laufe der Zeit ihren eigenen Aspekt und verändert sich auch in der Artenzusammensetzung je nach Witterung und Mahdzeit über die Jahre. Die ökologische Aufwertung gegenüber einem gräserbetonten Hardrough lässt sich bestens an den Insekten ablesen, die sich in großer Anzahl einstellen und hier einen erweiterten Lebensraum finden.

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