Sind Sie attraktiv?
Die Attraktivität der Abwasserbranche für Nachwuchs und Fachkräfte scheint auf den ersten Blick schwer vermittelbar, da Abwasser keine begeisternden Assoziationen weckt. Völlig zu Unrecht, wie sich auf dem 14. OWL-Abwassertag bei Jung Pumpen herausstellte. Die Attraktivität ist da, sie muss nur durch die richtige Kommunikation sichtbar werden.
Attraktiv durch Sinngebung - Ausbildungsanreize
Prof. Dr. Helmut Grüning von der FH Münster betont die Aufgabe von Bildungseinrichtungen, nicht nur der Hochschulen, junge Menschen über wichtige Bereiche wie Wasser- und Abwasserinfrastruktur zu informieren. Frühzeitiges Bewusstsein für die Funktionsweise der Welt und die erforderlichen Fähigkeiten zur Erhaltung oder Mitgestaltung schafft Orientierung bei der Suche nach einer sinnstiftenden Ausbildung und späteren Berufstätigkeit. Das Wissen, an Schlüsselstellen im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels oder der Stadthygiene mitzuwirken, steigert die Attraktivität einer Ausbildung in der Wasserwirtschaft erheblich. Professor Grüning bietet sowohl für Grundschulkinder als auch für Studierende passende Angebote an seinem Lehrstuhl für "Wasserversorgung und Entwässerungstechnik". Spezielle Besuchstage mit interaktiven Präsentationen, wie einer Augmented Reality Sandbox zur Veranschaulichung des Verhaltens von Regenwasser, begeistern Schüler. Zudem gibt es eine Orientierungsphase für Absolventen von weiterführenden Schulen, die herausfinden wollen, ob ein MINT-Studium das Richtige für sie ist.
Attraktiv durch Mitarbeitermotivation
Unternehmenscoach Marc Jürgen betont die zentrale Rolle der Mitarbeitermotivation bei der Steigerung der Attraktivität von Unternehmen. Um diese zu erhöhen, stellt er die Fragen: Für wen soll das Unternehmen attraktiv sein? Was charakterisiert die Zielgruppe? Was ist ihnen wichtig? Ein genauer Blick auf verschiedene Generationen, insbesondere die aktuelle Generation Z (Geburtsjahrgänge 2000-2010), ist dabei hilfreich. Angehörige dieser Generation sind Digital Natives, ihre Welt ist vernetzt und kommunikativ, digitale Anwendungen beherrschen sie intuitiv und schnell. Sie sind Individualisten und gewohnt, nach ihrer Meinung gefragt und in Entscheidungen mit einbezogen zu werden. Motivierende Faktoren, die die Attraktivität von Unternehmen für diese Zielgruppe steigern, sind Vernetzungsmöglichkeiten, Teamarbeit, Wertschätzung, Anerkennung, positives Vorgesetztenverhalten, Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie flexible Arbeitszeiten. Diese Argumente sollten breit kommuniziert werden, um ihre anziehende Wirkung zu entfalten.
Attraktiv mit cleveren Lohnkonzept-Lösungen
Peter Reininghaus vom Lohnkonzept Netzwerk Bielefeld präsentierte clevere Lohnoptimierungsmöglichkeiten als Instrument zur Steigerung der Unternehmensattraktivität. Diese Lösungen werden häufig übersehen, obwohl sie vom Kleinstbetrieb bis zum Konzern sowie für Kommunen und öffentliche Einrichtungen umsetzbar sind. Dabei spielt die Unternehmensgröße keine Rolle. Die Lohnkonzept-Lösungen erfolgen mit Hilfe steuer- und/oder sozialversicherungsfreien Lohnbestandteilen, was zu einer deutlichen Senkung der Lohnnebenkosten und einem spürbar höheren Nettoeinkommen für die Belegschaft führt – eine Win-Win-Situation. Unternehmen können aus über 50 Optionen attraktive Benefits für ihre Mitarbeitenden auswählen, wobei in der Praxis nur eine Handvoll Lösungen einfach umsetzbar sind. Es gilt, die passenden Bausteine für den jeweiligen Betrieb zu finden, die nicht nur für Mitarbeitende einen Mehrwert bieten. Auch für den Arbeitgeber müssen Verwaltung und Umsetzung schlank und transparent sein. Beliebte Benefits in Handwerksbetrieben sind beispielsweise die Unternehmenskarte, Internet-Kostenzuschüsse, Fahrtkostenzuschüsse, Erholungsbeihilfen und Aufmerksamkeiten. Durch begleitende Kommunikation kann eine starke Arbeitgebermarke aufgebaut werden, indem die gewährten Vorteile z.B. in Social-Media-Kampagnen oder Personalanzeigen hervorgehoben werden. Indem man Gutes für die Mitarbeitenden tut, wird das Unternehmen gleichzeitig für neue Talente attraktiv.
Attraktiv durch zufriedenes Potential – Mitarbeiterbefragung
Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden bildet die Grundlage für motiviertes Arbeiten und die gemeinsame Verfolgung unternehmerischer Ziele. Diese Zufriedenheit hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter z.B. das Betriebsklima, die Digitalisierung, Weiterbildungsmöglichkeiten und der Führungsstil. Die anonyme Mitarbeiterbefragung ist ein effektives Instrument zur Identifizierung möglicher Unzufriedenheitsquellen. Herbert Reithmeir von der DLS Unternehmensberatung hat viele solcher Befragungen begleitet. Aus seiner Erfahrung ist der Erfolg jedoch davon abhängig, dass Auftraggeber die Ergebnisse akzeptieren und notwendige Veränderungen umsetzen wollen. Eine sorgfältige Vorbereitung, Auswahl der Fragen, frühzeitige Ankündigung und ausreichend Zeit für die Teilnahme sind entscheidend. Transparenz bei der Präsentation der Ergebnisse und die aktive Einbindung der Mitarbeitenden in Lösungssuche und Überwachung von Veränderungen sind entscheidend. Diese Einbindung fungiert nicht nur zur Beseitigung von Schwachstellen, sondern stärkt auch die emotionale Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen. Je nach Betriebsgröße sowie Ziel und Umfang der Befragung kann es sinnvoll sein, zusätzlich mit Beratern von außen zusammenzuarbeiten.
Attraktiv durch Sichtbarkeit
Pentair ist ein weltweit agierender US-amerikanischer Wassertechnologiekonzern, zu dem auch Jung Pumpen gehört. Kulanda Shakirova-Haase aus dem internationalen Pentair Personalmanagement stellte einige bewährte Vorgehensweisen für die Personalrekrutierung des Konzerns in Europa am Beispiel der Niederlande vor. Die Herausforderung bei der Gewinnung von neuem Personal für ein internationales Unternehmen liegt darin, lokale Gegebenheiten zu verstehen und vor Ort aktiv zu werden. Dies beinhaltet z.B. die Bereitstellung eines Budgets für das Sponsoring lokaler sozialer Initiativen, an denen bestehende Mitarbeiter aktiv teilnehmen und so als Botschafter für das Unternehmen fungieren können. Betriebsbesichtigungen, Informationsveranstaltungen für Schulklassen, Kundengruppen, Presse und interessierte Bürger erhöhen die Sichtbarkeit und Attraktivität. Aktive Teilnahme an Karrieremessen, Projektkooperationen mit lokalen Bildungseinrichtungen und die Nutzung von sozialen Medien und Jobbörsen tragen ebenfalls zur Reichweitensteigerung bei. Nach erfolgreicher Rekrutierung ist ein effektives Onboarding entscheidend, um einen strukturierten Einstiegs- und Entwicklungsplan für jeden Mitarbeiter bereitzustellen und umzusetzen. Eine aktive Willkommenskultur sowie ein Mix aus Herausforderung und Förderung trägt dazu bei, dass Mitarbeiter dem Unternehmen treu bleiben und ihre Zufriedenheit nach außen tragen.
Attraktiv durch Arbeitszeitkonzepte
Rechtsanwalt Han Christian Jung stellte die 4-Tage-Woche in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen Die Implementierung dieses Konzepts kann die Attraktivität eines Unternehmens steigern, erfordert jedoch die Beachtung rechtlicher Grundlagen des Arbeitszeitgesetzes. Es gibt drei mögliche Arbeitszeitmodelle: 1. Vier Tage Arbeit bei reduzierter Arbeitszeit und angepasstem Lohn, 2. reduzierte Arbeitszeit bei gleichem Lohn, oder 3. die Arbeitsstunden des freien Tages werden auf die restlichen vier Tage aufgeteilt. Es ist zu beachten, dass die tägliche Arbeitszeit von 10 Stunden pro Werktag nicht überschritten werden darf (was bei einer 40-Stunden-Woche aufgeteilt auf 4 Tage automatisch Überstunden ausschließt). Eine elektronische, aufbewahrungssichere und nachträglich nicht mehr veränderbare Arbeitszeiterfassung ist hierfür erforderlich und wird zukünftig gesetzlich vorgeschrieben. Eine vertragliche Festlegung und Verankerung in einer Betriebsvereinbarung sind für die Umsetzung der 4-Tage-Woche unabdingbar. Tarifvertragliche Regelungen sollten im Vorfeld überprüft werden. Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert eine präzise Abstimmung auf das jeweilige Unternehmen hinsichtlich der Regelung von Pausen sowie von Krankheits-, Urlaubs- und Feiertagen. Mit einer sorgfältigen Umsetzung und klugen Kommunikation kann die 4-Tage-Woche sicherlich als Attraktivitätsfaktor dienen.
Fazit
Finanzielle Förderung von Unternehmensberatungen für kleine und mittlere Unternehmen
In diesem Zusammenhang ist das Bundesprogramm für die Förderung von Unternehmensberatungen für KMU interessant. Ziel ist es, die Erfolgsaussichten, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowie die Beschäftigungs- und Anpassungsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen zu stärken. Um dies zu erreichen können sich Unternehmen von qualifizierten Beraterinnen und Beratern zu allen wirtschaftlichen, finanziellen, personellen und organisatorischen Fragen der Unternehmensführung beraten lassen. Die entstehenden Kosten werden durch einen nicht rückzahlbaren Zuschuss durch das Förderprogramm reduziert.
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Quelle: Jung Pumpen
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