Flexibel im Werk und auf der Baustelle
Ungewöhnlich heftige oder langanhaltende Niederschläge können im innerstädtischen Bereich schnell zu Überschwemmungen führen. In Wilhelmshaven wird daher ein GFK-Stauraumkanal verlegt. Eine Baumaßnahme mit Hürden und Hindernissen, was laut Rohrhersteller Amiblu den Beteiligten ein gewisses Maß an Flexibilität abverlangte.
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In Wilhelmshaven wurde bereits vor Jahren ein Generalentwässerungsplan erstellt, der besonders gefährdete Bereiche aufgrund der baulichen Situation identifizierte. In diesen Bereichen führen die Technischen Betriebe Wilhelmshaven (TBW) seit einigen Jahren nun sukzessive eine hydraulische Sanierung ihres Kanalnetzes durch. Einer der Bereiche ist die Bremer Straße, in der in zwei Bauabschnitten der bestehende Kanal durch einen Stauraumkanal ersetzt wird. Dieser wird zukünftig das Regenwasser zwischenspeichern und die angrenzenden Kanäle sowie die Kläranlage bei Regenereignissen entlasten.
Der erste Bauabschnitt zwischen Schillerstraße und Oldeoogestraße mit einer Länge von rund 260 Metern wird seit Mai 2021 von der Strabag AG, Direktion Nord Bereich Weser-Ems, im Auftrag von TBW errichtet. Zum Einsatz kommen GFK-Rohre von Amiblu: zum einen kreisrunde Rohre DN 1700 und DN 1600 mit eingebautem Profilgerinne und zum anderen Rohre in der Nennweite DN 700. Darüber hinaus lieferten die GFK-Spezialisten noch insgesamt vier GFK-Schächte in den Dimensionen DN 2000 bzw. DN 2500. Die Planungen übernahm die Lindschulte Ingenieurgesellschaft mbH aus Nordhorn.
Starkregenereignisse aufgrund der Klimaveränderung
„Wir beobachten seit ungefähr sieben, acht Jahren, dass Starkregenereignisse aufgrund der Klimaveränderung immer häufiger werden und dabei auch heftiger ausfallen. Daher wurde das gesamte Stadtgebiet von Wilhelmshaven vor geraumer Zeit genau untersucht und durch die Ingenieurgesellschaft Lindschulte ein Generalentwässerungsplan aufgestellt, der die sogenannten hydraulischen Zwangspunkte identifiziert. Diese werden nun nach und nach hydraulisch saniert, das heißt die Kanäle in diesen Bereichen werden vergrößert“, erläutert TBW-Projektleiter Jan Harms.
Die ersten Zwangspunkte wurden bereits vor 10 Jahren in Angriff genommen. Bis alle Maßnahmen auf der Liste abgearbeitet sind, wird aber noch einige Zeit vergehen. Denn, so erläutert Jan-Markus Müller von Lindschulte: „Nach jeder umgesetzten Maßnahme werden die Daten im System aktualisiert und der Entwässerungsplan neu berechnet. Dieses Ergebnis wird dann mit dem vorhergehenden verglichen.“ Dies sei wichtig, da manche Maßnahmen beispielsweise durch Bauumstände verändert würden und nicht wie geplant eins zu eins umgesetzt werden könnten. „So kann dann rechtzeitig erkannt werden, ob die fertige Umsetzung eine geringfügige Anpassung der nächsten Maßnahme zur Folge hat“, so Müller weiter.
Überraschendes bei Tiefbauarbeiten
Torf saugt Grund- und Regenwasser auf
Mit den verwendeten Rohren haben die Technischen Betriebe Wilhelmshaven gute Erfahrungen gemacht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass aufgrund der geologischen und hydrogeologischen Verhältnisse ein stabiles aber im gewissen Maße auch flexibles Material benötigt wird. Harms: „Wir haben in Wilhelmshaven einen Kleiboden, der mit Torfbereichen durchsetzt ist. Dadurch ist der Boden über das Jahr gesehen immer wieder in Bewegung. Der Torf saugt das Grund- und Regenwasser wie ein Schwamm auf und dehnt sich entsprechend der Wasserstände aus oder zieht sich zusammen. Wir benötigen daher ein Material, welches gewisse Bodenbewegungen ausgleichen kann.“ Starre Rohrmaterialien neigen da eher zu Schäden und seien auch aufgrund ihres hohen Eigengewichtes nicht geeignet. Und zudem seien sie trotz einer geringen Wandstärke äußerst stabil.
Auftriebssicherheit bei den GFK-Rohren
Dass das geringe Gewicht nicht nur Vorteile hat, führt Müller aus: „Wilhelmshaven liegt sehr nordseenah, das bedeutet, es gibt entsprechend hohe Grundwasserstände und Schichtenwasser. Daher ist das Thema Auftriebssicherheit bei den GFK-Rohren mit diesen großen Durchmessern besonders zu beachten. Wenn nur der Trockenwetterabfluss vorhanden ist, sind die Rohre zum größten Teil mit Luft gefüllt. Das wiederum begünstigt den Auftrieb, wenn die Rohre im Grundwasser liegen.“
Gelöst wird das Problem durch Auflastpolster, die aus einem mit geeignetem Bodenmaterial gefüllten Geotextil bestehen. Diese liegen wie ein Schulterpolster über den Rohren. „Im Vorfeld haben wir berechnet, wieviel Auflast mit welcher Auflastfläche benötigt wird, um einem Auftrieb der Rohre entgegenzuwirken“, so Müller. Daher sei der Rohrgraben ungefähr 30 cm breiter ausgeführt worden, als nach DIN erforderlich gewesen wäre. Bei der Gründung der Rohre kommen wegen der geologischen Randbedingungen sogenannte Lastverteilungspolster zum Einsatz. Unter der Rohrsohle wurde der Graben rund 30 cm tiefer ausgehoben und ein Geokombigitter verlegt, welches mit einer Sandschicht gefüllt wird. Müller: „Wichtig ist, dass der Sand die entsprechenden Verdichtungswerte erreicht, die erforderlich sind, um für den Kanal einen homogenen Untergrund zu schaffen.“ Dabei sei im Vorfeld berechnet worden, wie breit das Lastverteilungspolster sein muss, damit sich die Rohre später nur innerhalb der Toleranzbereiche setzen können.
Planung, Ausführung und Lieferanten
„Das A und O bei einer solchen Maßnahme ist immer die gute und reibungslose Zusammenarbeit zwischen Planung, Ausführung und dem Lieferanten“, unterstreicht Müller. Das habe bei der Bremer Straße hervorragend funktioniert, wie auch Decker bestätigt: „Amiblu hat sehr flexibel auf die Umplanung reagiert und die Rohre DN 700, die zusätzlich benötigt wurden, unkompliziert und schnell auf die Baustelle geliefert.“ So konnte eine Verzögerung der Erneuerungsmaßnahme vermieden werden.
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Auch sonst konnte Amiblu überzeugen: „Die Rohre DN 1700 und DN 1600 werden im Schleuderverfahren mit einer Baulänge von je drei Metern hergestellt. Das Gerinne wurde dann im Werk nach den hydraulischen Berechnungen von Lindschulte mit Profilschalen aus GFK in die Rohre laminiert“, erläutert Jürgen Schneider, zuständiger Amiblu-Vertriebsmitarbeiter. „Das ist viel Arbeit, aber auf diese Weise können wir unsere Rohre immer an alle hydraulischen Erfordernisse genau anpassen. Diese Flexibilität gibt es bei anderen Rohrmaterialien nicht.“ So fließt der Trockenwetterabfluss nun durch den schmaleren Sohlbereich ab, während bei einem Regenereignis der gesamte Querschnitt für den Rückstau verwendet wird. Vorteilhaft ist dabei auch, dass die GFK-Rohre eine sehr glatte Innenfläche und gute hydraulische Eigenschaften aufweisen, die Ablagerungen in der Trockenwetterrinne nahezu unmöglich machen.
Passgenauer Einbau der Rohre
Sobald die Verlegung der GFK-Rohre im ersten Bauabschnitt abgeschlossen ist, wird direkt der Straßenausbau der Bremer Straße angeschlossen. Dabei werden nicht nur die Gehwege und die Fahrbahn inklusive der Parkbuchten und Bordanlage wiederhergestellt. Eine gute Ergänzung zur hydraulischen Sanierung des Kanals bilden neu geschaffene Baumstandorte, die die Straße nicht nur optischen aufwerten, sondern zusätzlich Schatten spenden und sich positiv auf das Stadtklima auswirken.
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Quelle: Amiblu
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