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Golfplatzpflege im Einklang mit der Natur

Der Golf-Club Feldafing, 1926 gegründet, liegt im öffentlichen Lenné-Park am Westufer des Starnberger Sees und gehört zu den ältesten Golfclubs Deutschlands. Er investiert eigenen Angaben zufolge rund 300.000 Euro im Jahr nur für die Natur, denn neben der Pflege der Spielbahnen zeichnen die Greenkeeper auch für mehr als 10.000 Einzelbäume, über 100 kleine Wäldchen, Blühwiesen, Biotope, Bachläufe und öffentliche Wege im Park verantwortlich. Die extensiv bewirtschafteten Areale machen fast zwei Drittel der 75 Hektar großen Gesamtfläche aus und dienen als Lebensraum für Flora und Fauna.

Greenkeeping beim Golf-Club Feldafing
Der Golf-Club Feldafing liegt idyllisch mitten im historischen Lenné-Park am Westufer des Starnberger Sees. | Foto: Stefan von Stengel

Die Symbiose von Golf und Natur gehört von Anfang an zum Selbstverständnis des Golf-Club Feldafing (GCF). Seine besondere Lage im öffentlichen Lenné-Park ist Leidenschaft, Herausforderung und Verpflichtung zugleich. GCF-Präsident Nikolaus von Koblinski und Geschäftsführer Florian Kohlhuber haben im Jahr 2011 angefangen, ein „wohlwollendes Spannungsfeld und eine Symbiose“ zu erzeugen zwischen den Vertretern des Lenné-Parks - das ist die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung -, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Golfclub.

Die acht fest angestellten Greenkeeper des Golf-Club Feldafing kümmern sich nicht nur um das Golfareal, sondern pflegen auch den Forst, die Bachläufe und öffentlichen Wege des historischen Lenné-Parks. | Foto: bs
Die acht fest angestellten Greenkeeper des Golf-Club Feldafing kümmern sich nicht nur um das Golfareal, sondern pflegen auch den Forst, die Bachläufe und öffentlichen Wege des historischen Lenné-Parks. | Foto: bs

Im November 2023 konnte nach 10-jähriger Verhandlung der Pachtvertrag beim Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtages um weitere 50 Jahre verlängert werden. Damit verbunden auch die Lizenz, Wasser aus dem Starnberger See zur bedarfsgerechten Bewässerung entnehmen und gefiltertes Oberflächenwasser zuführen zu können. Somit stellen die Akteure unter Beweis, dass es bei gegenseitiger Rücksichtnahme möglich ist, den verschiedenen Interessensgruppen gerecht zu werden.

GCF-Präsident Nikolaus von Koblinski (von  rechts), Geschäftsführer Florian Kohlhuber und Head--Greenkeeper Florian Eska sind ein erfolgreiches Team in Sachen Golf und Natur. | Foto: bs
GCF-Präsident Nikolaus von Koblinski (von rechts), Geschäftsführer Florian Kohlhuber und Head--Greenkeeper Florian Eska sind ein erfolgreiches Team in Sachen Golf und Natur. | Foto: bs

Der in Insiderkreisen bezeichnete „Wohlfühl-Golfclub“ wurde vielfach ausgezeichnet und ist stolz auf die „Zertifizierung und Konformitätsbescheinigung nach ISO 14001“, die Auszeichnung als „Blühender Golfplatz“ durch das Bayerische Umweltministerium, die Zertifizierung „Golf & Natur“ in Gold durch den Deutschen Golfverband und das Bundesamt für Naturschutz sowie den Gewinn des BGV-Allianz-Umweltpreises. Die Rezertifizierung von Golf & Natur erfolgt alle zwei Jahre.

Im August 2024 erfolgte im GC Feldafing die Rezertifizierung des Qualitäts- und Managementprogramms "Golf&Natur" in Gold. | Foto: Deutscher Golf Verband
Im August 2024 erfolgte im GC Feldafing die Rezertifizierung des Qualitäts- und Managementprogramms "Golf&Natur" in Gold. | Foto: Deutscher Golf Verband

Umweltzentrierte Platzpflege

Head-Greenkeeper Florian Eska verstärkt die Leitung des Golfclubs seit 11 Jahren. Er ist dafür verantwortlich, dass Platz- und Parkpflege im Einklang mit der Natur erfolgen. Dabei helfen ihm seine 7-köpfige Mannschaft und die Greenkeeping-Software „Punctus“, die genau auf die Bedürfnisse des GCF zugeschnitten ist. Eska wendet das Super-Tool begeistert an. Auch eine eigene Wetterstation und sogar ein Testlauf-Automower sind an das Punctus-System gekoppelt.

Der Testlauf-Automower kann mit dem Punctus-System zusammenarbeiten. | Foto: bs
Der Testlauf-Automower kann mit dem Punctus-System zusammenarbeiten. | Foto: bs

„Wir haben den ganzen Platz digitalisieren lassen, alle Flächen, Regner, Drainagen, Bunkerkanten etc. sind erfasst. Auch Arbeits- und Pausenzeiten, wer, wann, mit welcher Maschine tätig ist, werden laufend dokumentiert. Und ich habe alles auf dem Handy und kann jederzeit alles steuern, wie beispielsweise die Bewässerung, das Nährstoffsystem, den Maschinen- und Mitarbeitereinsatz, die Bestellung von Ersatzteilen und vieles mehr.“

Die intensiv genutzten Spielflächen werden auf Basis regelmäßiger Bodenanlysen bedarfs- und umweltgerecht gedüngt. | Foto: bs
Die intensiv genutzten Spielflächen werden auf Basis regelmäßiger Bodenanlysen bedarfs- und umweltgerecht gedüngt. | Foto: bs

Um samtige Grüns, gepflegte Fairways und gute Abschläge zu garantieren, ist ein besonderes Maß an Pflege erforderlich und es muss stets sichergestellt sein, dass die strengen Regeln für den Erhalt des in die Natur integrierten Platzes berücksichtigt werden. So genießt die ökologische Verträglichkeit aller Maßnahmen höchste Priorität.

Florian Eska, genannt der Grünflüsterer des Golfplatzes, kennt wie kaum ein anderer den Zusammenhang zwischen Bodenqualität und Pflanzenwachstum. Auf Pflanzenschutzmittel kann er verzichten, weil er genau weiß, welche biologischen Nährstoffgaben im jeweiligen Anwendungsfall die beste Wirkung erzielen. Die Unkrautentfernung erfolgt manuell, Schädlinge, wie zum Beispiel der Buchsbaumzünsler, werden mit Lockmitteln bekämpft.

Hochwertige Maschinen- und Geräteausstattung

Für die Platzpflege stehen Florian Eska und seinem Team zehn handgeführte und sechs Triplex-Greens-Mäher zur Verfügung, drei Fairway-Mäher und drei Semi-Rough-Mäher. Mit handgeführten Spezialgeräten und Verti-Drain wird aerifiziert, vertikutiert und geschlitzt.

Regelmäßiges Mähen ist das A & O im Golfareal. | Foto: bs
Regelmäßiges Mähen ist das A & O im Golfareal. | Foto: bs

Zwei Motorrechen für die Bunkerpflege, eine Feldspritze zum Ausbringen von biologischen Algenextrakten, vier Kompakttraktoren und sieben Gator-Nutzfahrzeuge ergänzen den Maschinenpark. Jetzt sollen Automower dazukommen und künftig elektrisch bzw. Akku betriebene Maschinen.

Greenkeeper-Team auf dem Weg zum Bunkerpflege-Einsatz. | Foto: bs
Greenkeeper-Team auf dem Weg zum Bunkerpflege-Einsatz. | Foto: bs

„Der Automower unterstützt, aber ersetzt niemanden“, sagt Florian Eska. „Er erkennt zum Beispiel keine Zweige oder Wasserpfützen. Durch seine Hilfe – er mäht zum Igelschutz nur tagsüber sieben Stunden pro Woche – kann menschliche Arbeitskraft an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden.“

Blickachsen wie diese zum Starnberger See gibt es nicht viele, doch Licht und Luft sind für gesundes Gräserwachstum wichtig. Baumveterane wie dieser Einzelbaum stammen noch aus der Zeit von Peter Joseph Lenné. | Foto: Stefan von Stengel
Blickachsen wie diese zum Starnberger See gibt es nicht viele, doch Licht und Luft sind für gesundes Gräserwachstum wichtig. Baumveterane wie dieser Einzelbaum stammen noch aus der Zeit von Peter Joseph Lenné. | Foto: Stefan von Stengel

Für die Park- und Baumpflege wurden Motorsägen und Helme mit Funk, ein 4-Tonnen-Bagger mit Sortiergreifer, ein Häcksler, ein Radlader und Spielwinde sowie wichtiges Kronensicherungsmaterial angeschafft. Eska ist zwar auch Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumkletterer, doch aus Zeitmangel werden Kletter- oder Arbeitsbühnenarbeiten meist von Fremdfirmen ausgeführt.

Willkommenskultur

Geschäftsführer Florian Kohlhuber koordiniert nicht nur den knapp zwei Millionen schweren Jahreshaushalt des GCF, sondern kümmert sich vor allem auch um das Rechtliche und die Schnittstellen nach außen. Er pflegt die Kontakte zwischen Golfplatz und Ämtern, Behörden,Versicherungen, Ornitologen, Umweltschutzorganisationen und mehr. Gemeinsam mit dem Präsidenten Nikolaus von Koblinski arbeitet er Tag für Tag daran, dass sich Mitglieder, aber auch Gäste, rundum wohlfühlen.

Neue Mitglieder auf Erkundungsfahrt über den Golfplatz. | Foto: bs
Neue Mitglieder auf Erkundungsfahrt über den Golfplatz. | Foto: bs

Für neue Mitglieder gibt es einen dreistündigen Willkommenskurs. Eine Stunde davon widmen sich Präsident und Geschäftsführer ganz dem neuen Mitglied, die restlichen zwei Stunden gehören dem ersten Golf-Unterricht auf dem Platz. Das hinterlässt unvergessliche Eindrücke. Nikolaus von Koblinski: „Unsere Maxime lautet: Jeder Besucher, jedes Mitglied soll nach dem Besuch bei uns sagen: es war ein wunderschöner Freudentag.“

Umgang mit Extremwetter

Spannend wird es, wenn die Natur mit Sturm, Wind oder Starkregen für Überraschungen sorgen will. Doch im Büro des Clubhauses gibt es eine Warnsoftware. Kohlhuber: „Die schmale, langgezogene Golfanlage erfordert ein Frühwarnsystem, damit noch Zeit besteht, um Spieler vor Einbruch des Unwetters ins Clubhaus zu holen. Durch die exakte Dokumentation der Unwetter lassen sich eventuelle Schäden für den Versicherungsfall genau nachweisen. Glücklicherweise ist es noch nie zu Personenschäden gekommen.“

Nach einem Unwetterereignis werden die betroffenen Bereiche effizient freigeräumt. | Foto: Golf-Club Feldafing
Nach einem Unwetterereignis werden die betroffenen Bereiche effizient freigeräumt. | Foto: Golf-Club Feldafing

Die Greenkeeper haben bei Unwetter richtig viel Arbeit, denn „da kippt schon mal ein Baum um“. In einem solchen Moment heißt es organisiert und besonnen vorgehen und eine Sonderregel einführen, damit in Ruhe, aber zügig abgeräumt werden kann. Eska teilt seine Teams dann gerne so ein, dass ein älterer, erfahrener Mitarbeiter die jüngeren, tatkräftigen begleitet. Diese Vorgehensweise hat sich seither bewährt. Wenn Sandbunker oder andere Flächen mit Wasser vollgelaufen sind, muss abgepumpt werden. Danach werden die Bereiche wieder bespielbar gemacht.

Bunkerrechen nach einem Regenereignis in Aktion. Die Wiederherstellung des fertigen Bunkers erfolgt dank der präzisen Zusammenarbeit von drei Mann in wenigen Minuten. | Foto: bs
Bunkerrechen nach einem Regenereignis in Aktion. Die Wiederherstellung des fertigen Bunkers erfolgt dank der präzisen Zusammenarbeit von drei Mann in wenigen Minuten. | Foto: bs

Greenkeeper gesucht

Viele Hände machen ein schnelles Arbeitsende. | Foto: bs
Viele Hände machen ein schnelles Arbeitsende. | Foto: bs

„Es ist eine Herausforderung, Mitarbeiter für den Platz zu finden und sie zu motivieren, denn sie müssen auch mal Samstag und Sonntag auf den Platz. Sie müssen morgens relativ früh anfangen und abends eben auch nicht um 16:30 Uhr die Harke fallen lassen. Außerdem haben sie im Sommer während unserer Hochsaison keine Ferien“, sagt Nikolaus von Koblinski. Bei den nur insgesamt 700 Golfplätzen deutschlandweit ist die in Stufen gegliederte, achtjährige Ausbildung bis zum Head-Greenkeeper nicht so bekannt, wie beispielsweise die Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer.

Für die bienenfreundlichen, einjährigen Blühwiesen und Blütensäume verwendet Florian Eska regionales Saatgut von Rieger und Hofmann. Der Golfclub unterhält eine eigene Imkerei. | Foto: bs
Für die bienenfreundlichen, einjährigen Blühwiesen und Blütensäume verwendet Florian Eska regionales Saatgut von Rieger und Hofmann. Der Golfclub unterhält eine eigene Imkerei. | Foto: bs

Florian Eska hat als gelernter Landschaftsgärtner den Weg zum Head-Greenkeeper beschritten. „Ich wollte nicht nur Gärten anlegen, die ich dann nach einigen Jahren wieder umgestalten muss, sondern die Anlagen auch langfristig instand halten und betreuen. Das gelingt im Greenkeeping ideal.“ Von Koblinski abschließend: „Unser überschaubares Mitarbeiterteam (zurzeit insgesamt 30 Personen) sorgt sowohl auf dem privaten Sportgelände als auch im öffentlichen Parkbereich für das Wohl von Mensch und Natur. Damit ist Golf eine, wenn nicht die einzige Sportart, die die Natur umfangreich unterstützt.“

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