Öl-Embargo gefährdet Bitumen-Versorgung im Straßenbau

Aus Russland wird bald kein Öl mehr in die EU geliefert. In einigen Monaten sollen die geplanten Sanktionen greifen. Für den Straßenbau in Deutschland könnte das dramatische Folgen haben: Bauindustrie und Asphalt-Hersteller warnen davor, das Bitumen knapp werden könnte und bald nicht mehr für alle Bauprojekte ausreichend zur Verfügung steht.

Materialmangel am Bau: Öl-Embargo gefährdet Bitumen-Versorgung im Straßenbau
Für den Bau von einem Kilometer Straße mit zwei Fahrstreifen werden 100 Tonnen Bitumen benötigt. Das könnte durch das Öl-Embargo in Deutschland bald knapp werden. | Foto: Strabag

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Nach Plänen der EU-Kommission sollen die russischen Öllieferungen in die Europäische Union spätestens Anfang des nächsten Jahres eingestellt sein. Damit reagiert die EU auf den Krieg gegen die Ukraine, den Russland vor drei Monaten begonnen hat. Für die Bauwirtschaft in Deutschland hat das erhebliche Auswirkungen. Vor allem betroffen ist die Versorgung mit dem Baustoff Bitumen: Etwa ein Drittel der Bitumenproduktion hierzulande fällt aus, wenn kein Schweröl aus Russland mehr nach Deutschland geliefert wird.

Schon im März hatte die Baubranche Alarm geschlagen und vor Lieferengpässen bei Bitumen gewarnt. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und der Deutsche Asphaltverband (DAV) haben jetzt in einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesverkehrsminister Volker Wissing vor erheblichen negativen Konsequenzen des Öl-Embargos auf die Versorgungssicherheit mit wichtigen Rohstoffen wie Bitumen gewarnt. Schon jetzt stehe der rohölbasierte Baustoff dem Straßenbau, dem Brückenbau und auch dem Hochbau nur eingeschränkt zur Verfügung, weil europäische Raffinerien ihre Bitumen-Produktion in den letzten Jahren zurückgefahren haben.

Bitumen-Produktion bereits gedrosselt

Schon seit längerem verabschiedet sich die Rohölindustrie mehr und mehr von ihrem Schwerölgeschäft, unter anderem weil die Produktion von Heizöl und Diesel lukrativer ist. Dieser Trend habe sich laut HDB und der DAV zuletzt verstärkt. Bereits vor Beginn des Ukraine-Krieges haben europäische Raffinerien ihre Bitumen-Produktion zunehmend gedrosselt oder sogar ganz eingestellt. So hat BP die Bitumen-Herstellung in Gelsenkirchen aufgegeben und Exon die Produktion in Rotterdam. In den letzten elf Jahren seien dem Markt damit rund drei Millionen Tonnen der Bitumen-Kapazität verloren gegangen, so der HDB und der DAV.

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Bitumen-Bedarf im deutschen Straßenbau

Für den Straßenbau ist Bitumen von hoher Bedeutung. Aktuell werden in Deutschland rund vier Millionen Tonnen Bitumen pro Jahr hergestellt. Davon wird knapp die Hälfte exportiert, gut die Hälfte, etwa 2,14 Millionen Tonnen, werden hierzulande verwendet. Mehr als die Hälfte davon, nämlich 1,6 Millionen Tonnen Bitumen pro Jahr, wird für die Asphaltherstellung gebraucht. Von den Raffinerien in Vohburg, Karlsruhe und Schwedt kommen bisher allein 1.300.000 Tonnen Bitumen pro Jahr. Das Problem: Sie gehören zum russischen Staatskonzern Rosneft und wären daher vom Öl-Embargo betroffen. Das hieße, etwa ein Drittel der gesamtdeutschen Bitumen-Produktion würde ausfallen.

Bitumen ist ein Just-in-Time Produkt. Ohne Alternativ-Lieferungen an bitumenfähigem Schweröl erwartet die Branche eine Unterversorgung innerhalb von nur zwei bis drei Wochen. | Foto: DAV/B. Hinrichs
Bitumen ist ein Just-in-Time Produkt. Ohne Alternativ-Lieferungen an bitumenfähigem Schweröl erwartet die Branche eine Unterversorgung innerhalb von nur zwei bis drei Wochen. | Foto: DAV/B. Hinrichs

Kaum Alternativen zu Bitumen aus russischem Öl

Für die freie Wirtschaft selbst gebe es kaum Spielraum, einer Unterversorgung mit Bitumen entgegenzuwirken, argumentieren die beiden Verbände. Denn andere Länder, deren Öl als Alternative für die Bitumenproduktion genutzt werden könnte, sind zurzeit ebenfalls mit einem Embargo belegt, wie z.B. der Iran und Venezuela. Zwar gebe es alternative Bezugsquellen im Baltikum und auf dem Balkan, der lange Transport wäre aber deutlich teurer. Auch sei es möglich, etwa 5-7 Prozent Bitumen als Bindemittel im Straßenbau einzusparen. Voraussetzung dafür sei aber eine Erhöhung der erlaubten Recyclingmenge in Mischgut. Diese Maßnahmen würden aber nicht ausreichen, um die Versorgung im Straßenbau sicherzustellen.
Von den etwa 1.300 existierenden Rohöl-Sorten können nur etwa 10 Prozent zur Herstellung von Bitumen verwendet werden, das den technischen Anforderungen im Straßenbau entspricht. | Foto: DAV
Von den etwa 1.300 existierenden Rohöl-Sorten können nur etwa 10 Prozent zur Herstellung von Bitumen verwendet werden, das den technischen Anforderungen im Straßenbau entspricht. | Foto: DAV

Bund soll Bitumen-Versorgung sichern

Die Bundesregierung müsse deshalb gegensteuern, fordern die Verbände der Bauindustrie und der Asphaltbranche. Um den Erhalt der Straßen-Infrastruktur zu sichern, müsse Bitumen als strategisches Produkt der Versorgungssicherheit eingestuft werden. Wegen der steigenden Materialpreise müsste zudem das Budget für den Straßenbau aufgestockt und die Anwendung von Preisgleitklauseln auf Bitumen verbindlich werden. Zudem müssten das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesverkehrsministerium in Erwägung ziehen, die Umrüstung von Raffinerien auf andere Öltypen finanziell zu unterstützen sowie Importbeschränkungen für bitumenfähiges Schweröl zu überprüfen.

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