Rohstoff-Verband zweifelt an Recycling-Potenzial
Sand und Kies werden in Deutschland ein zunehmend knappes und immer wertvolleres Gut. Der Verband der Bau- und Rohstoffindustrie e.V. (Vero) bekennt sich zur Kreislaufwirtschaft, stellt aber klar, dass es ohne die zuverlässige Versorgung mit Primärrohstoffen – inklusive neuer Abbaugenehmigungen – auch in Zukunft nicht gehen wird.

Ein effizienter Umgang mit Primär- und Sekundärrohstoffen ist entscheidend, um die politischen Ziele in den Bereichen Wohnungsbau, Wirtschaft, Infrastruktur und Energiewende zu erreichen. Nur so könne die Rohstoffversorgung Deutschlands langfristig gesichert und gleichzeitig die Kreislaufwirtschaft gefördert werden, sagt der Verband der Bau- und Rohstoffindustrie e.V. (Vero). Die dort organisierten Unternehmen unterstützen nach eigenen Angaben den verantwortungsvollen Einsatz mineralischer Ressourcen und betreiben eine nachhaltige und zukunftsfähige Rohstoffwirtschaft.
Deutschland hat großen Bedarf an mineralischen Rohstoffen
Deutschland benötigt, je nach Entwicklung der wirtschaftlichen Dynamik bis 2045, jährlich zwischen 540 und 620 Millionen Tonnen mineralischer Rohstoffe (Sande, Kiese, Festgestein, Recycling-Baustoffe, Industrielle Nebenprodukte), um den Bedarf an Baustoffen für die Infrastruktur, den Wohnungsbau, und vieler industrieller Prozesse zu decken. Gleichzeitig fallen erhebliche Mengen mineralischer Abfälle an (deutschlandweit 2022 circa 208 Millionen Tonnen), vor allem Bodenmaterial aus Tiefbaustellen, aber auch Bauschutt aus dem Rückbau von Bauwerken, aus denen insgesamt jährlich rund 75 Millionen Tonnen Recyclingbaustoffe (2022) produziert werden. Hinzu kommen aktuell etwa 26 Millionen Tonnen industrielle Nebenprodukte, die auch als Sekundärrohstoffe verwendet werden.
Rohstoff-Recyclingquote steigt nicht über 15 Prozent
Die bundesweite Sekundärstoffquote für mineralische Rohstoffe durch umfassendes Recycling und der industriellen Nebenprodukte, also der Anteil der Sekundärrohstoffe an allen verwendeten mineralischen Rohstoffen, liegt seit Jahren bei rund 15 Prozent, während Primärrohstoffe 85 Prozent des Gesamtbedarfs an mineralischen Rohstoffen decken. Durch die anstehende Dekarbonisierung und auslaufende Kohleverstromung wird die Menge an verfügbaren industriellen Nebenprodukten zukünftig abnehmen. Studien gehen davon aus, dass zwar größere Anstrengungen im Recycling dies kompensieren können, der Anteil der Sekundärrohstoffe bis 2040 aber unverändert bei circa 15 Prozent liegen wird.
Das zeigt: Selbst bei einer Steigerung der Recyclingmengen auf ein theoretisch maximales Niveau erscheint es derzeit unmöglich, den Bedarf an mineralischen Rohstoffen annähernd durch Sekundärrohstoffe zu decken. Die vorliegenden Zahlen zeigen die dringende Notwendigkeit, jetzt und in Zukunft, sowohl die Verwendbarkeit als auch die Produktion der Sekundärrohstoffe zu erleichtern, aber besonders die Förderung der Primärrohstoffe umfassend planungs- und genehmigungsrechtlich zu sichern, um die Rohstoffsicherheit zu gewährleisten.
Potenziale im Recycling nutzen – Datenlage verbessern
Der Vero hält das volle Potenzial des Recyclings mineralischer Abfälle trotz vielfacher Forderungen an die Politik und erster umgesetzter Maßnahmen für noch nicht ausgeschöpft und will deshalb in diesen Bereich investieren. Zusätzliche Mengenpotenziale lägen insbesondere im Stoffstrom „Boden und Steine“: Noch werden in Deutschland jedes Jahr große Mengen dieser Rohstoffe deponiert; allerdings tritt ein Entsorgungsnotstand aufgrund fehlender Deponiekapazitäten für Bau- und Abbruchabfälle immer deutlicher zutage.
Die Datenlage über die genaue Zusammensetzung, Qualität und Verwertung mineralischer Abfälle ist bislang unzureichend. Die aktuelle Datenerhebung des Vero liefert demnach keine detaillierten Informationen zu den einzelnen Abfall- und Stoffströmen sowie deren spezifischen Einsatzgebieten. Der Vero und seine Mitglieder wollen einen Beitrag zur Verbesserung der Datengrundlage leisten und zusammen mit öffentlichen Stellen zu einem aussagefähigen Monitoring beitragen. So sollen neue Potenziale aus bisher verfüllten und deponierten Mengen durch Forschung und Förderung besser ausgeschöpft werden.
Mineralische Rohstoffe: Regionale Versorgung entscheidend
Auch bei Primärrohstoffen ist die regionale Verfügbarkeit von zentraler Bedeutung. Der Aus- und Neubau von Vorbehandlungs- und Recyclinganlagen z.B. auch in Gewinnungsbetrieben (Außenbereichsprivilegierung § 35 BauGB), könnte den Zugang zu recycelten Materialien verbessern. Hierfür müssten zwingend die Genehmigungsvoraussetzungen vereinfacht und die Anforderungen in Bezug auf Lagerung und Dokumentation entbürokratisiert werden, meint der Vero.
Gesetzliche Rahmenbedingungen für Sekundärrohstoffe verbessern
Gesetzliche Regelungen dürfen nach Überzeugung des Vero nicht länger den Einsatz von Recyclingmaterialien behindern, sondern sollten den Ressourcenschutz und die Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie umfassend fördern. Die gesetzlichen Regelungen seien so zu gestalten, dass sie die Verbreitung von Sekundärrohstoffen nicht unnötig einschränken. Insofern bestehe bei der Ersatzbaustoffverordnung (EBV) noch erheblicher Verbesserungsbedarf: Fehler müssten zügig behoben und die Praktikabilität verbessert werden.
Der Vero-Verband hält es für wichtig, bestehende Beschränkungen des Einsatzes von Sekundärrohstoffen in öffentlichen Ausschreibungen abzubauen und Ansprüche Dritter im Kreislaufwirtschaftsgesetz bei Verstößen zu schaffen. Einer der wichtigsten Hebel zur Akzeptanzsteigerung sei das Erreichen des Produktstatus von mineralischen Abfällen unter definierten Bedingungen. Zur Erhöhung der Nachfrage und des Einsatzes von Sekundärrohstoffen müssten in Ausschreibungen zudem nicht nur die besten, sondern alle Materialklassen der EBV berücksichtigt werden.
Vero-Verband lehnt Mindestquoten für Sekundärrohstoffe ab
Mindestquoten für den Einsatz von Sekundärrohstoffen in Bauwerken oder Produkten ebenso wie eine einseitige Fokussierung des Einsatzes im Hochbau lehnt der Vero als kontraproduktiv ab. Quoten würden nicht den Bedarf an mineralischen Rohstoffen reduzieren, sondern führten zu einer Umlenkung von Stoffströmen. Weitere Folgen seien längere Transportwege und höhere Preise, vor allem wenn geeignete Sekundärrohstoffe regional nicht verfügbar seien, wodurch die CO2-Emissionen stiegen.
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Der verantwortungsvolle Einsatz sowohl von Primär- als auch von Sekundärrohstoffen ist laut Vero für die langfristige Rohstoffsicherheit Deutschlands unverzichtbar. Der Verband plädiert für eine konsequente, effiziente und verantwortungsvolle Nutzung aller verfügbaren Ressourcen und unterstützt die Politik dabei, eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft aktiv zu fördern und die auch langfristig noch benötigten Primärrohstoffe planungs- und genehmigungsrechtlich zu sichern.
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