Golfanlagen als Refugium für viele und seltene Arten
Deutschlands Golfanlagen setzen zunehmend auf die Förderung der Biodiversität. Die Verantwortung für die Erfolge vor Ort liegt beim Greenkeeper.
Vielfalt der Landschaften bedeuten unterschiedliche Lebensräume
Längst nimmt das Thema Biodiversität im Rahmen der Golfplatzpflege einen wesentlichen Raum ein. Eigene Biodiversitäts-Ausschüsse beim Deutschen Golf Verband und einzelnen Landesverbänden beschäftigen sich ebenso damit wie der Fachbereich Umwelt & Platzpflege des DGV. Vor Ort auf dem Golfplatz aber ist es am Ende der Greenkeeper, der die praktische Ausgestaltung des Themas übernimmt. Ein Gefühl für die Möglichkeiten der Landschaft ist da gefragt, Leidenschaft für das Thema und Engagement. Manfred Beer, inzwischen seit 25 Jahren auf der Golfanlage Isarwinkel vor Ort, weiß, dass sich der Aufwand lohnt. „Man wächst mit der Anlage mit, dabei lernt man herauszufinden, was für den jeweiligen Golfplatz passt.“
Alte Streuobstbaumbestände fördern
In Baden-Württemberg zum Beispiel spielt die Pflege alter Streuobstbaumbestände auf zahlreichen Golfanlagen inzwischen eine wesentliche Rolle. Beim GC Domäne Niederreutin zum Beispiel pflegt das Greenkeeping-Team unter der Leitung von Josef Reiss neben rund 200 Apfelbäumen, 80 Birnen- und 50 Zwetschgenbäume. „Ein besonderes Anliegen von mir und meinem Team ist der landschaftspflegerische Erhalt unserer Kulturlandschaften, die stark von Streuobstwiesen geprägt sind, die gerade jetzt im Frühjahr in weiteren Teilen Baden-Württembergs blühen, auch auf unseren Golfplätzen.“
Mit der Förderung alter Obstbaumsorten passt man auch perfekt in das Programm „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ des Baden-Württembergischen Golfverbandes, der hier mit dem Umweltministerium Baden-Württemberg und dem Deutschen Golf Verband zusammenarbeitet. Mehr als 50 Clubs haben sich der Initiative inzwischen angeschlossen. Golfplätze, so die Botschaft der Initiative, „sind zwar einerseits wichtige Naherholungsgebiete für sportinteressierte Menschen, gleichzeitig aber auch zunehmend biodiverse Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen, die immer größere Schwierigkeiten haben, adäquate Lebensräume ungestört zu finden und zu besiedeln.“
Wie groß die Vielfalt tatsächlich ist, belegt zum Beispiel eine Erhebung aus dem Jahr 2020 auf der Anlage des GC Altötting-Burghausen, wo 20 Experten in einem Zeitraum von 24 Stunden zirka 90 Pilzvarianten, 45 Vogel- und 33 Spinnenarten nachwiesen. Dazu noch rund 350 weitere Pflanzen, Insekten und Amphibien. Darunter befanden sich nach Aussagen von Eveline Merches, die den sogenannten GEO-Tag auf der Golfanlage für die Kreisgruppe Altötting des BUND Naturschutz organisiert hatte, auch zahlreiche Rote Liste Arten wie der Sonnen-Täubling (Russula solaris) oder die Ufer-Pyjamaspinne (Singa nitidula).
Mit begrenzten Ressourcen haushalten
Das Potential von Golfanlagen in Sachen Förderung der Biodiversität hat sich in Bayern ebenfalls in einer Kooperation niedergeschlagen. Hier arbeiten das Umweltministerium und der Bayerische Golfverband im Rahmen des sogenannten Blühpaktes zusammen. Die Greenkeeper vor Ort entwickeln dabei vor Ort zusammen mit Experten des Landesbundes für Vogelschutz ein Konzept zur Förderung der Artenvielfalt, das von der Anlage von Totholzhaufen, dem richtigen Schnitt von Wiesen über die richtige Auswahl von Heckenpflanzen reichen kann. Dabei wird auch bedacht, dass die Greenkeeper vor Ort meist personell und zeitlich nur über begrenzte Ressourcen verfügen. „Grundsätzlich macht es erst einmal Sinn, weniger zu machen, aber das dann ordentlich“, resümiert Manfred Beer, der seinen Kollegen in seiner Funktion als Vorsitzender beim Greenkeeper Verband Bayern auch empfiehlt, „zum Beispiel erst einmal die Roughflächen ordentlich zu organisieren.“
Die hohe Wertigkeit dieser Bereiche ist inzwischen auch wissenschaftlich nachgewiesen. Diverse Bachelor- und Masterarbeiten in Deutschland befassen sich mit der Frage, inwieweit Golfanlagen Biodiversität fördern können. Auf der Golfanlage Valley zum Beispiel, die im Großraum München mit 36 Löchern auf 154 Ha Größe zu den großen Anlagen gehört, legte man 30 Ha Magerwiesen, 20 Ha artenreiche Extensivflächen, 30 Ha Salbei-Glatthaferwiesen, Schwingel-Rotstraußgrasrasen und vier verschiedene Feuchtbiotope an. Sarah Augustin analysierte die Flächen für eine Masterarbeit zum „Zustand und Entwicklungspotential der Hochgrasflächen“ und stellte die Anzahl der Arten ins Verhältnis zur Biomasse. 175 Pflanzenarten wurden erfasst, 17 davon waren gesetzlich geschützt. Überraschungsfunde wie das Tausendgüldenkraut kamen hinzu. „Viele der neuangelegten Flächen haben sich inzwischen prächtig entwickelt“, attestiert auch Josef Fass, Fachreferent für Naturschutz vom Landratsamt Miesbach, der Golfanlage.
Es ist eine Frage, die man sich deutschlandweit auf Golfanlagen stellt. Die Zielsetzung, nicht nur qualitativ hochwertige Golfplätze im Sinne von Sportplätzen zu stellen, gleichzeitig aber auch die Förderung von Biodiversität zu ermöglichen, ist inzwischen fest verankert. „Golfplätze naturverträglich zu pflegen, ist selbstverständlich“, sagt Manfred Beer dazu. „Und es macht einfach Spaß Dinge entstehen zu sehen.“ So wie das Große Zweiblatt im GC Isarwinkel. Unscheinbar und doch so wertvoll.
Zur Autorin: Petra Himmel ist Journalistin und Gründerin der Plattform Golf Sustainable, die sich mit Fragen zur Nachhaltigkeit im Golfsport befasst.
Gedeiht die grüne Branche?
Aktuelle Nachrichten zu den Entwicklungen im GaLa-Bau erfahren Sie in unserem Newsletter.
Hier abonnieren!
Neueste Beiträge:
Meistgelesene Artikel
Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?
Bauleistungen
Dienstleistungen
Lieferleistungen
Verwandte Bau-Themen:
Top Bau-Themen:
Jetzt zum Newsletter anmelden:
Werden Sie Experte im Garten- und Landschaftsbau. Plus: Kommunaltechnik.