Wie Gärten auch ohne viel Gießen attraktiv bleiben

Aus meinem langjährigen Erfahrungsschatz als Staudengärtner gebe ich ein paar wichtige Tipps, um Gärten und Freianlagen klimaresilient zu gestalten. Dass es funktioniert, beweisen die inspirierenden Anpflanzungen auf den Produktionsflächen meiner Staudengärtnerei im landschaftlich reizvollen Rödelsee.

Tipp vom Experten bei Trockenheit: Garten anpassen an den Klimawandel
Frühsommeraspekt in Rödelsee mit Armeria maritima ‚Slendens‘ mit Echium russicum | Foto: Staudengärtnerei Hofmann

Welche Bepflanzungskonzepte haben Zukunft unter der sich zunehmend verstärkenden Klimaerwärmung? Wie geht man mit dem immer knapper werdenden Wasser um? Geht es gänzlich ohne Gießen in solch trockenen Sommern wie dem vergangenen?

Trockene Sommer führen zu Ödland im Garten

Es liegen zwei sich scheinbar widersprechende Konzepte auf dem Tisch: Im unmittelbaren Lebensumfeld, etwa um die eigene Terrasse und ganz besonders in Ballungsräumen braucht der hitzegeplagte Mensch im Sommer Schatten und Kühlung. Ohne durchdachtes und technisch unterstütztes Bewässerungsmanagement wird das vielerorts nicht gehen.

Andererseits ist selbstverständlich Wassersparen angesagt. Es braucht auch und gerade bewässerungsunabhängige Konzepte, die ästhetisch und ökologisch hochwertig sind. Rasen führt in offener Lage, ohne Grundwasseranbindung zunehmend zu sommerlich dauerbraunem, unattraktivem Ödland. Mehr Bäume pflanzen, unter denen das Gras länger durchhält? Keine Frage, aber was gedeiht auf offenen Flächen? Wird es noch unbewässerte Schmuckpflanzungen geben können?

Bei Trockenheit ist das Wurzelwerk entscheidend

Die Antwort ist ja, aber wir müssen genauer hinsehen. Viele Kunden sind daran gewöhnt die oberirdischen Pflanzenteile zu beurteilen. Pflanzenqualität wird oft noch gleichgesetzt mit starken Sprossen, dichter Belaubung, vielen Blüten. So werden regelmäßig zwar attraktive, aber „kopflastige“ Pflanzen in die Gärten gesetzt, die intensiv und über Jahre gewässert werden müssen, um dort weiterhin so zu gedeihen wie im Anzuchtbetrieb. An ihrem Naturstandort haben dieselben Arten völlig andere, viel tiefer gehende Wurzelsysteme. Gerade für Pflanzen von sommertrockenen Standorten ist das tiefe Einwurzeln die zentrale Überlebensfrage. Die oberirdischen Organe sind dort im Verhältnis sehr viel kleiner als bei Gartenpflanzen, deren Verhältnis von „oben“ und „unten“ ungünstiger ist, wenn es einmal drauf ankommt.

4 Tipps für Pflanzqualität und Bodenpflege im trockenen Sommer

Die logische Folgerung besteht darin:

  1. Besonders auf potenziellen Trockenstandorten auf tief gehende Durchwurzelbarkeit zu achten.
  2. Bodenverdichtungen sind unbedingt zu vermeiden!
  3. Zudem sollte eher mit „kleinen“ Pflanzenqualitäten gearbeitet werden.
  4. Die Ware sollte „jung und gierig“ sein. Stark genug, um die Etablierungsphase zu überstehen, aber so jung, dass sie erst am Standort richtig loslegt und ihr arttypisches Wurzelsystem in die Tiefe entwickeln kann, statt im Komfortbereich des Topfballens zu verharren.

Bei der Kundenberatung ist es ausgesprochen wichtig, dies zu erklären: Für potenziell trockene Standorte eignen sich eben keine „fetten“ Zierpflanzen. Viel geeigneter sind zähe und robuste, standortgerechte Setzlinge mit großem Potenzial. Kleinere und jüngere Ware benötigt nur in der Anwachsphase künstliche Bewässerung und wird schneller unabhängig. In der Praxis bewährt sich der gängige P0,5 (9x9cm-Ballen) sehr gut, solange die Pflanzen nicht überständig sind. Natürliche Stressresilienz kann durch gutgemeinte Kulturmaßnahmen verloren gehen. Das trifft auch für die überreiche Verwendung von Kompost zu.

Bei Trockenheit ist mehr nicht immer gut

Hochsommeraspekt mit Salvia sclarea, Eryngium planum, Nepeta ‚Walker’s Low‘, Salvia nemorosa ‚Caradonna‘, Verbascum chaixii, Phlomis (bzw. neuerdings Phlomoides) russeliana. | Foto: Staudengärtnerei Hofmann
Hochsommeraspekt mit Salvia sclarea, Eryngium planum, Nepeta ‚Walker’s Low‘, Salvia nemorosa ‚Caradonna‘, Verbascum chaixii, Phlomis (bzw. neuerdings Phlomoides) russeliana. | Foto: Staudengärtnerei Hofmann

Kompost ist gut, aber viel davon nicht! Kompost ist Dünger und bewirkt einen sehr starken Zuwachs der oberirdischen Blattmasse in mehreren Folgejahren und gerade das ist ein Problem bei Trockenheit, wenn diese Blattmassen dann nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden. Gut zu sehen in der Staudenanzucht, wo alle Pflanzen in sehr humosem Anzuchtsubstrat stehen, weil sie ja in gegebener Zeit zu starker Ware heranwachsen sollen. Schnell und sämtlich reagieren Containerbestände empfindlich auf Trockenstress. In der Praxis werden zuweilen auch im GaLaBau in bester Absicht Mengen an Kompost verabreicht, was besonders bei Pflanzungen, die später nicht gewässert werden sollen, kontraproduktiv ist.

Mulch bewahrt Feuchte bei Trockenheit

Mineralmulch mindert die Verdunstung. Die Schutzschicht liegt locker über dem Oberboden. | Foto: Staudengärtnerei Hofmann
Mineralmulch mindert die Verdunstung. Die Schutzschicht liegt locker über dem Oberboden. | Foto: Staudengärtnerei Hofmann

Es gilt den Wasserverlust des Bodens zu reduzieren. Die Methode hierfür ist das Mulchen. Indem die Kapillarität des Bodens an dessen Oberfläche unterbrochen wird, können Wärme, Sonne und Wind erheblich weniger Feuchte entziehen. Der Boden unmittelbar unter der Mulchschicht bleibt länger feucht und deutlich kühler, entsprechend ist das Bodenleben dort aktiver und die Pflanzen haben länger Wasser in der oberen Bodenschicht. Sie wachsen einfach besser als in nackter, ungeschützter Erde.

Mulchen gehört längst zur guten fachlichen Praxis und ist die entscheidende Bodenschutzmaßnahme unserer Zeit. Welches Material zum Einsatz kommt hängt stark davon ab, ob die geplante Pflanzung längerfristig mit Nährstoffen und Humus angereichert werden soll oder eben nicht.

Welcher Mulch? Anreichern oder nicht?

„Anreicherungsflächen“ sollen im Sinne von höherer Grünmasseproduktion verbessert werden. Ein schneller, starker Aufwuchs ist erwünscht. Dann ist auch der Einsatz von Komposten sinnvoll, aber es muss dann auch über Bewässerung nachgedacht werden. Neben klassischen Schmuckpflanzungen gehören in der Regel Gehölz- und Gehölzrandsituationen zu den Anreicherungsflächen, wenn sich etwa Falllaub ansammelt.

Im Gegensatz dazu sollen „Aushagerungsflächen“ eben nicht durch üppiges Laubwerk und hohen Aufwuchs bestechen, sondern ein eher karges, an Trockenstress aber gerade besonders gut angepasstes Vegetationsbild zeigen. Artenreiche, im Sinne erhöhter Biodiversität besonders wertvolle Pflanzungen funktionieren auf eher mageren Böden besonders gut. Es kommen hier stresstolerante, weniger konkurrenzstarke Pflanzen zum Einsatz.

Typische Aushagerungsflächen wären aus den Vegetationsbildern von Steppen, Felssteppen oder Trockenrasen hergeleitete Gestaltungsvorstellungen, ebenso trockentolerante Präriethemen. Letztere erweisen sich als Spitzenreiter in puncto Trocken- und vor allem Hitzetoleranz. In Aushagerungsflächen wäre Kompost oder gar Mineraldünger folgerichtig unsinnig.

Der Drei-Bewässerungs-Zonen-Garten

Herbstaspekt mit Echinops niveus, Poa labillardieri, Stipa gigantea, Verbascum nigrum-Fruchtstände, Hyssopus officinalis f. alba (v.l.) | Foto: Staudengärtnerei Hofmann
Herbstaspekt mit Echinops niveus, Poa labillardieri, Stipa gigantea, Verbascum nigrum-Fruchtstände, Hyssopus officinalis f. alba (v.l.) | Foto: Staudengärtnerei Hofmann

Die jeweiligen Vorzüge zu bewässernder und zeitweise trockenfallender Vegetation sollten genutzt werden. Warum eine Anlage nicht von vorneherein in Abhängigkeit von Bewässerungsmenge und Zyklus gliedern?

Gliederung in ein Drei Zonen-Modell:

  1. Anreicherungszone mit guter und regelmäßiger Bewässerung für Topf- und Kübelpflanzen und evtl. ein halbschattig gelegenes Rasenstück; zusätzlich eventuell Zierbeete mit Sommerblumen, Dahlien und Prachtstauden. Auch die beliebten Hortensien gehören in solche Situationen mit „Oasenfeeling“. Geeignete Bewässerungstechnik kann den nötigen Wasserverbrauch hierbei stark senken.
  2. Übergangszone (überwiegend ebenfalls Anreicherungsflächen): Hier kommen je nach Region, verschiedene Bepflanzungen mit Stauden und Gehölzen in Frage. Gelegentliches Wässern in größeren Abständen und bei akutem Bedarf, dann aber kräftig.
  3. Zone völlig ohne Bewässerung, meist Aushagerungsflächen: durch geeignete Standortwahl, -Aufbereitung und standortgerechte Pflanzenauswahl ist das sehr gut möglich (Beispiele siehe Fotos). Wichtig: Während der Fertigstellungspflege muss allerdings auch hier gewässert werden!

TIPP: Ein zukunftsfestes, „nachhaltiges“ Konzept enthält möglichst große Anteile von Zone 3 und nur kleine für Zone 1.

Pflanzenauswahl für die trockene „Zone 3“

Die Verwendung von Sand-Mulch bei Staudenpflanzungen spart viel Wasser und reduziert Unkraut. | Foto: Staudengärtnerei Hofmann
Die Verwendung von Sand-Mulch bei Staudenpflanzungen spart viel Wasser und reduziert Unkraut. | Foto: Staudengärtnerei Hofmann

In Mitteleuropa gibt es viele an Trockenheit angepasste Arten, von denen noch lange nicht alle gärtnerisch genutzt werden. Zudem findet sich in benachbarten Florenreichen, wie dem schon immer sommertrockenen und warmen Süden und Südosten des Kontinents reichlich Potenzial. Kontinentale Pflanzen aus den Steppengebieten Südosteuropas und Asiens und ebenso viele nordamerikanische Wildstauden (Präriestauden) vertragen Sommerhitze ebenso gut wie die Winterkälte und haben sichtbar keine Probleme mit dem Klimawandel.

Gedeiht die grüne Branche?

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Fazit

Unsere Gärten und Freianlagen werden sich, ebenso wie unsere Wälder und Wiesen in den kommenden Jahren weiter verändern. Es stehen genügend vielversprechende Gehölze und Stauden zur Verfügung, um den Wandel bewusst und gartenbaulich-ästhetisch gewinnbringend zu gestalten. Der Wasserbedarf unserer Gärten kann und muss reduziert werden.

Till Hofmann ist Staudengärtner und zusammen mit seiner Frau Fine Molz seit 2017 im unterfränkischen Rödelsee selbstständig. (Kontakt: info@die-staudengaertnerei.de) | Foto: Staudengärtnerei Hofmann
Till Hofmann ist Staudengärtner und zusammen mit seiner Frau Fine Molz seit 2017 im unterfränkischen Rödelsee selbstständig. (Kontakt: info@die-staudengaertnerei.de) | Foto: Staudengärtnerei Hofmann

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