Bauen mit Holz: Zwischen Klimakrise und Preisexplosion
Holz als nachwachsender und CO2 senkender Baustoff boomt. Bei der Bewältigung des Klimaproblems sei er unerlässlich, sagen Experten. So entstehen nicht nur in Hamburg und Berlin riesige Wohnbauprojekte in Holzbauweise. Doch mit dem weltweiten Nachfrageschub nach Bauholz steigen auch die Preise.
Holzpreise explodieren
Massivbaustoffe sind emissionsintensiv
„Gebäude, die in Holzbauweise erstellt werden, verfügen über eine ganze Reihe von ökologischen und ökonomischen Vorteilen gegenüber konventionell errichteten Gebäuden aus Mauerwerk und Beton“, so der Geschäftsführer des Deutschen Holzfertigbau-Verbandes, Konstantin zu Dohna. Dennoch ist der Holzbau beim Einfamilienwohnungsbau in Deutschland mit im Durchschnitt 18,7 Prozent, im Mehrfamilienhausbau mit sogar nur zwei Prozent gegenüber dem Massivbau unterrepräsentiert. Bei Massivbaustoffen wie Stahlbeton, Kalksandstein und Ziegel fallen in der Produktionsphase durch den Verbrauch nicht erneuerbarer Energie CO2-Emissionen an. In einer Lebenszyklusanalyse hat die Technische Universität München drei Massiv-Wandbaustoffe sowie eine Holzständerwand unter anderem auf den CO2-Ausstoss im Herstellungsprozess untersucht und im Jahr 2021 veröffentlicht. Das Ergebnis: Bei allen Massivbaustoffen entsteht während der Produktion das klimaschädliche CO2 – Holz hingegen erhält eine CO2-Gutschrift, weil es CO2 einlagert.
So viel CO2 stoßen Baustoffe aus
Baustoff | CO2 Ausstoß (kg CO2-Äq. je m2 Wand) |
---|---|
Stahlbeton | 82 |
Kalksandstein | 70 |
Ziegelwand | 60 |
Holzrahmenbau | -40 |
Zur Tabelle: Weil Holz CO2 bindet, erhält der Baustoff Holz eine CO2 Gutschrift. Bei Massivbaustoffen hingegen wird in der Produktionsphase viel CO2 emittiert. Quelle: TU München
Vorteil kurze Bauzeit
Auf einen weiteren Vorteil weist der Deutsche Holzfertigbau-Verband hin: Durch die Vorfertigung von ganzen Wand-, Decken- und Bodenelementen in den Werkhallen der Hersteller ist die Bauzeit bei Gebäuden aus Holz wesentlich reduziert. Die fertigen Elemente werden auf die Baustelle geliefert und vor Ort montiert. Je nach Gebäude kann innerhalb von nur einer Woche ein komplettes Geschoss fertiggestellt – und entsprechend frühzeitig mit dem Innenausbau begonnen werden. So beträgt bei konventioneller Bauweise die Errichtung des Rohbaus oftmals mehr als ein Jahr, während ein Gebäude in Holzbauweise in derselben Zeit schon bezugsfertig ist. Dadurch ergibt sich ein erheblicher Vorteil hinsichtlich der Dauer der Kapitalbindung. Ein Problem des Holzbaus sieht das Fraunhofer Institut in den manufakturähnlich strukturierten und handwerklich geprägten Kleinunternehmen im Holzbau in Deutschland, denen das Hightech-Wissen, aber auch das Finanzvolumen fehle, um den Holzbau in ein digitales Zeitalter zu führen. In Hamburg sollen aus diesem Grund drei Holzbaufirmen bei einem großen Holzbauprojekt abgesprungen sein. Ausführendes Unternehmen ist nun die Tiroler Rubner Holzbau GmbH mit ihrer Augsburger Niederlassung.
Holzbauprojekte der Superlative
Auch beim Holzbau gilt: höher, größer, spektakulärer. In Tokio soll ein Hochhaus mit 350 Meter Höhe zu 90 Prozent aus Holz und nur zehn Prozent Stahl bis 2040 realisiert werden. Nicht ganz so hoch, aber immerhin mit 65 Meter Höhe wird derzeit in Hamburg ein 18-stöckiger Wohnturm gebaut, das dann höchste in Deutschland realisierte Holzbauprojekt. Auf dem ehemaligen Flughafen Tegel soll mit 5.000 Wohneinheiten das weltweit größte Stadtquartier in Holzbauweise entstehen.
Hoch lastabtragende Außenwände in vorgefertigter Elementbauweise und Massivholzdecken bilden zusammen mit einem tragenden Innenwandring das Primärtragwerk des Turmes.In den Decken wird 240–280 Millimeter starkes Brettsperrholz verbaut. Durch eine zweite Fassade aus Glas sind Brandschutz, UV-Schutz und Feuchteschutz des Holzes gewährleistet. „Wir möchten mit der Holzhausentwicklung für die Branche vorangehen und es in zehn Jahren gemeinsam geschafft haben, dass diese Art zu bauen kein Novum mehr ist. Das Gebäude steht für unsere Vision, die Stadt mit dem Baustoff Holz klimaneutral nachzuverdichten“, sagt Fabian von Köppen, Geschäftsführer der Garbe Immobilien-Projekte GmbH und fügt in einem NDR-Beitrag hinzu: „Das Spannende an der Sache ist, dass die verbauten 5.500 Kubikmeter innerhalb von 23 Minuten in Deutschland nachwachsen.“
Ein ganzer Stadtteil aus Holz
Perspektiven des Holzbaus
Die Fachgruppe Holzbau Deutschland im ZDB ist überzeugt, dass der Holzbau beste Voraussetzungen bietet, um nachhaltig, ressourcenschonend und CO2 senkend zu bauen und gleichzeitig den Wohnungsbau voranzubringen. In den vergangenen fünf Jahren ist die Quote der genehmigten Wohngebäude in Holzbauweise kontinuierlich gestiegen, von 15,1 Prozent im Jahr 2014 auf, auf 17,8 Prozent im Jahr 2019. Für einen effizienten Klimaschutzbeitrag sei das Bauen mit Holz unerlässlich – sagen Experten. Dem Bausektor kommt bei der Vermeidung von Treibhausemissionen somit eine Schlüsselrolle zu. Holz wirkt sich aufgrund seiner Eigenschaft, der Atmosphäre CO2 zu entziehen und den enthaltenen Kohlenstoff langfristig zu speichern, positiv auf die Umwelt aus und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Je mehr mit Holz gebaut wird, umso mehr Kohlenstoff bleibt über viele Jahre gebunden. Damit trägt der Holzbau entscheidend dazu bei, den CO2-Gehalt in der Luft zu senken.
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