Wie gelingt die Gefahren reduzierte Nutzung von Arealen mit Baumbestand?

Um Bäume auf Golfplätzen langfristig sichern zu können, sind Anpassungsmaßnahmen erforderlich. Zur Verkehrssicherung gehört eine regelmäßige fachgerechte Baumkontrolle und Baumpflege.

Bäume auf Golfplätzen - wie wird eine Gefahren reduzierte Nutzung möglich?
Bäume sind von Golfanlagen nicht wegzudenken. | Foto: Daniela Antoni

Der menschgemachte Klimawandel mit seinen zunehmenden Wetterextremen wie Stürmen, Dürren und Hitzeperioden geht leider an unseren Bäumen nicht spurlos vorbei. Die langlebig orientierten Organismen können meist nicht zeitnah darauf reagieren. Die Baumeigentümer befinden sich daher in der prekären Lage, an den Ursachen für potenzielle Baum-Schadereignisse wenig ändern zu können, sind aber gleichzeitig gezwungen, darauf zu reagieren, um rechtlichen Ansprüchen zu genügen.

Rechtliche Grundlagen zur Verkehrssicherheit von Bäumen

Bäume, die eine Gefahr für Dritte darstellen können, sind gesetzlich von der Verkehrssicherungspflicht betroffen. Eine gesetzliche Regelung oder Definition der Verkehrssicherungspflicht gibt es allerdings nicht. Der Begriff wurde durch die Rechtsprechung ausgehend vom allgemeinen Schädigungsverbot des § 823 Abs. 1 des BGB entwickelt: „Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet."Um Gefahren, die durch Bäume ausgehen können, abzuwenden, ist eine regelmäßige Baumkontrolle erforderlich.Viele Baumbesitzer sind sich jedoch nicht bewusst, dass sie Vorkehrungen zum Schutz Dritter vornehmen müssen.

Astabbrüche lassen sich vermeiden, wenn der Verkehrssicherungspflicht nachgekommen wird. | Foto: Daniela Antoni
Astabbrüche lassen sich vermeiden, wenn der Verkehrssicherungspflicht nachgekommen wird. | Foto: Daniela Antoni
Sieht man sich die Rechtsprechung zur Verkehrssicherung an, hängt es stets vom konkreten Einzelfall ab, wie entschieden wird. Je nach Gericht können die Urteile unterschiedlich ausfallen, wie zahlreiche Urteilsbegründungen darlegen. Neben der zivilrechtlichen kommt in Einzelfällen bei Körperverletzungen oder Todesfällen auch eine strafrechtliche Haftung in Betracht, wenn es zu einem Schadensfall kommt. In der Praxis stellt es sich deswegen so dar, dass es bei Verkehrssicherheitskontrollen immer auf die Vor-Ort-Gegebenheiten ankommt. Diesbezüglich werden Umfang und Maßnahmen festgesteckt, die sich in der Regel eng an den „Richtlinien zur Vorgabe der FLL-Baumkontrollrichtlinie“ orientieren, aber auch individuelle Anpassungen enthalten. Die Person, die Baumkontrollen durchführt, sollte dies nach dem aktuellen Stand der Technik tun und über fundierte fachliche Kenntnisse verfügen, denn eine mehrjährige anerkannte Ausbildung gibt es im Bereich der Baumkontrolle nicht.

Baumeigentümer bzw. Verantwortliche sind aufgrund all dieser mehr oder weniger undefinierten Gegebenheiten und auch der ebenso intransparenten Softwarelösungen am Markt gut beraten, sich entsprechende Experten einzukaufen, die um all die ungelösten Fallstricke rund um das Thema Baumkontrolle wissen. Nur so lassen sich die Kosten tatsächlich minimieren. Bäume aus Angst fällen, weil zu wenig Sachkenntnis vorherrscht, sollte unbedingt verhindert werden.

Baumkontrolle erfordert Expertenwissen

Baumkontrolle bezieht viele Hintergrundinformationen und baumbiologisches Wissen mit ein. Das ist von elementarer Bedeutung. Bei der Dokumentation ist optimalerweise entsprechende rechtssichere Software zuzuliefern, die den Kontrollnachweis detailliert digital aufzeigt. Baumnummern, Lage im Gelände, Verkehrssicherheitszustand, Basisdaten oder Schadmerkmale des Baumes und Georeferenzierung – Baumkataster holen die Bäume vom Fairway ins Büro.

Ein Nest mit Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners muss unbedingt rechtzeitig entfernt werden. Regelmäßige Baumkontrollen sind dafür eine Voraussetzung. | Foto: Daniela Antoni
Ein Nest mit Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners muss unbedingt rechtzeitig entfernt werden. Regelmäßige Baumkontrollen sind dafür eine Voraussetzung. | Foto: Daniela Antoni

Durch die Globalisierung und die Veränderung der klimatischen Bedingungen werden sich Schadinsekten wie die Kastanienminiermotte, der Eichenprozessionsspinner, pilzliche Erreger wie die Rußrindenkrankheit, das Eschentriebsterben, die Zunahme von Baumpilzen generell oder gar Bakterien wie Pseudomonas künftig womöglich dynamischer entwickeln. Viele der vorgenannten Baumkrankheitserreger kannte man vor ein paar Jahren in Deutschland noch nicht und es kann durchaus der Fall sein, dass es in Zukunft noch zu weiteren Veränderungen kommt, bei denen Bäume unterstützt werden müssen, um ihre Vitalität zu erhalten.

Gleditschie mit Fiederblättern zur besseren Transpirationsleistung. | Foto: Daniela Antoni
Gleditschie mit Fiederblättern zur besseren Transpirationsleistung. | Foto: Daniela Antoni

Eine klassische Anpassungsmaßnahme im Baum-Management wird eine geänderte Baumartenauswahl bzw. Sortenauswahl sein, die das Artenspektrum erweitert und so das Ausfallrisiko und die Kosten bei der Eindämmung von Befällen mindert. Für den bestehenden Bestand macht es Sinn Baumpflegemaßnahmen wie Totholzentnahme, Beseitigung oder Prophylaxe von Eichenprozessionsspinnern sowie Rückschnitte, bei den monetären Rücklagen mit einzuplanen. Gleiches gilt für Expertendienstleistungen wie Eingehende Untersuchungen oder Bodenluft zur Entlastung von verdichteten Standorten.

Auch Klimabaumarten benötigen Unterstützung

In Zukunft wird es aufgrund der steigenden Temperaturen, der ungewissen „Newcomer“ im Bereich der Schaderreger und Schadinsekten wichtig werden, auf Bäume zu setzen die diesen bleibenden Trend aushalten können, ohne es mit Ausfällen zu quittieren. Es wird nötig sein einen zukunftsfähigen Baumbestand zu generieren und bei Neupflanzungen auf diverse Faktoren zu achten, die den Charme einer Golfanlage auch in 50 Jahren noch mit vitalen Baumkronen repräsentiert. Bambusmatten oder Weißanstriche zum Schutz vor Sonnennekrosen und zusätzliches Wässern sollten zusammen mit einer qualitativ hochwertigen und multifaktoriell durchdachten Pflanzauswahl die Zeichen auf Grün stellen für Zukunftsbäume. Ebenso wichtig wie Neupflanzungen sind jedoch aufgrund der vielfältigen Ökosystemdienstleistungen, die Bäume generieren, letztendlich der Erhalt und der Baumschutz des bestehenden Bestandes. Altbäume prägen das Bild eines Golfplatzes gestalterisch stark mit. Je älter ein Baum, umso wertvoller ist er unter Gesichtspunkten des Naturschutzes. Weist er dann noch Blitzrinnnen, Faulstellen und andere Mikrohabitate für spezifische Arten auf, hat man es mit einem Kleinod zu tun, das nicht unbedingt der Verkehrssicherheitspflicht entgegensteht, sondern nur regelmäßig kontrolliert werden muss.

Habitatbäume schaffen Alleinstellungsmerkmale. Mit geeigneter Beschilderung lässt sich auf ihre Bedeutung zum Schutz der Artenvielfalt hinweisen. | Foto: Daniela Antoni
Habitatbäume schaffen Alleinstellungsmerkmale. Mit geeigneter Beschilderung lässt sich auf ihre Bedeutung zum Schutz der Artenvielfalt hinweisen. | Foto: Daniela Antoni

Die Artenvielfalt auf dem Golfplatz fördern

Golfplatz-Betreiber sollten die Chancen nicht ungenutzt verstreichen lassen, die sich mit der Außenwirkung imposanter Anlagen und vernetzter Ruhezonen für die Fauna ergeben. Als Rückzugsorte und Inselhabitate mit hohem ökologischem Wert sollten Golfplätze nicht nur seltenen Arten im Geheimen dienen, sondern auch unbedingt medial mit ihrem Potenzial für den Artenschutz kommuniziert werden. Stubben, Benjeshecken und vor allem Habitatbäume bieten hier für die die Tier- und Insektenwelt optimale Voraussetzungen als Mixstruktur, um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen. Die Natur mag es gerne unordentlich und das muss kein Widerspruch zum sonst so stark getrimmten Image von Golfplätzen sein. Vorgelebter Naturschutz kann als gewichtiges Alleinstellungsmerkmal durchaus bekannt gemacht werden.
Die Autorin Daniela Antoni ist Baumsachverständige mit eigenem Büro in Stockstadt. Kontakt: baumkontrolleimnetz@gmx.de, www.baumkontrolle-im-netz.de | Foto: Daniela Antoni
Die Autorin Daniela Antoni ist Baumsachverständige mit eigenem Büro in Stockstadt. Kontakt: baumkontrolleimnetz@gmx.de, www.baumkontrolle-im-netz.de | Foto: Daniela Antoni

Fazit: Es müssen für die Zukunft Anpassungen durch den Menschen stattfinden, die eine gefahrenreduzierte Nutzung baumreicher Standorte ermöglichen. Nicht jedem Risiko wird begegnet werden können, aber vorausschauende Planung, das Einstellen von finanziellen Mitteln im Etat und die Hinzuziehung externer Fachkräfte bei der Baumkontrolle oder bei Beratungsdienstleistungen, sowie ein Image-Turn können für die Zukunft von Golfplätzen positive Weichen stellen.

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