BVMB warnt vor Auftragslücken und Kapazitätsabbau
Die vorläufige Haushaltsführung 2025 hat gravierende Folgen für Bauunternehmen. Trotz freigegebener Mittel aus dem Sondervermögen spürt die Branche kaum Entlastung. Die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB) kritisiert: Ohne verlässliche Finanzierungspläne drohen Investitionsstau, Auftragslücken und ein dauerhafter Verlust an Kapazitäten.

Seit Jahresbeginn 2025 gilt die vorläufige Haushaltsführung. Überjährige Projekte wurden nicht freigegeben, beauftragt wurden nur kleinere Maßnahmen. „Dadurch kam nur wenig neues Volumen auf den Markt, was den Wettbewerbsdruck spürbar erhöht hat“, sagt BVMB-Geschäftsführer Daniel Jonas. Ein beschlossener Haushalt wird frühestens Ende September erwartet – bis dahin bleibt die gesamte Baubranche in Unsicherheit.
Ausschreibungsstopp verschärft die Krise
Zusätzlich belastete der Ausschreibungsstopp der Autobahn GmbH vom 10. Juli die Lage erheblich. „Seitdem schmilzt der Auftragsbestand kontinuierlich ab, Auftragspolster gibt es nicht mehr“, sagt Jonas. Zwar sei die Aufhebung des Stopps inzwischen angekündigt, doch am Markt sei davon bisher nichts angekommen. „Bislang kommen keine neuen Projekte auf den Markt – und das verschärft die Situation für viele Unternehmen noch einmal deutlich“, warnt er.

Milliardenfreigabe ohne Entlastung
Besonders kritisch bewertet Jonas die Wirkungslosigkeit der vorgezogenen Mittel: „Auch wenn 1,1 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen offiziell freigegeben wurden, ist davon am Markt bislang nichts zu spüren.“ Ausschreibungen blieben vielerorts auf Eis, teils lägen Hunderte Verfahren unbearbeitet in den Niederlassungen. „Die Mittel werden zum Teil für laufende Projekte benötigt, während für neue Maßnahmen häufig noch die notwendigen Verpflichtungsermächtigungen fehlen“, sagt er. Hinzu komme zusätzlicher bürokratischer Aufwand durch ein detailliertes Reporting an die Ministerien.
Auftragslage und Personal unter Druck
Die Auftragsbestände vieler Unternehmen schmelzen. „Unternehmen, die keine Ausweichmöglichkeiten in andere Marktsegmente haben, geraten zunehmend in Schwierigkeiten“, warnt Jonas. Besonders problematisch sei die Personalsituation: „Wenn Aufträge ausbleiben oder nur verzögert vergeben werden, können Unternehmen ihre Beschäftigten nicht kontinuierlich einsetzen. Mitarbeiter, die einmal abwandern, kommen in der Regel nicht zurück.“ Damit drohe ein dauerhafter Verlust von Know-how und Kapazitäten – ausgerechnet in einer Phase, in der sie dringend benötigt würden.
Finanzierungskreislauf Straße bleibt ungelöst
Die Politik habe zentrale Versprechen aus dem Koalitionsvertrag noch nicht eingelöst. „Die Autobahn GmbH braucht eigene Einnahmen aus der Lkw-Maut, Kreditfähigkeit und finanzielle Handlungsspielräume. Bislang ist davon jedoch nichts umgesetzt“, kritisiert Jonas. Ebenso bleibe die Ankündigung einer überjährigen, flexiblen und verlässlichen Finanzierung bislang Theorie. „Wir müssen weg vom Prinzip der Jährlichkeit des Haushalts und von einer nur vagen mittelfristigen Planung“, fordert er. Nur mit einem stabilen Finanzierungsrahmen könnten Betriebe in Personal, Geräte und Innovationen investieren.
Die größten Hemmnisse für den Bau sind derzeit fehlende Planungssicherheit und mangelnde Kontinuität in der Projektvergabe." Daniel Jonas, Geschäftsführer der BVMB
Branchenweite Folgen über Autobahn hinaus
Die Finanzierungsunsicherheit beschränkt sich nach Darstellung der BVMB nicht allein auf die Straße. „Mittelverschiebungen zwischen Kernhaushalt und Sondervermögen verhindern echte Zusätzlichkeit – und diese Unsicherheit betrifft nicht nur Autobahnprojekte“, betont Jonas. Auch Schiene und Wasserstraße seien von fehlender Planungssicherheit betroffen. „Alle Verkehrsträger sind unterfinanziert. Wenn Mittel fragmentiert oder gegeneinander ausgespielt werden, führt das zu Verzögerungen und gefährdet dringend nötige Investitionen.“
Reformbedarf bei der Autobahn GmbH
Neben der Finanzierung sieht die BVMB auch Reformbedarf bei der Autobahn GmbH selbst. Jonas bemängelt lange Entscheidungswege, unklare Zuständigkeiten und eine uneinheitliche Umsetzung von Standards. „Derzeit führen lange Entscheidungswege, fehlende Entscheidungen und unzureichende Kommunikation zwischen Zentrale, Niederlassungen und Außenstellen zu Verzögerungen und Reibungsverlusten“, erklärt er. Zudem fehle es an Transparenz: Eine regelmäßige Vergabevorschau könne Bauunternehmen helfen, Kapazitäten gezielt vorzuhalten oder auszubauen.
Keine schnelle Entlastung zu erwarten
Ein Blick auf den Haushaltsentwurf 2026 und die mittelfristige Finanzplanung bis 2029 stimmt die Branche skeptisch. „Kurzfristig ist kaum mit einem nennenswerten Mittelaufwuchs zu rechnen“, fasst Jonas zusammen. Entscheidend sei deshalb, dass die vorhandenen Mittel effizient und über Verkehrsträger sowie Gewerke hinweg eingesetzt würden, um einen Abbau von Kapazitäten zu verhindern.
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