Preisexplosion bei Rohstoffen: Kein Bitumen und Stahl mehr aus Russland?
Wegen Putins Angriff auf die Ukraine und der weltweiten Sanktionen gegen Russland drohen der Bauwirtschaft in Deutschland Lieferengpässe und weitere Preissteigerungen bei Baustoffen. Vor allem die Versorgung mit Bitumen und Stahl wird schwieriger. Das Baugewerbe fordert deshalb vom Bund die Einführung von Preisgleitklauseln bei Bauverträgen.
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Ein Drittel der Bitumen-Produktion könnte ausfallen
Von Lieferengpässen ist besonders der Straßenbau betroffen. Bis zu einem Drittel der hiesigen Bitumenversorgung droht auszufallen, weil wichtige Raffinerien von Lieferungen aus Russland abhängig sind, warnen der ZDB und der Deutsche Asphaltverband (DAV). So ist beispielsweise die Raffinerie PCK in Schwedt, die mehrheitlich der deutschen Tochtergesellschaft des russischen Staatskonzerns Rosneft gehört und Rohöl aus Russland bezieht, eine zentrale Verteilstation nicht nur für Benzin und Diesel, sondern auch für Bitumen in Deutschland. Zu Rosneft, der Nummer drei auf dem deutschen Ölraffineriemarkt, gehören auch die MiRO-Raffinerie in Karlsruhe und die Bayernoil-Raffinerie in Vohburg.
Asphaltbranche fürchtet Auswirkungen auf den Straßenbau
Würde ein Drittel der Bitumenversorgung hierzulande ausfallen, wären die Auswirkungen auf den deutschen Straßenbau erheblich „und in einigen Fällen für Unternehmen sicherlich existenzbedrohend“, hieß es dazu vom DAV auf Anfrage des B_I baumagazins. Zumindest die Auftraggeberseite sollte in dieser Situation den Unternehmen der Bau- und Baustoffwirtschaft entgegenkommen, sagte DAV-Geschäftsführer Marco Bokies. Schon früher habe der DAV darauf hingewiesen, dass eine Stoffpreisgleitklausel bezogen auf das Bitumen ein wichtiger Baustein für eine realistische Preisgleitklausel sein könnte. Es müsse möglich sein, dass die Bundesregierung in dieser Situation unbürokratisch und gegebenenfalls befristet Maßnahmen zur Sicherung des Straßenbaus unternehme, so Bokies.
„An den beschlossenen Sanktionen vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges führt kein Weg vorbei. Es wird jedoch Rückwirkungen geben, die von der Politik aufgefangen werden müssen. Für die Asphaltindustrie steht dabei insbesondere die stabile und wirtschaftlich vertretbare Beschaffung von Bitumen sowie Brennstoffen im Vordergrund.“ Marco Bokies, Geschäftsführer des Deutschen Asphaltverbands
Bauindustrie: Preise steigen aus Angst vor Materialknappheit
Zwar steigen die Materialpreise täglich, „teilweise im Stundentakt", sagte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. „Allerdings sind die Preissteigerungen bisher noch kein Anzeichen von Materialknappheit, sondern eher von Angst vor drohenden Lieferausfällen. Inwieweit und vor allem wann es zu angebotsseitigen Materialengpässen kommen wird, lässt sich aktuell noch nicht beurteilen. Die Gefahr ist aber sehr reell.“
Steigende Rohstoffkosten mit Preisgleitklauseln auffangen
Alle Branchenverbände betonten ausdrücklich, die deutschen und europäischen Sanktionen gegen Russland zu unterstützen. „Die Sanktionen führen aber auch zu Belastungen der heimischen Bauwirtschaft, die getragen werden müssen“, so ZDB-Hauptgeschäftsführer Pakleppa. Nötig seien unbürokratische Maßnahmen zur Sicherung der Bautätigkeit in Deutschland wie die sofortige Einführung von Stoffpreisgleitklauseln, auch für laufende Verträge: „Wir brauchen schnell vertragsspezifische Lösungen, um der aktuellen Destabilisierung durch die Rohstoffkosten entgegenzuwirken.“
Kostensteigerungen: Fast jedes Bauvorhaben betroffen
Die Destabilisierung der Rohstoffkosten betreffe nahezu jedes Bauvorhaben, sagte der Hauptgeschäftsführer des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen, Matthias Wächter. Für Bauunternehmen werde es immer schwieriger, verbindliche Angebote für Bauleistungen abzugeben. Auch er appellierte an öffentliche und gewerbliche Bauherren, mit den Bauunternehmen zu kooperieren, um die Bautätigkeit zu sichern. Wächter: „Laufende Verträge müssten individuell angepasst werden, neue Verträge müssen die extreme Unsicherheit bei den Baustoffpreisen unbürokratisch und kooperativ berücksichtigen.“
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