Fahrbericht MAN Transporter: der TGE 6.180 Abrollkipper
Als kompakter Hakenabrollkipper mit rund 2 t Nutzlast macht der MAN TGE 6.180 im GaLaBau eine gute Figur. | Foto: QUATEX
Um Minibagger, Rasentraktoren, Sand und Kies oder Pflanzkübel zu transportieren, sind Kastenwagen ungeeignet. Besser lässt sich das mit kleinen Abrollkippern bewerkstelligen, die es bei MAN auch im Transporter-Format gibt. Seit Einführung des TGE im Jahr 2017 haben die Münchener ihre Nutzfahrzeugstärke ausgespielt und das Pendant zum VW Crafter in allen möglichen Varianten verkauft. Allein im vergangenen Jahr waren es fast 22.000 Einheiten, die in Europa einen Käufer fanden. Darunter auch Abrollkipper vom Schlag eines MAN TGE 6.180 mit Palfinger-Hakengerät, den die Redaktion während einer ausgiebigen Probefahrt mit und ohne Ladung testen konnte.

Praktisch sind solche Hakenabroller vor allem deshalb, weil der Fahrer die Container samt Fracht am Einsatzort einfach abstellen und gleich weiterfahren kann, um den nächsten Auftrag abzuarbeiten. Auf die Entladung warten, muss er nicht. Müssen Gehwege oder Plätze gepflastert werden, rollt so ein Spezialfahrzeug den mit Sand oder Pflastersteinen gefüllten Aufbau auf den Boden und lässt ihn vom Haken. Danach kann das Team vor Ort die Ladung je nach Arbeitsfortschritt entnehmen und bei völliger Entleerung Nachschub anfordern.

Verladung und Lieferung von Maschinen

Mit dem richtigen Container klappt auch die Verladung und Lieferung von Maschinen wie am Schnürchen. Ganz eben abgestellt, sind die Hecktüren des Behälters schnell geöffnet, der Aufsitzrasenmäher aufgefahren und verzurrt. Per Hydraulik zieht der Haken dann die gesamte Ladung auf den Rücken des Transporters. Das Abladen in der Grünanlage funktioniert in umgekehrter Reihenfolge ähnlich unkompliziert.

Für den MAN TGE-Testwagen hat Palfinger die Aufbauarbeit übernommen und ein Teleskop-Hakengerät vom Typ PH T 05 installiert. Bei 900 mm Hakenhöhe deckt er Containerlängen bis 3,90 m ab und verfügt über ausreichend Hubkraft, um bis zu 5,0 t schwere Behälter aufzunehmen, abzurollen und abzukippen. Seine niedrige Transporthöhe von 180 mm und das geringe Eigengewicht von knapp 700 kg sollen die Mitnahme selbst größerer Behälter mit mehr Volumen ermöglichen. Die hydraulische Verriegelung für den sicheren Transport erfolgt automatisch nach Aufziehen des Containers.

Abkippen von Schüttgütern

Fast mühelos zieht das Palfinger-Hakengerät mit 5 t Hubkraft die voll beladene Mulde auf das MAN-Fahrgestell. | Foto: QUATEX
Fast mühelos zieht das Palfinger-Hakengerät mit 5 t Hubkraft die voll beladene Mulde auf das MAN-Fahrgestell. | Foto: QUATEX
Für die Probefahrt arbeitet der TGE 6.180 mit einer so genannten Mini-Bayernbox von Decker Containerbau, die mit gut 1,9 t Splitt beladen wurde. Die Transportmulde misst 3,25 x 2,35 m in Länge mal Breite und ist 30 cm hoch. Daraus ergibt sich ein eher mageres Ladevolumen von rund 2 Kubimeter. Die Tragkraft beträgt dagegen stolze 5 t. Mehr vertragen Hakengerät und Fahrgestell ohnehin nicht. Die vier klappbaren Zurrösen in der Ladefläche halten 2,5 t Zugkraft stand und fixieren alle größeren Maschinen für die Gartenarbeit zuverlässig. Die Seitenwände sind abgerundet und voll verschweißt. Das leichte Auffahren von Minibagger oder Rasentraktor erlauben die flache Ladekante und die beiden Flügel-Pendelklappen am Heck. Die Flügeltüren finden allerdings keinen Anschlag und lassen sich nicht arretieren, weshalb das Abkippen von Schüttgütern zum Geduldsspiel wird. Zumindest wenn keine helfenden Hände mit anpacken können. Sobald das Hakengerät die Mulde in Richtung 45°-Stellung bringt, fallen die Klappen schneller wieder zu als das Schüttgut ins Rutschen geraten kann.

Das Kippen mit dem MAN TGE

Hinzu kommt, dass der Nebenabtrieb getriebeseitig, nicht motorseitig gesteuert ist. Das bedeutet, dass entweder der MAN TGE bewegt werden kann oder der Nebenabtrieb am Getriebe die Hydraulikpumpe antreibt, um den Kippvorgang einzuleiten beziehungsweise fortzusetzen. Ein schnelles Vorziehen des Transporters ist daher nur nach vorherigem Stopp der Kippbewegung möglich. Das kann unpraktisch sein, wenn sich hinter dem Heck bereits ein großer Schüttguthaufen gebildet hat, der das weitere Abrutschen der Ladung verhindert. Dann ist ein Vorziehen des Transporters unumgänglich, sofern die komplette Ladung runter soll.

Das Palfinger Hakengerät lässt sich präzises und komfortabel über die kabelgebundene Fernbedienung steuern. Sie ist mit einem starken Magneten versehen und lässt sich am Fahrerhausblech festklicken, sofern sie nicht ständig in der Hand bleiben soll. Dank einfacher, verständlicher Piktogramme auf dem handlichen Modul können selbst Laien den Kipper nach kurzer Einweisung sicher bedienen. Bevor der Kippvorgang starten kann, muss der Mann am Steuer über das Schalterpanel linksunten vom Lenkrad den Nebenabtrieb per Tastendruck einschalten. Dort lässt sich auch die Leerlaufdrehzahl des Motors erhöhen, um einen zügigen Kipp- oder Abrollvorgang zu realisieren. Motor, Nebenabtrieb und Hydraulik haben ausreichend Kraft, um Behälter mit etwas mehr als 2 t Gewicht auf die Ladefläche zu ziehen.

Was die Fahrerkabine zu bieten hat

Übersichtlich und funktionell zeigt sich das Armaturenbrett im 5,5-Tonner mit Einzelkabine und Doppelbeifahrersitzbank. | Foto: QUATEX
Übersichtlich und funktionell zeigt sich das Armaturenbrett im 5,5-Tonner mit Einzelkabine und Doppelbeifahrersitzbank. | Foto: QUATEX

Für die Bedienung des Nebenabtriebs muss der Fahrer nicht zwingend auf seinem Platz sitzen. Das lässt sich auch neben der Kabine stehend bewerkstelligen. Das Ein- und Aussteigen in den 5,5-Tonner gelingt allerdings mühelos über zwei Stufen in 43 und 70 cm Höhe. Einmal auf dem sehr bequemen Fahrersitz Platz genommen, kann sich der Mann hinter dem Lenkrad über ein aufgeräumtes und übersichtliches Cockpit freuen. Dank schlanker A-Säulen und großer Windschutzscheibe ist die Rundumsicht ausgezeichnet. In der Einzelkabine mit Heckfenster findet die Besatzung viel Platz und jede Menge Ablagen aller Art und Größe. Der größte Stauraum befindet sich unter der klappbaren Doppelsitzbank für Beifahrer. In den Ablagen oberhalb der Frontscheibe finden Dokumente ihren Platz. Und große Trinkflaschen passen in die Türen.

Insgesamt zeigt sich der MAN TGE nutzwertig und ist solide verarbeitet. Da klappert und knarzt nichts. Die Ausstattung ist einfach und eher zweckmäßig. Ein Multifunktionslenkrad gibt es nicht. Das simple Kunststofflenkrad liegt aber gut in der Hand, die fein gezeichneten Instrumente sind tadellos ablesbar und die Gänge lassen sich über den kurzen Schalthebel zielsicher, wenn auch etwas hakelig einlegen. Für Heizung, Lüftung und Klima gibt es griffgünstige Drehknöpfe in der Mittelkonsole, die sich ohne Blickkontakt finden und bedienen lassen. Auch alle anderen Schalter und Bedienelemente besitzen eine gute Haptik und sind vom Fahrerplatz aus leicht zu erreichen.

So fährt sich der Abrollkipper

Die elektromechanische Lenkung arbeitet gefühlvoll, direkt und ohne Kraftaufwand. Sie vermittelt einen unmittelbaren Kontakt zur Fahrbahn. Selbst in zügig gefahrenen Kurven verhält sich der MAN entspannt. Der Geradeauslauf ist ebenso tadellos. Insgesamt glänzt der TGE mit einem ausgeglichenen Fahrverhalten. Leer liegt der TGE straff, beladen sehr komfortabel auf der Straße. In beiden Beladungszuständen bleibt die Fuhre unterwegs neutral und erlaubt sich keine Schnitzer. Die Federung spricht sauber an und lässt sich selbst mit Nachdruck nicht aus der Ruhe bringen. Der Wagen bricht nicht aus und schiebt auch nicht über die Vorderräder. Als Hecktriebler weist der MAN mit 3,64 m Radstand einen akzeptablen Wendekreis aus. Selbst in engen Gassen lässt sich der TGE problemlos hineinzirkeln, was vor dem Abrollvorgang ein Vorteil ist.

Motor leistet 130 kW

Der 2,0-l-Turbodiesel stammt von VW und leistet in der stärksten Version fast 180 PS. | Foto: QUATEX
Der 2,0-l-Turbodiesel stammt von VW und leistet in der stärksten Version fast 180 PS. | Foto: QUATEX
Das Herz des TGE schlägt unter der kurzen Fronthaube. Der 2,0-l-TDI-Motor leistet 130 kW (177 PS) und ist damit üppig motorisiert. Der Diesel reagiert spontan aufs Gas und zieht kräftig an. Da bleiben noch Reserven für einen Anhängerbetrieb. Dezent und ohne Murren nimmt der TGE Fahrt auf und beschleunigt angemessen, aber nicht übermäßig spritzig. Akustisch hält sich das Triebwerk mit 68 dB(A) bei Tempo 80 (1.800/min im größten Gang) im Hintergrund. Ohnehin ist das Triebwerk bei 89 km/h mit 2.000/min abgeregelt, so dass das Geräuschniveau kaum noch höher werden kann. Unterstützung erhält der Motor durch das perfekt abgestimmte Sechsgang-Schaltgetriebe. Auf hügeliger Landstraße passt der sechste Gang fast immer, und nur selten muss an Steigungen in Stufe fünf zurückgeschaltet werden. Im Ergebnis ergibt sich eine schaltfaule und entspannte Fahrweise. Etwas ungünstig erweist sich die Pedalerie. Gaspedal, Kupplung und Bremse liegen sehr eng beieinander, was im Alltag mit dicken Sicherheitsschuhen schon mal zum Problem werden kann. Die hydraulische Bremse hingegen kann überzeugen. Nach einer absolvierten Vollbremsung kam der schwer beladene Transporter schnell und zuverlässig zum Stillstand ohne ein Anzeichen von Schleudergefahr.

Gewichtstechnisch ist der MAN TGE 6.180 als Abroller kein Musterknabe, obwohl mit leichtem Palfinger-Hakengerät und kompakten Abrollbehälter alles auf Nutzlast getrimmt ist. Mit rund 2 t geht die Zuladung für den 5,5-Tonner aber in Ordnung. Damit braucht der MAN-Transporter die Tour abseits befestigter Wege nicht scheuen. Für leichte Geländefahrten sind Bodenfreiheiten unter den Achsen von jeweils rund 20 cm völlig ausreichend.

Fazit

Unterm Strich zählt MAN zu den wenigen Transporter-Anbietern, die im 6-t-Segment ein breites Spektrum an Spezialanwendungen wie einen kompakten Hakenabrollkipper im Programm haben. Der erfüllt Lkw-ähnliche Aufgaben – wenn auch mit geringerer Zulademöglichkeit. Dafür punktet der TGE mit Pkw-ähnlichem Komfort und Fahrverhalten. Und im Gegensatz zum VW Crafter bieten die Münchener für die TGE den gleichen Rundumservice wie im schweren Nutzfahrzeugbereich. Reparatur, Wartung und Pannenservice stehen über das dichte MAN-Servicenetz in Deutschland nahezu rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche zur Verfügung.

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Technische Daten

MAN TGE 6.180 Abrollkipper

Motor

Vierzylinder-Turbodiesel, Common-Rail-Direkteinspritzung, Ladeluftkühlung, SCR-Kat, DPF, Abgasstufe Euro 6d

Hubraum

1.968 cm³

Nennleistung

130 kW (177 PS) bei 3.600/min

Max. Drehmoment

410 Nm bei 1.500-2.000/min

Kraft-übertragung

Sechsgang-Schaltgetriebe, Heckantrieb mit Zwillingsbereifung

Fahrwerk

Vorn Einzelradaufhängung an McPherson-Federbeinen, hinten Starrachse mit Drei-Blatt-Parabelfedern

Bremsen

Hydraulische Zweikreisbremse, Scheibenbremsen rundum, ABS, ESP, ASR, elektronisch geregelte Bremskraftverteilung

Reifen

Continental VanContact Winter 205/70 R 17 C

Länge, Breite, Höhe

5.996/2.033/2.380 mm

Radstand

3.640 mm

Wendekreis

14.200 mm

Bodenfreiheit vorn/hinten:

207/197 mm

Leergewicht mit Mulde

3.480 kg

Nutzlast

2.020 kg

Zulässiges Gesamtgewicht

5.500 kg

Aufbau

Palfinger Teleskop-Abrollkipper Typ PH T 05 mit 5,0 t Hubkraft, Hakenhöhe: 900 mm, Transporthöhe: 180 mm, Kippwinkel: 45-50°, hydraulische Behälterverriegelung

Behälter

Decker-Mulde Typ Mini-Bayernbox, Länge/Breite/Höhe: 3.250 x 2.350 x 300 mm, Ladevolumen: 2,0 m3 Boden + Wand aus 2,0 mm Hardox, Tragkraft: 5,0 t, Zwei-Flügel-Pendelklappe

Testwerte

Höchstgeschwindigkeit: 89 km/h, Innengeräusche bei 50/60/80 km/h: 64/67/68 dB(A)

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