Wohnumfeld, Wasser und Wiederverwendung
Regenwasser lässt sich im mehrgeschossigen Wohnungsbau nutzen. Doch was ist sinnvoll für Bewohner, was ist wünschenswert und finanzierbar – und was nützt der Umwelt? Wie lassen sich Betriebskosten und damit die Kaltmiete niedrig halten? Ein Erfahrungsbericht.


Neue Elektro-Fertiger von Vögele
Auf der Bauma 2025 präsentiert die Joseph Vögele AG ihren ersten voll elektrischen Kompaktfertiger: den SUPER 1300-5e.
Blau-Grüne Infrastruktur nennt die Wasserwirtschaft das ganze Instrumentarium, das Stadtplaner bei der Quartierserschließung einsetzen, um Regen zurückzuhalten. Ein Teil der Vorkehrungen wird im öffentlichen Raum im Zuge der Erschließung realisiert. Weitere Maßnahmen werden durch örtliche Satzung und Bebauungsplan auf die Eigentümer der Grundstücke und Gebäude übertragen. Sinn und Zweck der Regenrückhaltung im Siedlungsgebiet ist es,
- Überflutung, Kanalrückstau und daraus resultierende Schäden zu vermeiden oder zu vermindern
- Grundwasser durch Versickerung anzureichern
- Grünflächen sowie Dach- und Fassadenbegrünung zu bewässern und durch deren Verdunstungskühlung das Stadtklima zu verbessern
- Trinkwasservorräte durch Regenwassernutzung zu schonen
- Abwasserkanäle und Klärwerke durch verringerten Abfluss zu entlasten
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Stehende Oberflächengewässer, also Seen und Teiche, sind als Verdunstungsflächen auch wirksam, werden aber wegen des Flächenbedarfs und der hohen Kosten (komplexe Rahmenbedingungen) selten neu angelegt.
Quartier-Erschließung

Eine Alternative ohne stehendes Wasser und deutlich günstiger in Herstellung und Unterhalt ist in Freiburg im Breisgau im Wohnquartier „Östlich Wiehrebahnhof“ zu finden. Dort liegen im abschüssigen Gelände leicht vertieft Grasflächen als Sickerbeete, kaskadenartig miteinander verbunden. Der Wartungsaufwand beschränkt sich auf mehrmaliges Mähen pro Jahr. Die Zuläufe des Regenwassers aller Wohngebäude sind als offene Rinnen ausgeführt. Bei Starkregen werden die Flächen vorübergehend überstaut, bei geringer Wassertiefe, so dass das Einzäunen nicht erforderlich ist. Noch preiswerter ist die Lösung in Freiburgs Solarsiedlung: Am Sonnenschiff, einem kombinierten Geschäfts- und Wohnbau entlang der Merzhauser Straße, beginnt ein Entwässerungsgraben, der das Regenwasser der Siedlung kombiniert versickert und weiterleitet. Er ist ästhetisch angelegt, einfach zu pflegen und hat wenig Flächenbedarf.

Wohnumfeld-Optimierung
Die dort verwirklichte Idee, das Regenwasser von den Dachflächen in einem unterirdischen Speicher zurückzuhalten, zu nutzen und den nicht benötigten Rest zu versickern, ist nicht neu, doch zunehmend gefragt. Denn die Bewohner profitieren von den sinkenden Wassergebühren – und das doppelt: Zunächst entfällt die Niederschlagsableitungsgebühr komplett und dazu ein Teil der Trink- und Abwassergebühr, je nachdem wie viele Kubikmeter Leitungswasser durch Regenwasser ersetzt wurden.
Regenwassernutzung und Versickerung

Bewässerungsvorrat und Löschwasser kombinieren?
Bei der Erweiterung von Siedlungsflächen wächst das Trinkwassernetz normalerweise mit. Doch für die Bereitstellung von Löschwasser ist nicht dessen Länge, sondern Kapazität entscheidend. In Einzelfällen sind unterirdische Löschwasserbehälter erforderlich – auch bei der Nachverdichtung in bebauten Gebieten. Sind „unerschöpfliche“ Entnahmestellen wie offene Gewässer oder Brunnen nicht vorhanden, wird das Löschwasser durch einen unterirdisch eingebauten Behälter sichergestellt. Dessen Fassungsvermögen bestimmt der Stadt- beziehungsweise Kreisbrandmeister. Die Ausstattung mit Entnahmestelle erfolgt nach DIN 14230. Unterirdische Behälter für Löschwasser, wegen der Frostgefahr nicht frei im Gelände aufgestellt, werden mit Trink- oder Regenwasser befüllt. Denkbar ist eine kombinierte Nutzung, zum Beispiel für die Bewässerung von Außenanlagen. Dazu muss der Speicher um die zur Bewässerung erforderliche Menge größer dimensioniert werden, an einen Regenwasserzu- und -überlauf angeschlossen sein sowie Filter- und Pumpentechnik gemäß DIN EN 16941-1 und DIN 1989-100 erhalten. Eine im Speicher installierte Wasserstandssonde stoppt die Entnahme zur Nutzung automatisch, bevor die Mindest-Löschwassermenge erreicht wird.
Bei vollem Speicher wird Regenwasser automatisch, zur Versickerung in einer Mulde, an die Oberfläche gepumpt. Die Durchlässigkeit des Bodens ist jedoch schlecht, das heißt, die Versickerung geschieht sehr langsam, so dass eine bestimmte Aufnahmefähigkeit des Regenspeichers als Puffer vor der Sickermulde wichtig ist. Zusätzliche Rückhaltung bietet das begrünte Retentionsdach mit besonders großem Speichervolumen und einer insektenfreundlichen Saatgutmischung namens „Bienenweide“. Der nächste logische Schritt wäre, die Biodiversität zu optimieren und Bienenvölker auf solchen Gründächern anzusiedeln.

Erfahrungen mit Wasserrecycling
Der Autor
Diplom-Ingenieur Klaus W. König war 20 Jahre als Architekt selbstständig und ist heute Fachjournalist und Buchautor, speziell zur wasserorientierten Stadtplanung und zur energiesparenden Bautechnik. Er ist Gründungsmitglied des gemeinnützigen Bundesverbandes für Betriebs- und Regenwasser (fbr).
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