Fahrbericht Maxus T90 EV – erster vollelektrischer Pick-up in Deutschland

Mit bulliger Präsenz und opulentem Chromschmuck tritt der Maxus T90 EV als erster serienmäßiger vollelektrisch angetriebene Pick-up aus Fernost auf die europäische Bühne. Wie schlägt sich der kleine Elektriker mit Ladefläche? Unser Fachmann Randolf Unruh prüfte das Ungetüm bis ins Detail.

Maxus T90 EV - ein elektrischer Pick-Up exklusiv im Fahrtest
Wuchtiger Auftritt: Der Maxus trägt eine mächtige verchromte Nase. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Das ist schon ein mächtiger Zinken, den der stumpfnasige Maxus T90 EV trägt. Bullig, je nach Perspektive Pottwal, mit opulentem Chromschmuck. Der Maxus hat’s nicht mit dem dezenten Auftritt, er trägt den Nerz nach außen. Indes überrascht der Blick unter die mächtige Fronthaube, die bei kleineren Personen in Brusthöhe angesiedelt ist: Von einem Motor ist hier weit und breit sowie auch tief nichts zu sehen. Vielmehr ducken sich hier vorn elektrische Komponenten. Ursprünglich war der Platz in der ersten Reihe ganz offensichtlich für einen großen Diesel vorgesehen. Die E-Maschine aber dockt unmittelbar an der angetriebenen Hinterachse an. Damit dreht der Maxus europäischen Anbietern die kräftig geformte Nase, der erste serienmäßige E-Pick-up kommt aus Fernost.

Zundschüssel oder Knopfdruck?

Schnell geschaltet: Drehregler für die Fahrtrichtung, Tasten für die Fahrmodi. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Schnell geschaltet: Drehregler für die Fahrtrichtung, Tasten für die Fahrmodi. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Handwerksbetriebe schätzen rustikale Pick-ups. Gerne auch als vielseitige Doppelkabine zum wechselseitigen Transport von Menschen und Material oder teurem Werkzeug im Fond, gut gesichert hinter Schloss und Riegel. Mit knapp 5,40 Meter Länge erreicht die Doka von Maxus das klassische Format mittelgroßer Pick-ups. Und ist doch ganz anders. Gestartet wird per Zündschlüssel, obwohl hier nichts mehr zündet. Die Armaturen zeigen mit Tacho und Powermeter als beherrschende Instrumente einen gewohnten Zuschnitt, Anzeigen für den Stromvorrat, für Reichweite und anderes mehr komplettieren das Bild. Mittschiffs thront ein großer Bildschirm, für wesentliche Bedienelemente gibt es klassische Drucktasten und herkömmliche Drehregler – danke.

Wieviel kostet der Maxus T90 EV?

Gut informiert: Die Instrumente informieren ohne Schnickschnack über alle wesentlichen Daten. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Gut informiert: Die Instrumente informieren ohne Schnickschnack über alle wesentlichen Daten. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Der Maxus-Fahrer wählt die Fahrtrichtung bequem über einen Drehregler in der Mittelkonsole. Gleich nebenan gibt’s eine Tastenreihe für allerhand Regelungen der Fahrdynamik. Doch Vorsicht, die Parkstellung fehlt, das übernimmt die herkömmliche Handbremse. Das Ambiente ist durchaus angenehm – reichlich Platz in der ersten und zweiten Reihe, angemessene Materialqualität in guter Verarbeitung. Die Sitze mit schicker roter Absteppung sehen nach feinem Leder aus. Die Fahrernase aber erschnuppert Kunstleder. Einzige Sonderausstattung ist Metalliclack, und auch dies nur in sehr überschaubarer Auswahl. Ansonsten ist mit Klimaanlage, Leichtmetallrädern, elektrisch verstellbaren Sitzen und einer überschaubaren Zahl von Assistenzsystemen alles an Bord, was man so braucht und schätzt. Macht dann an der Kasse netto 54.990 Euro, ein Billigheimer ist der Maxus also nicht.

Welche Nutzlast packt der Maxus?

Gut geschützt: Die Ladefläche ist rundum verkleidet, die Palette passt nur längs hinein. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Gut geschützt: Die Ladefläche ist rundum verkleidet, die Palette passt nur längs hinein. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Die Maximalleistung seiner E-Maschine beläuft sich auf 130 kW, die Dauerleistung auf eher spärliche 65 kW, das Drehmoment auf 310 Nm. Wer will, wählt zwischen drei Fahrmodi. Egal welche Einstellung, stets stiebt der wuchtige Pick-up beim Tritt aufs Fahrpedal vehement davon, während Pick-ups mit Verbrenner meist eher gemächlich Fahrt aufnehmen. Dabei wiegt der wuchtige Maxus mitsamt Fahrer immerhin rund 2,4 Tonnen. Bleibt bis zur zulässigen Gesamtmasse eine Nutzlast von 900 Kilogramm. Vorsicht beim Beladen, die Achslast kennt keine Reserven für ungleichmäßige Beladung. Im Vergleich zu Verbrenner-Kollegen eher mau ist ebenfalls die Anhängelast von gebremst einer Tonne. Auch begrenzt Maxus das zulässige Zuggesamtgewicht auf vier Tonnen. Zugfahrzeug und Anhänger zugleich vollpacken funktioniert also nicht.

Technische Daten

Maxus T90 EV

Grundpreis: 54.990,00 € netto

Anzahl Sitzplätze: 5

Motor, Antrieb, Batterien

Elektromotor, Kraftübertragung über Einganggetriebe auf die angetriebene Hinterachse, Lithium-Eisen-Phosphat- Batterien mit 89 kWh Kapazität

Maximalleistung: 130 kW

Konstantleistung: 65 kW

Max. Drehmoment: 310 Nm

Fahrwerk

Vorderachse: Einzelradaufhängung, McPherson-Federbeine

Hinterachse: Starrachse, Blattfedern Reifen 245/65 R 17

Maße und Gewichte

Länge/Breite/Höhe: 5.365/1.900/1.809 mm

Radstand: 3.300 mm

Wendekreis 12.600 mm

Rampenwinkel (unbeladen): 16°

Kippwinkel (beladen): 43°

Leergewicht: 2.375 kg

Nutzlast: 925 kg

Zul. Gesamtgewicht: 3.300 kg

Zul. Achslast vorn/hinten: 1.200/2.100 kg

Zul. Anhängelast: 1.000 kg

Max. Zuggesamtgewicht: 4.050 kg

Wie groß ist die Ladefläche beim T90 EV?

Auf den Reifen steht 4x4, doch beim Antrieb belässt es der Maxus bei 4x2. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Auf den Reifen steht 4x4, doch beim Antrieb belässt es der Maxus bei 4x2. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Die Daten des Maxus führen zur genaueren Betrachtung seines Hinterteils, bei der Anschaffung eines Pick-ups schließlich mitentenscheidend. Auch das Heck des Pick-ups macht was her, die breite schwarze Kunststofffläche auf der hinteren Bordwand mit dem riesigen geprägten Markennamen ist fein in Rot eingefasst, das hat man heute auch gern bei Nobelfabrikaten. Die Pritsche ist mit Maximalmaßen von 1,49 mal 1,51 Meter annähernd quadratischen. Auf der Ladefläche lauern vier kräftig ausgebildete Zurrösen auf Fracht, eine Europalette aber passt nur längs zwischen die Radkästen. Ein robuster Kunststoffbelag schützt den Boden sowie die Seiten vor Schrammen und Schrunden im rauen gewerblichen Einsatz.

Kein Allrad verfügbar beim Maxus

Robuster Auftritt: fein gestaltetes Heck mit riesigem Markenschriftzug, der Maxus kennt kein Understatement. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Robuster Auftritt: fein gestaltetes Heck mit riesigem Markenschriftzug, der Maxus kennt kein Understatement. | Foto: Randolf Unruh, Maxus
Weiter unten vermeiden stabile Trittleisten Beschädigungen der Flanken, wenn das Areal mal ruppiger ausfallen sollte. Allzu fordernd darf der Untergrund aber nicht ausfallen. Zwar steht auf den Reifen die Bezeichnung „4x4“, aber der Antrieb gibt nur 4x2 her – von wegen Allradantrieb. Gelände ist also nicht. Je nach Einsatz halb so schlimm, er kann ja trotzdem eine Menge. Und wenn das knochentrockene Fahrwerk hält, was es verspricht, dann zählt der Maxus auch abseits gebügelter Straßen zu den unverwüstlichen Gesellen. Der Fahrer jedenfalls fürchtet bei übleren Straßen um Zahngold und Bandscheiben. Trotz rasanter Beschleunigung: Die Höchstgeschwindigkeit des Elektrikers ist auf 120 km/h limitiert. Für den typischen Einsatz eines Pickups muss das kein Nachteil sein und schont vor allem den Stromhaushalt. Die üppige Batteriekapazität von 89 kWh genügt allemal für klassischen Einsätze von Baustelle zu Baustelle plus Umweg zum Materialeinkauf und einen Abstecher zwischendrin in den Betrieb. Dort schlürft der Maxus Strom aus der Wallbox. Und falls ihm zwischendrin der Saft auszugeht, lädt er an der Schnellladesäule mit 80 kW. Sonderlich fix ist das nicht. Genügt aber für ein paar Extra-Kilometer.

So markig der Maxus T90 EV auftritt, so sehr er auch ein bunter Vogel in der inzwischen verödeten Pick-up-Landschaft ist – mit seinen lediglich vier verfügbaren Farben Weiß sowie Grau-, Schwarz- und Blaumetallic ist er eher unauffällig unterwegs. Vielleicht ist‘s also eine gute Idee, dass er seine wuchtige verchromte Nase vorwitzig hochträgt.

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