„Kann manchmal ein ziemlich raues Klima sein“
Dünen, wogender Strandhafer und üppige Heideflächen: Ein Besuch im Sylter Golfclub Budersand ist ein wahres Naturerlebnis – inklusive Meerblick. Im B_I galabau-Interview spricht Headgreenkeeper Stefan Hansen über seine Liebe zum Job, Bewässerung und Bepflanzung, autonomes Mähen und den Fluch der Heckenrosen.
Warum sind Sie ausgerechnet Golfplatz-Greenkeeper geworden?
Welche Besonderheiten birgt der Golfplatz Budersand für Sie und Ihr Team?
Hansen: Wir sind direkt am Wasser, unser Platz ist auf Sand gebaut, der Wind und die Salzluft prägen täglich die Natur und die Beschaffenheit des Platzes. Es kann schon manchmal ein ziemlich raues Klima sein, gleichzeitig aber auch super wechselhaft. Für mich und mein Team heißt es auch bei Wind und Wetter raus – da pustet der Wind manchmal ordentlich um die Ohren.
Mit welchen Herausforderungen haben Sie es bei der Platzpflege zu tun?
Hansen: Wir haben den großen Vorteil, dass wir bei nassem Wetter keine Probleme haben, jedoch im Sommer haben wir dann das gegenteilige Problem, da benötigen wir ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, wenn wir mit dem Wind und der Wasserverdunstung kämpfen. Unser Platz ist wie ein Kaffeefilter. Das ist Fluch und Segen zugleich.
Was ist denn bei der Bewässerung und beim Düngen zu beachten?
Hansen: Wir brauchen eine zielgerechte Bewässerung und Düngung der Anlage. Das heißt: Nur was sie braucht, bekommt sie auch. Wir nehmen regelmäßig Bodenproben, um die Beschaffenheit des Bodens zu analysieren. Daraufhin stimmen wir die Düngung ab. Wir bewässern nicht regelmäßig, sondern nur nach Bedarf. Hierfür haben wir mehrere Brunnen und eine computergesteuerte Beregnungsanlage – damit versuchen wir Wasser einzusparen. Nur im Notfall greifen wir auf das örtliche Wassersystem zurück. Da wir ein Links-Course sind, bewässern wir nur die Grüns. Das ist etwa ein Hektar von fast 70 Hektar Fläche.
Welche Bepflanzung passt gut an die Küste – und was hat sich als völlig ungeeignet erwiesen?
Hansen: Wir haben sehr viel Stechginster, Strandhafer und Dünenhalm. Zusätzlich Heideflächen und Sanddorn. Segen und Fluch: die Sylter Heckenrose. Warum Fluch? Weil sie wächst und wächst, sie ist nicht heimisch und ist nicht aufzuhalten.
Welche Maschinen und Geräte benötigen Sie auf der Anlage?
Hansen: Spindelmäher für den genauen Schnitt, Rotormäher für Außenbereiche, Düngerstreuer, Bodenbelüftungsgeräte. Wir haben die gleichen Geräte wie fast jeder Platz es hat.
Stefan Hansen und der Sylter Golfplatz Budersand
Er bezeichnet sich selbst als Mensch mit friesischem Herz: Stefan Hansen ist geprüfter Headgreenkeeper, gelernter Landwirt und Fachagrarwirt. Im Sylter Golfclub Budersand ist er seit 2007 beschäftigt. Wenn es die Zeit zulässt, greift Hansen auch gern mal selbst zum Schläger. „Aber immer weniger, weil ich den ganzen Tag auf dem Platz bin, und die übrige Zeit möchte ich gerne bei meiner Familie auf dem Festland sein.“ Die Golfanlage Budersand befindet sich nördlich des Hörnumer Yachthafens. Benannt ist sie übrigens nach der Düne, auf der gespielt wird. Auf einer Fläche von 73 Hektar erstreckt sich ein 18-Loch-Platz im klassischen Links-Course-Design. Schwierigkeitsgrad des Golfplatzes: Par72. Eröffnet wurde er im Jahr 2008. Auszeichnungen erhielt der Golfplatz seitdem auch, unter anderem den „Golf Magazin Travel Award 2023 – Beliebtester Golfplatz in Deutschland".
Welche Rolle spielen Pflanzenschutzmittel?
Hansen: Es spielt eine wichtige Rolle, da wir einheimische Pflanzen und geschützte Gewächse damit erhalten. Pflanzenschutz heißt nicht immer Gift, sondern auch Dünger und das, was Pflanzen guttut.
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Sie und den Golfclub?
Hansen: Sehr wichtig. Nachhaltigkeit gehört einfach dazu. Wir informieren uns, was es immer Neues gibt und wo wir uns verbessern können. Budersand ist ein besonderer Platz. Wo früher Kasernen, Betonstraßen, Öltanks und Häuser standen, wurde vor 17 Jahren ein Natur-Golfplatz errichtet. Mehr Nachhaltigkeit geht nicht. Wir haben das „Golf & Natur“-Zertifikat in Gold, das ist ein vom Deutschen Golf Verband entwickeltes selbstverpflichtendes Managementsystem für Golfanlagen, das Qualitäts- und Umweltaspekte beinhaltet. Darauf bin ich sehr stolz mit meinem Team. Wir haben 80 Prozent Naturschutzgebiet mit vielen Tieren und Pflanzen, der Mensch und die Natur teilen sich hier sehr harmonisch eine gemeinsame Fläche.
Welche Trends sehen Sie im Greenkeeping?
Hansen: Das autonome Mähen ist auf dem Vormarsch. Jedoch meines Erachtens ist hier noch einiges zu tun, was die Qualität des Mähens und der Verlässlichkeit angeht. Wir brauchen den Menschen auf dem Platz, damit wir täglich sehen können, wie die Beschaffenheit des Platzes ist.
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Was würden Sie jungen Menschen raten, die als Greenkeeper durchstarten wollen?
Hansen: Wer einen festen Job haben möchte, die Natur liebt und auch bei Wind und Wetter die Lust nicht verliert, der ist richtig. Nicht nur Männer, sondern auch Frauen lieben den Job. Bei uns arbeitet auch eine Frau. Es gibt viele Möglichkeiten der Weiterbildung, und die Arbeit mit hochpräzisen Maschinen macht auch Spaß. Das Lob der Golfer ist unser täglicher Motivator.
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