Newsletter abonnieren

Aktuelle Nachrichten zu den Entwicklungen im GaLa-Bau erfahren Sie in unserem Newsletter.

Aktuelle Nachrichten zu den Entwicklungen im GaLa-Bau erfahren Sie in unserem Newsletter.

Newsletter Anmeldung

In neun Phasen zu einer grüneren Stadt

Grünere Städte wünschen sich viele. Doch wie lassen sie sich erfolgreich realisieren und welche Rolle spielt dabei cityarc, das Institut für Stadtnatur mit Sitz in Freiburg? Im Gespräch mit der B_I galabau verdeutlicht der Diplom-Biologe Kilian Lingen, Vorstand und Mitbegründer von cityarc, dass ganzheitliche Begrünungskonzepte vollumfängliche Beratungs- und Planungsleistungen erfordern.

Was leistet eigentlich cityarc, das Institut für Stadtnatur in Freiburg?
Kilian Lingen absolvierte das Studium der Biologie mit den Schwerpunkten Botanik, Pflanzephysiologie und Vegetationsökologie an der TU Darmstadt. Er arbeitete als Dozent an der TU Darmstadt, als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HfWU Nürtingen-Geislingen unter Frau Prof. Dr.-Ing. Nicole Pfoser und als Projektleiter bei einem Unternehmen für Fassadenbegrünung und in der Konzeption von Gebäudebegrünungen. Seit Gründung von cityarc im Jahr 2022 ist der Diplom-Biologe als Vorstand für die Geschäftsführung zuständig. | Foto: cityarc, Institut für Stadtnatur AG

Herr Lingen, wie ist es zur Gründung von cityarc gekommen? Welche Zielgruppen sprechen Sie damit an?

Kilian Lingen: Vor meiner Tätigkeit bei cityarc war ich für ein Unternehmen tätig, welches Lösungen und Systeme für Fassadenbegrünungen angeboten hat. Im Zuge der Projektarbeit dort wurde deutlich, dass insbesondere bei Gebäudebegrünungen ein starker Bedarf nach einer eigenständigen Fachplanung oder zumindest einer fachlichen Koordinierung der unterschiedlichen Planungsbeteiligten besteht. Insbesondere bei umfangreicheren Projekten ist eine frühzeitige Koordination von Heizung, Lüftung, Sanitär/Technischer Gebäudeausrüstung, Hochbauarchitektur, Landschaftsarchitektur und gegebenenfalls beteiligten Sonderfachleuten essenziell für einen guten und effizienten Ablauf des Planungs- und anschließenden Umsetzungsprozesses. Da es in diesem Bereich keine umfassende Expertise gab, haben wir uns entschlossen diesen Bedarf mit cityarc fokussiert abzudecken.

Unsere Zielgruppen sind recht breit gestreut, letztlich sprechen wir alle Zielgruppen an, welche Unterstützung in der Beratung oder Planung von Projekten mit Gebäudebegrünung suchen. Dabei versuchen wir kundenorientiert und projektspezifisch den Bedarf zu ermitteln und diesen möglichst zielgerichtet zu decken. Das reicht von konzeptionellen Studien über projektbegleitende oder koordinierende Funktionen hin zu vollumfänglichen Planungsleistungen nach HOAI als eigenständiger Fachplaner. Ob wir dabei für öffentliche oder private Auftraggeber arbeiten oder untergeordnet als Dienstleister für andere Landschafts- oder Architekturbüros, spielt für uns eine untergeordnete Rolle.

Umreißen Sie kurz Ihre Unternehmensphilosophie. Warum setzen Sie sich für klimasensibles Bauen ein?

Kilian Lingen: Wir verstehen uns als verbindendes Element zwischen Stadt und Natur, bebautem Raum und Pflanze, um einen Mehrwert für uns Menschen zu schaffen. Gemeinsam arbeiten wir über ein interdisziplinäres Expertenteam, welches zwischen den unterschiedlichen Planungsbeteiligten vermittelt und dabei den klaren Fokus auf die Themen rund um „blau-grüne Infrastruktur“ hält. Neben dem interdisziplinären Ansatz verfolgen wir die Kombination von Innovation – in Form von einem starken Bezug zur Forschung – und Erfahrung – in Form von einem starken Bezug zu realisierten Projekten. Auf diesem Weg streben wir nach innovativen und zugleich machbaren Lösungen jenseits dogmatischer Ideologien.

Als Ökologe habe ich mich im Zuge meines Studiums intensiv mit der Funktion und Bedeutung von Ökosystemen auseinandergesetzt. Im Gegensatz zu – nahezu – allen Tierarten gestaltet der Mensch seine Umwelt massiv um. Das kann entweder zu unserem Vor- oder Nachteil erfolgen. Mit dem Einsatz für klimasensibles Bauen arbeiten wir in Hinblick auf unsere zukünftigen Herausforderungen an Ersterem. Die Stadt ist Lebensraum von uns Menschen und für mich gibt es nichts Positiveres als an einer nachhaltigen Transformation hin zu lebenswerten, zukunftsfähigen und resilienten Städten zu arbeiten.

Das Team von cityarc setzt sich aktuell aus zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen, welche aus dem Bereich der Architektur, der Landschaftsarchitektur, der Gestaltung, dem Garten-Landschaftsbau, der Seilklettertechnik und der Biologie kommen. | Foto: cityarc, Institut für Stadtnatur AG
Das Team von cityarc setzt sich aktuell aus zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen, welche aus dem Bereich der Architektur, der Landschaftsarchitektur, der Gestaltung, dem Garten-Landschaftsbau, der Seilklettertechnik und der Biologie kommen. | Foto: cityarc, Institut für Stadtnatur AG

Worin liegen die Chancen von Stadtgrün?

Kilian Lingen: Stadtgrün vereint multiple Funktionen und sogenannte Ökosystemdienstleistungen, also Leistungen, welche uns Menschen nutzen. Alles, was wir zur Verfügung stellen müssen, um von diesen Leistungen zu profitieren ist ein geeigneter Standort und eine gesicherte Versorgung mit Nährstoffen und Wasser. Nur beispielhaft sind hier Punkte wie Verdunstungskälte, Schadstoffbindung, Lärmschutz, Biodiversitätserhöhung, Physischer Materialschutz, Wasserrückhaltung und teilweise Wärmedämmfunktionen genannt. Selbst bei einer isolierten Betrachtung der Verdunstungsleistung wird deutlich, wie effizient wir diese nutzen können. Dank der Photosynthese verwandelt die Pflanze mithilfe von Sonnenlicht Wasser von dem flüssigen in den gasförmigen Zustand. Bei diesem Phasenwechsel entsteht Verdunstungskälte – und zwar eine enorme Menge. So entspricht beispielsweise die sommerliche Verdunstungsleistung der ca. 850 m2 großen Fassadenbegrünung des MA 48 in Wien einer Kühlleistung von 79 Klimageräten (je 3000 W, 8 Stunden Betrieb). Dieser Vergleich macht deutlich, wie hoch der technische Aufwand im Verhältnis zu einer naturbasierten Lösung in diesem Beispiel ausfällt – denn die Klimageräte müssten zusätzlich mit einer PV-Anlage versorgt werden, um wie die Pflanzen klimaneutral zu arbeiten.
Die sommerliche Verdunstungsleistung der ca. 850 m2 großen Fassadenbegrünung des Magistrats 48 in Wien entspricht einer Kühlleistung von 79 Klimageräten (je 3000 W, 8 Stunden Betrieb). | Foto: Green4Cities GmbH
Die sommerliche Verdunstungsleistung der ca. 850 m2 großen Fassadenbegrünung des Magistrats 48 in Wien entspricht einer Kühlleistung von 79 Klimageräten (je 3000 W, 8 Stunden Betrieb). | Foto: Green4Cities GmbH

Oft reichen die Bodenflächen nicht aus, um nachhaltige, klimaverbessernde und lebenswerte Neubauprojekte zu realisieren. Welche Lösung bietet hier cityarc?

Kilian Lingen: Wir arbeiten und denken mit allen Varianten von Gebäudebegrünungen, also Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünungen. Gerade bei einer Limitierung der zur Verfügung stehenden Bodenflächen bieten sich Fassaden- und Dachbegrünungen an. Mithilfe von intensiven Dachbegrünungen können zum Beispiel qualitativ sehr hochwertige Aufenthaltsflächen kreiert werden und somit letztlich die Qualität und der Wert einer Immobilie stark gesteigert werden, selbst wenn der umgebende Raum hochverdichtet ist.

Projektbeispiel: Neckarpark Q8 - Bad Cannstatt
Auftraggeber: Wolff & Müller Holding GmbH & Co. KG
Ort: Neckarpark, Bad Cannstatt
Architektur: Schwarz Architekten, LIMA Architekten
Bauzeit: 2018-2021
Leistung von cityarc: Ausführungsplanung der Fassadenbegrünung & Bewässerungsanlage | Foto: cityarc, Institut für Stadtnatur AG
Projektbeispiel: Neckarpark Q8 - Bad Cannstatt Auftraggeber: Wolff & Müller Holding GmbH & Co. KG Ort: Neckarpark, Bad Cannstatt Architektur: Schwarz Architekten, LIMA Architekten Bauzeit: 2018-2021 Leistung von cityarc: Ausführungsplanung der Fassadenbegrünung & Bewässerungsanlage | Foto: cityarc, Institut für Stadtnatur AG

Was sind die Vorteile der Kombination von Dach- und Fassadenbegrünung?

Kilian Lingen: Bei einer Kombination von Dach- und Fassadenbegrünungen können Synergieeffekte genutzt werden. So können zum Beispiel Flächen von intensiven Dachbegrünungen als einfache und kostengünstige Bodenstandorte für Kletterpflanzen genutzt werden, welche wiederum ungenutzte Fassadenflächen erschließen. Auch bezüglich des Regenwassermanagements können beispielsweise sogenannte Retentionsgründächer sinnvoll genutzt werden, um eine Wasserversorgung von Fassadenbegrünungen mit abzudecken.

Der Innenhof des Projekts Q8 zeigt, dass auch eine unterkellerte Fläche eindrucksvoll begrünbar ist. | Foto: cityarc, Institut für Stadtnatur
Der Innenhof des Projekts Q8 zeigt, dass auch eine unterkellerte Fläche eindrucksvoll begrünbar ist. | Foto: cityarc, Institut für Stadtnatur

Wie sieht das Leistungsspektrum von cityarc aus und welches Team steht zur Verfügung?

Kilian Lingen: Unser Leistungsspektrum erstreckt sich über Beratungsleistungen, die Erstellung von Konzept- und Machbarkeitsstudien, die eigenständige Fachplanung von Gebäudebegrünungen oder wassertechnischen Anlagen zur Bewässerung grüner Infrastruktur, die Begleitung und Optimierung von Planungen mittels Simulationsmodellen über digitale Zwillinge und die Zertifizierung nach dem GREENPASS System, was insbesondere eine Bewertung hinsichtlich der EU-Taxonomie ermöglicht.

Unser Team setzt sich aktuell aus 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen, welche aus dem Bereich der Architektur, der Landschaftsarchitektur, der Gestaltung, dem Garten-Landschaftsbau, der Seilklettertechnik und der Biologie kommen. Neben diesem Kernteam arbeiten wir eng mit externen Experten zum Beispiel aus dem Bereich der Statik oder dem Brandschutz zusammen.

Als Fachplanungsbüro bieten Sie neun Leistungsphasen auf dem Weg zu einer grüneren Stadt an. Was heißt das genau?

Kilian Lingen: Letztendlich sind die neun Leistungsphasen deckungsgleich zu den Leistungsphasen nach HOAI wie sie sich in der Architektur und der Landschaftsarchitektur in Deutschland etabliert haben. Somit bieten wir alle Phasen von der Grundlagenermittlung bis zur Objektbetreuung an. Darüber hinaus bieten wir auch die Überwachung von Pflege- und Wartungsleistungen von Gebäudebegrünungen an, um somit im Zuge des Unterhalts eine fachliche Absicherung zu ermöglichen.

Mit dem erforderlichen Know-how sind kreativer Fassadenbegrünung kaum Grenzen gesetzt. | Foto: cityarc, Institut für Stadtnatur AG
Mit dem erforderlichen Know-how sind kreativer Fassadenbegrünung kaum Grenzen gesetzt. | Foto: cityarc, Institut für Stadtnatur AG

Welche Zukunftsaufgaben sehen Sie für cityarc als Innovator und Wegweiser für ganzheitliche Begrünungskonzepte?

Kilian Lingen: Als eine unserer Zukunftsaufgaben im Planungsbereich sehen wir die selbstverständliche Integration von blau-grüner Infrastruktur in größeren Maßstäben wie der Quartiers- und Stadtentwicklung. In diesem Zuge werden zum Beispiel Themen wie „Smart City“ stärker in den Fokus rücken.

Gedeiht die grüne Branche?

Aktuelle Nachrichten zu den Entwicklungen im GaLa-Bau erfahren Sie in unserem Newsletter.

Hier abonnieren!

Ich akzeptiere die Datenschutz-Bestimmungen.
Newsletter Anmeldung
Newsletter Anmeldung

Eine weitere Zukunftsaufgabe im Forschungsbereich werden Entwicklungen von Pflege- und Wartungsextensiven Systemen, Automatisierung und Digitalisierung, sowie Ansätze der Circular Economy für blau-grüne Infrastruktur sein.

Vielen Dank, Herr Lingen, für das Gespräch.

Neueste Beiträge:

Weitere Beiträge

1
2
3

Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?

Bauleistungen
Bauleistungen

Bau­leistungen

Dienstleistungen
Dienstleistungen

Dienst­leistungen

Lieferleistungen
Lieferleistungen

Liefer­leistungen

Wo suchen Sie Aufträge?

Ausschreibungs-Radar
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen

Verwandte Bau-Themen:

Jetzt zum Newsletter anmelden:

Werden Sie Experte im Garten- und Landschaftsbau. Plus: Kommunaltechnik.