Solider Vierachser aus der Türkei
Ford Trucks schickt nach dem Markterfolg des F-Max seinen F-Line für den Bau ins Rennen. Wie sich das Modell als Vierachser mit 450 PS schlägt, zeigt ein robuster Dreiseitenkipper im Straßen- und Geländeeinsatz.

Das Potenzial dazu steckt durchaus in dem Türken-Truck. Das zeigt der Test eines F-Line 4145 D im Großraum München. Hier musste sich der Vierachser mit Trigenius-Dreiseitenkipper samt Bordmatik von Meiller auf Land- und Bundesstraßen sowie Offroad im Ettengruber Kieswerk in Schweitenkirchen beweisen.
32-Tonner mit bulliger Optik
Schon am Treffpunkt auf dem Rasthof Schweitenkirchen empfängt uns der graulackierte Bolide in bulligem Design und liefert insgesamt ein gefälliges Erscheinungsbild. Er strahlt mit seinem wuchtigen Stoßfänger, den kantigen LED-Scheinwerfern und dem großen Kühlergrill bereits im Stand die nötige Robustheit für harte Baueinsätze aus. Dann auf in die Kiesgrube. Hier packt uns der Radladerfahrer mit gekonntem Blick gut 17 t Mutterboden in die Kippmulde. Damit kann der voll ausgeladene 32-Tonner auf Strecke gehen. Sein Leergewicht von 14.340 Kilo liegt durchaus im Rahmen eines soliden Vierachskippers. Andere Kandidaten sind nicht leichter.
Gut ausgestattet fürs Gelände

Dass der Vierachser für unliebsames Gelände gemacht ist, offenbart der Blick unters Fahrerhaus. Stahlbügel unter dem Kühler und Blechplatte unter der Ölwanne schützen in Zusammenspiel mit der ersten Vorderachse zuverlässig vor groben Stein- und Geröllschlägen. Viel besser macht das der Wettbewerb nicht. Auch bei Bodenfreiheit und Rampen- wie Böschungswinkeln lässt sich der F-Line nicht lumpen. Unter den Achsen sind vorn gut 38 cm bis zum Boden Platz. Hinten muss der Fahrer wegen der großen Achsdifferenziale der einfach untersetzten Hypoidachsen und der tief gelagerten Stabilisatoren mit 28 cm Freiraum auskommen, was immer noch einen ganz ordentlichen Wert darstellt. Im Gelände macht der Vierachser damit eine gute Figur, wobei ihn Außenplanetenachsen noch Offroad-tauglicher machen würden.
Novum in der Branche: die CFK-Federung

Sein stabiler Leiterrahmen mit 8 mm Materialstärke steckt durchaus die eine oder andere Radladerschaufel an Ladung mehr weg, ohne in die Knie zu gehen. Dafür sorgen auch die Zweiblattparabelfedern der Vorderachsen und die einlagige carbonfaserverstärkte Kunststofffederung (CFK) am Doppelachsaggregat hinten. Letztere ist ein Novum in der Branche und bei kaum einen anderen Anbieter von Vierachs-Kippern zu finden. Derartige Federsysteme haben ein geringeres Gewicht als Stahlfedern. Hierdurch spart Ford insgesamt rund 140 Kilo ein. Die CFK-Federn haben eine hohe Festigkeit, sind aber energieintensiv und teuer herzustellen. Zudem ist das Material recht spröde und kann unter zu starker Belastung ohne Vorwarnung brechen.
Souveränes Fahrverhalten
Dem Fahrkomfort ist die optionale CFK-Federung jedenfalls zuträglich. Leer wie beladen zeigt der Ford ein ausgesprochen souveränes Fahrverhalten – besonders bei höherem Tempo, in schnell gefahrenen Kurven und auf unebenen Straßen. Kein Springen bei Bodenwellen und Schlaglöchern, kein Klappern oder Dröhnen. Von indifferentem Fahrgefühl wie es bei Vierachsern durchaus vorkommt, ist bei diesem Typen nichts zu spüren. Dazu trägt auch die elektrohydraulische Lenkung (EHPAS) bei. Sie passt den Lenkwiderstand an die Fahrzeuggeschwindigkeit an und arbeitet bei Kriechgeschwindigkeit und niedrigem Tempo leichtgängig, sanft und zielgenau, was das präzise Rangieren erleichtert. Bei höherer Geschwindigkeit steigt der Widerstand der Lenkung und damit auch das sichere Fahrgefühl. Zudem vermittelt die Lenkung einen guten Fahrbahnkontakt. Lenkkorrekturen sind nur in geringem Maße nötig. Trotz des ungewöhnlich großen Abstands der beiden Vorderachsen von über zwei Meter ist der F-Line erstaunlich wendig und lässt sich leicht in enge Baustellen hineinzirkeln.
Solides Fahrerhaus
Das schmale F-Line-Fahrerhaus mit den ausgestellten Kotflügeln ist für den Tageseinsatz eine akzeptable Lösung. Die nur 2,20 m breite Kabine bietet aber längst nicht so viel Platz wie im F-Max. Dafür gestaltet sich dank Haltegriffe der Einstieg in das lange Fahrerhaus mit niedrigem Dach recht mühelos. Die vier rutschsicheren Stufen bis in die 1,54 m hohe Kabine sind schnell erklommen. Noch bequemer ginge es, wenn sich die Türen volle 90° weit öffnen ließen. Doch das ist beim F-Line nicht der Fall. So muss sich die Besatzung über schmale Trittstufen vor den Radkästen eng an der Tür vorbeihangeln.

Hat der Fahrer seinen Grammer-Komfortsitz erreicht, stellt sich schnell Wohlbefinden ein. Das Multifunktionslenkrad und die analogen Instrumente erinnern stark an das breite Fernverkehrsfahrerhaus und hinterlassen einen guten Eindruck. Das lederüberzogene Steuer liegt gut in der Hand und seine klar gekennzeichneten Tastschalter für wichtigste Funktionen werfen keine Fragen auf. Der Verstellbereich der Lenkradsäule ist allerdings deutlich kleiner als im großen Bruder. Dennoch lässt sich auch für hochgewachsene Fahrer zusammen mit der Sitzeinstellung eine angenehme Lenkradposition finden.

Analoges Fahrer-Infodisplay
Der Fahrer blickt auf zwei klassische, gut ablesbare Rundinstrumente für Drehzahl und Geschwindigkeit. Dazwischen befindet sich ein großes Farbdisplay für zahlreiche weiterführende Informationen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Einteilung des Drehzahlmessers in 125-Touren-Schritten. In der Mittelkonsole befinden sich ein 9“-Touchscreen für Multimediaangebote wie Navigation, Radio, Telematik und Mobiltelefon-Einbindung. Darunter beherrschen rustikale Drehregler für Klima und Lüftung sowie funktionelle Tastschalter für Differenzialsperren, Nebenabtrieb, Klimaanlage und dergleichen das Bild.
Insgesamt ist die Ausstattung zweckmäßig gehalten. Die Kunststoffoberflächen der Innenausstattung lassen sich leicht reinigen, was gerade im Baueinsatz wichtig ist. Der eine oder andere wird sich mehr Ablagen im Cockpit wünschen und auch die Sichtverhältnisse rundum könnten besser sein. Die klobigen Spiegel, die dicke A-Säule und die geteilten Seitenscheiben sind nicht gerade der letzte Schrei. Nachteilig auch der gleich an zwei dünnen Streben befestigte Frontspiegel, der weit nach vorn ragt und sich beim Reinigen in Waschhallen nicht einklappen lässt.
Antrieb mit 450 PS

Drehfreudiger Ecotorq-Diesel

Das Ecotorq-Triebwerk hat Ford genau wie das automatisierte Ecotorq-Getriebe mit 16 Gängen selbst entwickelt und baut beides für die schweren Baureihen in der Türkei. Für die Bauvarianten mit entsprechend kurzen Achsübersetzungen nutzt Ford eine Automatikbox mit Overdrive und großer Spreizung (i=14,107 bis 0,823). Eine Zwölfgang-Lösung bieten die Türken nicht an. Im Fahrbetrieb schaltet das Getriebe zwischen den 16 Gängen häufiger als manchmal nötig, findet aber fein sortiert schnell und zielsicher die passenden Anschlüsse, so dass ein zügiges und sicheres Vorankommen gewährleistet ist. Alternativ offeriert Ford für F-Line im Bausegment noch eine 9,0-l-Ecotorq-Maschine mit 243 kW (330 PS) und 1.400 Nm an, das wahlweise mit einer Neungang-Automatik von ZF oder einem Neungang-Schaltgetriebe von Eaton zu den Kunden kommt.

Kombi aus Motorbremse und Retarder
So gut wie beim Vortrieb klappt es auch mit dem Verzögern. Dank wirksamer Motorbremse plus eingebauten Retarder stehen fünf Stufen zum verschleißfreien Bremsen bereit. Allein die Motorbremse liefert mit 320 kW (435 PS) fast so viel Power wie der Dieselmotor für den Antrieb. Nochmals 450 kW steuert der Voith-Retarder bei. Da bekommen die Scheibenbremsen an allen Achsen selbst auf langen Gefällestrecken nur wenig zu tun. Falls nötig packen sie aber bestimmt und kraftvoll zu und sorgen für stabiles und sicheres Verlangsamen.
Im Bau kennen wir uns aus!
Für Sie bauen wir unseren Newsletter mit den relevantesten Neuigkeiten aus der Branche.
Gleich abonnieren!


Assistenzsysteme lassen nichts zu wünschen übrig
Beim Thema Sicherheit muss der F-Line-Fahrer keine Abstriche machen. Alle gängige Sicherheitssysteme gemäß der General Safety Regulation (GSR) sind im F-Line serienmäßig an Bord. Darunter befinden sich ein passiver Fahrspurwächter ohne aktive Lenkeingriffe, Abbiegeassistent, Toter-Winkel-Warner, Abstandsinformationssystem, Notbremsassistent, Reifendrucküberwachung, Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung oder eine Alkohol-Lock-Vorbereitung. Gegen Aufpreis soll es im Technologie-Paket zusätzlich den Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, automatisch abblendende Fernscheinwerfer und ein adaptiver Tempomat samt Stop-&-Go-Funktion geben. Somit steht dem Markterfolg wenig entgegen – sofern der Preis stimmt.

Technische Daten Ford F-Line 4145 D 8x4-Kipper
Kategorie | Bezeichnung | Wert |
Fahrerhaus | Typ | F-Line Sleeper-Cab, niedriges Dach |
Breite / Länge | 2.195/2.243 mm | |
Lagerung | Vierpunkt-Luftfederung | |
Motor | Motorbezeichnung | Ecotorq-Motor |
Bauart | Sechszylinder-Reihendieselmotor, Turbo, Ladeluftkühlung, 4 Ventile/Zyl., Common-Rail (400–1.950 bar) | |
Bohrung/Hub | 130/160 mm | |
Hubraum | 12.740 cm³ | |
Verdichtung | 17 : 1 | |
Nennleistung | 331 kW/450 PS bei 1.800/min | |
Max. Drehmoment | 2.500 Nm bei 1.000–1.200/min | |
Dauerbremse | Motorbremse 320 kW bei 2.400/min, Voith-Retarder 450 kW bei 1.250–2.400/min | |
Motortrockengewicht | 1.164 kg | |
Abgasnorm | Euro VI Step E, SCR, DPF | |
Kraftübertragung | Kupplung | Einscheiben-Trockenkupplung |
Getriebe | Automatisiertes Getriebe Ecotorq 16s 2600 OD, 16 Vorwärtsgänge, 2 Rückwärtsgänge | |
Spreizung | i=14,107–0,823 | |
Achsen | Vorderachsen | Faustachse mit Zweiblatt-Parabelfedern |
Achslast Vorderachse | 2 x 8,0 t | |
Hinterachsen | Hypoidachsen mit CFK-Federung | |
Achslast Hinterachse | 2 x 11,5 t | |
Achsübersetzung | i=4,11 | |
Reifen | Lenkachsen | Prometeon GO2 Pro Multiaxle – 385/65 R 22.5 |
Antriebsachsen | Prometeon GO2 Eco Pro Drive – 315/80 R 22.5 | |
Fahrgestell | Rahmen | Parallel-Leiterrahmen (8 mm) |
Bremsen | Vorn und hinten Scheibenbremsen | |
Dieseltank | 300 l | |
Adblue-Tank | 75 l | |
Maße und Gewichte | Länge/Breite/Höhe | 8.640/2.550/3.880 mm |
Radstand | 4.300 mm | |
Rampenwinkel | 16,7° | |
Böschungswinkel vorn/hinten | 26° / 33° | |
Leergewicht / Nutzlast | 14.340 / 17.660 kg | |
Zulässiges Gesamtgewicht | 32.000 kg | |
Testgewicht | 30.400 kg | |
Aufbau | Hersteller | Meiller |
Art | Dreiseitenkipper Trigenius D421 | |
Länge/Breite/Höhe (Kipper) | 5.600/2.420/1.000 mm | |
Stirnwandhöhe | 1.300 mm | |
Nutzlast (Aufbau) | 21 t | |
Besonderheiten | Bordmatik links, Stahlboden HBW500 (5 mm), Stahlseitenwände HB450 (4 mm), Bodenzurrösen | |
Messwerte | Einstiegsstufenhöhen | 450 / 850 / 1.250 mm |
Höhe Fahrerhausboden | 1.540 mm | |
Höhe Motortunnel | 290 mm | |
Bodenfreiheit vorn / hinten | 382 / 283 mm | |
Lenkraddurchmesser | 450 mm | |
Innengeräusch bei 65/85 km/h | 69 / 70 dB(A) |
Lesen Sie auch:
Neueste Beiträge:
Meistgelesene Artikel
Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?


Bauleistungen


Dienstleistungen


Lieferleistungen
Verwandte Bau-Themen:
Top Bau-Themen:
Jetzt zum Newsletter anmelden:
Lesen Sie Nachrichten zu Bauwirtschaft und Baupolitik aus erster Hand. Plus: Hoch-, Tief- und Straßenbau.